Fundamentale Ursachen der Finanzkrise 2007 - 2009 by www.blicklog.com Status: 3.04.2010
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2. Geldpolitik
HB: Es werde Geld – es werde Krise (24.6.09):  Die Vorschläge zur Regulierung der  Finanzmärkte gehen an einen fundamentalen Problem vorbei: Banken schaffen mit einem  simplen Trick seit Jahrhunderten scheinbaren Reichtum, der sich immer wieder in Luft  auflöst.  Seit 1970 hat diese Praxis den Ländern der Welt 124 systemische Bankenkrisen  beschert.
niedrige Zinsen
Eine zweite makroökonomische Ursache der  aufkommenden Krise ist die  lange  Phase  niedriger  Realzinsen in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts 
Die unmittelbaren Ursachen dafür lagen in der  Dynamik  zwischen dem  geldpolitischen  Kurs der  Industrieländer  bzw. der aufstrebenden  Volkswirtschaften  einerseits  und den  Kapitalabflüssen  aus den aufstrebenden  Volkswirtschaften auf  der  Suche nach  risikoarmen  Anlagen andererseits. In  diesen Jahren hielten die  Zentralbanken die  kurzfristigen Realzinsen aufgrund  von  Deflationsbedenken auf  ungewöhnlich niedrigem  Niveau.
Eine Vorbedingung für das Entstehen der  Finanzmarktkrise war, dass die  Notenbanken,  insbesondere die amerikanische Notenbank Fed  (Federal Reserve), in  den vergangenen  zehn Jahren eine  Politik extrem niedriger Zinsen betrieben. Ob bei  schwacher Konjunktur  (wie nach den Anschlägen vom  11. September 2001) oder bei  Börsenturbulenzen (wie  nach dem Zusammenbruch der "Dotcom-Blase") -  stets  reagierte die Fed mit drastischer  Senkung der  Zentralbankzinsen. Es war ein  Jahrzehnt des "billigen  Geldes", das zwei  Konsequenzen hatte: Erstens  konnten sich  die Geschäftsbanken zu äußerst  günstigen  Konditionen Fremdkapital beschaffen und  dadurch ihre Kreditvergabe ausweiten, und  zweitens  waren institutionelle Investoren  (Versicherer,  Pensionskassen,  Versorgungswerke), die traditionell  konservativ  anlegen, angesichts der niedrigen Zinsen  gezwungen, sich nach höherverzinslichen  Alternativen  umzusehen.
NZZ: «Zinssatz bleibt mehrere Jahre bei null»(27.5.09):  Die zu lange zu tiefe Zinsen der  US- Notenbank waren ein Hauptgrund für die Immobilienblase, die die  Weltwirtschaftskrise  ausgelöst hat. Die Zinsen befinden sich nahe bei null. Nun fordert ein  Fed-Ökonom, diesen  Zustand für Jahre fortzusetzen. Drohen neue Blasen?
    
    
erleichterte Finanzierungsbedingungen
Währungspolitik in China
3. Savings Glut (Ersparnisschwemme)
Der Begriff “global savings glut” beschriebt die  historisch gesehen untypischen, ja  eigenartigen  Entwicklung, dass die Finanzmärkte der  Industrienationen mit den  stark  zugenommenen  Ersparnissen der Schwellenländer quasi “überflutet”  werden.  Die  gewachsene  Wirtschaftsleistung der  Letzeren, gepaart mit einer sehr hohen  Sparquote,  sorgte dafür, dass  die Zinsen weltweit (und speziell an  den etablierten  Finanzmärkten)  lange Zeit tief blieben  (das  Kapital der Schwellenländer sucht(e)  Anlagemöglichkeiten,  die aktuell nur die großen und  liquiden Märkte bieten  können; hierzu auch wichtig -  die  enormen Währungsreserven der  Schwellenländer,  die durch Interventionen am  Währungsmarkt  angehäuft werden).
