Deutsche Bank: Gutes Quartalsergebnis darf nicht den Blick auf die Baustellen des Instituts verstellen

by Karl-Heinz Goedeckemeyer on 29. Januar 2015

Das Ergebnis der der Deutschen Bank zum vierten Quartal ist besser ausgefallen als von Analysten erwartet. Gute Fortschritte sind dem Institut beim Kapitalaufbau und dem Verschuldungsgrad gelungen. Während sich die Kapitalquote (CET1) zum Quartalsende unter voller Anwendung der Basel 3 Regelungen gegenüber dem Vorjahr um 20 bp auf 11,7% verbesserte, stieg das Leverage Ratio (LR) von 3,2% auf 3,5%. Im Vergleich zum US-Konkurrenten J.P. Morgan schneidet die Deutsche Bank zwar bei der Kapitalquote besser ab – die US-Bank kam zuletzt auf eine CET1-Quote von 10,1% – bei der aussagefähigeren und nicht manipulierbaren LR jedoch kam JPM auf der Holding-Ebene auf 5,6% und damit über den von den US-Aufsichtsbehörden geforderten 5%.

Auch Goldman Sachs erreichte im Q4 erstmals eine Supplementary Leverage Ratio von 5%. Fortschritte sind der Deutschen Bank auch beim Abbau der Risk Weighted Assets (RWA) gelungen, die gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 401,5 Mrd. auf 394 Mrd. Euro gesunken sind. Ausblickend ist davon auszugehen, dass das Institut vor dem Hintergrund der weiter steigenden regulatorischen Anforderungen ihre Kapitalbasis wird weiter stärken müssen, nicht zuletzt deshalb, weil das Institut zu den global systemrelevanten Instituten zählt (s. TLAC-Puffer). Deutlich verbessern muss das Institut vor allem die Profitabilität. Zwar konnte der Vorsteuergewinn im vierten Quartal auf 300 Mio. Euro (Q4 2013: -1,8 Mrd. Euro) und im Gesamtjahr 2014 auf 3,2 Mrd. Euro gesteigert werden (2013: 1,4 Mrd. Euro).

Unterm Strich blieb dennoch eine Eigenkapitalquote (RoE) von lediglich 2,7% übrig – und damit weit entfernt von der anvisierten Rendite von 12%. Im Vergleich dazu generierten US-Peers wie J.P. Morgan und Goldman Sachs im abgelaufenen Jahr RoE`s von 10,0 % bzw. 11,2%. Selbst die höheren Renditezahlen der US-Wettbewerber verdeutlichen, dass die Banken von den Renditekennziffern vor der Finanzkrise noch weit entfernt sind und angesichts steigender Eigenkapitalanforderungen wohl so schnell nicht mehr erreicht werden. Zu bemängeln ist ferner die unzulängliche Kosteneffizienz der Bank. Zum Ende des vierten Quartals belief sich die Cost-Income-Ratio bei 92% (auf bereinigter Basis bei 77%).

Festzuhalten ist, dass das besser als erwartete Q4-Ergebnis (wiederum) zum großen Teil der Investmentbanking-Disvision (CB&S) zu verdanken ist. Mit 516 Mio. Euro lag der Vorsteuergewinn nicht nur deutlich über dem Vor-, sondern auch über dem Vorjahresquartal bei 374 Mio. bzw. 132 Mio. Euro. Positiv dazu beigetragen haben das Anleihe- und Aktiengeschäft sowie die erhöhten Erträge im Bereich Advisory. Während die Erträge im Teil-Segment Sales & Trading Debt auf Vorjahreshöhe lagen (und damit deutlich besser als einzelne der US-Peers), konnten die Einnahmen im Aktiengeschäft im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert werden. Diese Zahlen belegen, dass die Bank von dem Teilrückzug aus dem FICC-Segment einzelner Wettbewerber wie UBS und Barclays profitiert haben. Im abgelaufenen Jahr konnte die Bank neben Morgan Stanley den größten Anstieg bei den Investmentbanking-Fees (unter die Top 10-Banken) verbuchen und dadurch den sechsten Platz im globalen Investmentbanking untermauern (Quelle: Thomsen Reuters). Einhergehend mit den US-Investmentbanken konnte die Deutsche Bank auch im M&A-Geschäft (188 Mio. vs 140 Mio. Euro) gegenüber dem Vorjahr deutlich zulegen, während die Erträge im Emissionsgeschäft ungefähr auf Vorjahresniveau lagen.

