Schottland-Referendum: Was bedeutet die Unabhängigkeit für die Forexmärkte?

by Gesponserter Gastbeitrag on 21. August 2014

Am 18. September stimmt Schottland über die Unabhängigkeit vom großen Bruder Großbritannien ab. Wenn es nach Alex Salmond, dem charismatischen First Minister der Scottish National Party (SNP) geht, sollen Westminster und Edinburgh nach 307 Jahren Union nun getrennte Wege gehen. Die Frage, die derzeit auf die etwa 4,4 Millionen Stimmzettel gedruckt wird – „Soll Schottland ein unabhängiger Staat werden?“ – klingt einfach, sorgt jedoch im Uneinigen Königreich seit Generationen immer wieder für Streit. Befürworter beider Szenarien präsentieren sich laut und leidenschaftlich, prominente Schotten und Briten haben sich in die Debatte eingeschaltet und einen Mittelweg gibt es allem Anschein nach nicht.

Ein Blick auf die Umfrageergebnisse der letzten Jahre ergeben jedoch ein anderes, beinahe langweilig-vorhersehbares Bild. Seit Beginn der Kampagne kommen auf zwei Ja-Stimmen etwa drei Neins, doch obwohl der Abstand stetig abnimmt, ist der Anteil der Unentschlossenen ist auch jetzt noch so hoch, dass ein dramatisches Kampagnenfinale den Ausgang theoretisch immer noch entscheiden könnte. 49% der Wahlberechtigten beider Überzeugungen geben als Grund für ihre Entscheidung „die Wirtschaft“ an, doch ob Schottland als unabhängige Nation wirtschaftlich besser oder schlechter dastünde als unter britischer Flagge, hängt von einer Vielzahl Faktoren ab, die noch lange nicht geklärt sind, und zu denen sich die verantwortlichen Politiker hartnäckig bedeckt halten.

Die wichtigste Frage, die Salmond mit beeindruckender Wendigkeit immer wieder umgeht, ist die, welches Zahlungsmittel ein unabhängiges Schottland schließlich verwenden würde. Aus Westminster war bereits mehrfach deutlich zu vernehmen, dass eine Währungsunion mit dem Pfund für die Briten keine Option darstellt. Blieben also der Euro, oder eine separate schottische Nationalwährung, zum Beispiel ein von Sterling abgekoppeltes Schottisches Pfund, kontrolliert von einer schottischen Zentralbank. Doch ganz ab davon, dass der First Minister beide Optionen nach wie vor abwiegelt und anscheinend darauf vertraut, dass Westminster seine Meinung im Ernstfall schon noch ändern wird, präsentieren beide Alternativen potenziell gewaltige Probleme. Zum einen müsste Schottland für eine Euro-Einführung zunächst den EU-Beitritt beantragen – ein langwieriger Prozess mit unklarem Ausgang; zum anderen hat das Image der Gemeinschaftswährung angesichts der zahlreichen Beinahe-Zusammenbrüche der Eurozone der letzten Jahre auch im EU-freundlichen Schottland deutlich an Glanz verloren.

Die Regierung in Westminster gibt sich weiterhin betont gelassen, und hat öffentlich bereits mehrfach verkündet, noch keine Vorbereitungen für den „Scexit“ getroffen zu haben. Auch die Forexmärkte erscheinen nach außen hin unbesorgt: Sterling ist weiterhin dabei, sowohl gegenüber dem Euro als auch dem US Dollar an Wert zuzulegen, und auch die Kursverläufe zeigen bislang noch keine Auffälligkeiten. Dass aber Teile der Finanzwelt dennoch dabei sind, für die Eventualität eines „Ja“-Votums vorzusorgen, zeigt sich auf den Terminmärkten für EUR/GBP, wo die implizite Volatilität für die nächsten zwei Monate darauf hindeutet, dass Marktteilnehmer nun damit beginnen, Absicherungsgeschäfte vorzunehmen. Bei genauerer Betrachtung des Spreads wird darüber hinaus deutlich, dass die Händler bereit sind, höhere Prämien zu zahlen, um sich vor einem dramatischen Wertverlust des Pfunds zu schützen.

Dies ist insbesondere kritisch, da der neueste Kursanstieg des Pfunds hauptsächlich von der Aussicht auf eine baldige Leitzinserhöhung der Bank of England angetrieben wurde, welche angesichts der sich rapide erholenden britischen Wirtschaftsleistung eigentlich nicht mehr in allzu weiter Ferne liegen sollte. Sollte Schottland sich jedoch am 18. September abspalten, ist die Wahrscheinlichkeit einer auf unbestimmte Zeit weiterhin lockeren Geldpolitik durchaus gegeben. Diese Unsicherheit dürfte sich dementsprechend spätestens kurz vor m Stichtag auch am Devisenmarkt bemerkbar machen und Sterling potenziell gewaltige Verluste von bis zu fünf Prozent bescheren.

Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung dar. Der Handel mit Hebelprodukten beinhaltet ein hohes Risiko und Verluste können Ihre Einzahlungen überschreiten. Weitere Informationen finden Sie auf IG.com.

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