P2P-Strategie #1: Warum Diversifikation sinnvoll ist

by Gastbeitrag on 11. Juli 2014

Gastbeitrag von Oskar Streiter*

Eine der Grundregel beim Geld verleihen ist es, dass eigene Portfolio ausreichend zu diversifizieren. Je mehr verschiedene Kreditprojekte man in seinem Portfolio hat, desto wahrscheinlicher ist es prognostizierte Renditen zu erreichen. Genauso verhält es sich zum Beispiel bei Experimenten in der Physik. Je öfter man einen Versuch durchführt, desto genauer ist am Ende das Ergebnis.

Die Mindestanzahl an Kreditprojekten die man in seinem Portfolio haben sollte, liegt bei 100 Projekten. Noch besser ist es 200 Kreditprojekte im eigenen Portfolio zu haben. Dies hat auch damit zu tun, dass bei mangelnder Anzahl an Kreditprojekten statistische Ausfallraten unmöglich zu erreichen sind. Wie soll man eine Ausfallrate von 2,5% erreichen, wenn der Ausfall eines einzelnen Kredits bereits einen Verlust von 10% des gesamten Portfolios ausmacht? Eindeutig unmöglich. Kreditausfälle sind im Kreditwesen unvermeidlich. Deshalb gilt wie bei allen Finanzanlagen die Grundregel, dass Risiko auf möglichst mehrere Anlagen zu verteilen. In unserem Fall wären das Kreditprojekte.

Der Effekt der Diversifikation bei Lending Club

Im Gegensatz zu den deutschen Kreditmarktplätzen, veröffentlichen die US-Ableger Lending Club und Prosper regelmäßig ihre Statistiken (würden wir uns auch von den deutschen Kreditmarktplätzen wünschen). Da zu Deutschland keine Daten vorliegen, möchte ich gerne die Lending Club Statistiken heranziehen.

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Die Statistik zeigt an, welchen Effekt die Anzahl der Kreditprojekte im Portfolio auf die erzielte Rendite hat.  Die X-Achse unterteilt sich in 3 Kategorien (v.l.n.r):

  1. Investoren die weniger als 100 Kreditprojekte im Portfolio haben, wovon einzelne Kreditprojekte mehr als 1% des Portfolio-Wertes ausmachen.
  2. Investoren mit mehr als 100 Kreditprojekten im Portfolio, wovon einzelne Kreditprojekte mehr als 1% des Portfolio-Wertes ausmachen.
  3. Investoren mit mehr als 100 Kreditprojekten, wovon keines der Kreditprojekte mehr als 1% des Portfolio Wertes ausmacht.

Auf der Y-Achse ist zu sehen, wie viel Prozent der Investoren jeweils betroffen waren. In der Statistik lässt sich deutlich erkennen, dass Anleger der Gruppe 3 (mehr als 100 Projekte, weniger als 1% pro Projekt) die besten Ergebnisse erzielt haben. Hier erzielten grade einmal weniger als 0,1% der Anleger eine negative Rendite bzw. verloren Geld. Das wäre anders ausgedrückt, nicht einmal jeder 1000. Anleger. Es wird wohl weniger Investments geben, die eine ähnliche Sicherheit bieten (allerdings auch nur bei ausreichender Diversifikation). Auf der anderen Seite wiederum verloren bei den Anlegern, die weniger als 100 Kreditprojekte im Portfolio hatten, rund 16% ein Teil ihres Geldes. Hier sieht man wieder, dass es äußert wichtig ist ausreichend zu diversifizieren, damit P2P-Kredite ein gutes Investment werden – und kein Verlustgeschäft. Nichtsdestotrotz erzielten aber auch in dieser Gruppe immerhin noch 84% der Anleger einen Gewinn.

Allerdings sind auch Portfolios mit 100 Kreditprojekten noch nicht optimal.

Auch hier macht der Verlust eines Kreditprojekts, bei gleichmäßiger Verteilung der Anlagesumme, immer noch 1% des Portfolios aus –  eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 2,5% kann daher mathematisch auch hier  nicht erreicht werden. Fast immer, wenn jemand eine negative Rendite mit P2P-Krediten erzielt hat, lag es an mangelnder Diversifikation. Das schöne an P2P-Krediten ist, dass anders als z.B. bei Aktien, man recht sicher voraussagen kann, wie hoch Ausfallwahrscheinlichkeiten und Renditen sein werden.

Banken und Versicherer verlassen sich seit vielen Jahren auf die Prognosen ihrer Mitarbeiter, was bisher auch sehr gut funktioniert hat. Mit P2P-Krediten haben Anleger die Möglichkeit, an diesem lukrativen und stabilen Geschäft teilzuhaben. Existenziell ist aber hier eine gute Diversifikation, um die Auswirkungen von Ausfällen und statistischen Ausreißern zu minimieren bzw. die prognostizierten Werte zu erreichen. Je häufiger ein Experiment durchgeführt wird, desto genauer das Ergebnis. Da Lending Club, nach dem selben Prinzip wie die deutschen Kreditmarktplätze arbeitet, lassen sich Vermutungen anhand dieser Statistiken, gut auf Deutschland übertragen.

