Erfahrungen eines neuen Wirtschaftsblogs

by Dirk Elsner on 23. Januar 2009

Am 25. Januar findet in Münchner ein Bloggertreffen statt. Gern hätte ich daran teilgenommen, kann dies aber leider nicht einrichten. Versprochen habe ich, meine Erfahrungen als Neublogger in einem Beitrag festzuhalten.

1. Einstieghürden für Neublogger

Klaus Eck schreibt in einem Beitrag zur Übernahme von Basic Thinking: “Schließlich unterschätzen viele Neu-Blogger den Aufwand, den es bedeutet, regelmäßig attraktive Inhalte ins Netz zu stellen.”

Diese Aussage unterstreiche ich doppelt und formatiere sie auch noch mit Überschrift 1. Der Aufwand ist in der Tat sehr hoch. Um überhaupt auf eine akzeptable Leserzahl zu kommen, muss man viel Zeit investieren, sehr viel Zeit. Meine anderen Freizeitaktivitäten sind dabei vollkommen hinten runter gefallen.

Dabei ist die Frage, was eigentlich eine akzeptable Leserzahl ist, gar nicht einfach zu beantworten. Das muss jeder selbst wissen, wenn er mit seinem Blog kein Geld verdienen muss. Ich bin jedenfalls mit der Entwicklung meiner Leserzahlen hochzufrieden. Wahrscheinlich profitiert der Blick Log von der Finanzkrise. Auch wenn es schräg klingen mag, es motiviert, über das Thema zu schreiben.

Frustration müssen Einsteiger aushalten, weil es unheimlich schwer ist und dauert, überhaupt eine minimale Bekanntheit zu erlangen. Dazu reicht es nicht, einfach zu publizieren. Ein Minimum an Marketing ist erforderlich. Darunter verstehe ich die Bekanntmachung über Foren, Social Bookmarks, Trackbacks und Beiträgen in anderen Medien. Das kostet Zeit, wenn es nicht oberflächlich und damit wirkungslos bleiben soll. Pro Beitrag kann man so sicher noch einmal 15 bis 20 Minuten im Schnitt addieren.

Eine hohe Frustrationstoleranz sollte man auch mitbringen, bis die Blogosphäre Notiz nimmt. Nur sehr mühsam gelingt die Verlinkung mit anderen Blogs. Jetzt kann mir jemand sagen, es käme darauf heute nicht mehr an. Dem entgegne ich. Stimmt nicht. Ich bekomme mittlerweile den meisten Traffic von anderen Blogs, allerdings hauptsächlich über Trackbacks.

Vielleicht haben es Wirtschaftsblogger auch besonders schwer, weil die Interessentenschar für Themen aus der Wirtschaftswelt doch begrenzt ist. Aber auch die Wirtschaftsblogger untereinander vernetzen sich kaum, sprich trackbacken sich so gut wir gar nicht. Das ist für mich nicht nachvollziehbar.

Kennzeichnend dafür ist, dass bisher nur einen Blogbeitrag (gem. Rivva nur mein eigener Beitrag) zum Abschied von Zeitenwende erschienen ist, einem der besten Wirtschaftsblogs überhaupt. Während IT-, Medien- und Politikblogs untereinander gut vernetzt sind, spielt der Austausch zwischen den Wirtschaftsblogs überhaupt keine Rolle. Es hat so fast den Anschein, als belauerten sich die Wirtschaftsblogs gegenseitig und neiden den anderen Blogs die Leser. Dabei könnte gerade eine bessere Vernetzung auf Beitragsebene die Wirtschaftsblogs deutlich stärken.

Als Wirtschaftsblogger muss man sich zumindest in Deutschland bisher auch nicht einbilden, von etablierten journalistischen Onlinemedien zitiert zu werden.  Dabei reichen viele Beiträge inhaltlich (nicht in der Ausdruckskunst) an das Niveau der Wirtschaftsteile und übertreffen sie häufig. Immerhin, unmittelbar vor dem Schreiben dieses Absatzes entdeckte ich einen Beitrag von  Thomas Knüwer im Blog des Handelsblatts, der auch auf die Wirtschaftsblogs eingeht. Das ist das erste Mal, dass ich so etwas lese.

