Moderne Evolutionstheorie schlägt Ökonomie (01): Prolog

by Dirk Elsner on 21. September 2015

Leser dieses Blog wissen, dass ich mich hin und wieder auf ökonomische Grundfragen einlasse, weil uns die Ökonomie praktische Phänomene des wirtschaftlichen Alltags erklären kann bzw. erklären sollte. Leider klappt das oft nicht, weil ökonomische Erklärungsansätze große Schwächen aufweisen. Dazu gehören etwa die Rationalitätsannahmen und das Postulat, dass sich Individuen stets von der Maximierung ihres persönlichen Nutzens leiten lassen.[1]

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Dämmerung für die klassische Ökonomie?

Mit dieser und weiteren Annahmen wurden diverse Modelle entwickelt, die vor allem Anhänger der Neoklassik sehr elegant finden, die aber weder als Erklärung der Praxis taugen noch als normative Vorgabe[2] geeignet sind. Ruckriegel bezeichnet die Neoklassik als rationale Philosophie, die aber nicht den Sozialwisssenschaften zuzuordnen ist.[3] Für Techmeier kann die reine Ökonomie empirisch nicht verifiziert werden, “sondern ist ausschließlich mathematisch fundiert.”[4] Ich würde die Neoklassik bzw. die mit ihr verwendeten Verhaltensannahmen nicht generell verwerfen, denn die Wirtschaftspraxis zeigt uns diverse Akteure, die zumindest versuchen, sich dem Homo Oeconomicus anzunähern.

Unabhängig davon wie ausdifferenziert diese Modelle sind, finden sich viele ihrer Grundgedanken über die neoliberale Ideologie[5] mehr oder weniger verzerrt in der Wirtschaftspraxis und bestimmen maßgeblich das Handeln von Politikern, Notenbankern, Bankern, Managern und anderen Akteuren (zu denen auch wir selbst gehören).[6]

Ruckriegel weist aber darauf hin, dass wir das Verhalten von Menschen nicht in eine logische Funktion pressen können, wie es die Neoklassik tut.[7] Wir wissen, dass die Modelle der Ökonomen spätestens seit der Finanzkrise 2007 unter heftigen Beschuss geraten sind und viel über Alternativen diskutiert wird[8]. Noch zu wenige Ökonomen scheinen sich bisher für alternative Denkansätze aus den Naturwissenschaften bedienen zu wollen[9]. Das ist überraschend, denn immerhin bemühen sich die Naturwissenschaften unsere Existenz zu erklären. Und insbesondere die Biologie bietet erhellende Ansätze, die auch ökonomische Fragestellungen befruchten können.

Ein neues Paradigma mit biologischen Wurzeln?

Ich bin in den letzten Jahren auf verschiedenste Bücher aus der Evolutionsbiologie gestoßen, die mir mehr über ökonomische Themen und das Verhalten in der Wirtschaftspraxis verrieten als die Ökonomie selbst. Besonders hervorhaben will ich dabei das Buch, das mir den Einstieg zu der Thematik eröffnet hat: “Die soziale Eroberung der Erde: Eine biologische Geschichte des Menschen”. Der Biologe Edward O. Wilson stellt darin ein erweitertes biologisches Modell der Evolution des Menschen vor, das meiner Ansicht nach geeignet ist, das Bild vom individuellen und rationellen Nutzenmaximierer zu ersetzen bzw. es zu einem besonderen Spezialfall zu “degradieren”.[10] Gleichzeitig erklärt er mit seinem Modell der Multilevel-Selektion die Herkunft bestimmter Verhaltensweisen, über die wir uns häufig ärgern und mit der ich mich in der Reihe “Ist Fairness für Muppets” intensiv beschäftigt habe. Die traditionellen Verhaltensmodelle der Ökonomen wirken gegen die mittlerweile immer stärker auch neurobiologisch fundierten Ansätze flach und eindimensional.

Ich nutze diesen und weitere Blogeinträge dazu, um meine Gedanken zu diesem und weiteren Arbeiten zu teilen, vor allem aber zu sortieren. Ich habe mit den ersten Entwürfen vor fast zwei Jahren begonnen und sie immer wieder ergänzt und erweitert. Diese in der Entwicklung befindliche Beitragsreihe ist für mich eine Werkstatt, in der ich mich frage, ob und wie sich die Ansätze der modernen Evolutionstheorie und hier insbesondere das Modell der Multilevel-Selektion, die Wilson und andere Autoren vertreten, auf ökonomische Themen übertragen lassen und mehr erklären als bisher bekannte Modelle.

