Glücksökonomie: Macht Geld glücklich?

by Gastbeitrag on 28. Juli 2015

Gastbeitrag von Florian Semle*

Ein glückliches Leben ist das Leitmotiv aller Menschen. Wenn wir jedoch fragen, was Glück für sie genau bedeutet, erhalten wir ein Sammelsurium an unterschiedlichsten Antworten. Wissen wir was Glück ist? Und was hat dieses Wissen oder eben Nicht-Wissen mit Geld zu tun?

Warum sind Kolumbianer viel glücklicher als Russen? Statistisch gesehen verfügen beide Nationen über ein vergleichbares Durchschnittseinkommen. Und doch lacht Kolumbien von der Spitze der Glücksskala, während Russen auf demselben materiellen Niveau anscheinend Trübsal blasen. Geld scheint nicht das Mass aller glücklichen Dinge zu sein. Das Glücksempfinden nimmt gerade in den prosperierenden Ländern Westeuropas nicht mehr zu. In diesen Ländern scheint sich eine gewisse Glücks-Sättigung einzustellen, sobald ein Sockel an materieller Ausstattung erreicht ist.

So ist ausgerechnet das deutsche Glücksempfinden ausgesprochen ineffizient: Für das Glücksniveau der Kolumbianer benötigen Deutsche mehr als das sechsfache Jahreseinkommen und auch wohlhabende Deutsche können es mit den vergleichsweise „ärmeren” Finnen oder Iren im weltweiten Glücksvergleich kaum aufnehmen.
Geld ist also zumindest kein Glücksautomatismus. Gerade westliche Gesellschaften scheinen in einer Art Endlosschleife des Glücksempfindens gefangen zu sein, die es ihnen nicht erlaubt, mit dem wachsenden Wohlstand auch immer glücklicher zu werden. Es gibt keine Glücksrendite aufs Volkseinkommen. Möglicher Weise liegt das an unseren kulturellen Auslegungen des Glücks. Wir neigen dazu, Glück mit Symbolen dafür gleich zu setzen und verlieren auf der Suche nach Erfolg, Reichtum etc. aus den Augen, worum es uns eigentlich geht. Ein Mensch, der seiner Karriere alles unterordnet, handelt im Sinne des Glücklichseins unökonomisch, weil er nicht sein Glück maximiert, sondern „nur” seinen Erfolg, also das Vehikel zum Glück. Ähnliches gilt für Konsum, der uns eine schier unendliche Vielfalt möglicher Glücksmomente beschert, die wir aufgrund der Fülle gar nicht mehr geniessen können.

Vielen Glückssuchern unserer Tage wird auf dem Weg des Erfolgs, des Wachstums, etc. eine weitere kulturelle Untugend zum Verhängnis: Moderne Gesellschaften sind gestresster denn je. Wir haben uns im Streben nach Glück ein Gegenstück dazu in Form von Stress eingehandelt. Statistisch gesehen wird dieser insbesondere für Gutverdiener zum Anti-Glück und entfernt uns immer weiter vom Erstrebten.

Glück ist also in erster Linie keine Geldangelegenheit, sondern Auslegungssache und nur bedingt von materiellen Gütern abhängig. Geld macht uns nicht per se glücklich, aber es eröffnet uns mehr Möglichkeiten, unser persönliches Glück zu finden. Geld ist ein Vehikel zum Glück – aber fahren muss man selbst.

Leselinks:

Der Blogbeitrag ist eine Fussnote zum Buch Die Tretmühlen des Glücks des Schweizer Ökonomen Mathias Binswanger. Es zu lesen macht glücklich.


* Florian Semle verantwortet bei Utopia den Bereich Utopia Dialog, die Beratung für Nachhaltigkeitskommunikation in Social Web und betreut Community Management und Redaktion. Seit über 8 Jahren arbeitet er bloggend und gut vernetzt für Unternehmen, Verbände, NGOs, Verlage, Startups u.v.m. Er wurde mehrfach ausgezeichnet für Social-Media-Konzepte (u.a. Public Affairs Award 2005, Bester Corporate Blog 2010, Grimme Online Award 2012 für eine virale Kampagne). Zuvor war er für internationale Kommunikationsagenturen und als Kommunikationsleiter für die Grüne Fraktion im Bayerischen Landtag tätig.

Der Beitrag ist ursprünglich im LGT-Blog erschienen und wird hier mit Genehmigung das Verfassers als Crosspost veröffentlicht.

