Stresstest der EZB vor dem Finale: Auch deutsche Banken im Fokus

by Dirk Elsner on 24. Oktober 2014

Ein spannender Termin steht uns am Wochenende bevor. Am Sonntag, den 26. Oktober veröffentlicht die Europäischen Zentralbank (EZB) um 12:00 Uhr auf einer Pressekonferenz die Ergebnisse ihrer Stresstests für 120 europäische Banken, über die sie dann ab dem 4. November die Aufsicht übernehmen will (Aufstellung der Banken unten).

Ob und welche Banken am Sonntag im Fokus der Veröffentlichung der Stresstestergebnisse steht, wird man sehen. Auch wenn die Banken angeblich erst gestern offiziell von ihrem Glück oder Pech erfahren haben, darf man getrost davon ausgehen, dass die betroffenen Institute schon länger eine Ahnung über ihre Stressverfassung haben und bereits Maßnahmen und entsprechende Kommunikation vorbereiten.

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Dieser Wal lässt sich nicht stressen, die Banken schon

Bestanden hat lt. FAQ der Wirtschaftswoche “eine Bank, wenn sie im Basisszenario eine Kernkapitalquote von mindestens acht Prozent aufweist. Diese Latte muss jeweils am Ende der betrachteten Jahre 2014, 2015 und 2016 gehalten werden. Um das Krisenszenario zu überstehen, darf die Kapitalquote bis Ende 2016 nicht unter die Schwelle von 5,5 Prozent sinken. Schafft eine Bank das nicht, ist sie durchgefallen.”

BaFin-Chefin Elke König gibt sich zwar im Vorfeld gelassen, dennoch wuchern die Spekulation im Vorfeld.

Portugal, Griechenland und Italien im Blickpunkt

In Europa wird wild spekuliert. Laut Wall Street Journal könnte es für Institute aus Portugal, Italien und Griechenland kritisch werden. Darunter sei etwa die Banca Monte dei Paschi di Siena, die erst im Sommer 5 Milliarden Euro neues Kapital aufgenommen hat. “In Griechenland bereitet vor allem die Qualität des Bankenkapitals Sorgen. Auch die Aktien von Piraeus, Eurobank und der National Bank of Greece  gingen in der vergangenen Woche in den Sinkflug.” Laut Handelsblatt sollen mindestens 11 Banken aus sechs Euro-Ländern nicht bestanden. Unter Bezugnahme auf die spanische Nachrichtenagentur EFE sollen angeblich drei griechische, drei italienische, zwei österreichische, eine zyprische, eine portugiesische und womöglich eine belgische Bank den Test nicht erfolgreich absolviert haben.

In Deutschland stehen Landesbanken im Blickpunkt

Meike Schreiber hat in dieser Woche für DIE ZEIT auf einige deutsche Institute geschaut:

“Die Kurse von Unternehmensanleihen deutscher Landesbanken sind für gewöhnlich nur etwas für Liebhaber. Seit Kurzem aber stehen sie stärker im Mittelpunkt, als den Landesbanken lieb sein kann. Das gilt vor allem für die HSH Nordbank, aber auch für die Nord/LB. Deren Anleihekurse gaben in den vergangenen Tagen zeitweise deutlich nach. Ein klares Zeichnen der Nervosität vieler Investoren. Sie fürchten, dass die Institute den Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht bestehen, mit noch unklaren Folgen für die Geldhäuser und den Markt.