Diese Konstellation habe zur Entwicklung eines  spekulativen (heißen) Klimas, im  Einzelnen  auf dem  Immobilienmarkt in den USA, beigetragen. 
ohne Quellenangabe
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Makroökonomisch betrachtet ist eine Ursache der  Krise in den notorischen  weltweiten  Ungleichgewichten zu finden. Aufgrund der anhaltend  hohen   Leistungsbilanzdefizite  bzw. -  überschüsse kam es nämlich zu einem   Nettokapitalabfluss aus den  kapitalarmen  aufstrebenden  Volkswirtschaften in die  kapitalreichen  Industrieländer, insbesondere die  USA. Diese Kapitalbewegungen standen im  Zusammenhang mit der hohen  Sparquote in den  aufstrebenden  Volkswirtschaften und der  niedrigen  Quote in den USA. Von 1999 bis Mitte  2007  – vom Ende der Asienkrise bis zum  Beginn der  gegenwärtigen Krise also – erhöhte sich  das US-  Leistungsbilanzdefizit um insgesamt $ 4,6 Bio. Ende  2007 waren die USA nach  Schätzung des US-  Finanzministeriums mit etwa $ 13,4 Bio. brutto  gegenüber  dem  Ausland verschuldet – fast viermal so  hoch wie neun Jahre zuvor.
Die Ursachen für diese Dynamik im internationalen  Kapitalverkehr waren  Gegenstand  heftiger Debatten. So  wurde diese Entwicklung u.a. einer globalen 
Ersparnisschwemme („global saving glut“)  zugeschrieben, die wiederum mit dem  Anstieg der  Sparquote in den aufstrebenden Volkswirtschaften in  Zusammenhang  gebracht wurde. Andere Hypothesen,  die ins Feld geführt wurden, waren die  Knappheit  der  Investitionsmöglichkeiten weltweit oder der Wunsch  der schnell  wachsenden  aufstrebenden  Volkswirtschaften nach internationaler  Diversifizierung und risikoarmen  liquiden  Vermögensanlagen. 
Ferner wurde argumentiert, dass die aufstrebenden  Volkswirtschaften  Währungsreserven  aufbauten, um  die Aufwertungstendenzen, die  exportfinanzierte  Leistungsbilanzüberschüsse zwangsweise begleiten,  einzudämmen, aber auch um besser  gegen plötzliche  Kapitalabflüsse gewappnet  zu sein, wie sie etwa in  der  Asienkrise  stattgefunden hatten.
Die seit dem Jahrtausendwechsel noch einmal  intensivierte Integration einer  Vielzahl  vormals  peripherer Volkswirtschaften in die internationale  Arbeitsteilung  ist mit einer  Reihe globaler  Ungleichgewichte einhergegangen. Insbesondere  sparen die Schwellen-  und Entwicklungsländer seither  zunehmend deutlich mehr,  als sie selbst in heimische  Sachanlagen investieren. Entsprechend weisen diese  Länder einen Überschuss in ihren  Leistungsbilanzen  auf, während vor allem in den  USA und im Vereinigten  Königreich  beträchtliche Leistungsbilanzdefizite  aufgebaut wurden. 
Die Ursache dieses als globale Sparschwemme  bekannten Phänomens liegt in den  Besonderheiten des  laufenden Integrationsprozesses.26 Das  Produktivitätswachstum,  das mit der Integration der  Schwellen- und  Entwicklungsländer verbunden  gewesen ist,  führte über Einkommensanstiege in  diesen Ländern aufgrund ihrer beschränkten  Absorptionsfähigkeit zu einer  erhöhten Sparneigung.  Jedoch konnten die Ersparnisse von  den dort wenig  ausgebildeten Finanzsystemen nur unzureichend in  heimische  Investitionen  gelenkt werden. Die  Ersparnisse fanden auch nicht auf dem Umweg über  das  Ausland zurück in diese Länder. Denn  internationale Investoren sind – verstärkt  durch die  Erfahrungen mit der Asienkrise 1997/98 – vorsichtig,  in den durch  wirtschaftliche, rechtliche und politische  Unwegsamkeiten geprägten Ländern zu  investieren.  Als Ausdruck dessen ging die Quote der  Auslandsschulden dieser  Länder  zurück, und der  Anteil der kurzfristigen Schulden an den gesamten  Auslandsschulden  stieg.
Bretton Woods II” Was die Welt wirklich ins Verderben stürzt (3.3.09) : Jahrelang  haben  Ökonomen davor gewarnt, die massiven globalen Ungleichgewichte würden  die Welt  früher oder später ins Verderben stürzen. Gibt ihnen die  Weltwirtschaftskrise recht? Drei  Ökonomen untersuchen diese Frage  in einer neuen  Studie  – und kommen zu einem  erstaunlichen Ergebnis.
Folkerts-Landau, Garber und Dooley dagegen vertreten seit Jahren eine ganz  andere  These. Sie halten die Handelsungleichgewichte für ungefährlich - weil sie  die Folge eines  stabilen währungspolitischen Arrangements zwischen den USA und  Asien seien. Dieses  habe viele Parallelen zum Festkurs-System von Bretton Woods,  das vom Ende des Zweiten  Weltkriegs bis 1973 existierte. Folkerts-Landau, Garber  und Dooley sprechen daher von  "Bretton Woods II".