Die Sichtweise der Multilevel-Selektion hat Auswirkungen auf die Verhaltenswissenschaft. Die aus ihr resultierenden Erklärungsansätze sind zwar nicht grundsätzlich neu, sie liefern aber eine theoretische Fundierung für das Verhalten.[11] Zusammen mit den Erkenntnissen der Neurobiologie kann das Modell der Multilevel-Selektion eine methodische Brücke für die verhaltensökonomischen Ansätze (Behavioral Economics bzw. Neuroökonomie) bauen. Meines Wissens leidet dieser Zweig der experimentellen Forschung noch darunter, dass eine methodologische Fundierung fehlt[12]. Ob sich dahinter letztlich sogar ein neues Paradigma[13] verbirgt, wie es sich einige Vertreter der neuen Richtung wünschen, muss die Wissenschaft ausfechten.

Bessere Erklärungen von Phänomen in der Praxis?

Steven Pinker weist darauf hin, dass weder die wissenschaftliche Psychologie noch andere allgemeine Kenntnisse vollständig erklären können, warum wir so und nicht anders funktionieren.[14] In der Wissenschaft bedient man sich aber oft Modellvorstellungen, die Phänomene in der Praxis zu erklären versuchen. In der Forschungspraxis versucht man dann diese Modell zu be- bzw. zu widerlegen. Ich habe mich während und nach der Lektüre von Wilsons Buch und anderer Werke gefragt, ob und wie man diese verwenden könnte, um bestimmte Phänomene besser zu erklären als mit (auch moderneren) ökonomischen Standardmodellen.

Eine der Kernaussagen der Evolutionstheorie ist, dass es niemals nur einen einzigen “optimalen Bauplan” bzw. eine Lösung gibt, die alle anderen verdrängt. Vielmehr “evolvieren” verschiedene Lösungen in verschiedenen Varianten um die biologische Durchsetzung. Eine solche intellektuelle Bescheidenheit sucht man gerade bei den in den öffentlichen Medien präsenten Ökonomen meist vergeblich. Justus Haucap, Tobias Thomas und Gert G. Wagner kritisieren in erfrischender Offenheit, dass Ökonomen “nicht selten suggerieren, Antworten auf alle wirtschaftlichen Fragen zu haben und wirtschaftspolitische Probleme durch Patentrezepte lösen zu können.” Sie mahnen mehr Bescheidenheit bei Prognosen und Wirkungsanalysen an.[15]

Biologische Ursachen menschlicher Verhaltensweisen

Edward Wilson gehört mit Richard Dawkins und vielen anderen zu den Biologen, die in ihren Werken darlegen, dass sich menschliche Verhaltensweisen auf biologische Wurzeln zurückführen lassen. Ihre Thesen werden gestützt durch die rasanten Fortschritte in Neurobiologie. Manche Ökonomen und andere Sozialwissenschaftler mögen das anmaßend oder gar biologistisch finden. Vielleicht lassen sie deswegen (noch?) so selten Gedanken dieser oder anderer Naturwissenschaftler in die Ökonomie einfließen. Dass, was ich bisher an Literatur zur Vorbereitung dieser Reihe entdecken durfte, hat mich überzeugt, dass man ohne biologische Fundierung kein Verhaltensmodell entwerfen kann.

Natürlich betrete ich hier ein Gebiet, auf dem ich nicht zu Hause bin. Ich taste mich hier sehr vorsichtig heran. Ich würde in keinem Fall so weit gehen, wie einige Soziobiologen, die jegliche Formen des Sozialverhaltens bei den sozial lebenden Wesen einschließlich der Menschen mit einem gen-zentrierten Ansatz einer Gesamtfitness-Theorie und dem Schlagwort des „egoistischen Gens“ erklären.[16] Damit sollte – damals zumindest – die Soziologie überflüssig gemacht und ihre Gegenstände in die biologische Verhaltensforschung überführt werden.

Das sind aber nicht die evolutionsbiologischen Ansätze von E. O. Wilsons “Die soziale Eroberung der Erde”. Ich verstehe seinen Ansatz nicht als genetischen oder neurobiologischen Determinismus[17]. Wilson selbst hält die von ihm selbst einst mitbegründete Soziobiologie für einen Irrweg und Methodenfehler. “Geist und Kultur des Menschen können von diesen Erkenntnissen her nicht unter den »alten« evolutiven Gesetzmäßigkeiten der Gene und der genetischen Vererbung gedeutet werden.”[18]

E. O. Wilson gehört zu den prominenten Kritikern von Dawkins “egoistischen Genen”. Wilsons sagt nicht, dass Egoismus keine Rolle in der Evolution gespielt hat. Er widerspricht aber der These vom Individuum als der einzigen im Evolutionsprozess relevanten „Einheit“. Er ist prominenter Vertreter einer Richtung, “dass es in der Evolution auch Gruppen sein können, die sich gemeinsam, also unegoistisch kooperierend, durch das Gestrüpp der Umwelten schlagen.” Das betrifft zahllose Situationen in unserem (wirtschaftlichen) Alltag, in denen wir zwar als Individuum wahrgenommen werden, dies aber nicht alleine erleben wollen, sondern nach Gruppenerlebnissen suchen.

