Number26 wird N26 und hat viel vor mit seiner Banklizenz

by Dirk Elsner on 25. Juli 2016

Noch im vergangenen Jahr schrieben Anne Kunz und Karsten Seibel für die Welt über das aberwitzige Abenteuer, eine Bank zu gründen. Die Autoren skizzieren anschaulich die bürokratischen Hemmnisse, die überwunden werden müssen, um die begehrte Erlaubnis für Bankgeschäfte zu erhalten. Umso erfreulicher ist es, dass vergangene Woche Number26 verkünden konnte:

“Number26 wird zu N26 und erhält eine Banklizenz: Nur anderthalb Jahre nach Produkt-Launch erhält das FinTech für seine N26 Bank eine deutsche Vollbanklizenz von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Europäischen Zentralbank und damit die Erlaubnis, Bankgeschäfte in Europa tätigen zu können. “

Ich finde das prima, denn Number26, bzw. nun soll man ja N26 sagen, belebt ohne Zweifel die Finanzlandschaft in Deutschland bzw. in Europa. An der Pressemeldung bzw. den Reaktionen darauf störte mich allerdings, dass darin und in der Berichterstattung darüber mit dem Begriff Vollbank gearbeitet wird. Ich bin da oldschool und will wissen, welche Geschäfte N26 denn nun wirklich betreiben kann. Und mit dem Begriff Vollbank kann ich nichts anfangen. Das Aufsichtsrecht kennt nämlich keine Vollbanklizenz, sondern nur die Erlaubnis für verschiedenste Geschäftsarten.

Je nach Geschäftstätigkeit, so schreiben die Fachanwälte von Winheller auf ihrer Webseite, “kann sich die Pflicht zur Beantragung einer solchen BaFin-Lizenz aus dem Kreditwesengesetz (KWG), dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) oder dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) ergeben.”

Neuerdings erfolgt die Erlaubnis, Bankgeschäfte betreiben zu dürfen, durch die Europäische Zentralbank (EZB) in enger Abstimmung mit den nationalen  Aufsichtsbehörden (in Deutschland mit der Bafin). Für die Erteilung der Erlaubnis bleibt aber auch nach der neuen Regelungen die BaFin zuständig (vgl. Bafin zur Zulassung).

Leider erfährt man weder aus der Pressemeldung noch aus weiteren Berichten, welchen Umfang die Lizenz tatsächlich hat. Die zuletzt am 16.7.2016 aktualisierte Liste der zugelassenen Kreditinstitute und die Datenbank der BaFin selbst enthält noch keinen entsprechenden Eintrag.

Für welche Geschäftsarten hat N26 also nun die Zulassung erhalten. Das Unternehmen selbst schreibt in seiner Pressemeldung:

“Durch die Banklizenz kann N26 nun auch verstärkt seine Plattform für Bankprodukte ausbauen. Anstatt alle Produkte selbst zu entwickeln, verfolgt N26 den Ansatz, mit den innovativsten FinTechs der Welt und anderen renommierten Anbietern zusammenzuarbeiten. Zukünftig erhalten N26 Kunden auch Zugang zu den besten Spar-, Investitions-, Kredit- und Versicherungsprodukten direkt in ihrer App mit nur einem Klick. Die Banklizenz wird darüber hinaus für ein größeres Produktangebot in Ländern außerhalb Deutschlands sorgen. Konkret geplant sind Innovationen wie Real-Time-Kredite, höhere Sicherheit durch künstliche Intelligenz oder Expense Sharing, bei dem man Rechnungen mit
nur wenigen Klicks unter Freunden aufteilen kann. Das Geschäftsmodell stützt sich auf Einkünfte aus dem Kartengeschäft sowie Provisionsüberschüsse und ist somit weniger von Kapitalmarktschwankungen abhängig.”

Leider wird man daraus auch nicht schlauer, denn N26 macht deutlich, dass es wie bisher auf die Zusammenarbeit mit anderen Anbietern setzt. Im Zweifel “leiht” man sich so über die anderen Anbieter die Erlaubnis. So hat es Number26 bisher gemacht und so halten es die meisten Fintechs.

Wenn ich nun den Pingel zurückstelle, dann klingen die vorstehenden Ankündigungen schon jetzt sehr interessant. Anfang September wollen die Berliner über die nächsten Schritte informieren. Glaubt man den Anmerkungen von N26 auf die Kommentare dieser Ankündigung, dann steht den Kunden auch ein Wechsel der IBAN/BIC ins Haus, was nicht alle erfreuen dürfte. Für Kunden dürfte die vertragliche Situation allerdings einfacher werden. Als ich bei Number 26 ein Konto eröffnete, stand im Kleingedruckten die Wirecard Bank als Vertragspartner. Das könnte einige Kunden irritiert haben. Tobias Baumgarten erwartet im IT-Finanzmagazin “große Ambitionen” und “eine Emanzipation vom bisherigen Bankpartner Wirecard”.

Nachtrag vom 26.07.2016

Richtig begeistert hat mich die Meldung am 26.07. im Handelsblatt. Danach "können N26-Kunden über die App auch Geld anlegen – „N26 Invest“ heißt das. Diesen Baustein liefert das Fintech Vaamo. Der sogenannte Robo-Advisor bietet automatisierte Geldanlage über Index-Fonds (ETFs)."

Nachtrag vom 7.8.2016

Mittlerweile hat die BaFin auch die Unternehmensdatenbank aktualisiert:

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