Zur Diskussion: Hedgefonds Win-Win-Gebührenmodell – Neu und fairer in jeder Hinsicht.

by Gastbeitrag on 4. März 2015

Gastbeitrag von Spiros Margaris*

Das von mir entwickelte innovative „Hedgefonds Win-Win-Gebührenmodell“ (Hedge Fund Win-Win Fee Model) geht einen neuen Weg, einen Weg, der für Kunden Sinn macht, verständlich ist und eine ausgeglichenere Win-Win-Situation für Fonds und Investoren schafft.

Es handelt sich hierbei nicht um ein Zertifikat, sondern um ein innovatives, vereinfachtes, unkompliziertes und intuitives Gebührenmodell.

Damit zielt das neue Modell auf eine Generalüberholung der Gebührenmodell-Politik der Hedgefonds-Industrie ab.

Die Gebühren der Hedgefonds (Hedge Funds) und Dach-Hedgefonds (Fund of Funds) werden in der Regel als zu hoch empfunden und werden deshalb auch immer mehr von Investoren hinterfragt.

Die meisten Hedgefonds verlangen eine Managementgebühr (Management Fees) von 1-2 Prozent und zusätzlich kommt dazu eine Gewinnbeteiligung (Performance Fees) von 20 Prozent. Bei Dach-Hedgefonds kommen noch zusätzliche Gebühren zu denjenigen hinzu, die der üblichen 2/20-Gebührenstruktur entsprechen.

In neuester Zeit hat sich ein Trend abgezeichnet, dass einige Fonds-Manager tiefere Gebühren verlangen, aber meistens nur dann, wenn sich der Investor für eine längere Investitionsperiode (Lockup Period) verpflichtet.

Die Hedgefonds-Industrie gibt sich bis jetzt aber sehr zögerlich, den Kunden wirklich innovative Gebührenmodelle anzubieten.

In der Regel neigen nur schwache oder neue Fonds-Manager zu reduzierten Gebührenmodellen, die von der 2/20-Gebührenstruktur abweichen. Das Win-Win-Modell sollte aber auch für etablierte Fonds attraktiv sein, da es bei Erfüllung einer positiven Rendite über die Investitionsperiode keine Minderung der üblichen Gebührenstruktur bewirkt.

Denn wenn ein Fonds-Manager an seine Fähigkeit glaubt, für den Investor Alpha (risikoadjustierte Überrendite gegenüber einem Benchmark) zu generieren, und im Gegenzug der Investor sich verpflichtet, für eine gewisse Zeit im Fonds investiert zu bleiben, dann kann man wirklich von einer Win-Win-Situation sprechen. Die diesbezügliche Win-Win-Abmachung sollte dann kein Problem für den Manager darstellen.

Mit dem innovativen Win-Win-Gebührenmodell erstattet der Fonds einen Teil der Gesamtkosten (Management Gebühren und Gewinnbeteiligung) zurück, falls der Investor einen Verlust erleidet oder ein vordefiniertes Renditeziel nicht erreicht wird. Im Gegenzug muss sich der Investor im Vorhinein für eine gewisse Investitionsperiode verpflichten.

Die prozentuale Quote der Rückerstattung sollte mit der Verpflichtungsdauer der Investitionsperiode ansteigen, um den Investor für das Risiko eines Verlustes teilweise zu entschädigen. Damit bewirkt das Modell eine Verringerung des allfälligen Verlustumfangs.

Dies gilt auch, wenn erst am Ende der Anlageperiode ein Verlust anfällt, der die kumulierte Rendite ins Negative zieht. In dem Falle wird im Nachhinein eine Teil-Rückerstattung der Gebühren aus der Gesamtperiode stattfinden. Mit dieser Regelung wird dem Investor ein stärkeres Sicherheitsgefühl bezüglich seiner Anlagen vermittelt.

Der Investor wird dann endlich oder noch mehr das Gefühl haben, dass die Interessen des Fonds mit den seinen übereinstimmen.