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Bei Prosper gibt es ähnliche Ergebnisse

Diversifikation senkt Volatilität der Ergebnisse

Doch nicht nur sorgt eine gute Diversifikation für ein gutes Ergebnis. Neben dem positiven Effekt auf die Rendite verringert eine starke Diversifikation auch die Volatilität der Ergebnisse. Je mehr Kreditprojekte man in seinem Portfolio hat, desto erreicht man die durchschnittliche Rendite des Kreditmarktplatzes (selbe Funktionsweise wie im Beispiel oben). Dies ist grundsätzlich erst einmal gut, betrifft aber auch diejenigen, die Ergebnisse über dem Durchschnitt erzielt haben. Als Beispiel möchte ich gerne eine weitere Lending Club Statistik heranziehen.

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Die blaue Linie zeigt die durchschnittlich bei Lending Club erzielte Rendite. Die grüne Linie zeigt die Anleger auf dem 90. Perzentil. Dies sind  Anleger, die eine überdurchschnittliche Rendite erzielt haben. Die rote Linie zeigt die Anleger auf dem 10 Perzentil, also die Anleger, die eine unterdurchschnittliche Rendite erzielt haben. Die X-Achse zeigt die Anzahl an Kreditprojekten, die der Anleger im Portfolio hat. Die Y-Achse zeigt die erzielte Rendite. Schaut man sich also die Linien an, so sieht man, dass mit steigender Anzahl an Kreditprojekten auch die Linien näher zueinander rücken. Dies liegt daran, dass Ausreißer mit steigender Diversifikation das Ergebnis immer weniger beeinflussen. Je mehr Kreditprojekte man also in seinem Portfolio hat, desto wahrscheinlicher ist es die durchschnittliche Rendite von Lending Club (bzw. des Kreditmarktplatzes) zu erreichen.

Dies lässt sich auf jeden Kreditmarktplatz übertragen. Die durchschnittliche Rendite bei Lending Club liegt übrigens bei rund 8%. Wie bereits gesagt betrifft diese Dynamik auch positive Ausreißer. Eine sehr gute Diversifikation kann also theoretisch auch die Rendite einiger Anleger mindern. Trotzdessen sollte man ein paar Prozent weniger Gewinn, i.d.R. einem Verlust vorziehen. Auf langfristige Sicht (und damit auch steigender Projektanzahl) haben die positiven Ausreißer das Nachsehen, denn früher oder später verlässt sie das Glück und sie verlieren Geld. Es ist wie mit dem Münzwurf: Bei immer gleicher Wurfart und Bedingungen, erreicht das Kopf/Zahl-Verhältnis irgendwann ein Verhältnis von 50:50. Dies setzt natürlich voraus, dass die Bonitätsbewertungen der Kreditmarktplätze auch der Realität der entsprechen.

Wie man seine Diversifikation optimiert – 3 Tipps

Wer seinem Portfolio noch das fehlende Quäntchen Performance verleihen will, kann es mal mit diesen 3 Tipps zur Diversifikation probieren:

  • Anlagesumme auf verschiedene Bonitätsklassen verteilen
  • Anlagesumme auf verschiedene Altersgruppen verteilen
  • Auf unterschiedlichen Kreditmarktplätzen investieren

Tipp #1: Investieren in Sie unterschiedliche Bonitätsklassen

Wenn Sie in unterschiedliche Bonitätsklassen investieren, können Sie Ihr Portfolio noch weiter diversifizieren. Eigentlich ist es nicht allzu relevant, in welche Arten von Projekten Sie investieren. Es schadet aber nicht, die Anlagesumme auf verschiedene Typen von Kreditnehmer zu verteilen. Eine schlechte Bonität kann auf vergangene Probleme bei Rückzahlungen hinweisen. Grundsätzlich lässt sich sagen, das Portfolios die hauptsächlich Kreditprojekte mit höherem Risiko enthalten, auch höheren Schwankungen ausgesetzt sind (das Endergebnis sollte dass aber nicht wirklich beeinflussen). Anleger die sich bei starken Schwankungen der eigenen Wertanlage unwohl fühlen, sollten eher in Kreditnehmer mit besserer Bonität investieren.

Tipp #2: Investieren Sie in verschiedene Altersgruppen

Ein Großteil der Kreditnehmer kommt aus der Gruppe der 25- bis 59-jährigen. Diese Gruppe befindet sich mitten im Leben. Häufig starten sie grade ins Berufs- oder Familienleben. Oft erwerben sie ein Auto oder Immobilien und sind im Allgemeinen, als wirtschaftlich sehr aktiv einzustufen.  Innerhalb dieser Gruppe weisen die 45- bis 49-jährigen die größte Anzahl an Ratenkrediten auf. Bei den jungen Kreditnehmern, zwischen 25 und 29 Jahren, haben mindestens 18,5% mindestens einen Ratenkredit laufen. Allgemein nimmt man an, dass Menschen mit steigendem Alter auch reifer werden.

