WEB/MOBILE PAYMENT SOLUTIONS – BEDROHUNG ODER CHANCE FÜR BANKEN? (Teil 2)

by Gastbeitrag on 27. Januar 2015

Gastbeitrag von Stephan Hess und Hendrik Kuhr *

Fortsetzung von Teil 1

Vergleich von Internetzahlungssystemen und aktuelle Entwicklungen

Die stetige Verbreitung und die damit steigende Zugänglichkeit neuer Informations- und Kommuni­kationstechnologien, mit besonderem Fokus auf das Internet, ist eine der entscheidenden Determi­nanten in Bezug auf die starke Veränderung innerhalb der aktuellen Geschäftswelt. Hierbei lässt sich explizit die gegenwärtige Entwicklung des Einkaufsverhaltens von Kunden, insbesondere durch einen evidenten Transfer von der Ausübung einer Erwerbsleistung innerhalb von physischen Ein­kaufseinrichtungen hin zu dem Erwerb über den Internetauftritt eines 0nlineanbieters, eruieren. Dieser Trend wird speziell durch wettbewerbspolitische Faktoren wie die internationale und zeitlich uneingeschränkte Präsenz von Onlineshops, übersichtliche und akkumulierte Produktauswahl sowie Individualität und Bedienkomfort für die Kunden begründet.

Für Unternehmen bieten diese Digitalisierung des Angebots und die Verlagerung des Verkaufsprozesses besondere Anreize, wie zum Beispiel die Senkung der Prozess- und Personalkosten. Die Steigerung der Onlineshop-Aktivität und die beschriebene Entwicklung des Kaufverhaltens der Kun­den unterstreicht die Bedeutung der verbundenen Zahlungsmethoden und begründet somit die hohe Aktualität des Themas Web Payment. Der aktuelle Trend beim Interneteinkauf und bei der Zahlungsabwicklung über das Internet führt zudem zu einer permanenten Veränderung der Anfor­derungen an Online-Zahlungssysteme und zu der stetigen Notwendigkeit von Anpassungen an diverse Bedürfnisse der beteiligten Personen. Die essentiellen Faktoren diesbezüglich sind in erster Linie alternierende Anforderungen an die Sicherheit, Schnelligkeit und Flexibilität des Zahlungsver­kehrs.

Dieses Kapitel der vorliegenden Arbeit befasst sich daher mit dieser aktuellen und relevanten The­matik und stellt im ersten Schritt die fundamentalen Aspekte des Web Payment und die verschiede­nen Ansprüche und Anforderungen der beteiligten Parteien an die Methoden dar. Anschließend werden die Verfahren kategorisiert und die wichtigsten Einzelsysteme charakterisiert und beschrie­ben. Am Ende dieses Abschnitts stehen die Analyse der aktuellen Trends innerhalb des Online- Zahlungsverkehrs und die Identifikation möglicher Implikationen für Banken.

Anforderungen an Online-Zahlungssysteme

Die sukzessiv ansteigende Verbreitung und die zunehmende Nachfrage nach internetbasierten Zah­lungssystemen intensiviert in der Praxis auch die Dichte an analogen Anbietern von Bezahlverfahren, wodurch im Endeffekt eine Eskalation des Wettbewerbs unter den einzelnen Anbietern und Methoden forciert wird. Damit die Online-Zahlungssysteme am Markt bestehen und ihre Wettbe­werbsfähigkeit bewahren können, müssen diese nicht nur den Ansprüchen der Kunden, sondern auch den Anforderungen der Händler gerecht werden. Die folgende Abbildung visualisiert die un­terschiedlichen beziehungsweise kongruenten Ansprüche von Kunden und Händlern an internetbasierte Zahlungssysteme:

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Kundensicht

Im Vordergrund steht aus Kundensicht das Bedürfnis nach technischer Sicherheit, denn durch die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs und die geringe Möglichkeit der Einflussnahme entsteht auch eine gewisse Unsicherheit, gegen welche sich die Kunden absichern wollen. Bei Bestellungen über das Internet bricht daher fast jeder dritte Online-Käufer seinen Bestellvorgang wegen Sicherheitsbe­denken oder aus Angst vor Missbrauch der eingegebenen persönlichen Daten vorzeitig ab. Dem­nach ist es außerordentlich wichtig, dass die verwendeten Zahlungsmethoden über ausreichende Sicherheitsstandards und über einen hohen Grad an Zuverlässigkeit verfügen.