Es gibt aber auch andere, sehr gute Gründe für Hedgefonds, neue Gebührengeschäfts-Modelle in Betracht zu ziehen.

Zum ersten ist es die große Popularität von Indexfonds oder FinTech Unternehmen, die sogenannten Robo-Berater (Robo-Advice), die Indexfonds erfolgreich nutzen, um den Kunden kostengünstige Anlagelösungen zu bieten.

Man schaue nur die amerikanische Fondsgesellschaft Vanguard an, ein Pionier des Indexgeschäfts, deren Mitarbeiter zu den besten, vielleicht zurzeit erfolgreichsten Asset-Managern gehören. Durch ihre konservative Anlagepolitik und die tiefen Gebührenbelastungen erwirtschaftet sie für ihre Kunden höhere langfristige Renditen als die Konkurrenz. Erst letzthin hat Warren Buffett seinen Erben empfohlen, nach seinem Ableben 90 Prozent des Bargelds in kostengünstige Indexfonds von Vanguard zu investieren.

Zum zweiten zeichnet sich auch ein gefährlicher Trend in dem wichtigen alternativen Kundensegment der Pensionskassen ab. Als Beispiel sei hier die Entscheidung des größten US-Pensionsfonds Calpers in 2014 genannt, sich von Hedgefonds-Beteiligungen zu lösen. Der genannte Grund war, dass Hedgefonds zu komplex und zu teuer sind. Die Entscheidung von Calpers lässt viele institutionelle Investoren und nicht nur diese Investoren aufhorchen und bewirkt bei vielen eine neue Evaluierung der Anlageklasse.

Das Hedgefonds Win-Win-Modell kann der Hedgefonds-Industrie neue Impulse geben. Vor allem kann sie den Kritikpunkten der zu hohen Gebühren und zu geringer Rendite mit einem neuen und revolutionären Argument entgegentreten.

Es werden vielleicht einige Leser argumentieren, dass das Gebührenmodell das gleiche ist wie die Clawback-Klausel oder die Gewinnbeteiligungen (Performance Fees).

Dies ist aber nicht der Fall. Den Unterschied sieht man am besten, wenn man die Modelle mit dem Win-Win-Modell vergleicht.

Clawback-Klausel und das Win-Win-Gebührenmodell im Vergleich

Manche institutionelle Anleger wollten die Hedgefonds-Manager zwingen, eine Clawback-Klausel zu akzeptieren, so wie es schon bei geschlossenen Fonds (closed-end Fund) üblich ist; als Beispiel seien hier die Immobilienfonds oder die Private-Equity-Beteiligungen genannt. In diesen Fällen akzeptierten die Fonds eine allfällige Rückerstattung der schon bezahlten Gewinnbeteiligung, wenn die Gewinne sich in den folgenden investierten Jahren nicht als nachhaltig erweisen. Diese Bemühungen stießen aber in der Hedgefonds-Branche auf regen Wiederstand und geringe Akzeptanz.

Zwar empfinden die Hedgefonds-Manager die Clawbacks in Bezug auf ihre Vergütungsprogramme als eine gute Idee, aber dies nur, um sicher zu gehen, dass nicht Bonuszahlungen an ihre Manager geleistet werden, die diese nicht verdient haben. Damit sind die angewandten Clawbacks als Selbstschutz zu sehen, um allfällige Anwaltskosten, Schadenersatzforderungen, etc. zahlen zu können und nicht, um die Investoren zu schützen.

Wenn wir den ersten Fall des Clawback-Ansatzes betrachten, der den Interessen der Investoren dient, sind zwei wesentliche Unterschiede zu dem Win-Win-Gebührenmodell zu nennen.

Zum ersten wird beim Win-Win-Gebührenmodell nur ein Teil – und nicht die ganze Summe – der bezahlten Gebühren zurückerstattet, und zum zweiten umfasst die Rückerstattung nicht nur die Gewinnbeteiligung sondern eben die Gesamtgebühren, die die Managementgebühr und Gewinnbeteiligung umfasst.

