Bundestagsausschuss Digitale Agenda diskutiert über den digitalen Wandel des Finanzsektors und FinTechs

by Dirk Elsner on 17. November 2015

Vergangene Woche war ich vom Bundestagsausschuss Digitale Agenda zusammen mit vier weiteren Fachleuten zum öffentlichen Fachgespräch eingeladen. Ich habe das erste Mal an einer solchen Anhörung teilgenommen und fühlte mich sehr geehrt über diese Einladung (hier die Tagesordnung).

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Ausschnitt aus dem Sitzungssaal E.200 im Paul-Löbe-Haus vor Beginn der Anhörung

Ich war auch beeindruckt, mit welcher Tiefe die Abgeordneten bereits ihre Fragen im Vorfeld formuliert hatten. Wir haben die Fragen im Vorfeld bekommen und hatten leider etwas wenig Zeit für die Antworten, die wir am 6.11. einreichen sollten (siehe unten). Jedenfalls konnte ich aufgrund meiner beruflichen Tätigkeiten nur an zwei Abenden nach langen Arbeitstagen im Hotel meine Antworten formulieren.

Zum reinen Ablauf kann man sich das Video ansehen, das ich hier eingebettet habe.

Hier das Video

Leider gingen im Anschluss die meisten Fragen an die Verbandsvertreter. Und schade auch, dass wir als Sachverständige nicht direkt Gelegenheit hatten, auch auf Fragen zu antworten, die nicht direkt an uns gerichtet waren bzw. auf andere Anworten zu reagieren. So hätte ich gern etwas zur Blockchain-Technologie gesagt und auch Herrn Fahrenschon widersprochen, der eine stärkere Regulierung für FinTechs gefordert hat.

Immerhin konnte ich erstmals direkt an die richtigen Adressaten meine in diesem Blog seit Jahren vertretene These platzieren, dass ich viele Regulierungsmaßnahem im Finanzbereich nicht für zielgerichtet sogar für Risiko erhöhend halte (siehe auch Bericht unten).

Ansonsten versuchte die Runde zwar in der Breite die derzeit wichtigsten Themen der Digitalisierung der Finanzwirtschaft abzudecken. Dies ging aber logischerweise zu Lasten der Tiefe der einzelnen Bereiche. Ich vermute, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sich der Bundestag mit dem Thema befasst hat. Ich würde den Abgeordneten dann auch dringend empfehlen, Vertreter von FinTech-Startups selbst einzuladen.

Zusammenfassung des Bundestags vom 12.11.2015 zum Ausschuss Digitale Agenda/Anhörung am 11.11.2015

Digitalisierung in der Finanzwirtschaft

Berlin: (hib/HAU) Moderne Technologien im Bereich der Finanzdienstleitungen- sogenannte FinTechs – sind im Kommen und machen den etablierten Banken Konkurrenz. Letztere fordern nun eine Gleichbehandlung im Bereich der Regulierung, wie während eines Fachgespräches im Ausschuss Digitale Agenda am Mittwoch deutlich wurde. „Der regulatorische Welpenschutz für FinTechs sollte beendet werden“, forderte Georg Fahrenschon vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Wer gleiche Dienste anbiete, müsse sich auch den gleichen Regelungen unterwerfen, sagte er. Gebraucht würden identische Bedingungen für alle Marktteilnehmer.

Die gleiche Forderung erhob auch Andreas Krautscheid vom Bundesverband deutscher Banken. Krautscheid räumte ein, das es noch bis vor zwei Jahren erhebliche Skepsis gegenüber FinTechs gegeben habe. „Heute spielen sie eine wichtige Rolle, sowohl als Mitbewerber als auch als Partner“, sagte er und betonte, die Banken seien offen für Kooperationen. Vorteile hätten schließlich beide Varianten. So stünden Banken noch immer für eine Kunden-Bank-Beziehung, die oft schon langjährig sei und für viele Kunden eine große Bedeutung habe. FinTechs seien wiederum in ihrem Handeln sehr schnell und könnten so auch sehr schnell auf Kundenwünsche eingehen.

Sparkassen-Vertreter Fahrenschon machte deutlich, dass auch die von ihm vertretenen Institute die Digitalisierung nutzen würden, um schneller und besser auf den Kunden eingehen zu können. Man setze dabei auf mobile Angebote, halte aber dennoch den Kontakt zu festen Beratern für wichtig, sagte er. Wichtig, so Fahrenschoin, sei die Frage des Datenschutzes. Die Datenhoheit der Kunden dürfe nicht angegriffen werden. Seiner Ansicht nach sollte sich der Standort Europa beim Datenschutz positiv vom Standort USA abheben.

Gerade für FinTechs sei es wichtig, den Schutz von Daten garantieren zu können, sagte Stephan Czajkowski von der Fidor Bank, die 2009 gegründet wurde und sich nach eigener Aussage an Nutzer richtet, die den Dialog mit der Bank auf Augenhöhe suchen. Czajkowski forderte im Interesse der Datensicherheit das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik massiv auszubauen. Mit Blick auf die Regulierung, sagte er, FinTechs würden durch die deutsche Gesetzgebung behindert. Als Beispiel verwies er auf eine EU-Richtlinie, die das Ziel habe, den Kontowechsel zu erleichtern. Die geplante deutsche Umsetzung sehe jedoch für die Kündigung die Schriftform vor. In Zeiten, wo sämtliche Bankgeschäfte über das Handy abgewickelt werden könnten, sei eine solche Festlegung als Innovationsbremse zu sehen, urteilte er.

Aus Sicht des Unternehmensberaters Dirk Elsner sind viele Regulierungsmaßnahem im Finanzbereich nicht zielgerichtet. Sie erhöhten teilweise sogar das Risiko, statt es zu vermindern. Einen verstärkten Regulierungsbedarf für FinTechs vermochte Elsner nicht zu erkennen. Schon jetzt würden die Unternehmen nicht im unregulierten Raum arbeiten, sagte er. Die herkömmlichen Banken, so der Unternehmensberater, hätten die FinTechs lange ignoriert. Heute werde hingegen der direkte Kontakt gesucht und es fänden Kooperationen statt. Gleichwohl sei das Thema FinTech noch nicht bei allen Kunden angekommen. Viele blieben bei ihrer alten Bank was auch damit zu tun habe, „dass sie noch nicht vom nachhaltigen Bestehen der FinTechs überzeugt sind“.

Ein regulatorisches Defizit bei FinTechs vermochte auch Karsten Wenzlaff vom Institut für Kommunikation in sozialen Medien nicht zu erkennen. „Ich sehe nicht, dass sie massenhaft versuchen, die Regulierung zu umgehen“, sagte er. Für Wenzlaff ist auch kein grundsätzlicher Gegensatz zwischen FinTechs und Banken zu erkennen. Dennoch scheine die Schnittmenge zwischen Banken einerseits und FinTech-Unternehmen in Deutschland im internationalen Vergleich noch relativ klein zu sein. Dabei sei die Kooperationen zwischen Banken und FinTechs ein wichtiger Standortfaktor. Profitieren würden von einer Kooperation seiner Ansicht nach sowohl die Banken als auch die FinTechs.

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