Für das Kreditwesen wichtige Eigenschaften wären wahrscheinlich Pünktlichkeit, Pflichtbewusstsein und Disziplin bzw. Kostenkontrolle. Junge Menschen haben i.d.R. neben wenig Geld und auch weniger Kontrolle über ihre Einnahmen und Ausgaben. Diese Aussagen kann der Schufa Kredit-Kompass 2o14 bekräftigen. Laut SKK 2014 sinkt die Ausfallquote bei Ratenkrediten mit zunehmenden Alter. Am meisten Negativmerkmale hat die Gruppe der 25- bis 29-jährigen aufzuweisen. Hier hat die Schufa zu 14,3% der Gruppe ein Negativmerkmal gespeichert. Ein Negativmerkmal wird z.B. im Falle von Zahlungsverzögerung oder Zahlungsausfall gespeichert.

Grafik aus dem Schufa Kredit-Kompass 2014

Grafik aus dem Schufa Kredit-Kompass 2014

Aus diesen Daten lässt sich ableiten, dass ältere Kreditnehmer eine besser Zahlungsmoral haben und an diese Personengruppe vergebene Kredite, weniger wahrscheinlich ausfallen. Wer also nur Kredite an ältere Semester vergibt, kann ggf. die Performance seines Portfolios noch verbessern, da weniger Zahlungsausfälle auftreten (und damit den Durchschnitt schlagen).

Tipp #3 Investieren sie auf mehreren Kreditmarktplätzen

Nicht nur lässt sich die Anlagesumme auf mehrere Kreditprojekte verteilen – wer weiter gehen will, kann seine Anlage gleich auf mehrere Kreditplattformen verteilen.Mittlerweile gibt es in Deutschland mehrere Kreditmarktplätze wie Lendico, Zencap oder Auxmoney. Die decken nicht nur verschiedene Bereiche des Kreditwesens ab (Privat- oder Geschäftskredite), sondern unterscheiden sich auch alle marginal im Scoring-Prozess. Verteilt man seine Anlage auf mehrere Kreditmarktplätze, so verringert man die Chance, dass man Opfer eines ungenauen Scorings wird.

Außerdem bieten die Kreditmarktplätze oft auch unterschiedliche Zinssätze. Investiert man auf mehreren Kreditmarktplätzen und wählt die richtigen Kreditprojekte aus, so kann man dadurch ein überdurchschnittliches Ergebnis erzielen. Des Weiteren hat man wenn man auf mehreren Kreditmarktplätzen anlegt, eine sehr große Auswahl an Kreditprojekten. Das Motto sollte hier lauten, nur das Beste vom Besten zu wählen. Wer Kredite an Privatleute vergeben möchte, der investiert am besten auf Lendico.de oder Auxmoney. Hier werden Privatkredite in Höhe von 1.000€ – 25.000€ vergeben. Die Zinssätze reichen dabei von 2,99& – 15,25%. Wer in den deutschen Mittelstand investieren will, ist am besten bei Zencap oder Finmar aufgehoben. Beide sind deutsche Kreditmarktplätze, die sich auf die Finanzierung des Mittelstands konzentrieren.

Fazit

Diversifikation ist wichtig und sinnvoll, wenn man auf Kreditmarktplätzen gute Renditen erzielen will. Grundsätzlich empfiehlt sich ein Portfolio aus mindestens 100 Kreditprojekten, wobei die Anlagesumme gleichmäßig verteilt sein sollte. Mit zunehmender Diversifikation, sinkt die Volatilität der eigenen Rendite. Je mehr Projekte man im Portfolio hat, desto eher erreicht man die durchschnittliche Rendite eines Kreditmarktplatzes. Eine gute Diversifikation kann ggf.  Ergebnisse, die über dem Durchschnitt liegen, verringern. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, denn langfristig haben Wahrscheinlichkeiten meistens recht. Wie man sieht ist eine gute Diversifikation essenziell, um erfolgreich anzulegen. Ich hoffe der Artikel war hilfreich und wünsche Ihnen viel Erfolg beim Anlegen!


Der Beitrag ist ein Crosspost des neuen Blogs Lending School von Oskar Streiter. Der Beitrag wurde auf Anfrage dem Blick Log zur Verfügung gestellt.

Stefan Rapp (PotzBlitzDonner) Juli 14, 2014 um 12:27 Uhr

Hat man durch den Arbeitsaufwand der Diversifikation nicht auch Kosten, die dann die Rendite schmälern. Sollte man dies nicht in einer sachgerechten Kalkulation berücksichtigen ?

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