Diskussionsbeiträge Bankmanagement: Next Generation Finance Revolution oder Evolution des Bankgeschäfts?

by Dirk Elsner on 19. Dezember 2014

Am Mittwoch erhielt ich eine sehr motivierende Mail von Professor Dr. Andreas Mitschele von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart. Er schrieb, dass er u.a. inspiriert von meinem (und sicher auch anderen) Blog den Studierenden seines Studiengangs BWL-Bank Seminararbeitsthemen im erweiterten Bereich „Digital Finance“ vergeben hatte und dabei einige gute Beiträge hervorgegangen sind. Diese elf Beiträge hat er in einem Band seiner neuen Schriftenreihe zusammengefasst und sind gerade erschienen.

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Die digitale Version des (kompletten) Herausgeberbands ist verfügbar unter: www.dhbw-stuttgart.de/reihe-bwl-bank bzw. als direkter Download unter http://www.dhbw-stuttgart.de/fileadmin/dateien/Bank/Online-Version_Diskussionsbeitr%C3%A4ge.pdf.

Ich habe mir das Werk bereits heruntergeladen und bin tief beeindruckt vom Umfang und der Tiefe. Die Arbeit ist eine Riesenfundgrube für alle, die sich für den digitalen Wandel in der Finanzwelt interessieren und mehr wissen wollen.

Es freut mich übrigens außerordentlich, wenn Professoren und Studenten sich auch durch die Veröffentlichung auf Fachblogs anregen lassen, Themen tiefer durch die universitäre Brille zu betrachten. Gerade beim digitalen Wandel der Finanzwelt gibt es hier noch erheblichen Bedarf nach Einordnung.

 

ÜBERBLICK DER BEITRÄGE

Von Professor Dr. Andreas Mitschele

Der erste Teil „Next Payment“ des vorliegenden Bandes beschäftigt sich mit dem stark umkämpften Geschäftsfeld Zahlungsverkehr, das viele Marktteilnehmer als Schlüsselverbindung zum Kunden sehen. Im ersten Beitrag wird zunächst ein Überblick innovativer Entwicklungen im klassischen kartengestützten Zahlungsverkehr gegeben. Neue Technologien, wie NFC (Near Field Communication) halten auch hier unaufhaltsam Einzug. Wenngleich sich bis dato noch kein Verfahren durchsetzen konnte, so zeichnet sich dennoch ab, dass Bargeld weiter anBedeutung verlieren wird.

Mobile und internetbasierte Zahlungsverfahren stehen im Fokus des zweiten Beitrags. Insbesondere hier sind auch viele neue Player aktiv, wie z. B.seit kurzem Apple mit dem mobilen Dienst Apple Pay oder Paym in Großbritannien. Bei Internetzahlungen hat PayPal in den letzten Jahren eine marktführende Stellung erreicht. Für Banken besteht hier grundsätzlich die Möglichkeit, eigene Lösungen zu entwickeln oder mit innovativen FinTechs zu kooperieren. In diesem Bereich besteht Handlungsbedarf für Banken, um ihre gute Ausgangsposition im Zahlungsverkehr langfristig zu sichern.

Ein wahrer Hype ist in den letzten Jahren um die virtuelle Währung Bitcoin entstanden. Der dritte Beitrag untersucht daher die Implikationen virtueller Währungen auf den klassischen Zahlungsverkehr. Obwohl die Insolvenz der bedeutenden Bitcoin-Handelsplattform Mt Gox im Jahr 2013 die Marktteilnehmer stark verunsichert hat und die Relevanz der Währung bis dato als gering eingestuft werden kann, hält sich ihr Wechselkurs in jüngerer Vergangenheit relativ stabil. Hierzu trägt auch bei, dass immer mehr prominente Anbieter Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptieren und beispielsweise bereits Bitcoin-Geldautomaten aufgestellt wurden.