Gut abgeschnitten hat auch die Deutsche Asset & Wealth Management-Division. Mit einem Vorsteuerergebnis von 365 Mio. Euro konnten nicht nur die Zahlen aus dem Vorjahresquartal deutlich übertroffen werden. Auch im Jahresvergleich legte das Segment im Vergleich von 782 Mio. auf 1,03 Mrd. Euro spürbar zu. Dazu beigetragen habe vor allem das Geschäft mit alternativen Anlagen, hieß es. Der Geldzufluss betrug im Q4 10 Mrd. und im Gesamtjahr 40 Mrd. Euro. Aus welchen Regionen die Neugelder zuflossen, war der Präsentation nicht zu entnehmen. Die Nachsteuerrendite belief sich im Q4 auf 14,8%. Deutlich schlechter lief es hingegen im Privatkundengeschäft wo der Vorsteuergewinn im Q4 auf 55 Mio. Euro, nach 218 Mio. Euro im Vorjahr, zusammengeschmolzen ist. Hierfür sollen in erster Linie die Kreditbearbeitungsgebühren im Umfang von 330 Mio. Euro verantwortlich gewesen sein, die aus dem Urteil des Bundesgerichtshofs in Deutschland Ende Oktober 2014 resultierten. Trotz der gebildeten Risikovorsorge scheint das Management die Höhe der zurückgeforderten Zahlungen unterschätzt zu haben. Die Nachsteuerrendite in Höhe von 1,5% zeigt, nicht nur wie unprofitabel das Geschäft mit den Massenkunden ist, sondern offenbart zudem, dass in dieser Sparte noch ein hoher Restruktuierungsbedarf besteht. Das Management hat im Conference Call mit Blick auf die Gerüchte die sich um die Postbank drehen, angedeutet, dass man die weitere Strategie der PBC-Division intensiv diskutiere.

An der Börse scheint das Zahlenwerk indes gut angekommen zu sein, die Aktie verbesserte sich bis zum Mittag um 3,6% auf 26,05 Euro. Dennoch sollten diese Reaktionen nicht den Blick verstellen, dass der Transformationsprozess der Deutschen Bank – im Vergleich zu vielen anderen europäischen Großbanken – noch nicht weit vorangekommen ist. Um die unzulängliche Rendite auf das Niveau der US-Großbanken zu hieven, müsste das Institut das Investmentbanking zulasten des Privatkundengeschäfts weiter ausbauen. Denn nur in diesem Segment verfügt die Bank in bestimmten Segmenten über hohe Marktanteile und vorzeigbare Renditen. Bislang jedoch haben die hohen Kosten für Rechtsstreitigkeiten und Gehälter die Renditen verhagelt. Als Problem könnten sich zudem die hohen Volatilitäten an den Kapitalmärkten erweisen, die laut Co-CEO Anshu Jain im Jahresverlauf auf diesem Niveau verharren dürften. Da ein Ausbau des Investmentbankings mit einem höheren Risikoprofil einhergeht, sich die Margenerosion im deutschen Privatkundengengeschäft wohl nicht allzu schnell abebben dürfte, steht das Management vor der Herausforderung, den Investoren einen glaubwürdigen Weg aufzuzeigen, wie das Institut dem Strategiedschungel entkommen will. Wenn dies gelingt, dürfte nicht nur der schwächelnde Aktienkurs neuen Auftrieb erhalten, sondern sich auch die krasse Unterbewertung im Vergleich zum europäischen Bankensektor (ca. 40% gemessen an den 2016er Gewinnschätzungen) allmählich auflösen.


Karl-Heinz Goedeckemeyer  ist Sektorspezialist für börsennotierte Immobilienunternehmen, Immobilienmärkte sowie Finanzwerte bei der LONG-TERM INVESTING Research AG () . Daneben ist als freier Autor für einzelne Publikationen tätig. Davor hat er rund 10 Jahre als Aktienanalyst börsennotierte Immobilienunternehmen aus dem deutschsprachigem Raum sowie europäische und US-amerikanische Banken analysiert.


Foto: Dirk Elsner, 2014

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