Eine Bank im Norden könnte dabei ein besonderes Problem haben. So soll die HSH Nordbank zwar eigentlich genug Eigenkapital haben. Weil aber Teile dieses regulatorischen Eigenkapitals auf Garantien der Bundesländer Hamburg und Schleswig Holstein basieren und die EU das Wiederaufleben von Teilen der Garantie noch nicht genehmigt hat, könnte es eng werden. Maike Schreiber schreibt dazu:

“Ohne Garantieschirm aber wäre das dicke Kapitalpolster der HSH weg, die Bank müsste sich etwas einfallen lassen, die Länder müssten womöglich nachschießen. Bei erneuter Staatshilfe aber könnte zum Beispiel die EU-Wettbewerbsbehörde entscheiden, dass das Geschäftsmodell der Bank nicht trägt und die Abwicklung verlangen. Ein bizarres Dilemma: Dass Europas Behörden aber nicht allzu viel Mitleid mit deutschen Landesbanken haben, zeigt das Beispiel der inzwischen abgewickelten WestLB. “

Das Handelsblatt schreibt dagegen:

“Die HSH … galt aus Sicht von Experten als besonders gefährdet. … Nach den Gesprächen mit den Aufsichtsbehörden deute alles darauf hin, dass die HSH durch den Test gekommen sei, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen zu Reuters. Die Landesbank sei im Stresstest zwar kräftig durchgeschüttelt worden, die harte Kernkapitalquote des Instituts liege aber wohl auch im simulierten Krisenfall über der Mindesthürde der Aufsichtsbehörden von 5,5 Prozent, fügte einer der Insider hinzu.”

Was passiert, wenn eine Bank den Test nicht besteht?

Auch hier hilft ein Blick in die oben bereits verlinkte FAQ der Wirtschaftswoche:

“Banken, die den Test nicht bestehen, müssen der EZB innerhalb von zwei Wochen einen Plan vorlegen, wie sie die Kapitallöcher stopfen wollen. Innerhalb von sechs Monaten müssen sie Kapital aufnehmen, um Lücken aus dem neutralen Szenario zu schließen. Neun Monate Zeit bleibt ihnen, um Löcher aus dem Krisenszenario zu stopfen. Ist eine Bank nicht in der Lage, in dem vorgegebenen Zeitraum den Forderungen der EZB entsprechend ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen, empfehlen die Bankenaufseher die Abwicklung. Über die Abwicklung entscheidet aber nicht die Zentralbank allein, sondern ein politisch besetztes Gremium aus Vertretern von EU-Kommission, nationalen Aufsehern und Beobachtern der EZB.”

Meine Skepsis gegenüber EBA/EZB-Stresstest bleibt

Ich bin generell skeptisch, was diese Stresstests betrifft und habe das zuletzt in “Banken-Stresstest der EZB: Heisenberg oder Walter White?” erläutert. An meiner Position hat sich nichts geändert. Banken, Verbände und Aufseher werden im Vorfeld nicht müde zu versichern, dass man sich diesmal keine Sorgen machen brauche. Man habe aus der Finanzkrise gelernt und seine Hausaufgaben gemacht. Aber allein, dass die Marktwerte vieler großer Banken deutlich unter ihren bilanzierten Buchwerten liegen, zeigt, dass die Finanzmärkte selbst diesen Beteuerungen nicht glauben. Die Kernaussage der Märkte ist: In den Bilanzen verstecken sich weiterhin große Risiken, die die Märkte höher einschätzen als die Banken selbst nach außen zugeben. ´

Markus Frühauf meint in der FAZ, dass die EZB kein Interesse haben könne, alle Schwächen der Banken schonungslos aufzudecken, weil dies das europäische Finanzsystem destabilisieren könnte und dies negative Folgen für die Bilanz der Notenbank hätte. Hinzufügen könnte man außerdem, dass eine durch den Stresstest erfolgte Destabilisierung der Finanzmärkte sicher auch Einfluss auf die Realwirtschaft haben würde.

Spannend finde ich übrigens den Ansatz, den die USA und Großbritannien fahren. Sie wollen laut Handelsblatt gemeinsam “den Kollaps einer internationalen Großbank simulieren” und “prüfen, ob sie rund sechs Jahre nach der Finanzkrise einen möglichen Zusammenbruch eines riesigen Geldinstituts verkraften könnten.”