Weitere wesentliche Faktoren sind die einfache Anwendbarkeit des Zahlungssystems, die Umset­zungsschnelligkeit und universelle Nutzbarkeit. Begründet wird die Notwendigkeit dieser Aspekte dadurch, dass sich ein zu umständlicher Bezahlvorgang oder zu hohe technische Grundvorausset­zungen negativ auf die Akzeptanz des gesamten Zahlungssystems auswirken. Diese aufgeführten Anforderungen gelten sowohl für die Kunden als auch für die Händler. Wohingegen das Bedürfnis nach Anonymität und die Möglichkeit zum Widerruf besonders aus Sicht der Kunden entscheidende Anforderungen an die Zahlungsmethoden sind.

Händlersicht

Die Betreiber von Onlineshops beziehungsweise die Unternehmer mit internetbasierter Vertriebs­strategie sowie Nutzer und Kunden dieser Zahlungswege stellen zu einem gewissen Maß kongruente Anforderungen an Zahlungssysteme. Durch diese Bedarfsbefriedigung ihres Klientel und den dem­entsprechend hohen Bedarfsdeckungsgrad können die Anbieter langfristig am Markt bestehen. Infolgedessen ergeben sich auch für den Händler essentielle Anforderungen wie einfache Handha­bung und Registrierung, sowie hohe Sicherheit und Verbreitung der Methodik. Im Vordergrund steht für den Anbieter jedoch die Zahlungssicherheit/-garantie, da der Händler durch die internetba­sierte Abwicklung die physische Kontrollmöglichkeit des Zahlungsvorgangs verliert. Aus diesem Grund ist es für das Unternehmen von sehr hoher Relevanz wie schnell der komplette Zahlungspro­zess abgewickelt wird. Eine unmittelbare und verbindliche Zahlungsbestätigung und eine möglichst schnelle Gutschrift der Beträge auf dem Konto des Händlers sind für diesen von enormer Bedeu­tung. Einen signifikanten Vorteil gegenüber traditionellen Zahlungsvarianten bieten hierbei die Online-Bezahlsysteme, bei denen die Zahlungsbestätigung des Kunden und der Zahlungseingang beim Händler relativ zeitnah beieinander liegen. Um die Gewinnmargen im Onlinehandel zu erhal­ten, ist es für die Anbieter des Weiteren von großer Bedeutung, dass die Kosten der verwendeten Bezahlsysteme möglichst niedrig sind. Die vorherrschenden Online-Zahlungsverkehrssysteme unter­scheiden sich vor allem in der Berechnung der direkten Kosten. Indirekte Kosten variieren nicht in dem Maße, da bei der onlinebasierten Zahlungsabwicklung ein hoher Grad an Automatisierung exis- tiert.

Kategorisierung von Internetzahlungssystemen

Die unterschiedlichen Zahlungssysteme lassen sich im internationalen Vergleich durch differenzierte Parameter klassifizieren. Faktoren zur Kategorisierung sind zum Beispiel: Transaktionshöhe, Zeit­punkt des Geldübergangs für den Konsumenten, Anonymität, Mobilität, Teilbarkeit der Werteinhei­ten sowie regionale und internationale Akzeptanz. Eine übersichtliche und klare Klassifizierungs­möglichkeit bietet die Einordnung von Zahlungsmethoden nach dem Zeitpunkt, zu welchem das Kundenkonto mit dem Zahlungsbetrag belastet wird. Die nachfolgende Grafik veranschaulicht diese Kategorisierung und gibt einen Überblick über Beispielsysteme.

