P2P-Kredite als Anlageklasse: Nachholbedarf bei Statistiken und Bietagenten

by Dirk Elsner on 19. März 2015

Die Überschrift meiner letzten Kolumne für Börse-Online habe ich bewusst etwas vorsichtiger gewählt.

Taugen P2P-Kredite als Anlageklasse?

Darin geht es um den Trend, Teile seines Geldes statt in Aktien, Anleihen oder Konten in P2P-Kredite anzulegen. Institutionelle Anleger habe diese Form des Investments schon seit Jahren für sich entdeckt. Vor allem die US-Kreditmarktplätze finanzieren die über ihre Plattform vermittelten Kredite zu einem großen Teil über die Mittel, die sie von professionellen Anlegern en bloc einsammeln.

Auch in Deutschland greift mittlerweile dieser Trend. Gerade erst hat Lendico angekündigt, dass ein ungenannt bleiben wolender Hedgefonds über 100 Millionen Euro in Kredite fließen lassen will. Auch über andere Marktplätze hört und liest man, dass sie immer mehr Gelder von Großanlegern einsammeln. Ein Problem, dass sich daraus für Otto-Normalanleger ergibt, wird sein, dass auf den Plattformen gar nicht so viele Kredite zur Verfügung stehen, in die Geld angelegt werden kann.

Wer Geld in P2P-Kredite anlegen will, der sollte auf eine sinnvolle Streuung achten. Wer zum Beispiel 10.000 Euro anlegen will und das auf vier oder fünf Kredite verteilt, der geht aus meiner Sicht ein viel zu hohes Risiko ein. 

Wer etwa die auf Lending Club in der Vergangenheit realisierbaren Renditen zwischen 4,68% und 8,33% nach der Berücksichtigung von Ausfällen realisieren will, der muss diversifizieren, wie es in der Fachsprache heißt.  Lending Club zeigt auf seiner Webseite, dass man sich bei breiter Diversifizierung den effektiven Zinsen gut annähern kann. Was das konkret bedeutet, schreibe ich hier:

“Ab einer Verteilung auf etwa 250 bis 300 Kredite sieht Lending Club eine P2P-Anlage als ausreichend diversifiziert an (geringe Volatilität in Bezug auf effektiven Zins). Im Klartext bedeutet dies: Wer 10.000 Euro in P2P-Kredite anlegen will, der müsste diese auf mindestens 250 Kredite á 40 Euro verteilen. Er hat dann aber auf Basis der historischen Daten eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass er selbst bei der Wahl der Kreditklasse mit den höchsten Risiken immer noch eine Verzinsung von 8,33% erhält.” 

250 Kredite manuell raussuchen, ist ein Qual und unattraktiv für Anleger. Daher bieten einige Plattformen schon länger sogenannte Automatisierungs-Engines an. Solche "Bietagenten" erlauben, einen Einmalbetrag innerhalb eines bestimmten Zeitraums automatisch nach ausgewählten Kriterien anzulegen. Für die im Beitrag betrachteten Plattformen hatte ich herausgesucht, welche Plattformen einen solchen Agenten anbieten. Die Tabelle enthält außerdem Hinweise, welche Plattformen eine für die Anlage unbedingt notwendige Statistik erhalten.

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Immerhin bieten vier Plattformen einen Bietagenten. Allerdings empfinde ich die Qualität der statistischen Informationen über die Kredite in der Vergangenheit für die meisten Plattformen als nicht ausreichend. Zum Standard gehören zwar Information über die ex-ante-Risiken der Kredite. Diese Informationen allein reichen aber nicht aus, weil sie keine Auskunft darüber geben, wie hoch die Qualität dieser Einstufungen ist.  Vorbild sollten hier die Daten der führenden und mittlerweile börsennotierten US-Plattform Lending Club sein. Aus den bereitgestellten Daten können Anleger beispielsweise entnehmen, wie die ursprünglich vereinbarte Verzinsung war und welche tatsächliche Verzinsung Anleger effektiv nach Abzug von Ausfällen in den jeweiligen Risikoklassen erhalten haben.

In dem Beitrag zeige ich auf, dass es in Deutschland noch Nachholbedarf gibt, wenn die Plattformen P2P wirklich als ernsthafte Anlagealternative etablieren wollen.

Axel Walldorf April 11, 2015 um 15:30 Uhr

Eine sinnvolle und aussichtsreiche Alternative, allerdings eher für diejenigen geeignet, die über genügend Erfahrung verfügen, Ihr Anlagekapital sinnvoll zu streuen, um das Risiko zu minimieren.

Kreditsimon März 26, 2015 um 22:13 Uhr

Danke für die Übersicht der Kredit Plattformen. Danke auch für die weiteren Links in den Kommentaren. Allesamt sehr hilfreich, wenn man auf der Suche nach einem Kredit ist.

Dirk Elsner März 19, 2015 um 19:30 Uhr

Besten Dank für den Hinweis.
In dem Beitrag fehlen btw jede Menge Plattformen.
Aber ich schaue mir die Plattform an.

Claus März 19, 2015 um 13:11 Uhr

Hi Dirk,

die Bondora Datendownloadseite kennst Du vermutlich ja
https://www.bondora.ee/en/invest/statistics/data_export
Auch bei anderen europäischen Plattformen werden mehr und mehr Daten angeboten, so haben unlängst die britischen Zopa, Ratesetter und Landbay alle Kreditdaten verfügbar gemacht.

Eine umfassende Vergleichstabelle mit vielen Merkmalen aus Anlegersicht veröffentliche ich hier:
http://www.p2p-kredite.com/diskussion/grosse-uebersichtstabelle-marktplaetze-p2p-kredite-im-vergleich-t3033.html

Mueller Christoph M. März 19, 2015 um 07:49 Uhr

Guten Morgen,
vielen Dank für den Artikel. Leider vermissen wir uns selber darin. Dies mag nun den Grund darin haben, dass es um sogenannte Anlagemanager geht, die einem eine Diversifikation herbeiführen. Doch wäre unser Modell mit Sicherheit in Bezug auf Diversifikation nennenswert gewesen: Beim Startup http://www.creditgate24.com können (private) Anleger auch in weniger Kreditprojekte investieren und sind dank einer Solidaritätsklausel innerhalb der eigenen Ratingstufe ‚automatisch‘ mit den weiteren Anlegern zusammen „solidarisch diversififiziert“. Aus unserer Sicht ist damit dem Anleger am meisten gedient, denn wer möchte CHF 40.- in einen Kredit investieren und danach über 48 Monate 95 Rappen pro Monat zurückerhalten. Da ist die Überwachung und der Zeitaufwand in einem kompletten Missverhältnis zum Nutzen.
Unsere Innovation, die seit dem 5. März 2015 am CH-Markt unterwegs ist, wäre zu obigem Artikel ein gutes Kontrastprogramm gewesen.
Freundliche Grüsse
Christoph M. Mueller
Founder und CEO

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