Ansonsten verweise ich auch hier noch einmal gern auf die Kritik von Nassim Taleb an den US-Stresstests im Jahre 2012, die er auch auf die europäischen Tests ausweitete.

 

Weitere Lesehinweise aus meinem Blog zu Stresstests für Banken:

Übersicht Bankenaufsicht

Laut Börsen-Zeitung wird die Generaldirektion I der EZB die Aufsicht über folgende Banken übernehmen:

  • DekaBank
  • Deutsche Bank,
  • Commerzbank,
  • LBBW,
  • Helaba,
  • DZ Bank,
  • Nord/LB.

Der Generaldirektion II sind folgende Institute zugeordnet

  • Aareal Bank,
  • BayernLB,
  • Deutsche Apotheker- und Ärztebank,
  • Hamburger Sparkasse (Haspa),
  • HSH Nordbank,
  • Hypo Real Estate Holding,
  • Landesbank Berlin,
  • L-Bank,
  • Landwirtschaftliche Rentenbank,
  • Münchener Hypothekenbank,
  • NRW Bank,
  • SEB AG,
  • Volkswagen Financial Services
  • WGZ Bank.
Holladiewaldfee Oktober 25, 2014 um 09:26 Uhr
Stefan Rapp Oktober 24, 2014 um 11:06 Uhr

Wäre vielleicht folgender Ansatz sinnvoll und wurde der schon diskutiert,
nehmen wir mal an, einer Bank droht die Insolvenz, dann veranlasst man eben eine Eingenkapitalumwandlung des geliehenen Kapitals der Bank soweit dies eben notwendig und vertretbar ist.
Beispiel: Eine Bank hat 3% Eigenkapital, sie hat dann 97% geliehenes Kapital. Jetzt muss sie 7% ihres gesamten Kapitals abschreiben, sie ist quasi dann 4% unterfinanziert, die Insolvenz droht. Die Aufsichtsbehörde veranlasst nun das 4% oder mehr der 97% geliehenes Geld gleichmäßig auf alle Kapitalgeber verteilt in Eigenkapital umgewandelt wird, die Gläubiger bekommen dann für dieses umgewandelte Kapital keine Liquidität mehr zurück sondern entsprechend neu emittierte Aktien. Ob das ganze dann überhaupt zum Verlustgeschäft für die Gläubiger wird hängt dann von der weiteren Entwicklung der Bank ab.
Entscheidend ist natürlich wie sich so eine Regelung auf den Gesamtmarkt generell auswirkt, ich vermute aber das dies vor allem auch davon abhängt wie behutsam man so ein System einführt. Würde man in so einem Fall erstmal den Handel mit den Aktien der Bank aussetzen und der Staat würde dann wenn der Handel wieder erlaubt ist erstmal als Käufer auftreten um den Markt zu stabilisieren, würde der Markt sich eventuell an solche „Eigenkapitalinsolvenzen“ gewöhnen und später wäre es vielleicht gar nicht mehr notwendig hier mit Käufen zu intervenieren weil die Reaktionen darauf glimpflicher ablaufen.
Parallel sollte natürlich der Druck auf die Banken weiter aufrecht erhalten werden die Eigenkapitalquote generell zu erhöhen. Vielleicht auch indem die zugrunde gelegte Eigenkapitalquote anhand des Marktwerts der Bank berechnet wird, zumindest solange er unter dem bilanzierten Buchwert liegt.

Dirk Elsner Oktober 24, 2014 um 11:40 Uhr

Im jetzigen Krisenmechanismus der Bankenunion ist u.a. vorgesehen, dass Fremdkapital im bestimmten Umfang in Eigenkapital umgewandelt werden kann (Bail in).
Ich finde solche Regelungen allerdings viel zu kompliziert und halte mehr davon, dass Eigenkapital der Banken deutlich zu erhöhen. Dann kann man sich viele andere Vorschriften sparen.

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