Die drei Forscher interpretieren das erste Bretton-Woods-System als Symbiose  zwischen  dem Kernland USA und einer Peripherie von Staaten vor allem in  Westeuropa. In Europa  war nach dem Zweiten Weltkrieg der Kapitalstock zerstört  und musste wieder aufgebaut  werden. Eine unterbewertete Währung machte die  europäische Wirtschaft sehr  wettbewerbsfähig. Die USA nahmen die Exporte der  aufstrebenden Peripherie auf. Das  führte zu Defiziten in der Handelsbilanz. Diese  konnten die Europäer aber günstig  finanzieren, indem sie mit ihren Überschüssen  Dollar kauften und so ihre unterbewerteten  Währungen stabilisierten.
Heute sei die Konstellation im Grunde ganz ähnlich - nur dass es sich nicht mehr  um ein  vertraglich verankertes Wechselkurssystem handele, sondern um ein  informelles  Arrangement, argumentieren die Forscher. Auch bei Bretton Woods II  seien die USA das  Kernland, die Peripherie werde diesmal von den asiatischen  Schwellenländern gebildet.  Dort, vor allem in China, gebe es Millionen  unterbeschäftigte Landarbeiter, die in die  Weltwirtschaft integriert werden sollen  und dafür Kapital brauchen. Die chinesische  Währung sei unterbewertet, was  Produkte aus China für Amerikaner günstig mache. Im  Gegenzug kauften die  Chinesen US-Wertpapiere und hielten so ihre Währung stabil. Dies  führe in den  USA zu historisch niedrigen Zinsen.
Hohe Ersparnisbildung in Schwellenländern
Die Währungspolitik vieler Schwellen- und  Entwicklungsländer zielte darauf, die  überschüssigen  Ersparnisse in liquiden Devisenreserven anzulegen, um  sich gegenüber  Währungskrisen zu immunisieren und um  Unabhängigkeit vom Internationalen  Währungsfonds zu  erreichen. Von den Zentralbanken wurden daher  insbesondere leicht  liquidierbare Dollaranlagen wie kurz-  und langfristige Staatsanleihen sowie so genannte  asset  backed securities (forderungsbesicherte Wertpapiere,  ABS) nachgefragt.
Die Ursachen für diese Dynamik im internationalen  Kapitalverkehr waren Gegenstand  heftiger Debatten. So  wurde diese Entwicklung u.a. einer globalen 
Ersparnisschwemme („global saving glut“)  zugeschrieben, die wiederum mit dem  Anstieg der  Sparquote in den aufstrebenden Volkswirtschaften in  Zusammenhang  gebracht wurde. Andere Hypothesen, die  ins Feld geführt wurden, waren die Knappheit der   Investitionsmöglichkeiten weltweit oder der Wunsch der  schnell wachsenden  aufstrebenden Volkswirtschaften  nach internationaler Diversifizierung und risikoarmen  liquiden Vermögensanlagen. 
Ferner wurde argumentiert, dass die aufstrebenden  Volkswirtschaften Währungsreserven  aufbauten, um die  Aufwertungstendenzen, die exportfinanzierte  Leistungsbilanzüberschüsse zwangsweise begleiten,  einzudämmen, aber auch um besser  gegen plötzliche  Kapitalabflüsse gewappnet zu sein, wie sie etwa in der  Asienkrise  stattgefunden hatten.
Ungleichgewichte in Leistungsbilanzen
Überschüsse in aufstrebenden Volkswirtschaften
Defizite in kapitalreichen Ländern
hohe Geldzuflüsse in Industrieländer
Die Integration des internationalen Finanzsystems  bedeutete aber ebenfalls, dass sich  plötzlich  abzeichnende Anlagemöglichkeiten – vor allem für  institutionelle Investoren  aus den entwickelten  Volkswirtschaften – verstärkt genutzt werden können,  was zuvor  aufgrund fragmentierter Finanzsysteme nicht  möglich war. Um diese Chancen ergreifen zu  können,  bedarf es jedoch eines hinreichenden Bestands an  liquiden Finanzanlagen, die im  Fall neuer  Investitionsmöglichkeiten auch kurzfristig aufgelöst  werden können. 