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Pre-Paid-Verfahren

Zu den Pre-Paid oder auch Pay-before-Verfahren lassen sich alle Online-Zahlungssysteme zuordnen, bei denen ein potentieller Kunde dazu veranlasst wird, ein bestimmtes Zahlungsmedium im Vorfeld seiner Zahlung mit Bar- oder Buchgeld aufzuladen. Händler erhalten durch die Aufladung des Zahl­ungsmediums mit einem definierten Betrag, welcher die Rechnungssumme übersteigt oder diese zumindest deckt, eine gewisse Zahlungsgarantie. Durch diese Garantiestellung und Deckung einer der fundamentalen Händleransprüche wird dieses Verfahren von vielen Onlineshop-Betreibern als bevorzugte Methode im internetbasierten Zahlungsverkehr gesehen. In der wissenschaftlichen Literatur erfolgt eine Einteilung des Pre-Paid-Verfahrens in zwei differenzierte Unterkategorien, in das hardwarebasierte und in das softwarebasierte Verfahren.

Die hardwarebasierte Methode setzt voraus, dass das Zahlungssystem physische Komponenten wie z.B. eine Plastikkarte beinhaltet, die als Speichermedium für die Transaktionen dient. Zum Einsatz als Online-Zahlungsmittel muss der auf der Plastikkarte enthaltene Chip im Vorfeld mit Guthaben aufgeladen werden. Als Praxisbeispiel für das hardwarebasierte Verfahren dient insbesondere die Pre-Paid-Karte von dem österreichischen Anbieter @Quick, bei der die Aufladung über ein Bankterminal funktioniert, aber auch ein Kartenlesegerät zum onlinebasierten Zahlungsverkehr benötigt wird. Mittels PIN steht dann ein Pre-Paid-Guthaben in Höhe von maximal 400 Euro dem Zahlungs­verkehr zur Verfügung.

Das softwarebasierte Verfahren ist die zweite Variante der Pre-Paid-Methode zum internetbasierten Zahlungsverkehr und basiert auf der Verwendung von Scratch-Karten, bei denen der gesamte Zah­lungsverkehrsprozess online abläuft. Die Bezahlung erfolgt über die Eingabe eines Transaktions­codes, welcher entweder bei physischen Scratch-Karten, wie zum Beispiel bei der Paysafecard, frei­gerubbelt werden muss oder bei dem Händler online entgeltlich erworben werden kann. Auch hier existiert für den Verkäufer eine gewisse Zahlungsgarantie, durch die das Risiko reduziert wird. Auf der anderen Seite ist die Verrechnung von Beträgen mit zur Verfügung stehenden Guthaben auch ein Aspekt für die Übersichtlichkeit und den Schutz vor Überziehung für den Kunden.

Pay-Now-Verfahren

Beim elektronischen Zahlungsverkehr, basierend auf dem Pay-Now-Verfahren, wird das Konto des Kunden sofort bei Bestellung der Ware oder einer Dienstleistung im Internet belastet. Zu den Pay- Now-Methoden gehören nicht nur die onlinebasierten Ausprägungen der konventionellen Bezahlver­fahren wie Online-Überweisung, Debitkarten, elektronische Lastschrift oder Nachnahme, sondern auch innovative Zahlungsverkehrssysteme wie das Bezahlen per Email und Mobile Payment. Für den Zahlungsverkehr per Email muss sich ein Kunde bei einem Anbieter, wie zum Beispiel PayPal, mit seiner Emailadresse registrieren und ein herkömmliches Zahlungsmittel, beispielsweise seine

Kreditkarte, hinterlegen. Damit der Nutzer dieses Zahlungsverkehrsdienstes auch Geld versenden kann, muss zuerst ein gewisser Betrag auf sein Benutzerkonto transferiert werden. Anschließend können auch Person-to-Person-Transaktionen zwischen Privatpersonen getätigt werden. Die Gut­schrift beziehungsweise die Belastung der Kunden erfolgt bei diesem Verfahren sofort nachdem sich die jeweilige Partei mit Ihrer hinterlegten Emailadresse authentifiziert hat.

