Der Prospekt von Facebook zum 5 Mrd. US$-Börsengang ist da

by Dirk Elsner on 1. Februar 2012

Das ist ja selten, dass die Finanz- und die Social Media Welt so gespannt auf eine Unterlage schauen. Aber der zum “Event des Börsenjahres 2012” hochgejazzte Börsengang von Facebook führt diese beiden Welten zusammen und gilt als Großzahltag an den Finanzmärkten. Nun sind die die offiziellen Unterlagen bei der US Securities and Exchange Commission (SEC) eingereicht und stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Unterlagen ermöglichen erstmals einen detaillierten Einblick in das finanzielle Netz des Social Media Riesen. Mit der Veröffentlichung des Prospekt ist übrigens noch nicht die Börseneinführung verbunden. Die Aktien können also noch nicht von Jedermann erworben werden. Fest steht außerdem noch nicht, an welcher Börse Facebook notiert werden soll und ab wann.

Und hier geht es zu der von vielen ersehnten Unterlage

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Ein erster Blick in die Unterlagen offenbart faszinierende Details zur Ertragslage. Facebook ist bereits seit 2009 hoch profitabel

Umsatz 2011 3,7 Mrd. US$ Gewinn 2011: glatt 1 Mrd. US$

    2009   2010   2011  
Consolidated Statements of Income Data:              
Revenue $ 777 $ 1,974 $ 3,711  
Costs and expenses(1):              
Cost of revenue   223   493   860  
Marketing and sales   115   184   427  
Research and development   87   144   388  
General and administrative   90   121   280  
Total costs and expenses   515   942   1,955  
               
Income from operations   262   1,032   1,756  
Other expense, net   8   24   61  
               
Income before provision for income taxes   254   1,008   1,695  
Provision for income taxes   25   402   695  
               
Net income $    229 $ 606 $ 1,000  

Und hier noch einige Bilanzdaten, die ziemlich solide aussehen.

   
  Actual Pro  Forma(1)
  (in millions)
Consolidated Balance Sheet Data: As of December 31, 2011        
Cash, cash equivalents, and marketable securities $ 3,908   $3,908
Working capital   3,705   4,034
Property and equipment, net   1,475   1,475
Total assets   6,331   6,66
Total liabilities   1,432   1,432
Additional paid-in capital   2,684   4,267
Retained earnings   1,606   967
Total stockholders’ equity   4,899   5,228

Facebook gibt die Zahl der “aktiven” Nutzer in der Unterlage mit 845 Mio. an Zynga steuert übrigens 12% zum Umsatz von Facebook bei. Dazu ergänzt der Prospekt:

“This revenue consisted of payments processing fees related to Zynga’s sales of virtual goods and from direct advertising purchased by Zynga. In May 2010, we entered into an addendum to our standard terms and conditions with Zynga pursuant to which it agreed to use Facebook Payments as the primary means of payment within Zynga games played on the Facebook Platform. Under this addendum, we retain a fee of up to 30% of the face value of user purchases in Zynga’s games on the Facebook Platform. This addendum expires in May 2015.”

Über die Bewertung von Facebook wurde schon viel geschrieben. Das Wall Street Journal hat in diesem Artikel einer Grafik der außerbörsliche Kursentwicklung der Aktie nachgezeichnet. Einen weiteren Beitrag dazu gibt es vom Dealbook der New York Times: “Tracking Facebook’s Valuation”). Das US-WSJ fragt: “Facebook IPO: Should You Invest In It?” An meiner Einschätzung des vergangenen Jahres zu der Bewertung von Facebook hat sich übrigens nichts geändert (siehe Goldman Sachs baut mit Facebook an der nächsten Blase: 50 Mrd. US$ als Bewertung nicht gerechtfertigt), es sei denn Facebook hat noch ein besonderes Ass im Ärmel. 

Aber diese im vergangenen Jahr ausgerufene Bewertung ist längst Geschichte. Auf dem außerbörslichen Handelsplatz Sharespost entspricht der aktuell gehandelte Preis einer Bewertung von 89 Mrd. US$. Das ist Wahnsinn. Zum Vergleich: Google hat aktuell einen Marktwert von 188,5 Mrd. US$ bei einem Gewinn in 2011 von 9,7 Mrd. Euro. Und bei Google ist weiterhin Wachstumsfantasie vorhanden. Nimmt man Google als Vergleichsmaßstab, dann dürfte der aktuelle Marktwert von Facebook gerade einmal 20 Mrd. US$ betragen. Aber ich bin sicher, hier wird jeder einen Vergleichsmaßstab finden, der die eigene Bewertung rechtfertigt. Zum Beispiel könnte man jetzt noch argumentieren, dass Facebook viel stärker wachse als Google. Wie auch immer, ich würde vielleicht das 20 – 30 fache des Gewinns zahlen, nie das 100 fache. Und gerade das Jahr 2011 hat gezeigt, dass viele Internet-Börsengänge den Anlegern Verluste brachten.

Der große Gewinner unter den den Börsengang begleitenden Investmentbanken ist Morgan Stanley, wie dem Deal Journal der New York Times zu entnehmen ist.

Morgan Stanley has beat its longtime rival Goldman Sachs for the coveted “lead-left” position for Facebook’s initial public offering, according to people with knowledge of the matter, who spoke on condition of anonymity because the matter was private.”

Die Co-Führung übernimmt JPMorgan Chase und erst danach folgt der Marktführer Goldman Sachs.

Das soziale Netzwerk wollte sich zunächst Informationen bis zu 10 Mrd. US$ frisches Kapital über den Finanzmarkt besorgen. Inzwischen, so berichtet das Wall Street Journal, “sei die Facebook-Führung aber vorsichtiger geworden. Nach den Unterlagen beträgt der IPO 5 Mrd. US$.

Wer außerdem richtig mit dem Börsengang reich werden kann, das sind die bisherigen Aktionäre. Wem Facebook gehört, hat der US-Blog Gizmodo in einer Grafik in diesem Artikel zusammen gestellt.

Die Links hier und viele weitere Informationen sind hier in einem Storify zusammen gestellt.

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Artikel wird noch aktualisiert

Tim Schäfer NYC Februar 3, 2012 um 08:35 Uhr

Bei einer Bewertung mit 100 Milliarden Dollar entspricht das einem Gewinnmultiple (KGV) von 100. Wahnsinn. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist mit ca. 20 absurd.

Alle Kennziffern, die ich so durchrechne, machen keinen Sinn. Facebook als Story ist sicherlich gut. Aber die Bewertung an der Börse scheint mir übertrieben.

In der Umsatzentwicklung sieht man ja schon, dass der Schwung raus ist. Auch lässt sich die Marge nicht stetig so hoch halten. Die Konkurrenz schläft nicht.

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