Alles in allem entwickelte sich somit weltweit eine starke  Nachfrage nach liquiden  Kapitalanlagen, sodass deren  reale Renditen über das gesamte Laufzeitenspektrum auf  historisch niedrige Niveaus gesunken sind. Hierbei  wurden Mittel in großem Umfang in  die USA und in das  Vereinigte Königreich gelenkt, deren Finanzsysteme als  hoch  entwickelt und investorenfreundlich gelten. Vor  allem aber schienen sie aufgrund ihrer  Innovationsfähigkeit eher als die  Finanzsysteme anderer  entwickelter Volkswirtschaften  in der Lage, den  Liquiditätsbedürfnissen unter den Bedingungen der  Globalisierung zu  entsprechen und zeitnah  entsprechende Finanzprodukte zu entwickeln.
erhöht Geldzufluss in die USA
Von 1999 bis Mitte 2007 – vom Ende der Asienkrise bis  zum Beginn der gegenwärtigen Krise  also – erhöhte sich  das US-Leistungsbilanzdefizit um insgesamt $ 4,6 Bio.  Ende 2007 waren  die USA nach Schätzung des US- Finanzministeriums mit etwa $ 13,4 Bio. brutto gegenüber  dem Ausland verschuldet – fast viermal so hoch wie neun  Jahre zuvor.
Siehe:
S. 18
Großbritannien
weltweite Vermögensinvestitionen
Geldvermögensblase
Working Paper: “Speculative Bubbles and  Financial Crisis” (pdf, 06/2009):  Why are  asset prices  so much more volatile and so  often detached from their fundamentals?  Why does the burst of  financial bubbles  depress the real economy? This paper  addresses these questions by  constructing an infinite-horizon  heterogeneous-agent general-equilibrium  model with speculative  bubbles. We show  that agents are willing to invest in asset  bubbles even though they have  positive  probability to burst. We prove that any  storable goods, regardless of their intrinsic  values,  may give birth to bubbles with  market prices far exceeding their  fundamental values. We also  show that  perceived changes in the bubbles  probability to bust can generate boom-bust  cycles  and produce asset price  movements that are many times more  volatile than the economys  fundamentals,  as in the data.
4. Kreditboom in Industrieländern
Das niedrige Realzinsniveau hatte wichtige  Konsequenzen, wobei einige eher  vorauszusehen waren  als andere. Wenig  überraschend war, dass die niedrigen  Realzinsen  in manchen Industrieländern  einen  Kreditboom auslösten, da sie die  Kreditaufnahme  verbilligten. Die  Kreditvergabe nahm beispielsweise in  den  USA und im Vereinigten  Königreich von  2003 bis  Mitte 2007 jährlich um 7% bzw.  10% zu (Kapitel III). Auch  wenn  kausale  Zusammenhänge nie leicht nachweisbar  sind, scheint hier doch plausibel, dass  sowohl die  verstärkte  Wohneigentumsbildung als auch der  drastische Anstieg bei den  Kreditkartenschulden der  privaten  Haushalte auf billige Kredite  zurückzuführen  waren.  Eine zweite  vorhersehbare Auswirkung der  niedrigen  Zinsen war, dass sie den Barwert  der Erträge  aus Vermögen erhöhten, was den Preisen  von  Vermögenswerten Auftrieb  verlieh.  Damit lässt sich  auch der Boom an den  Immobilien- und Aktienmärkten  teilweise  erklären. Die realen Wohnimmobilienpreise  in  den USA, im Vereinigten  Königreich und  in einer Reihe  anderer europäischer Länder  zogen von 2003 bis zu  ihrem  Höchststand  drei bis vier Jahre später um über  30% an,  und die Aktienkurse stiegen von  2003 bis  Mitte  2007 weltweit um mehr als 90%.
Nach Meinung der Ökonomen Ricardo  Caballero und Pablo Kurlat sei es eine  Fehleinschätzung, dass der hohe  Verschuldungsgrad an der Krise schuld sei.  "Die  Verschuldung war nicht viel höher als in  früheren Rezessionen", schreiben die US- Ökonomen.  Fatal sei hingegen die hohe  Konzentration von strukturierten  Finanzprodukten in wenigen,  systemrelevanten  Finanzinstituten gewesen. Und schließlich habe  die zu zögerliche Reaktion  der  Wirtschaftspolitik die Krise verschärft. Erst  nach dem Zusammenbruch von Lehman  Brothers sei der Staat aggressiv eingeschritten.  Eine frühzeitige Hilfe aber - wie eine  Elektroschock-Behandlung nach einem  Herzinfarkt - wäre notwendig gewesen.