Pay-Later-Verfahren

Das Pay-Later-Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass das Konto eines Kunden erst einige Zeit nach dem eigentlichen zugrundeliegenden Grundgeschäft belastet wird. Dadurch ist auch eine Ak­kumulation von verschiedenen Einzelbeträgen möglich, welche dann zusammen abgebucht wer- den. Die repräsentativen Applikationen dieses Verfahrens sind vor allem die Bezahlung unter Be­rücksichtigung von Kreditkarten und die Überweisung nach erfolgter Lieferung. Darüber hinaus existieren auch Systeme des Mobile Payments und diverse Billing-Verfahren, die sich zu den Pay- Later-Verfahren einordnen lassen. Damit ein Kunde über das Billing-Verfahren aktiv am Zahlungs­verkehr teilnehmen kann, muss er sich bei einem Billing-Anbieter registrieren. Der Benutzer bezahlt anschließend im Onlineshop über den jeweiligen Billing-Anbieter, welcher die verschieden Transak­tionsbeträge über einen bestimmten Zeitraum sammelt und dem Kunden nach einer Frist in Rech­nung stellt.

Darstellung innovativer Einzelsysteme

In der Praxis existieren diverse Systeme und Applikationen von onlinebasierten Bezahlverfahren, welche unterschiedliche Methoden zur gezielten Deckung der Bedürfnisse von Kunden und Händ­lern implementieren. Kunden sehen sich bei der Auswahl des geeigneten Zahlungsmediums mit einer Vielzahl von differenzierten Ansätzen konfrontiert, die jedoch von Onlinehändler zu Online- händler variieren. Auf der anderen Seite ist es für die Onlineshops wichtig, dass sie auch die Verfah­ren anbieten, die von der Mehrheit der Kunden nachgefragt werden und auch den aktuellen Ent­wicklungstendenzen, den fundamentalen Sicherheitsstandards und den Aspekten der Wirtschaft­lichkeit entsprechen. Im Folgenden werden einige ausgewählte onlinebasierte Zahlungsdienstleis­tungssysteme im Einzelnen vorgestellt. Diese Methoden lassen sich nach der zuvor beschriebenen Kategorisierung klassifizieren und entsprechen des Weiteren auch den analysierten maßgeblichen Anforderungen.

PayPal

Das offizielle Bezahlsystem für das Online-Auktionshaus eBay und ein weitverbreitetes Verfahren in vielen weiteren Onlineshops ist PayPal. Damit Händler diese Methode des onlinebasierten Zah­lungsverkehrs auf ihrer Website anbieten können, richten sie ein Händlerkonto auf der PayPal- Homepage ein und fügen die persönlichen Daten ihrem Onlineshop hinzu. Das Händlerkonto ist im Unterhalt kostenfrei. Lediglich für die Transaktionen werden Kosten in Höhe von 0,35 EUR plus ei­nen zahlungsabhängigen Prozentsatz zwischen 1,9 und 5,2 Prozent fällig. Für Interneteinkäufer ist ebenfalls ein kostenfreies Benutzerkonto mit hinterlegter Bankverbindung oder Kreditkartennum­mer obligatorisch, um anschließend auf Onlineshops mittels PayPal bezahlen oder Beträge an ande­re Nutzer verschicken zu können. Bei dem Interneteinkauf wählt der Kunde das PayPal-Symbol aus und identifiziert sich mit seiner Emailadresse und einem Passwort. Die Belastung erfolgt sofort, so- dass PayPal dem Pay-Now-Verfahren zuzuordnen ist. Vorteilhaft für den Endverbraucher ist, dass für ihn keinerlei Kosten entstehen und er zusätzlich durch den Käuferschutz gegen das Lieferrisiko des Händlers abgesichert ist.