Wie wird der Weg dieser Reihe aussehen?

Mich haben die Ansätze von Edward O. Wilson und mittlerweile zahlreicher anderer Autoren neugierig gemacht und ich bin mit dieser Reihe dabei, die “Grundlagen meiner ökonomischen Denke” zu erweitern. Hier spielen schon lange die Erkenntnisse der “Behavioral Economics” eine wichtige Rolle. Darin suchen Forscher nach Erklärungen für viele Verhaltensweisen, die Ökonomen oft als irrationales Verhalten bezeichnen, weil diese vom neoklassischen Verhaltensmuster abweichen.

Die neuen Ansätze helfen dagegen Phänomene der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Praxis zu verstehen, an denen “herkömmliche”[19] ökonomische Modelle scheitern. Ich glaube, die Ansätze von Wilson und vielen anderen Autoren enthalten sogar als besonderen Spezialfall das Modell des homo oeconomicus.

Diese Beitragsreihe ist für mich ein Lernprozess, um zu verstehen, ob die moderne Evolutionstheorie in der Interpretation der Multilevel-Selektion als eine methodische Brücke geeignet ist. Diese Brücke verbindet die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse aus (Neuro-)Biologie, Genetik und anderen Fachrichtungen mit den Sozialwissenschaften und insbesondere der Ökonomie auf der anderen Seite. Im Idealfall gelingt es damit sogar eine methodische Klammer für die praxisnahen Teilbereiche der Wirtschaftswissenschaften zu finden, die bisher von der ökonomischen Theorie eher ausgegrenzt wurden, wie die Marketing-, Management- oder Personalwissenschaft, oder nur dazu dienten vermeintliche „Anomalien“ zu erklären wie die Behavioral Economics bzw. die Neuroökonomie.

Die Verwendung der Evolutionstheorie für ökonomische Fragen ist nicht neu. Zu einem prominenten Vertreter gehört etwa Joseph Schumpeter.[20] Dennoch sind nicht viele Ökonomen zu finden, die die Evolutionstheorie in welcher Ausprägung auch immer in ihren Ansätzen berücksichtigen, versuche darauf aber im Lauf der Reihe noch einzugehen[21]. Im Laufe meiner Entdeckungsreise, die mich von der Evolutionstheorie über die Genforschung bis hin zur Neurobiologie geführt hat, bin ich auch auf einige Autoren gestoßen, die beide Ansätze zu verbinden versuchen. Und es gibt sogar die Fachzeitschrift “Journal of Bioeconomics”, die sich mit der Übertragung biologischer Forschung auf die Ökonomie beschäftigt.

Im nächsten Beitrag werde ich Wilsons Buch kurz vorstellen. Auf sein Werk “Die Einheit des Wissens”, das man vorher gelesen haben sollte, bin ich schon in einer eigenen Reihe (Teil 1, Teil 2, Teil 3) eingegangen. Anschließend reise ich in weiteren Beiträgen durch die Bücher Wilsons und vieler anderer Autoren. Diese Reise hat mich u.a. in sehr erhellende Gedanken der Neurobiologie und Biopsychologie geführt. Als gedanklicher Leitfaden dient dabei die Multilevel-Selektion-Theorie.

Eine echte Herausforderung ist es dann, diese Gedanken auf ökonomische Fragen anzuwenden[22]. Meine Gedanken dazu sind heute längst nicht abgeschlossen, sondern entwickeln sich mit dieser Reihe. Ich will hier kein geschlossenes Modell entwickeln, das ist eine Aufgabe für die man deutlich mehr Zeit und Ressourcen benötigen würde. Mir geht es eher um die Formulierung einer praxistauglichen Heuristik[23]. Bisher wabert diese nur in Fragmenten durch meinen Geist und durch einige Textentwürfe. Mir bereitet es aber schon jetzt zeitweise richtig Vergnügen, in Gedanken ökonomische Modelle gegen die Multilevel-Selektion antreten zu lassen.

Es fasziniert mich, mit Hilfe eigener Texte dieses für mich neue Gebiet zu erkunden. Wenn ich da jemand mitnehmen und ebenfalls begeistern kann, freut mich das ebenso wie Kritik, mit der ich meine Gedanken weiter schärfen und erweitern kann.