Siehe auch
USA
Die extrem expansive Geldpolitik der amerikanischen  Zentralbank Fed führte seit Mitte der 1990er  Jahre dazu, dass  die kreditfinanzierten Ausgaben von Investoren und  Konsumenten wuchsen. Da  zugleich die Regierung die  Nachfrage durch wachsende Haushaltsdefizite anschob,  erlebte die  amerikanische Wirtschaft einen kreditfinanzierten  Boom, in dessen Sog die Importe wuchsen,  während die  Exporte stagnierten. Finanziert wurde der Importüberschuss  vor allem von den  Zentralbanken der asiatischen Lieferländer,  welche die im Export verdienten US-Dollar ihrer  Exporteure  zum Festkurs gegen heimische Währung ankauften und diese  Beträge in  amerikanischen Staatsanleihen anlegten. Durch  den Zustrom von Waren und Kapital aus dem  Ausland blieben  die Güterpreise und Zinsen in den USA trotz des Booms  niedrig, während die  Vermögenspreise (Aktien, Anleihen,  Immobilienpreise) stiegen.
5. Verbriefungsmarkt
Vergaben Banken bislang üblicherweise  Buchkredite,die  sie überwiegend  durch die  Hereinnahme von Einlagen  refinanzierten, so gingen  sie in der  jüngeren  Vergangenheit  verstärkt dazu über,  Kreditforderungen zu  verbriefen und zu handeln;  hierbei bedienten  sie sich häufig  weitgehend  unregulierter Zweckgesellschaften  („Conduits“ und  „Special  Investment  Vehicles“). Diese  Änderung des  Geschäftsmodells war die Reaktion der  Banken auf die  weltweit hohe Nachfrage nach Liquidität  unter den  Bedingungen der  internationalen  Finanzintegration.
Unterstützt durch die Innovationen im Informations-  und  Telekommunikationsbereich  ergaben sich durch  die  zunehmende weltweite  Integration der  Finanzsysteme neue  Gelegenheiten zur  Diversifikation. Diese  ermöglicht es  Banken, illiquide  Finanzanlagen  besser in liquide zu  transformieren und  so den steigenden Bedarf an Liquidität  zu  erfüllen.  Beispielsweise erfordern diversifizierte  Anlageportfolios weniger Eigenkapital  und erlauben  daher  nicht nur eine stärkere Refinanzierung über  kurzfristige  Verbindlichkeiten, sondern zudem eine  Ausweitung des  Kreditgeschäfts.
Um diesen Diversifikationsvorteil auszunutzen, haben  Banken verstärkt ihre  Forderungen  gehandelt sowie  das  internationale Bankgeschäft über  ausländische  Niederlassungen  ausgeweitet. Beide Strategien stehen  in  einem wechselseitigen Zusammenhang, haben  aber  nicht  nur Vorteile. 
Grundsätzlich verteilen Verbriefungen Risiken auf mehrere  Schultern, was die  Finanzmärkte  stabiler macht. Das  Kernproblem der aktuellen Krise ist, dass die  Verteilung  des Risikos  unzureichend war: Am Ende landete es wieder  in der  Bankbilanz. Auch die Strukturierung von  Produkten  und andere  Finanzmarktinnovationen (z.B.  Kreditausfallversicherungen) sind prinzipiell  positiv zu  bewerten, weil sie maßgeschneiderte Lösungen zur  Risikoreduktion ermöglichen -  warum soll sich ein  Kreditgeber nicht gegen den Ausfall eines Gläubigers  versichern, so wie sich  ein Investor gegen den Kursverfall  seiner Aktien schützen  kann?
Weitere Berichte
TP: Die Idiotisierung der Finanzmärkte (4.3.09):  Heute sind viele Banken nur  noch  Leichenschauhäuser. Das Bündeln von Konsumentenkrediten und  Häuserhypotheken war der  eigentliche Exportschlager der USA zu Beginn des  21. Jahrhunderts, welcher verbunden mit  einer geringen Sparquote und einem  ausufernden Konsum gleichzeitig mit dem Niedergang der  amerikanischen  Produktionsindustrie verbunden war. Seit dem Amtsantritt der Bush-/Cheney-  Regierung wurden 27 Billionen USD an toxischen Bündelungs-Produkten zur  Finanzierung des  maroden US-Imperiums verkauft, ein Betrag, der nahezu  doppelt so groß ist wie das  amerikanische Bruttosozialprodukt von etwa 14  Billionen USD.
