Erste Crowdfunding Doku weltweit

by Gastbeitrag on 22. Mai 2012

Von Julian Grandke*

Ich kann nur erahnen wie die Stimmung letztes Jahr bei der co:funding gewesen sein mag. Doch an diesem 4. Mai 2012 merkte man, dass sich seitdem etwas verändert haben muss in der Crowdfunding-Szene. Die Subkonferenz der re:publica feierte 2011 ihr Debüt. Seitdem purzelten vor allem auf internationalen Plattformen wie Indiegogo und allen voran Kickstarter die Rekorde. Kickstarter allein hat im Jahr 2011 nach eigenen Angaben knapp 100 Millionen an Fundings zusammengebracht. Dagegen liegen die generierten Fundings bei Startnext, Deutschlands größter Plattform, seit der Gründung 2010 bei etwa 700.000 Euro.

Die Veränderungen in Sachen Crowdfunding spiegeln sich also zum einen in Zahlen wieder. Im Februar etwa, erreichte Casey Hopkins als erster über 1 Million US-Dollar an Fundings mit einem einzigen Projekt. Der Produkt-Entwickler aus Portland stellte ein elegantes und funktionales iPhone-Dock in Aussicht. Die Nachfrage war da. Seit diesem Projekt wurde diese magische Grenze noch ein paar Mal übertroffen. Aktuell steht ein noch laufendes Kickstarter-Projekt bei über 10 Millionen US-Dollar. Für eine Uhr, die sich über Bluetooth mit einem Smartphone verbinden lässt. Das eigentliche Ziel waren 100.000 US-Dollar.

Doch neben den Zahlen werden die Projekte immer vielfältiger. Crowdfunding hilft nicht nur den Produkt-Entwicklern und Künstlern. Es ist auch Teil von sozialen, politischen oder journalistischen Projekten. Darüber hinaus entpuppt sich Crowdfunding als potenzielles Marktforschungstool. Auch die Politik kann da nicht weiter wegsehen. Und den Forderungen nach neuen Spielregeln für Unternehmen, die auch gerne teilhaben würden um an neue "Investoren" zu kommen, wurde in den USA Aufmerksamkeit geschenkt. Schließlich hat Präsident Barack Obama 2008 schon selbst mithilfe von Mikro-Spenden einen entscheidenden Teil seines Wahlkampfs finanziert. Und so unterzeichnete er im April folgerichtig das „Jumpstart Our Business Startups“-Gesetz (kurz: JOBS Act), weitläufig auch als Crowdfunding-Gesetz bekannt.

Um diese Entwicklung und die Zukunftsaussichten von Crowdfunding zu diskutieren, versammelten sich auf der co:funding 2012 eine Menge an Interessierten von Plattform-Betreibern über Künstler und Autoren zu Projekt-Initatoren. Einer von den Letzteren, Filmemacher Timon Birkhofer, hat sich zusammen mit seinem Team hingesetzt und ein Konzept für den Film "CAPITAL C" entwickelt. Er will die "Revolution Crowdfunding", wie er sie selbst nennt, in einer Dokumentation festhalten. In Spielfilmlänge. Ohne Filmstudio. Dafür hat er bereits feste Interview-Zusagen von vielen Beteiligten. Darunter Wikipedia-Gründer Jimmy Wales und Scott Thomas, Design Director der Obama-Kampagne 2008 und selber erfolgreicher Projekt-Initiator. Einige weitere Namen stehen fest. Was fehlt sind noch der ein oder andere Dollar für das Budget (80.000 US-Dollar), welches Timon aktuell auf Kickstarter sammelt. Doch er gibt sich zuversichtlich, dass das bis zum Projektende am 1. Juni 2012 auch noch klappt: "Wir alle können mit Crowdfunding selbst entscheiden, welche Projekte und Produkte realisiert werden. Mit CAPITAL C nehmen wir euch über die gesamte Dauer der Produktion mit, vom ersten Drehtag bis hin zur Premiere. Ab $1 kann jeder mit dabei sein. Und wir hoffen natürlich auch auf weitere Unterstützung hier aus Deutschland."

* Julian Grandke ist Blogger und PR-Berater mit Fokus auf Social Media und Branding. Neben seinem Amerikanistik-Studium an der Uni Konstanz arbeitet er z.Zt. als Blogger Relations Manager beim deutschen Startup pixoona.

Zum Thema siehe auch den Beitrag von Jens-Uwe Sauer auf Seedmatch: ”Capital C”: der erste Dokumentarfilm über Crowdfunding

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