Die prozentuale Quote der allfälligen Rückerstattung sollte mit der Verpflichtungsdauer der Investitionsperiode ansteigen.

Des weiteren ist nur beim Hedgefonds-Win-Win-Modell die Rückerstattungsquote der jeweiligen Investitions-Verpflichtungsperiode von vornherein festgelegt, obwohl es sich hier nicht um einen geschlossenen Fonds handelt. Dies bedeutet aber nicht, dass der Investor nicht früher aussteigen oder länger investiert bleiben kann. In beiden Fällen entfällt die Win-Win-Verpflichtung des Fonds gegenüber dem Investor, falls nicht anderes vereinbart.

Gewinnbeteiligungsvergleich und das Win-Win-Gebührenmodell im Vergleich

Die Gewinnbeteiligung der Hedgefonds fällt ja erst an, wenn ein Gewinn erwirtschaftet wird und die Hochwassermarke (High-Water Mark) übertroffen wird. Aber im Gegensatz zum Win-Win-Modell wird dem Kunden bei der Gewinnbeteiligung nie etwas zurückerstattet.

Des weiteren umfasst die potentielle Gebühren-Rückerstattung des Win-Win-Gebührenmodells nicht nur die Gewinnbeteiligung sondern auch die Managementgebühr. Damit schützt es noch umfassender die Interessen der Investoren. Zudem gilt auch hier die festgelegte Investitionsperiode.

Zusammenfassend ergeben sich folgende Vorteile für die Investoren:

  • Sie sind sich sicherer, dass der Fonds-Manager bemüht sein wird, mit seinem Fonds eine positive Rendite zu erwirtschaften.
  • Zwar kann die allfällige Teilrückvergütung der Gebühren mögliche Verluste einer Investition nicht ganz ersetzen, aber reduzieren.
  • Die Teilrückvergütung der Gebühren kann die Rendite des Kundendepots steigern.

Für die Hedgefonds ergeben sich folgende Vorteile:

  • Die Glaubhaftigkeit steigt, dass das Management an die gewinnbringende Fondsstrategie glaubt.
  • Investoren werden länger im Fonds investiert bleiben und deshalb werden potentiell mehr und vorhersehbare Gebühren eingenommen.
  • Die Fonds können damit neue Kunden gewinnen und diese vermehrt von ihrer Anlagestrategie überzeugen und bestehende Kunden werden gebunden.
  • Sie setzen so neue und innovative Impulse, die sie von der Konkurrenz differenzieren, dem Kunden einen klaren Mehrwert bringen und Kundennähe schaffen.
  • Sie müssen sich nicht mehr von den Kunden sagen lassen, dass sie bei allfälligen Verlusten nicht mit den Kunden mitleiden.
  • Sie haben damit die Chance, ihre Identität zu stärken, ihr Image aufzuwerten und auch ihr Vermarktungspotenzial stark erhöhen, da das Win-Win-Modell eine klare Differenzierung darstellt.

Die Chance, sich als Leader des neuen und innovativen Hedgefonds Win-Win-Marktsegments zu etablieren, ist groß. Man denke nur an die Erfolgsgeschichte der iShares ETFs von BlackRock, um das Potential des Win-Win-Gebührenmodells zu erahnen.

„Der vernünftige Mensch passt sich der Welt an. Der unvernünftige Mensch besteht darauf, dass sich die Welt nach ihm zu richten hat. Deshalb hängt jeder Fortschritt vom unvernünftigen Menschen ab.“  George Bernard Shaw


* Spiros Margaris ist Gründer und Geschäftsführer der Beratungsboutique MARGARIS ADVISORY. Er besitzt einen MBA von der Toronto University & EMBA der Universität St. Gallen (HSG) sowie über 20 Jahre internationale Berufserfahrung im Investment Management für institutionelle Kunden, Family Offices und HNWIs. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge zu innovativen Lösungen und Strategien. www.MargarisAdvisory.com

Der Beitrag ist zunächst auf der Webseite von Spiros Margaris erschienen. Der Crosspost hier erfolgt mit seiner Zustimmung

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