Subprime
Der Begriff Subprime-Markt  bezeichnet den Teil des US-  amerikanischen  Hypothekendarlehenmarktes,  dessen  Kreditnehmer  geringe Bonität aufweisen. In  den  vergangenen  Jahren  hatten diese Kreditnehmer  damit begonnen,  Grundstücke  und Immobilien  zu kaufen. Zwar konnten sie  meist weder das  eine noch  das andere mit Eigenkapital  finanzieren,  die Banken  waren jedoch aufgrund der  anhaltend steigenden  Grundstücks-  und  Immobilienpreise bereit, dafür  Kredite von bis zu 100  Prozent  des gesamten  Grundstücks- und  Immobilienwertes zu  vergeben.  Die Verfügbarkeit  dieses Geldes erhöhte  wiederum künstlich die  Nachfrage, wodurch die  Preise weiter stiegen. 
Im Zuge dessen verließen die  Banken die traditionelle  Kreditvergabepraxis, nach  der  Immobilienkredite binnen  einer  vorab vereinbarten  Dauer mit regelmäßigen Zins- und  Tilgungszahlungen  erstattet werden und sich die  Verschuldungssituation der  Kreditnehmer  kontinuierlich  verbessert. Vielmehr wurden  Modelle der „verspäteten  Tilgung“  eingeführt, wonach  der Kreditnehmer zunächst  nur die Zinsen,  jedoch keine  Amortisation zahlt. Bei  gleichbleibender  Laufzeit  führt dies zu einer höheren  Belastung am Ende des  Vertrags.  Ähnlich verhält  sich die  Situation bei  sogenannten „Ein-Prozent-  Hypotheken “: Hier bezahlt  der Kreditnehmer nur einen  Teil des  Zinses, z.B. ein  Prozent, und der  verbleibende Zinsanteil wird  zum Kapital addiert.  Damit er  höht sich die Kreditsumme  und die  Rückzahlung  verlagert sich abermals an  das Ende  der  Vertragslaufzeit. In einer  dritten Vertragsvariante wird f  ür die  ersten Jahre ein fester  Zinssatz vereinbart, der sich  anschließend  kontinuierlich  am Marktzins ausrichtet.  Dies führt zu  einer  laufenden  Erhöhung der Zinsen, sodass  sich die Situation der  Kreditnehmer mit  fortschreitender  Vertragslaufzeit  verschlechtert. 
Guido Eilenberger, Sascha  Haghani,  Unternehmensfinanzierung  zwischen Strategie und  Rendite, 2008, S. 75 f
Clevere Investmentbanker  wetten mit Leerverkäufen  gegen die Aktien der US- Immobilienvermittler  New  Century und Indymac. Greg  Lippmann,  Verbriefungsexperte der  Deutschen Bank in New  York, hat eine noch bessere  Idee. Vor Geschäftspartnern  zeigt er, wie man mit Indizes  unmittelbar gegen die  Conduits wetten kann. Das  ist smart und spricht sich  schnell an der Wall  Street  herum.
New York, Park Avenue, Juni  2007 Die Zentrale der  traditionsreichen  Investmentbank Bear  Stearns meldet, dass drei  Hedge-Fonds mit verbrieften  US-Hypotheken kollabieren.  Die Wall  Street ist  schockiert. In Düsseldorf  melden die deutschen  Staatsbanker der  Industriebank IKB  am 20. Juli  "sehr gute" Ergebnisse. Ihr  Conduit Rhineland Funding  segelt noch immer außerhalb  der Bilanz. Die US- Turbulenzen hätten  "praktisch keine Auswirkung"  auf ihr Geschäft gehabt.
Kreditkarten
Gewerbeimmobilien
Preisblase
Wertwachstum deutlich über Einkommenswachstum
erleichtert Verschuldung für Konsum
Mispricing
Zweckgesellschaften
Im Rausch des Booms  expandierten die Banken.  Sie  gründeten  Niederlassungen im  Ausland  und kaum regulierte  Zweckgesellschaften, über  die sie große Teile des  Wertpapierhandels  abwickelten. Solche Special  Investment  Vehicles sollten  später  einigen  deutschen  Landesbanken  zum  Verhängnis werden. Die  Expansion steckte voller   Risiken.  Kredite wurden nicht  mehr aufgrund langer  Beziehungen zu gut  bekannten  Kunden  vergeben;  wichtig  waren jetzt  standardisierte, leicht  nachprüfbare  Bonitätskennziffern.  Für die  Banken gab es viele Gründe,  Darlehensanträge nicht mehr  allzu streng zu prüfen:  Sie  konnten das Ausfallrisiko der  von ihnen vergebenen Kredite  einfach weiterreichen. Die  Zinsen und damit die Kosten  im Falle eines Kreditausfalls  waren gering, die Nachfrage  nach  verbrieften Krediten  aber hoch. Damit lockten  lukrative  Gewinne. Zudem  sorgten die  Zweckgesellschaften und die  komplizierte  Konstruktion  vieler Wertpapiere für eine  zunehmende Intransparenz.  Niemand konnte  sagen, wie  viel  die neuartigen Papiere  wirklich wert und wie sicher  sie  waren. Aber  solange das  Geschäft mit ihnen gut lief,  wollten  alle daran teilhaben.
