Vorsicht bei Zauberkonten!

by Jakob Wega on 21. März 2014

Ganz Deutschland kennt nur noch ein Thema: Uli Hoeneß. Und auch hier auf diesem Blog wurde mal das eine, mal das andere diskutiert. Ein Aspekt ist aber bisher noch kaum beachtet worden:

Uli Hoeneß ist das bisher prominenteste Opfer eines sogenannten Zauberkontos geworden.

Dabei hätte jeder Harry Potter Leser gewarnt sein müssen: Der Name von Hoeneß Bankhaus „Vontobel“ fängt wie „Voldemort“ mit „Vo“ an, genau wie „Vorzeitmonster“ oder „Volkspolizist“. Dies ist ein untrügliches Warnzeichen in magischen Kreisen. Wieder einmal ist ein Manager über seine mangelnden Literaturkenntnisse gestolpert.

Zauberkonten sind spezielle Bankverbindungen, die gerade exklusive Finanzinstitute in der Schweiz, Singapur, Liechtenstein oder den Cayman Islands gerne wohlbetuchten Personen anbieten.

Auf ihnen kann Geld plötzlich auftauchen, sich rasend schnell vermehren, und wieder verschwinden, ganz als wäre es nie da gewesen. Scheinbar beleglos erscheinen auf einmal Millionen von € und verzehnfachen sich mühelos. Manchmal gibt es zwar Belege, die dann aber nur dreifach (3 ist eine magische Zahl) in verschiedenen Farben ausgefertigt werden. Einzahlungen, Abbuchungen, Luftbuchungen, Kursgewinne, Kursverluste, Kursgewinne, dies alles verschmilzt zu einem Gesamtpaket von bunten Papierschnipseln, die man dann in Pappkartons in der Garage lagern kann. Nur Kontoauszüge kann man bei Zauberkonten nicht sehen, nicht mal virtuell…

Und mit dem Kundenberater kann man auch noch Skifahren (oder in den Puff *)) gehen, Brezeln essen und ein Weißbier trinken. Wohlsein!

Doch auf einmal kann sich alles wieder sich in Luft auflösen. Weggezaubert durch die bösen Märkte. „Hin und her macht Taschen leer“, selbst wenn sie übervoll waren.

Deutsche Steuerbehörden verstehen dies nicht. Denn in Deutschland muss man ein Vermögen erst einmal vernichten, damit man es steuermindernd einsetzen kann. Wer noch hat, muss zahlen, egal wie fiktiv alles ist. Wer sich erst reich rechnet und dann alles versenkt, muss doppelt zahlen. Wer sich reich rechnet, dann alles versenkt und seine Steuerbehörden davon nicht informiert, muss dreimal zahlen.

Wegen Geldwäsche oder Bestechung hat man allerdings nichts zu befürchten, da die in diesem Segment ermittelnden Staatsanwälte erhebliche Probleme mit Zahlen haben, die vierstellig oder größer sind. Lediglich bei Summen wie z. B. € 780,- muss man mit mehrjährigen Verfahren und detaillierter Aufklärung rechnen. Immerhin dies hat Uli Hoeneß richtig gemacht: Nur wer mit Kleingeld hantiert, macht sich verdächtig.

Deshalb, liebe Leser, lernt aus dem Beispiel Uli H.: Zunächst an die richtige Reihenfolge denken: Erst das Geld verlieren, dann die Steuerbehörden informieren und Verlustvorträge bilden. Dann kann man mit dem Geld, was man nicht mehr hat, reich werden. Nur so kann man legal Steuern sparen. Und vor allem, fallt nicht auf Zauberkonten mit ihren magischen Geldflüssen herein! Sonst ist hinterher „außer Spesen nichts gewesen“ und in den Knast muss man obendrein.

*) dies ist nicht belegt, vermute ich jetzt aber einfach mal, nach allem, was ich von Private-Bankern und Fußballern weiß

P.S. für Liebhaber: Ein Interview mit Uli Hoeneß von 2012 zum Thema Geldanlage („Stößchen, Herr Hoeneß“):
http://www.handelsblatt.com/video/drateln-zum-diktat/uli-hoeness-im-interview-verdirbt-geld-den-charakter-nein-gar-nicht/7079664.html

Nachtrag nach Veröffentlichung: Leider bin ich erst nach Freischaltung dieses Beitrags dazu gekommen, mir die Webseite des zauberhaften Finanzoptimierers in der Schweiz einmal anzusehen.

Schön finde ich, dass man dort das Thema „Mut“ als Jahresthema 2014 gewählt hat, um eine Imagebroschüre zu gestalten. Ich zitiere wörtlich, weil dies ein wirklich passender Kommentar zu den aktuellen Ereignissen um die Zauberkontenführung ist. Besser hätte ich es auch nicht formulieren können:

„Der Mut hat viele Gesichter und lässt sich nach verschiedenen Ausprägungen differenzieren: physisch, moralisch und psychologisch. Das zeigen auch die unterschiedlichen Beiträge unserer ausgewählten Autoren. Sie verdeutlichen, dass Mut etwas Individuelles ist und daher jeder Mensch für sich selbst entscheiden sollte, wann er wie mutig sein möchte. Beziehungsweise unter welchen Umständen er bereit ist, ein Risiko einzugehen.

Als Bank haben wir uns die Frage gestellt, inwieweit Mut und Investieren zusammenpassen. Denn Mut kann auch schnell zu Übermut werden. Und letzterer hat keinen Platz, wenn es darum geht, für die Vermögen unserer Kunden und Partner Verantwortung zu übernehmen. Dennoch ist Mut eine Eigenschaft, die zu den Vontobel-Werten passt. Denn es braucht Courage, neue Wege zu beschreiten, die auch einmal gegenläufig zum Markt sind. Wege, von denen wir überzeugt sind, dass sie die richtigen sind, um Ihr Vermögen auf lange Sicht zu schützen und zu mehren.“

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