Die Evolution der digitalen Währungen #1

by RalfKeuper on 8. April 2014

Die jüngsten Ereignisse um die digitale Währung Bitcoin werfen die Frage auf, ob digitale Währungen überhaupt noch eine Zukunft haben. Zu offensichtlich sind derzeit die Defizite, nicht nur was Fragen der Sicherheit angeht. Ein "Weiter so" kann jedenfalls nicht die Antwort sein. 

Dennoch wäre es verfrüht und verfehlt, das Ende des Zeitalters der digitalen Währungen zu verkünden, noch ehe es begann. In letzter Zeit mehren sich die Beiträge, die sich, wie ich finde, konstruktiv mit den Zukunftsaussichten der digitalen Währungen beschäftigen, wie Western Union CEO: What digital currencies are missing oder Bitcoin, Meet Darwin: Crypto Currency’s Future.

Gemeinsamer Tenor ist, dass die technologische Entwicklung, wie sie vor allem durch Bitcoin angestossen wurde, zahlreiche Komponenten enthält, auf deren Basis noch einige Innovationen im Bereich Payments/Security entstehen werden bzw. schon entstanden sind. Als Beispiele werden u.a. die Verbreitung sog. Trusted Platform Modules (TPM) und Bitcoin Wallets wie HW1 und Trezor genannt. Diese Hardware wallets könnten, ganz gleich welche Währung darüber abgewickelt wird, auch im Online-Banking eingesetzt werden.

Für Robert S. Shiller können digitale Währungen die Funktion digitaler Wertmesser übernehmen, die Vergleiche zwischen unterschiedlichen Volkswirtschaften, Währungen und Warenkörbe erleichtern bzw. zulassen.

Fraglich ist und bleibt allerdings, ob digitale Währungen dafür geeignet sind, die klassischen Währungen auf Dauer zu ersetzen. In ihrer aktuellen Ausprägung jedenfalls nicht, wie nicht nur Paul Davidson darlegt.

Weiterhin stellt sich die Frage, wie abstrakt Währungen, auch angesichts fortschreitender Digitalisierung, werden können bzw. dürfen. Wieviel Stofflichkeit braucht ein Zahlungsmittel, eine Währung? Ein nicht zu unterschätzender Punkt. Bargeld hat hier einen Vorteil.

Nach dem Rieplschen Gesetz können neue Medien die alten nicht vollständig ersetzen, sondern sie "nur" ergänzen.

Mit einer gewissen Berechtigung kann man den Medientheoretiker Marshall McLuhan als Vordenker der digitalen Währungen bezeichnen. In seinem Hauptwerk Die magischen Kanäle. Understanding Media, schreibt er an einer Stelle:

Die Elektrizität zentralisiert nicht, sie dezentralisiert. Es ist das wie der Unterschied zwischen einem Eisenbahnnetz  und einem elektrischen Gitternetz: Das eine macht Kopfbahnhöfe und große Städtezentren erforderlich. Die elektrische Energie, die dem Bauernhof wie dem Verwaltungsbüros in gleicher Weise zur Verfügung gestellt wird, macht es möglich, dass jeder Ort zum Zentrum wird, und verlangt keine massiven Anhäufungen.

Insofern ist es nur natürlich, dass die größte Bedrohung der Banken derzeit aus dem weiteren Bereich der Medienunternehmen (Google, Amazon, Apple etc.) stammt.


Dieser Beitrag ist ein erlaubter Crosspost von Ralf Keupers Blog Bankstil

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