Die Banken bündeln ihre  Kreditverträge zu Tausenden  und machen daraus fern der  Heimat  handelbare  Wertpapiere. Vor allem die  Landesbanken wollen mit  dieser Masche  groß ins  Kapitalmarktgeschäft  einsteigen. Schon länger  träumen sie davon, endlich  mitzumischen  im großen  globalen Geldspiel. Oder mit  dem neuen Dreh ihre  unschönen  Altlasten  wegzuzaubern.
Dazu nutzen sie die  schwachen Bilanzregeln des  deutschen  Handelsgesetzbuchs (HGB).  Die Conduits, oft auch  Zweckgesellschaften  genannt, operieren wie  hundertprozentig  beherrschte  Tochtergesellschaften,  offiziell sind sie aber  Eigentum eines Treuhänders  oder eines Trusts - ein  juristischer  Taschenspielertrick. Sie  müssen nach HGB nun nicht  mehr als Geschäfte von  Tochterfirmen bilanziert  werden.
Die Geldhäuser bezeichnen  sich ganz nobel nur noch als  Sponsor oder Originator der  Conduits. Die Geschäfte  werden trotzdem häufig  komplett in den Büros der  deutschen  Bankzentralen  betrieben. In Delaware gibt  es nichts außer einem  Treuhänder und einer  Briefadresse. Dass die  Banken tatsächlich über ein  komplexes Geflecht von  verbindlichen   Verträgen für  alle Verluste der Conduits  haften, verheimlichen sie in  ihren  Jahresabschlüssen. So  werden die Geldhäuser zur  Blackbox.
Der Conduit-Trick entlastet  die Banken zudem von ihrer  aufsichtsrechtlichen Pflicht,  für  Risikogeschäfte genug  Eigenkapitalpuffer  bereitzuhalten. Plötzlich  können sie außerhalb   der  Bilanz hohe Risiken  eingehen, ohne ihr  Eigenkapital zu erhöhen.  Und die Manager  können im  Jahresabschluss mit hohen  Gewinnen bei relativ  niedrigem Eigenkapital  glänzen. Das verbessert die  Eigenkapitalrendite - die  wichtigste Messzahl zur  Berechnung  ihrer  Bonuszahlungen. 
Sogar Frankfurter  Großbanken, die nach  internationalen Standards  bilanzieren, verstoßen   gegen  das Transparenzgebot. In  Investorenpapieren wird die  Masche zwar offen erklärt.  Aber die Wirtschaftsprüfer  schauen über die raffiniert  strukturierten Vehikel  hinweg,  Ratingagenturen  geben Bestnoten. So  erhalten die Dubliner  Briefkastenfirmen der  SachsenLB, einer Minibank  mit gerade einmal 1,5 Mrd.  Euro Eigenkapital, ein "AAA"-  Rating.  Schließlich steht die  Landesbank und damit der  Staat über Haftungsverträge  für  alle  Verluste gerade.
Enron-Pleite
Houston, Texas, Dezember  2001 Mit der Pleite des  Energieriesen Enron geraten  außerbilanzielle  Vehikel  weltweit in Misskredit. Das EU- Parlament beschließt strenge  Regeln, doch in  Deutschland  wollen die Finanzpolitiker davon  nichts hören. Bankenlobbyisten  vereiteln die  Umsetzung der EU- Verordnung.
6. Spekulationsblase auf Immobilienmarkt
In der Spätphase des Kreditbooms vergaben die  Banken  immer freizügiger Immobilien-  Kredite  auch an sehr schlechte  Schuldner (Subprime- Kredite). Besichert waren diese  Kredite  durch  die  damit gekauften Häuser oder  Gewerbeimmobilien,  und da die  Immobilienpreise beständig stiegen  und die  Banken  die Kredite mittels Verbriefung aus ihrer  Bilanz entfernen  konnten, schien diese  Praxis  risikolos zu sein. Institutionelle  Investoren  wiederum kauften die Verbriefungen gerne, da  sie  nach Strukturierung relativ risikolos zu  sein  schienen, aber  höhere Renditen als  Staatsanleihen einbrachten.