Neben den inhaltlichen Problemen, sollte man die technischen Themen nicht unterschätzen. WordPress in 5 Minuten. Da kann ich nur drüber lachen, denn damit ist es längst nicht getan. Die Technik eines Blogbetriebs birgt viele technische Hürden, die ich hier nicht vertiefen will.

2. Was macht den Erfolg eines Blogs aus

Erfolg definiert sich bekanntlich aus der positiven Abweichung von Zielen, die man sich gesetzt hat. Da ich mir zum Start meines Blogs keine Gedanken über die Anzahl der Besucher gemacht habe, kann ich jetzt auch schlecht von Erfolg sprechen. Aber mir gefällt es, wenn die Besucherzahlen monatlich zunehmen. Bei zwischen 400 und 700 Besuchern pro Tag, will ich mich nicht beschweren. Immerhin, wenn das Wachstum so weitergeht, dann könnte ich in 12 Monaten mit dem Blog Geld verdienen. Das ist allerdings nicht meine Zielsetzung.

Unerfreulich finde ich dennoch die Erfolgsmessung.  Hier scheint es so viele Methoden wie Blogs zu geben. Ich habe bisher keine Vorstellung, welches Tool eigentlich die objektivste Messung der Besucherzahl und Pageimpressions liefert. Zu stark differieren die Zahlen zwischen Google Analytics, StattPress, Blogcountern etc. Ich empfehle Personen, die einen Blog nur privat betreiben, sich ein Tool zu suchen und sich ansonsten gelassen zu geben.

Das Wirtschaftsblogs in den Blogcharts das obere Drittel erreichen, scheint auch nahezu ausgeschlossen, zumindest wenn sie privat betrieben werden. Die Blogs verlinken sich untereinander wenig (siehe oben) und werden auch vergleichsweise wenig von anderen Blogs verlinkt. Dabei kommt es allerdings an, was man unter Wirtschaftsthemen versteht. Jedenfalls ist ein Gutscheinblog für mich kein Wirtschaftsblog. Nimmt man Rivva oder die Blogcharts zum Maßstab, dann werden selbst renommierte Wirtschaftsblogs (wie Zeitenwende oder Weisgarnix) in einem vergleichsweisen geringem Umfang verlinkt.

3. Fragmentierung des Blogosphäre

Die Blogs haben sich fragmentiert. Das mögen einige bedauerlich finden (wer eigentlich?), ist aber nicht zu vermeiden. Bei vielleicht 5.000 regelmäßig schreibenden Blogs gibt es nicht mehr die Blogosphäre, wenn es sie überhaupt je gegeben hat. Vielmehr gibt es viele kleine Blogosphärchen, die sich mehr oder weniger stark vernetzen (siehe oben). Es lohnt nicht, daraus ein Thema zu machen. Es ist einfach eine Feststellung. Dennoch, beim Bloggertreffen hätte ich diese Feststellung gern mit anderen Themenbloggern diskutiert.

4. Bloggen macht Spass

Das ist die wesentliche Voraussetzung, um zu starten und durchzuhalten.

f.luebberding Januar 30, 2009 um 21:34 Uhr

Lieber Coien,

heute erst gelesen:

„Bloggen macht Spass

Das ist die wesentliche Voraussetzung, um zu starten und durchzuhalten.“

Das ist so die Frage, ob das immer Spass macht. Aber wir können von Künstlern viel lernen. Die treten, wenn es denn gute Künstler sind, mit dem gleichen Engagement vor zehn Leuten wie vor einem großen Publikum mit 10.000 Zuschauern auf. Ob Künstler oder Blogger – sie haben ein Mitteilungsbedürfnis, woraus sich das auch immer speist. Daraus ergibt sich das Engagement – und nicht aus Rankings. Der Denkfehler bei Zeitenwende: Sie versuchten aus ihrem Engagement ein Geschäftsmodell zu machen. Das funktioniert leider selten.

Ansonsten machst Du einen interessanten Blog, finde ich.

Gruss

f.luebberding

Comments on this entry are closed.

Previous post:

Next post: