Hitliste der besten Prognosen zur Bundestagswahl: Wahlbörsen schlagen Forschungsinstitute

by Dirk Elsner on 29. September 2009

Die Bundestagswahl ist gelaufen. Und auch der Blick Log beendet seine Berichterstattung. Zum Abschluss gibt es die Hitliste der besten Prognosen. Für den Blick Log nicht überraschend führen zwei Wahlbörsen die Hitliste an. Der Sieger heißt ……. Politikmarkt. Dieser von der FAZ veranstaltete und dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität Dortmund konzipierte Vorhersagemarkt weist die geringste Abweichung (berechnet durch die Standardabweichung*) aller Parteienvorhersagen auf das vorläufige amtliche Endergebnis auf.

Überraschend an der Hitliste ist, dass die Wettbörse mit den höchsten Geld-Einsätzen, nämlich Betfair, so schlecht abgeschnitten hat. Nach den Thesen zur Funktionsweise und Qualität von Vorhersagemärkten (siehe dazu ausführlich diesen Beitrag mit weiteren Literaturangaben) sollte die Qualität der Prognose u.a. abhängig sein von der Höhe des monetären Anreizes.

Die folgende Hitliste zeigt an der Spitze zwar ARD und ZDF mit ihren jeweiligen 18 Uhr-Prognosen, diese laufen aber außerhalb der Konkurrenz. Fairerweise muss man dazu sagen, dass die Forschungsinstitute ihre Umfragen zum Teil deutlich vor dem Wahltermin veröffentlicht haben, während die Wahlbörsen selbst noch am Wahltag geöffnet waren. So konnten sie noch ganz kurzfristige Stimmungen berücksichtigen. Dennoch, das Ergebnis bestätigt die Qualität der Vorhersagemärkte und deren Tauglichkeit für Prognosen über unsichere Ereignisse.

Platz Institution Standardabw. Datum
a.K ARD 0,424264 27.9. 18.00 Uhr
a.K ZDF 0,678233 27.9. 18.00 Uhr
1 Politikmarkt 0,709096 27.9.
2 Wahlstreet 0,792431 27.9.
3 Allensbach 0,989949 22.9.
4 Forsa 1,048809 25.9.
5 Emnid 1,555635 18.9.
6 FG Wahlen 1,655295 18.9.
7 Infratest 1,794436 17.9.
8 GMS 1,805547 18.9.
9 Betfair 1,900526 26.9.
10 Wahlfieber 1,980232 27.9.
11 Info 2,204541 23.9.

* Zur Nachprüfung kann die entsprechende Excel-Datei hier geladen werden. Sie enthält die letzten Prognosen und die Abweichungsberechnungen. Die nicht von allen Instituten extra ausgewiesene Piratenpartei habe ich den Sonstigen zugeschlagen. Das Datum gibt den Tag der Prognose an. Ich bin dankbar für Fehlerhinweise, gern auch zur Methodik.

Quellen Vorhersagemärkte: Wahlstreet Wahlfieber, Betfair politikmarkt
Quelle für Ergebnisse 2009: Bundeswahlleiter
Quelle Forschungsinstit.: election.de

Die Standardabweichung ist ein Maß für die Streuung der Werte einer Zufallsvariablen um ihren Mittelwert (Wikipedia).

dels September 29, 2009 um 08:55 Uhr

@Ulf
Nein, das habe ich natürlich nicht. Ich hatte aber bei einem Blick auf Betfair den Eindruck, dass dort wenig Umsätze gemacht werden, was deren schlechtes Abschneiden erklären könnte. Man müsste außerdem die Anreizsysteme bei der Wahlbörsen ergänzen und klar, die Anzahl der Teilnehmer, Umsätze und Befragten bei den Forschungsinstituten herausarbeiten. Für einen Blogbeitrag wird es dann allerdings unübersichtlich und kostet sehr viel mehr Zeit. Ich erwarte aber, dass sich die Forschungsinstitute sehr genau mit den Methoden auseinandersetzen. Ich denke spätestens vor der nächsen Wahl werden wir wieder etwas darüber lesen können.

Ulf Hamster September 29, 2009 um 08:50 Uhr

Interessant, interessant… Hast du mal geguckt wieviele Leute an den Befragungen und Wettspielen mitgemacht haben? (Oder steht das in der Excel Tabelle? … Und ich habe Tomaten auf den Augen)

Zu den Einsätzen: Man nehme an dass ein Agent höhere Geldeinsätze spielt, je „sicherer ihm die Sache“ erscheint (z.B. Selbstvertrauen, bessere/genauere Informationen, etc). Jedoch haben die Agenten unterschiedliche Auffassungen wieviel Geld ein „höherer Spieleinsatz“ sei.

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