Die Internet-Community (Crowd) drängt mit großer Macht in Finanzthemen. Im zweiten Teil werden daher innovative Finanzierungs- und Investment-Plattformen analysiert. Crowd Funding hat sich dabei in kurzer Zeit, beispielsweise in den USA, als eine Alternative zum klassischen Bankkredit etabliert. Auch in Deutschland nimmt die Nachfrage nach dieser Finanzierungsform mit hohen Wachstumsraten zu, wenngleich der Marktanteil noch gering ist. Bei Finanzinvestments verschaffen innovative Anbieter versierten Kunden Zugriff auf professionelle Anlageinstrumente. Beispielsweise ermöglicht Wikifolio prinzipiell jedem Marktteilnehmer, einen eigenen aktiv gesteuerten Fonds aufzusetzen, der über die Börse erworben werden kann. Dem dynamischen Wachstum in beiden Bereichen stehen allerdings auch wichtige regulatorische Fragen entgegen, die sich teilweise noch in Klärung befinden.

Die digitale Revolution prägt in erheblichem Maße auch die Bankkunden. Daher wird im nächsten Abschnitt zunächst der „Kunde 3.0“ untersucht,der eine besondere Herausforderung für den bisher etablierten Bankvertrieb darstellt. Die Kunden von morgen wachsen mit Smartphone und Internet auf (Digital Natives). Insofern müssen Banken Ihre Vertriebskanäle anpassen, um diese überhaupt noch zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund wird im darauffolgenden Beitrag intensiv die zukünftige Bedeutung der Filiale diskutiert, deren Besuchsfrequenz beständig abnimmt. Aufgrund der erheblichen Filialkosten müssen Banken daher die Ausdehnung ihres Filialnetzes regelmäßig kritisch prüfen und Kunden durch echten Mehrwert und gezielte Anreize zum Filialbesuch motivieren. Der persönliche Kontakt bei Finanzgeschäften ist und bleibt jedoch ein zentraler Aspekt bei Finanzgeschäften.

Die vielseitigen Informations- und Vergleichsangebote durch Internet und Apps stehen im Blickpunkt des nächsten Beitrags. Dabei wird ersichtlich, dass die Angebote oftmals nicht ausreichend objektiv ausgerichtet bzw. von bestimmten Anbietern abhängig sind. Dennoch wird der Wettbewerbsdruck weiter erhöht, da Kunden auf einfache Weise Online-Vergleichsangebote in großem Umfang einholen können. Die zunehmend verbreitete Bewertung von Finanzdienstleistern und Finanzberatern auf Portalen bringt neben Chancen auch erhebliche Reputationsrisiken mit sich.

Im letzten Teil werden ausgewählte bestehende und neue Anbieter betrachtet. Der erste Beitrag widmet sich den „alternativen“ Banken, die sich durch die Kriterien sozial, ökologisch und ethisch differenzieren lassen. Der Marktanteil dieser Banken ist weiterhin als geringeinzustufen. Gleichwohl ist bemerkenswert, dass sich die Geschäftsmodelle bisheriger Nischenanbieter zum Teil durchaus gravierend auf die Geschäftsmodelleder Branche ausgewirkt haben. Besonders hervorzuheben sind hier ethische und ökologische Prinzipien, die von den etablierten Anbietern inzwischen in ihr Angebotsspektrum integriert wurden.

In den letzten Jahren haben immer wieder Industrieunternehmen, wie beispielsweise Fiat, EADS oder die Firma Trumpf aus Stuttgart, eine eigene Banklizenz beantragt. Die Motivation der Unternehmen ist teils unterschiedlich, sie wollen sich aber in der Regel ein weiteres Standbein neben den Hausbanken sichern. Aus dem entsprechenden Beitrag wird ersichtlich, dass den klassischen Banken auch in diesem Bereich eine Konkurrenz erwächst – wenn auch mit teilweise sehr eingeschränktem Geschäftsfokus.

Kaum ein Thema lässt eine Branche stärker erbeben als die Diskussion um mögliche Markteintritte der großen Player im Internet- und Technologiebereich. Als Suchmaschine hat Google eine marktbeherrschende Stellung und kann so neue eigene Geschäftsfelder unmittelbar in den Fokus der Internetnutzer stellen. Auch Apple und Facebook haben riesige Kundenstämme und könn(t)en so in kurzer Zeit neue (Finanz-)Dienstleistungen am Markt etablieren. Der abschließende Beitrag fasst den aktuellen Stand der Entwicklungen zusammen.

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