Click&Buy

Das Zahlungsverkehrssystem Click&Buy ist eine digitale Handelsplattform für Händler und Kunden, die auf der Aggregation von kleinen Einzelbeträgen basiert. Nachdem sich der Kunde mit seinen persönlichen Informationen, einer Emailadresse und einem Zahlungsmittel, bei Click&Buy erfolg­reich registriert hat, kann der Nutzer bei allen Anbietern, welche Click&Buy als Zahlungsmittel ak­zeptieren, bezahlen. Durch das Aggregationsprinzip, das einzelne Kaufvorgänge kumuliert und monatlich dem Kunden belastet beziehungsweise dem Händler gutschreibt, können auch sehr klei­ne Tranchen wirtschaftlich abgerechnet werden. Durch diese Abrechnungsmöglichkeit ist dieses Bezahlverfahren der Pay-Later-Kategorie zuzuordnen. Ähnlich wie bei dem PayPal-Verfahren be­steht auch bei Click&Buy die Möglichkeit, fehlerhafte Lieferungen oder nicht erbrachte Leistungen über den TÜV-zertifizierten Käuferschutz abzudecken. Click&Buy bietet des Weiteren auch Mobile Payment Apps an. Jedoch besteht bei diesen Systemen, wie auch bei dem Web Payment, erhöhte Phishing-Gefahr, da Click&Buy keine zusätzlichen Sicherheitsschlüssel anbietet. Für die Kunden entstehen bei Click&Buy keinerlei Kosten, während für die Anbieter Kosten entstehen, die vom je­weiligen Transaktionsvolumen abhängen.

Giropay

Die Bezahlvariante der Giropay GmbH ist ein Bezahlsystem für Kunden der Sparkassen, Volksban­ken, der Postbank und anderen Kreditinstituten. Nach Auswahl des Giropay-Verfahrens auf der Internetseite eines Händlers werden die Kunden durch Eingabe ihrer Bankleitzahl auf die Website ihrer jeweiligen Bank weitergeleitet. Auf dieser melden sie sich mit den Online-Banking­Zugangsdaten an und füllen ein vorgefertigtes, größtenteils unveränderbares Überweisungsformular zur Transaktion aus. Dabei zahlen die Kunden keinen Beitrag. Die Händler müssen hingegen ma­ximal 0,95% vom Umsatz, mindestens 0,33 EUR pro Transaktion, zahlen. Giropay ist sehr sicher, da es auf dem Online Banking der Banken basiert.

Sofortüberweisung.de

Ein internetbasiertes Bezahlsystem, das dem Verfahren von Giropay ähnelt, ist die Methode zum bargeldlosen Zahlungsverkehr von Sofortüberweisung der Sofort AG. Hierbei initiiert der Kunde die Zahlung seiner Ware ebenfalls, indem er sich mit seinen Online-Banking-Zugangsdaten autorisiert. Bei diesem Verfahren muss der Kunde jedoch kein separates Konto anlegen und wird auch nicht auf die jeweilige Bankwebsite weitergeleitet. Der Nutzer gibt auf der jeweiligen Internetseite eines Shops seine Bankleitzahl, den eigenen Namen und die Kontonummer ein. Anschließend wird der Überweisungsauftrag ausgelöst und an die entsprechende Bank transferiert, indem der Kunde seine PIN und eine TAN eingibt. Obwohl Sofortüberweisung TÜV geprüft ist, wird insbesondere die Ein­gabe von sensiblen Bankdaten auf einer bankfremden Internetseite von vielen Datenschützern be- mängelt.

