Wie negativ können Zinsen noch werden?

by Gastbeitrag on 10. März 2015

Gastbeitrag von Acemaxx Analytics’*

Die Niedrig- bzw. Negativzinsen der EZB gefährden die Sparer. Auf das Statement stoßen wir vor allem in den deutschen Medien öfters in jüngster Zeit. Bill Gross verwendet sogar in seinen aktuellen Markt-Kommentaren Ausdrücke wie „unglaublich“, „surreal“ und „unvorstellbar“.

Staatsanleihen mit Negativ-Renditen mögen in der Tat seltsam erscheinen. Zur anschaulichen Illustration der Negativzinsen liefert JP Koning in seinem Blog Moneyness die folgende bemerkenswerte Abbildung.

Staatsanleihen mit drei Monaten Laufzeit: Schweiz und Dänemark, die niedrigsten Zinsen der Welt, Graph: JP Koning in: Moneyness

Gross beschuldigt die Zentralbanken, die es nicht schaffen, die Wirtschaft anzukurbeln und verzerren damit die Regeln des Kapitalismus. Nicht nur Gross, sondern v.a. die Anhänger der neoklassischen Schule beklagen sich in diesen Tagen öfters lautstark über die „autokratische amtliche Preisfestlegung“ durch die Zentralbanken. Ohne die bösen SNB und/oder Danmarks Nationalbank würden die Zinsen rasch auf 1% oder 2% klettern, so die Ansicht.

Das ist natürlich Unsinn. Wie Tony Yates es ausdruckt, kann eine Volkswirtschaft ohne Einmischung der Zentralbanken von Zeit zu Zeit durch negative Nominalzinsen gekennzeichnet sein: „Ein Negativ-Zins entstellt Kapitalismus nicht, es IST Kapitalismus“, es ist wie die Wirtschaft funktioniert.

Sobald die Zinsen für sichere Anlagen gleich null oder niedriger sind, und Liquidität keine Opportunitätskosten hat, werden Menschen damit gestättigt. Das ist ja der Grund, warum es als Liquiditätsfalle genannt wird. Das heisst, wie Paul Krugman es beschreibt, dass der Grenzwert von Geldbeständen (money holdings) sich auf die Funktion des Geldes als Wertaufbewahrungsmittel bezieht, nicht als Zahlungsmittel.

Mit anderen Worten vergleichen wir die Lagerungkosten (Aufbewahrung) von Schuldenscheinen (z.B. Staatspapieren) mit der Extra-Liquidität, die die Geldbestände bieten, damit wir am Rande die Wahl treffen können, ob es sich lohnt, Barbestände (cash) zu halten oder ein Papier mit Negativ-Rendite zu kaufen.

Für den Halter von Cash ist also die "Funktion der Liquidität als Wertaufbewahrungsmittel" entscheidend. Und die einzige Frage dabei ist, wie hoch die Kosten für die Aufbewahrung sind. Die theoretischen Gedanken hinter Negativ-Zinsen sind daher nicht surreal.


Der Beitrag ist ein erlaubter Crosspost des Blogs Acemaxx-Analytics und ist ursprünglich hier erschienen.

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