Christian Dezember 20, 2015 um 22:09 Uhr

Die Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Geld kann süchtig machen. Wenn das erwirtschaftete Geld nicht nutzen kann, weil ma soviel Zeit dazu brauch, es zu erlangen, also gar keine Zeit für nichts anderes hat wie zum Reisen, sich eine Immobilie kaufen kann, oder erholen, bringt das Ganze nicht viel. Immer wieder erlebt wie unglücklich und unzufrieden die Menschen werden.

Lamija Dezember 19, 2015 um 21:05 Uhr

Für tagtägliche Glücksgefühle spielt das Einkommen kaum eine Rolle, es hat jedoch Einfluss darauf, wie Menschen ihr Leben insgesamt beurteilen. Es macht uns alle zufriedener. Ein Thema das sich nicht so leicht messen lässt und man es nicht so einfach beantworten kann.

Belami Dezember 19, 2015 um 21:01 Uhr

Geld macht nicht glücklich – aber weniger traurig Längst haben Studien die Illusion zerstört, dass viel Geld langfristig glücklicher macht. Denn Geld, so die Untersuchungen, macht zwar langfristiger etwas zufriedener, weil es Sicherheit vermittelt, aber lässt einen nicht jeden Tag glücklich aufwachen.

Nihat Dezember 19, 2015 um 20:53 Uhr

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, das Geld glücklich macht. Wichtig ist es, um sich gewissen Standard zu erfüllen. Doch an erster Stelle stehen andere Faktoren, wie Gesundheit, Familie und Freunde, dann kommt Geld.

Reiner Dezember 19, 2015 um 00:41 Uhr

So einfach kann man die Frage nicht beantworten, es sind einfach zu viele Faktoren die davon abhängig sind und was man mit dem Geld macht. Ich habe mir eine Liste mit Pro und Contra erstellt. Wenn man es hat, dann kann man sich gewisse Dinge leichter erfüllen und muss nicht jeden Euro zweimal umdrehen.

Genius Dezember 16, 2015 um 23:59 Uhr

Es kommt darauf was man mit dem Geld macht, das Verlangen immer mehr zu besitzen macht nach einer gewissen Zeit die Menschen unglücklich. Wir sind immer wieder Zeugen das Leute Ihr ganzes Hab und Gut aufgeben und sich eine kleine Hüte abseits der Großstädte bauen um darin zu wohnen.

Markus September 29, 2015 um 12:58 Uhr

Nur wenige können sich vorstellen, ohne Geld bzw. angemessenes Einkommen. Egal wie viel man auf dem Konto hat, es ist nie genug, so gesehen macht Geld nicht wirklich glücklich, es kommt darauf an was man damit macht.

Petra August 27, 2015 um 19:36 Uhr

Da habe ich auch meine persönlichen Vorstellungen von glücklich sein:
– zum einen brauchbare Partnerschaft,
– zum zweiten ausreichende Finanzmittel für eine normale Existenz die funktioniert, alles darüber ist fraglich
– doch aber die meisten schätzen eins nicht, die Gesundheit

Boris Gruber August 25, 2015 um 16:43 Uhr

Ich denke, dass es darauf ankommt, was man mit dem Geld macht. Um glücklich zu sein hängt es von vielen Faktoren ab, Geld verhält sich da neutral und nur ein kleiner Baustein das zum Glück führt. Einige Studien zeigen das es Menschen glücklicher sind, wenn sie für Andere ausgeben,

Peter August 25, 2015 um 16:17 Uhr

Um glücklich zu sein, ist Geld auf jeden Fall ein Mittel, das zum Glück führt, ohne kann seine Bedürfnisse nicht erfühlen. Doch die Frage bleibt, bis welcher Grenze man glücklich ist, und ab dann nur noch unglücklich ist. Ich gehöre zu denen, die darauf bedacht sind, zu sparen und nicht unnötig verpralle. Das Alter kommt noch und die Zeiten scheinen nicht besonders gut, zu sein.

Manuel Holz August 22, 2015 um 11:49 Uhr

Ein sehr ausführlicher Artikel, den sich jeder zu herzen nehmen sollte. Geld ist in gewisser Hinsicht im Leben der Menschen wichtig, aber nicht das Wichtigste. Doch man sollte ein wenig für das Alter vorsorgen. Daher investiere ich gerne in Investmentfonds, die sind pflegeleicht es kommt einiges zusammen, damit auch im hohen Alter nicht auf Kosten des Staats leben muss. Man sollte sich glücklich fühlen und an erster Stelle sollte immer die Gesundheit stehen. Alles andere kann man sich im Leben erarbeiten.

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