Paysafecard

Die Paysafecard ist eine bankrechtlich genehmigte Pre-Paid-Karte, die zum internetbasierten Zah­lungsverkehr eingesetzt werden kann. Erhältlich ist die Paysafecard in unterschiedlichen Katego­rien bei verschiedenen Verkaufsstellen, wie z.B. Tankstellen, oder auch direkt auf www.paysafecard.com. Nachdem der Code, welcher sich auf der Rückseite der Karte befindet, bei dem Bezahlvorgang auf der Internetseite eines Onlinehändlers eingeben wurde, verringert sich das Guthaben auf der Karte um den zu zahlenden Betrag. Durch die Zahlung im Vorfeld der Lieferung, wird diese Bezahlvariante eindeutig dem Pre-Paid-Verfahren zugeordnet. Für den Kunden entstehen keine weiteren Transaktionskosten. Der jeweilige Händler trägt die Kosten von einem Disagio, wel­ches abhängig von den jeweilig angebotenen Waren oder Dienstleistungen ist. Des Weiteren ist kein Konto bei Paysafecard nötig, da die Zahlungen auch über die Kartennummer verfolgt werden können. Um höhere Beträge mit diesem Verfahren bezahlen zu können, ist die Kombination von unterschiedlichen Karten und verschiedenen Guthaben möglich.

Zusammenfassung der Vor- und Nachteile

Die vorgestellten internetbasierten Zahlungsverkehrsverfahren sind ausgewählte Repräsentanten für diese Form des Zahlungsverkehrs. Parallel zu dieser analysierten Peer Group existieren weitere Me­thoden, Applikationen und Verfahren, welche den vorgestellten Beispielen jedoch in der Art und Methodik ähneln. Aus diesem Grund sind die gewählten Beispielsysteme repräsentativ für die aktu­elle Angebotsvielfalt von onlinebasierten Bezahlverfahren, sodass sich die im Folgenden analysier­ten Vor- und Nachteile auch auf vergleichbare Systeme implizieren lassen. Die nachstehende Über­sicht veranschaulicht die einzelnen Aspekte dieser Beispielverfahren.

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Aktuelle Entwicklungen im Bereich Web Payment

Durch die gesteigerte Verbreitung von internetbasierten Bezahlverfahren und dem damit korrelie­renden Bedeutungszuwachs dieser Systeme, existieren in der Praxis viele Studien, die sich mit den aktuellen Entwicklungstendenzen und Trends innerhalb der Web Payment Thematik beschäftigen. Einige Berichte sind explizit fokussiert auf eine Seite der beteiligten Parteien, also Kunde oder Händ­ler, und analysieren die aktuelle Situation diesbezüglich. Im folgenden Abschnitt werden die wich­tigsten Forschungsergebnisse sowohl für Händler als auch für Kunden vorgestellt.

Kundensicht

Einen ersten signifikanten Anhaltspunkt für die Entwicklungstendenzen von verschiedenen Zah­lungsverkehrsverfahren bietet eine aktuelle Studie des E-Commerce-Center (ECC) am IFH Köln in Zusammenarbeit mit der SCHUFA Holding AG. Die folgende Grafik veranschaulicht die Kenntnisse und Nutzung von Zahlungsverfahren aus Konsumentensicht in Deutschland.

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Die Umfrageergebnisse zeigen, dass vor allem die konventionellen Verfahren wie das Bezahlen auf Rechnung und Lastschrift am weitesten verbreitet und bekannt sind. Jedoch auch neue, innovative Systeme, insbesondere PayPal und Sofortüberweisung, zu den Methoden mit einer hohen Verbrei­tung zählen. Ferner sind diese Verfahren ähnlich bekannt wie weitere herkömmliche Bezahlverfah­ren, wie beispielsweise die Zahlung per Kreditkarte oder Nachnahme. Dies zeigen die niedrigen Quo­ten, bei der Angabe „Kenne ich gar nicht" in der Umfrage. Konträr ist das Ergebnis bei anderen rela­tiv neuen Verfahren (Amazon Payments, Click&Buy, Giropay und Prepaid-Karten). Der vergleichswei­se hohe Anteil derer, die die Verfahren überhaupt nicht kennen, impliziert gleichzeitig eine niedrige Anwendungsrate. Des Weiteren ist bei diesen Methoden auffällig, dass sich einerseits relativ viele Befragte den Gebrauch vorstellen könnten, anderseits ähnlich viele den Gebrauch nicht in Erwägung ziehen wollen. Aus dieser Umfrage ist jedoch nicht evident ersichtlich, wie sich die bereits etablierten Systeme, speziell PayPal, zukünftig entwickeln werden.