So geht es weiter

  1. Diese Einleitung
  2. Wilsons Buch “Die soziale Eroberung der Erde”
  3. Exkurs Evolutionsforschung
  4. Fehlinterpretation der Formel “Survival of the fittest”
  5. Gruppenselektion und Multilevel-Selektion
  6. Annäherung an die Multilevel-Selektion
  7. Multilevel-Selektion tiefer gebohrt
  8. Mensch und Multilevel-Selektion
  9. Wird sich Multilevel-Selektion gegen ökonomische Neoklassik etablieren?
  10. Grundlagen einer neurobiologischen Fundierung
  11. Neuronale Sprache und Hormone
  12. Das “Stammeshormon” Oxytocin und Bindung an Gruppen
  13. Emergenz und komplexe Systeme

[1] Ich habe mich damit ausführlich in der Beitragsreihe Beitragsreihe: Neoklassik und “Homo Oeconomicus” befasst und werde das hier nicht erneut aufgreifen.

[2] Vgl. auch Ingo Techmeier,Zum normativen Gehalt der neoklassischen Ökonomik, Discussion Paper, Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien, Universität Hamburg, März 2015 und Tomas Sedlacék “Ökonomie von Gut und Böse”, Pos. 197 f.

[3] Karlheinz Ruckriegel, Abschied von der Neoklassik (Standard Economic Model), Sonderdruck Schriftenreihe der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm Nr. 59, Februar 2015, S. 9.

[4] Ingo Techmeier,Zum normativen Gehalt der neoklassischen Ökonomik, Discussion Paper, Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien, Universität Hamburg, März 2015, S. 6.

[5] “Dem neoliberalen Paradigma liegt die Neoklassik (die neoklassisches Theorie) zugrunde, die letztlich im Wesentlichen auf der a priori Annahme des homo oeconomicus fußt.” Karlheinz Ruckriegel, Abschied von der Neoklassik (Standard Economic Model), Sonderdruck Schriftenreihe der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm Nr. 59, Februar 2015, S. 5.

[6] Ein Beitrag der Ökonomen Justus Haucap, Tobias Thomas und Gert G. Wagner widerlegt die These, dass Ratschläge von Ökonomen in der Politik keine Resonanz fänden: Justus Haucap, Tobias Thomas und Gert G. Wagner. Hört jemand auf uns Ökonomen? Ökonomenstimme am 27.4.15. Vgl. dazu auch dieselben im DIW-Diskussionspapier 1449, 2015: Zu wenig Einfluss des ökonomischen Sachverstands? Empirische Befunde zum Einfluss von Ökonomen und anderen Wissenschaftlern auf die Wirtschaftspolitik

[7] Karlheinz Ruckriegel, Abschied von der Neoklassik (Standard Economic Model), Sonderdruck Schriftenreihe der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm Nr. 59, Februar 2015, S. 9.

[8] Siehe z.B. die ausgewählte Beiträg der Seite meines Blogs “Krise der wissenschaftlichen Ökonomie”.

[9] Ehrlicherweise kann ich diese Behauptung aber nicht belegen, weil ich keinen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand ökonomischer Forschung habe.

[10] Das durch die Evolutionstheorie (in der Interpretation von Wilson u.a.) verwendete Verhaltensmodell schließt nach meiner Auffassung den Homo Oeconomicus nicht aus. Er lässt sich als einen Spezialfall interpretieren.

[11] Vgl. David Sloan Wilson und Mark Van Vugt, Multilevel Selection Theory and Major Evoltionary Transitions: Implication for Psychological Science, Working Paper 2010, S. 6. David Sloan Wilson ist ebenfalls Biologe, nicht verwandt mit Edward O. Wilson und gilt als einer der Väter der Multilevel-Selektion.

[12] Das führt zum Beispiel dazu, dass die von mir sehr geschätzte Behavioural Economics von Verhaltensanomalien oder systematische Entscheidungsfehlern spricht, wenn sich Menschen anders verhalten als der homo oeconomicus. Die Evolutionstheorie kommt hier aber möglicherweise zu einem ganz anderen Ergebnis, denn offensichtlich gehört das vermeintlich “irrationale Verhalten” ja zur “Evolutionsstrategie” der Menschen.

