#Macron siegt in #Frankreich mit Wahrscheinlichkeit von 87 Prozent und warum ein Sieg von Le Pen kein #SchwarzerSchwan wäre

by Dirk Elsner on 7. Mai 2017

Die Franzosen stehen heute vor einer “radikalen Wahl” (Süddeutsche) zwischen Marine Le Pen und Emmanuel Macron. Wie vor der Volksabstimmung zum Brexit und der US-Präsidentschaftswahl handeln die Vorhersage- und Finanzmärkte ein Ergebnis sehr eindeutig. Bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich heißt der Favorit Emmanuel Macron. Ein Blick auf den neuseeländischen Vorhersagemarkt Predict.org ist eindeutig:

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Screenshot Predictit.org

Glaubt man den Marktteilnehmer der Prognosebörse, dann liegt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Macron der nächste Präsident wird, bei 87 Prozent. Bei den beiden anderen Wahlen folgte die großen Überraschung: die Briten stimmten für den Austritt aus der Europäischen Union und die US-Amerikaner für Donald Trump. Noch drei Tage vor der US-Wahl hatten die Vorhersagemärkte mit einer Wahrscheinlichkeit von 76 Prozent einen Sieg von Clinton erwartet. Auch vor der Abstimmung zum Brexit waren sich die Märkte fast sicher mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent sollte die Entscheidung gegen den Brexit ausfallen.

Klar ist aber, dass weder Wahrscheinlichkeiten von 75 noch 87 Prozent 100 Prozent bedeuten. Es gibt keine Gewissheit darüber, dass Macron gewinnt.

Warum ein Sieg von Le Pen kein Schwarzer Schwan wäre

Für mich ist ziemlich klar: Gewinnt die Populisten Marine Le Pen, dann gibt es morgen und in den nächsten Tagen ein heftiges Gewitter an den europäischen Finanzmärkten.  Der DAX stiegt am Freitag nachbörslich noch auf 12.833 Punkte. Hält er dieses Niveau bei einem Sieg von Macron am Montag, dann wäre der bekannteste deutsche Aktienindex um mehr als sechs Prozent seit der ersten Runde der Wahl gestiegen. Mindestens diesen Zugewinn dürften die Märkte verlieren, vermutlich aber deutlich mehr.

Aber wäre ein Sieg von Le Pen wirklich ein Schwarzer Schwan, wie das Handelsblatt vor ein paar Wochen schrieb?  Nein!  Ein Sieg Le Pens wäre kein Schwarzer Schwan für die Finanzmärkte und die Gesellschaft.

Populär gemacht hat die Denkfigur des Schwarzen Schwans, die auf den Philosophen Karl Popper zurückgeht, der Risikoforscher und Philosoph Nassim Nicholas Taleb mit seinem gleichnamigen Buch. Dr. Nikolaus von Bomhard fasste für die FAZ im vergangenen Jahr das Konzept so zusammen:

“Schwarze Schwäne kommen in der Natur sehr selten vor, aber es gibt sie. Bekannt sind sie, spätestens seit der Buchautor und Börsenhändler Nassim Nicholas Taleb Schwarze Schwäne zu einer Metapher für extrem unwahrscheinliche Ereignisse mit äußerst gravierenden Auswirkungen erhoben hat. Sie verkörpern das Restrisiko, das Katastrophenereignis, mit dem man nicht rechnen konnte, das Unvorhersehbare, vielleicht sogar Undenkbare, das dennoch eintritt.”

Wer also behauptet, ein Sieg Le Pens stelle einen Schwarzen Schwan dar, der hat das Konzept des Schwarzen Schwans nicht verstanden. Ein Schwarzer Schwan ist ein unbekanntes Ereignis, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit als äußerst gering angesehen wird und große Auswirkungen hat. Die Möglichkeit eines Sieges von Le Pen gehörte aber bei dieser Wahl leider in den Möglichkeitsraum. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie siegt ist auch nicht äußerst gering, sondern beträgt immerhin noch 13 Prozent.

Bomhard, früher Vorstandsvorsitzender der Rückversicherung Munich Re, stellte in der FAZ fest, dass der Verweis auf angebliche Schwarze Schwäne eine “ornithologische Rosstäuscherei” ist. Seine These stimme ich zu, “dass die vermeintliche Unvorhersehbarkeit von Ereignissen nur allzu oft als Ausrede für fehlendes Risikomanagement herhalten muss. Auf diese Weise wird aus menschlichem Versagen höhere Gewalt, aus Leichtsinn Pech, aus Verantwortungslosigkeit Schicksal. Da kann man nichts machen, das konnte keiner ahnen – mit solchen Aussagen werden die Hände in Unschuld gewaschen.”

Die Erfahrungen mit der Abstimmung zum Brexit und den US-Präsidentschaftswahlen machen in jedem Fall den heutigen Abend zu einem spannenden Abend. Die Wahllokale schließen spätestens um 20:00 Uhr. Laut Augsburger Allgemeine werden dann die ersten Ergebnisse auf Basis von Auszählungen und Hochrechnungen erwartet. Ich weiß zwar, dass Vorhersagemärkte nicht mit 100 Prozent Sicherheit ein Ereignis korrekt vorhersagen können, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wieder täuschen, halte ich diesmal für gering. Zumindest ist das meine Hoffnung.

 

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