Online-Währung Bitcoin – Oligarchen-Killer und Zyprioten-Knüller

by Gastbeitrag on 27. März 2013

Gastbeitrag von Markus Gärtner*

Die Cyber-Währung Bitcoin erhält dank des Zypern-Desasters starken Auftrieb. Seit dem vorletzten Dienstag legte die virtuelle Währung gegenüber dem US-Dollar satte 33% zu, wie Real Time-GRAFIKEN auf der Webseite Bitcoincharts eindrucksvoll illustrieren (siehe GRAFIK hier). Es sind verängstigte Sparer und Bankkunden in der Eurozone, die Schwung in die Internet-Devise bringen. Sie wollen ihr Geld retten.

Seit vorvergangenem Sonntag klettern Bitcoin-Apps in Spanien auf den Download-Hitlisten steil nach oben. Es sind aber nicht nur Spanier, die jetzt einen Teil ihres Bargeldes vor weiteren Attacken auf ihre Konten in Sicherheit bringen wollen. Auch in Zypern steigt die Nachfrage nach der jungen Währung, die es seit 2009 gibt, rasant an.

Schon seit Wochen erleben die Bitcoins trotz der jüngsten Debakel einen Rebound. Die Programmierer Matt Burkinshaw und Riley Alexander starteten im Februar in den USA die “Pizza for Coins”-Webseite und ermöglichen gegen eine kleine Gebühr und einen Wechselkurs-Abzug die Bestellung von Pizza mit dem künstlichen Geld. Die Bestellungen werden von Bitcoins in Dollar umgewandelt und dann an die Kette Domino´s Pizza weiter gereicht. Die liefert dann aus. Pizza Hut und Papa John stehen ebenfalls startbereit.

Der kanadische Unternehmer Taylor More hat seinen Bungalow in Alberta für 405.000 Dollar zum Verkauf angeboten und ist ausdrücklich bereit, vom Käufer Bitcoins anzunehmen. Er könnte der erste Hausbesitzer auf der Welt werden, der seine Immobilie gegen die Cyber-Währung verkauft.

Bitcoin-Börsen im Internet bieten den Umtausch von traditionellen Papierwährungen in die Bitcoins an. Sie werden als Kette digitaler Zeichen (ähnlich einem Barcode) dargestellt und haben nur einen Wert, wenn ihr Eigentümer eine dazu gehörige kürzere Zahl – bekannt als privater Schlüssel – nutzt, um sie auszugeben.

Der Schlüssel identifiziert die Internet-Adresse, an der das “Geld” aufbewahrt wird und erlaubt es dem neuen Eigentümer, an den bezahlt wird, die Bitcoins abzurufen. Mit einem eigenen Schlüssel sichert der Empfänger seine neuen Bitcoins.

Bisher ist es nicht einfach, an größere Bitcoin-Summen heran zu kommen. Bezahlt wird meist mit kleineren Beträgen. Sie kursieren innerhalb eines Netzwerkes, in dem angeschlossene Mitglieder Dienst-leistungen aller Art mit der Cyber-Währung bezahlen.

Für die Nutzer stellen sie eine einfache und schnelle Transaktionsmöglichgkeit dar. Sie hinterlassen keine so deutlichen Spuren wie herkömmliche Überweisungen.

Das würde sie eigentlich zum idealen Transaktions-Medium für russische Oligarchen und Geldwäscher machen. Doch die bewegen große Summen, mit denen man in Bitcoins noch nicht jonglieren kann.

Die Bitcoins haben mehrere starke Rückschläge erlebt. Starke Kursschwankungen sind nur ein Grund dafür. Erst kürzlich stellte die amerikanische Bitcoin-Börse “TradeHill” ihren Betrieb ein. Dort wurden Bitcoins gekauft, verkauft und umgetauscht. Der CEO, Jered Kenna, gab in einem Blog-Eintrag an, mangelnder Umlauf und zunehmende Regulierung hätten das Geschäft gebremst.

Die US-Behörden wissen offenbar noch nicht so recht, wie sie mit der Währung umgehen sollen. Eine große Rolle spielt das Risiko der Geldwäsche. Und Firmen, die im Internet nicht nachvollziehen können, ob ihre Zahlungseingänge Geldwäsche darstellen, haben wenig Anreiz, die Cyber-Währung zu akzeptieren, denn sie riskieren Klagen.

Im September war mit “Bitfloor” die größte Bitcoin-Wechselbörsen der USA ausgeschieden, nachdem der Gründer bei einem System-Update unverschlüsselte Zahlenschlüssel aufbewahrt hatte und 24.000 Einheiten vom Server gestohlen worden waren. Das war nicht der einzige Vorfall in den vergangenen Monaten.

Im Jahr 2012 wurde “Bitcoinica” in Großbritannien zwei Mal von Hackern angegriffen und von einigen Kunden verklagt. 2012 musste auch Japans Bitcoin-Börse “MtGox” ein paar Tage Pause einlegen, nachdem eines der Konten angegriffen worden war. Der Wechselkurs stürzte ab, aber die Kunden wurden die daraus resultierenden Verluste entschädigt.

Im Dezember erhielt allerdings mit “Bitcoin-Central” eine Börse der Cyber-Währung eine Banklizenz mit eigener SWIFT-Nummer und Einlagensicherung.

* Markus Gärtner ist freier Journalist und lebt und arbeitet in Vancouver. Seinen Beitrag, der ursprünglich hier erschienen ist, übernehme ich als Crossposting mit seiner Zustimmung.

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