[13] Ich verwende hier aber ganz bewusst die Bezeichnung Paradigma im Sinne von Thomas Kuhn, der darunter eine herrschende Lehrmeinung versteht, die allgemein anerkannt ist. Paradigmen spiegeln einen gewissen allgemeinen Konsens über Annahmen und Vorstellungen wider, die es ermöglichen, für eine Vielzahl von Fragestellungen Lösungen zu bieten. Siehe begrifflichen Erklärung E rklärung: Wikipedia zu Paradigma. Für eine Zusammenfassung siehe Wolfram Heinrich, Thomas S. Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, o. Jg.

[14] Vgl. Steven Pinker, Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit, 2011, Pos. 15553.

[15] Justus Haucap, Tobias Thomas und Gert G. Wagner. Hört jemand auf uns Ökonomen? Ökonomenstimme am 27.4.15. Steven Pinker meint sogar Sozialwissenschaftler sollten “niemals versuchen, die Zukunft vorauszusagen; sie haben schon genug Mühe, die Vergangenheit vorherzusagen.” Das ist ein Zitat, das ich in dem Buch “Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit” von Steven Pinker gefunden habe. Er schreibt das dem amerikanischen Sozialwissenschaftler James Q. Wilson zu (Pos. 3198).

[16] Bernd Ehlert, Die Soziobiologie – neuer Sozialdarwinismus eines fatalen naturwissenschaftlichen Irrwegs oder (überlebens)notwendige Theorie der weiteren Evolution des Menschen? auf Tabularasa v. 27.9.2013, abgerufen am 5.4.2015

[17] Ich gehe im Lauf dieser Reihe noch darauf ein, warum ich hier keine Gefahr des Biologismus oder eines neurobiologischen Determinismus sehe.

[18] Bernd Ehlert, Die Soziobiologie – neuer Sozialdarwinismus eines fatalen naturwissenschaftlichen Irrwegs oder (überlebens)notwendige Theorie der weiteren Evolution des Menschen? auf Tabularasa v. 27.9.2013, abgerufen am 5.4.2015

[19] Die Frage, was ein “herkömmliches” Modell ist, lasse ich in diesem Beitrag bewusst offen. Genau genommen gibt es mittlerweile einen ganzen “Zoo” an Erweiterungen und alternativer Modelle zur neoklassischen Theorie, die immer noch als Mainstream bezeichnet wird.

[20] Vgl. Natalia Zinovyeva, Multilevel Selection Processes in Economics: Theory and Methods, Working Paper 2010, S. 8

[21] Ich habe diverse Veröffentlichungen zur Evolutionsökonomik gefunden unter dem Stichwort ökonomische Evolutionstheorie. Sehr spannend darunter ist der Text von Mathias Erlei, TU Clausthal: “Evolutionsökonomische Inhalte im Rahmen der Lehre der Neuen Institutionenökonomik”. Wirklich eingeordnet bekomme ich das aber noch nicht. Siehe aber auch Malte Buhse, “Warum Charles Darwin ein Segen für die Ökonomie ist”, Handelsblatt Online vom 21.08.2010.

[22] Meine Kolumne für Capital heißt übrigens nicht zufällig Finanzevolution. Ich habe diesen Titel vorgeschlagen, weil mich die aktuelle Entwicklung im Finanzwesen doch sehr an evolutionäre Prozesse erinnert.

[23] Zum Umgang mit Heuristiken siehe Gerd Gigerenzer, Einfache Heuristiken für komplexe Entscheidungen, Arbeitspapier o. Jg. Für Gigerenzer ist eine Heuristik eine Strategie, die mit nur wenig Information arbeitet und den Rest ignoriert.

Dirk Elsner September 21, 2015 um 08:57 Uhr

Danke für die Rückmeldung und Ergänzung. Vermutlich wird mir das häufiger als Neuling auf diesem Gebiet so gehen, dass ich die Aussagen missinterpretiere oder sie zu sehr mit ökonomischen Begrifflichkeiten vergleiche. Aber Dawkins habe ich bisher auch nur so verstanden, dass er die Genzentrierung in den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellt, während E. O. Wilson und viele andere die Gene nur als einen Faktor ansehen.

Stefan September 21, 2015 um 02:32 Uhr

Ich bin gespannt auf die Erkenntnisse, die Sie in dieser Reihe vorstellen werden. Den Titel von Dawkins berühmten Klassiker deuten Sie allerdings falsch: „Das egoistische Gen“ besagt nicht, dass der Mensch einen genetisch verankerten Hang zum Egoismus habe oder dass das Individuum die relevante Einheit im Evolutionsprozess sei, sondern stellt das Gen selbst als die relevante Einheit in den Mittelpunkt, das im Konkurrenzkampf mit anderen Genen steht. Dawkins selbst sagte mehrfach, dass er das Buch auch „Das kooperative Gen“ hätte nennen könñen, ohne eine Zeile zu ändern.

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