Das unglaubliche Vermögen der Mubaraks: Zwischen 40 und 70 Mrd. Dollar?

by Dirk Elsner on 12. Februar 2011

Nach dem Rücktritt des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak wendet sich der Blick auf die Zukunft des Landes aber auch auf das unglaubliche Vermögen des Ex-Präsidenten und seiner Familie. Die Informationen, die dazu zu lesen sind, rauben uns den Atem. 40 Mrd. US$ soll das Vermögen der Familie betragen.

Die Deutsche Welle hat in einem sehr lesenswerten Beitrag Vermutungen über die Vermögensverteilung zusammen getragen. Danach soll Sohn Gamal mit 17 Mrd. US$ der reichste sein. Platz zwei im Familien-Ranking würde laut den Schätzungen Husni Mubarak selbst mit 10 Mrd. US$ einnehmen. Gefolgt von Sohn Alaa mit acht und Ehefrau Susan mit um die vier Milliarden.

Es werden aber auch deutlich höhere Zahlen gehandelt. Der Standard berichtet, das Vermögen der Familie belaufe sich auf 51 Mrd. Euro (ca. 68 Mrd. US$). Das Vermögen ist weltweit verteilt, etwa auf Auslandskonten in der Schweiz (angeblich bei den Großbanken UBS und Credit Suisse) und den USA oder in Immobilien in London, New York oder Los Angeles angelegt.

Ein Teil des Vermögens soll Gamal Mubarak durch Spekulation mit ägyptischen Staatsanleihen gemacht hat. Die Deutsche Welle zitiert dazu den ägyptische Fachmann Ahmed el Naggar vom „Al-Ahram Center for Political and Strategic Studies“ in Kairo:

“Ägypten musste seine Staatsanleihen auf internationalen Finanzmärkten verkaufen, weil die Kreditglaubwürdigkeit Ägyptens und seine Fähigkeit, Schulden abzubezahlen, allgemein angezweifelt wurden. Das war Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre. Die Staatsanleihen wurden damals für 35 Prozent ihres Nennwerts verkauft. Gamal Mubarak hat diese Staatsanleihen gekauft, weil ihm garantiert wurde, dass er vom ägyptischen Staat zu 100 Prozent den Nennwert bekommt – und das natürlich durch den Einfluss seines Vaters Husni Mubarak.“

Weitere Einnahmen sollen aus Waffen- und Immobiliendeals und Privatisierungsprogrammen stammen.

Ob die Zahlen wirklich stimmen, weiß allenfalls der Mubarak-Clan selbst. Alle hier genannten Medien nennen ihrerseits keine verlässliche Quellen für die Zahlen. Es handelt sich also lediglich um Mutmaßungen, vielleicht auf Basis ganz bewusst gestreuter Informationen, um die Stimmung gegen Mubarak anzuheizen. In jedem Fall hätte die Familie die Vermögenswerte nicht erwerben können, wenn Husni Mubarak beim Militär nur eine Unteroffizierskariere durchlaufen hätte.

Unterdessen hat die Jagd auf die Summen längst begonnen. Die Schweiz hat bereits alle mutmaßlichen Vermögen von Mubarak gesperrt. Ob diese und in anderen Ländern erfolgenden Einfrierungen ausreichend sind, um Zugriff auf das Vermögen zu bekommen, darf bezweifelt werden. Die Deutsche Welle schreibt:

“Die Chancen, das gesamte illegal erworbene Vermögen dem ägyptischen Volk zurückzugeben, schätzen Experten allerdings als gering ein. Denn die Herrscherfamilien verfügen in der Regel über einen ganzen Stab an Beratern, die die Herkunft und den Fluss des Geldes geschickt verbergen können. Das Interesse der Bevölkerung daran sei ohnehin derzeit nicht allzu groß, sagt der ägyptische Wirtschaftsexperte Ahmed el Naggar vom Al-Ahram Center for Political and Strategic Studies in Kairo: „Momentan schaut die Bevölkerung nicht auf diese Details. Denn alle wissen um das erschreckende Ausmaß der Korruption im Staat – egal ob es um den korrupten Präsidenten-Clan oder um andere Beamte geht.“

Nicht vergessen werden darf, dass die Familie mindestens drei Wochen Zeit hatte, um wesentliche Teile ihres Vermögens zu sichern. Ich würde mich nicht wundern, wenn in den letzten Wochen weltweit große Finanz-Transaktionen der Mubaraks stattgefunden haben, um Werte an zugriffssichere Finanzplätze und entsprechende Organisationen zu transferieren.

Nachtrag vom 13.2.11

Gerade meine letztgenannte Vermutung hat der britische Telegraph in seiner Sonntagsausgabe bestätigt: Egypt: Hosni Mubarak used last 18 days in power to secure his fortune. Möglicherweise hat Mubarak also nur deswegen so lange auf Zeit gespielt, um seine Vermögenswerte zu sichern. Kein Wunder, dass viele Ägypter richtig wütend werden.

