Die Bank ist tot, lang lebe die Bank!

by Gastbeitrag on 18. Dezember 2014

Gastbeitrag von Spiros Margaris

Die Bank der Zukunft wird sich von den heute gängigen Strukturen und Geschäftsmodellen stark unterscheiden müssen, falls sie sich im Wettbewerb erfolgreich behaupten und auf die sich ständig verändernden Kundenbedürfnisse eingehen will.

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Sie wird aus einem Konstrukt von innovativen unabhängigen Fintech-Unternehmen – in der Regel innovativen internetbasierten Finanzdienstleistern – bestehen wie z.B. Wealthfront, moneymeets, Lending Club, Betterment, True Wealth AG, Simple und Ally Bank, um nur einige zu nennen, und, falls erforderlich, auch aus traditionellen Finanzdienstleistern.

Diese neue Bank wird nebst den Fintech-Partnern auch Partnerschaften mit anderen Nicht-Banken wie großen Internet-Firmen, wie z.B. Apple Pay, Amazon, PayPal, Facebook, Alibaba oder Google, eingehen können, um die Servicepalette zukunftsweisend abzurunden.

Die vorgeschlagene Bank mit dem Namen „Best-in-Class Fintech Bank“ wird dann die Fintech-Partner mit Kundengeldern versorgen und Kundenkontakte vermitteln.

Zwar kooperieren schon jetzt einige Banken mit Fintech-Firmen, aber noch nicht in der Konsequenz dieses Vorschlags.

Der große Unterschied zu den existierenden Bank-Geschäftsmodellen besteht darin, dass sie die von ihr angebotenen Leistungen ausführlich aus führenden Fintech-Unternehmen bezieht, also einen „Supermarkt von ausgewählten Fintech-Partnern“ bietet.

Somit wird mit dieser Bank eine offene Fintech-Architektur gelebt. Sie ist im übertragenen Sinne eine konsequente Weiterentwicklung der bekannten offenen Fonds-Architektur, aber mit dem wesentlichen Unterschied, dass hier die besten Finanzdienstleister angeboten werden.

Es können natürlich auch die traditionellen persönlichen Bankberatungen weiterhin angeboten werden.

Für die Kunden liegen die Vorteile dieser Struktur in günstigeren und qualitativ verbesserten Finanzdienstleistungen, höheren Gesamtrenditen, einer größeren Transparenz und damit auch in einem neuen Kundenerlebnis.

Sie profitieren auch von der Selektion der Dienstleister durch die Bank und der Konsolidierung von Dienstleistungen, Vermögen und ad-hoc Vermögensberichten.

Für die Banken bestehen die Vorteile in der Reduzierung der Kosten und den Möglichkeiten, den Kunden unabhängige Best-in-Class Dienstleistungen in Verbindung mit einem kontinuierlich wachsenden und aktuellen Know-how durch die Partner-Dienstleister anzubieten.

Die Attraktivität, das Branding und der Wettbewerbsvorteil der neuen Bank werden auf diese Weise durch die höhere Gesamtrendite, größere Transparenz und das zeitgemäßere Eingehen auf Kundenbedürfnisse gestärkt.

Für die Fintech-Partner bieten sich Vorteile durch den Zugang zu mehr Kunden, der ihnen auch eine schnellere kritische Größe und Expansion erlaubt.

Die Nachteile, sich an einer derartigen Supermarkt-Konstruktion anzuschließen, sollten vernachlässigbar sein, da sie ihre Kernkompetenzen unverändert beibehalten. Ein Verkauf an Dritte ist damit nicht ausgeschlossen.

Internetplattformen benützen in diesem Sinne auch Google, Bing oder Yahoo! Search als Suchmaschinen, und diese sind doch unabhängig und erfolgreich geblieben.

Die bedeutsamen Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen werden, sind die der organisatorischen Einbindung der Dienstleister in das operative Geschäft sowie die vertraglichen Bindungen und Verantwortlichkeiten. Hierzu zählen beispielsweise die wirtschaftliche Kontrolle, die Gebührengestaltung und Gestaltung der Schnittstellen zwischen Kunden und Bank einerseits und Dienstleister andererseits.

Die Banken sind gut beraten, das Geschäftsmodell der Best-in-Class Fintech Bank so schnell wie möglich zu evaluieren.

Falls Zweifel im Management einer Bank an der schnellen Adaption dieses neuen Geschäftsmodells bestehen, sollte es sich vor Augen halten, dass die Newcomer im Markt nicht adaptieren, sondern nur umsetzen müssen und dies noch ohne die strukturellen Hürden alter Machtstrukturen. Dieser große Umsetzungsvorteil erlaubt der jungen Konkurrenz, schneller Opportunitäten wahrzunehmen und somit für sich auszunützen.

Die hier vorgeschlagene Bankstruktur bietet allen Beteiligten eine Win-Win-Situation und vor allem ein Geschäftsmodell, dass sich schnell an Kundenbedürfnisse und nicht zuletzt an die Zukunft anpassen kann.

Der König ist tot, lang lebe der König!

„Es ist nicht die stärkste Spezies die überlebt, auch nicht die intelligenteste, es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.“

Charles Darwin


* Spiros Margaris ist Gründer und Geschäftsführer der Beratungsboutique MARGARIS ADVISORY. Er besitzt einen MBA von der Toronto University & EMBA der Universität St. Gallen (HSG) sowie über 20 Jahre internationale Berufserfahrung im Investment Management für institutionelle Kunden, Family Offices und HNWIs. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge zu innovativen Lösungen und Strategien. www.MargarisAdvisory.com

Der Beitrag ist zunächst auf der Webseite von Spiros Margaris erschienen. Der Crosspost hier erfolgt mit seiner Zustimmung

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