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Ein fundamentaler Bestandteil von aktuellen Umfragen ist die Bewertung von Zahlungsverkehrsver­fahren aus Konsumentensicht anhand von subjektiven Kriterien, woraus sich interpoliert die wich­tigsten Anforderungen internetbasierter Bezahlsysteme ergeben. Abbildung 10 verdeutlicht diese Ergebnisse. Aus dieser Umfrage geht hervor, dass gerade der Sicherheitsaspekt und die Convenience die bedeutenden Faktoren bei Zahlungsverkehrsverfahren sind. Da die offerierten Methoden jedoch eine unterschiedlich starke Ausprägung dieser Aspekte aufweisen und auch selbst differen­zierte Kerngebiete haben, werden gerade die Bezahlmethoden in Zukunft stärker nachgefragt, wel­che die wichtigen Eigenschaften am besten umsetzen und verkörpern.

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Abbildung 11 verdeutlicht, dass besonders die innovativen Systeme von eBay (PayPal) und von Amazon, (Amazon Payments) neben der herkömmlichen Zahlung per Kreditkarte, Rechnung und Lastschrift, zukünftig stärker nachgefragt werden.

Händlersicht

Wie schon in vorherigen Kapiteln aufgezeigt, ist es für Händler wichtig, dass sie mit den angebote­nen Zahlungsverkehrsverfahren auch die Kundenbedürfnisse decken. Aktuelle Studien zeigen weite­re wichtige Aspekte und Anforderungen der Händler (Abbildung 12).

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Im Endeffekt sind für Händler bei der Auswahl und dem Angebot von Zahlungsverkehrsverfahren besonders die Akzeptanz, Verbreitung, der Schutz vor Zahlungsausfällen und die Kosten relevant. Die tatsächliche Umsetzung variiert jedoch von Anbieter zu Anbieter. Eine weitere aktuelle Umfrage spiegelt die Verteilung von Bezahlverfahren und somit auch die substanzielle Marktstellung dieser Methoden wider (Abbildung 13). Demnach setzten viele Anbieter auf die Vorkasse, obwohl dies bei Kunden nicht mehr das meist nachgefragte Verfahren ist. Die Vorauskasse bietet aber für Anbieter die höchste Sicherheit.

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Fortsetzung folgt


* Dieser Text ist 2014 im Rahmen eines Seminars von Professor Dr. Andreas Mitschele im Studiengang BWL-Bank an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart entstanden. Dieser Beitrag ist zusammen mit 10 weiteren Beiträgen in einen Band zusammengefasst und im Eigenverlag unter dem Titel „Next Generation Finance – Revolution oder Evolution des Bankgeschäfts?“ erschienen. Die Wiedergabe hier im Blick Log erfolgt mit Zustimmung von Professor Mitschele.

Diese Arbeit enthält umfangreiche Fußnoten und ein ausführliches Literaturverzeichnis. Zur besseren Lesbarkeit im Blog habe ich bei der Editierung für die Blogdarstellung auf die Fußnoten verzichtet. Bei Recherchen und Zitaten bitte immer die Originalarbeit heranziehen, die hier als Komplettband als PDF-Datei heruntergeladen werden kann. Darstellungs- und Formatierungsprobleme mit Abbildungen und Texten gehen allein zu Lasten des Blick Log.

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