Weitere Berichte zum Vermögen der Mubaraks

ORF: Wie kam Mubarak zu seinen Milliarden?

The Intelligence: Hosni Mubarak ist der reichste Staatschef der Welt

Bild: So gierig ist der Mubarak-Clan

Al Jazeera: How did Egypt become so corrupt? Video dazu

Joss Februar 12, 2011 um 12:10 Uhr

Zu diesem Thema gäbe es vielleicht noch ein paar weitere Themen.
1) Ein ganz grundsätzlicher, kritischer Blick auf die ach so guten und tollen Geschäfte mit Diktatoren und deren Regimes.
Angefangen mit den üblichen Verdächtigen, den Medien und Wirtschaftspolitikern, die solche Geschäfte immer wieder mal unter mit dem
Argument der Arbeitsplatzschaffung fördern. Und ausgehend von den Qualitätsmedien und deren hochwertiger Information sind ja solche
Geschäfte absolut sicher, der Weg zu Reichtum. Hinzu kommen dann noch „Intellektuelle“, die gewissermassen auch, mal boshaft gesehen, wirtschaftliche Gutachten zu solchen Geschäften abgeben. Das heisst sie verurteilen solche Geschäfte der irren Profite wegen. Ergo sind
auch denen zufolge Geschäfte mit solchen Ländern narrensicher.
Dazu gesellt sich dann unter anderem noch die CIA, die Central Intelligence Agency, die unterschiedslos zu den obigen passt.
Nahezu skandalös im Hinblick auf solche Experten ist die bloße Existenz von Exportrisiken und Exportversicherungen.
Grundsätzlich angefangen sieht das in der Praxis dann allerdings doch etwas anders aus.
Ich habe nur mal kurz das Suchwort „Exportrisiken Verischerung“ eingetippt, und voila, da kommen dann auch gleich solche „Skandale“,
die es eigentlich gar nicht geben dürfte, zum Vorschein.
Da gibt es u.a. Firmen die auf solche Risiken spezialisiert sind, wie diese:
http://www.eurorisk.ch/team.php

Hier ein Meldung aus Österreich, auch die haben ihre staatliche Versicherung, die Österreichische Kontrollbank, zum
Exportrisiko Baltikum:
http://www.oekbversicherung.at/de/presse/pressetexte/2009-2008/seiten/baltikum.aspx
und weil gleich so handlich ist, hier eine Liste von News der Österreichen Kontrollbank zu den aktuellen Länderrisiken
wobei auch Ägypten erwähnt wird:
http://www.oekbversicherung.at/de/osn/NewsCenter/Seiten/default.aspx

Tja, und wie nicht andeers zu erwarten, hier ein kritischer Artikel über die CIA, die wieder mal völlig überrascht von den
Ereignissen in einem den USA wichtigen Land ist. Eine Reihe von Artikeln in der Huffington Post, gleich der erst auf dieser Liste
geht ganz konkret darauf ein:
http://www.huffingtonpost.com/searchS/?q=CIA+failure

Unter anderem geht es bei Export- und Länderrisiken um die Frage der Rechtssituation in den einzelnen Ländern. Wie es also konkret
aussieht wenn es in einer Handelssache zu einem Rechtsstreit kommt und der Gerichtsstandort dann eben Ägypten, Nigerien, Sierra Leone,
Iran, Kasachstan, usw., ist. So gesehen sind problematische Länder denn auch etwas mit Vorsicht zu genießen, gnaz abgesehen mal von
dubiosen Geschäftspraktien und Geschäftspartner, die es in solchen Ländern ja auch gibt.
Gar nicht zu reden von jenen Ausfällen, Schadensfällen, die letztlich vom Staat, also vom Steuerzahler, dann übernommen werden müssen.
Etwas, das auch immer wieder mal vorkommt gerade bei politischen Garantien, dh. Garantien, die von Politikern gegeben wurden mit
großartigen Versprechen. Ausfälle, die dann in der Regel unter den Teppich gekehrt werden. Nobody knows anything about it.
(U.a. ist die französische Politik berühmt berüchtigt dafür, daß sie immer wieder so tolle Geschäfte zustande bringen daß der
Steuerzahler die Rechnung für irgendwelche Afrika-deals zu zahlen hat. Das geht bei lange zurück, sowohl bei Sozialisten wie den
Konservativen.)
Es gäbe so gesehen also eine ganze Menge Gründe da mal ordentlich gegen den Strich zu bürsten, beginnend mit der Frage nach dem Wert und
Nutzen der Informationen, der medial praktizierten Ahnungslosigkeit von so vielem.

Die Wahrscheinlichkeit ist zudem sehr hoch da’ein paar weitere Minuten googeln eine ganze Menge zu diesen Aspekten aus Deutschland,
immerhin einer Exportnation, ergeben würden. Da muß es der vielen Exportgeschäfte wegen zudem jede Menge Erfahrungen geben, viele
die mit Exporten zu tun haben eine ganze Menge zu erzählen hätten.

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