Wirksame Rezepte gegen Finanzkrisen setzten  nach Meinung von Ricardo Caballero und  Pablo Kurlat jedoch voraus, dass die  Ursachen der Misere richtig geortet werden.  Die  beide  Ökonomen vom Massachusetts  Institute of Technology (MIT) kommen in ihrer  Analyse zu  dem überraschenden Ergebnis,  dass nicht die US-Immobilienblase, fehlende  Regulierungen  oder eine zu lockere Geldpolitik  die aktuelle Finanzkrise zu einer  wirtschaftlichen Pandemie  gemacht haben. Der  weltweite Schock sei vielmehr dadurch  entstanden, dass sich die  Probleme auf dem  US-Immobilienmarkt wie ein Flächenbrand  in  Windeseile rund um den  Globus ausbreiten  konnten. Erst durch die damit verbundene  Unsicherheit sei es zu einer  Panik auf den  Finanzmärkten gekommen.
Wiwo: Teufelskreis dreht sich weiter (29.8.09) : Trotz erster Entspannungssignale bleibt  der  US-Immobilienmarkt eine Gefahr für die Weltwirtschaft. Harvard-Ökonom Martin  Feldstein  erklärt warum.
leichter Zugang zu Finanzierung
Fehlanreize
Da Käufer und nicht  originäre Kreditgeber  das Risiko trugen,  waren die Anreize  gering,  konservative  Standards bei der  Auswahl der  Deckungsmasse  einzuhalten. Als  Strukturierer  hatten  Banken keinen  Anreiz, die Qualität  des Pools nach der  Kreditvergabe zu  überwachen.  So  wurden zu viele  risikoreiche Kredite  vergeben und verbrieft.  Ein Übriges tat die an  kurzfristiger  Performance  orientierte Vergütung  des Managements  und das Interesse der  Investmentbanken an  Masse von ABS- Emissionen.
siehe:
Außerkraftsetzung banküblicher Regeln
Kreditwürdigkeitsprüfung
Kreditfähigkeitsprüfung
Förderung durch US-Regierung
US-Hypothekenbanken vergeben leichtfertige Finanzierungen
In den USA, aber auch in anderen Ländern, waren und sind  preiswerte Eigenheime erklärtes  politisches Ziel, das über  zahlreiche Instrumente (z.B. Zinsverbilligungen, staatliche  Garantien,  Steuerzuschüsse) verfolgt wird. Zudem wurde auch  politischer Druck auf die Notenbanken  ausgeübt, mit Blick auf  die Beschäftigung das Zinsniveau niedrig zu halten, was  zugleich  bewirkte, dass sich die Finanzierung der hohen  Staatsverschuldung verbilligte.
US-Immobilienmarkt
Simoleon Sense: Ten Myths about Subprime Mortgages  (23.7.09): This article comes  straight  from the Cleveland Fed… My favorite section of this article is “myth # 8- the  subprime  mortgage crisis was totally unexpected”. Clearly it was not unexpected just  difficult to time.
WSJ: Guest Contribution: The (Mythical?) Housing Wealth Effect (22.6.09):  Many  economists  have stated that consumer spending can’t rebound until house prices stop  falling. But Charles  W. Calomiris of Columbia University, Stanley D. Longhofer of the  Barton School of Business  and William Miles of Wichita State University argue that the  wealth effect of housing has been  overstated.
HB: Was Evangelikale über die Krise verraten (18.5.09):  Evangelikale Christen sind in  den  USA eine nicht zu unterschätzende Religionsgruppe. Sie rechnen jederzeit mit dem  Weltuntergang und stehen irdischem Reichtum skeptisch gegenüber. Ökonomen sind  überzeugt: Wer die Ursache der Finanzkrise verstehen will, der muss sich mit den  Evangelikalen beschäftigen. Was kurios klingt, hat einen seriösen Hintergrund.
Blick Log: Finanzkrise – Wie eine kleine Geschichte mit der großen Finanzkrise  verbunden ist  (15.3.09): Es ist eine kleine Geschichte, die gleich mehrfach mit der großen  Geschichte  verbunden ist. Es ist die Geschichte vom Elternhaus des US-  Notenbankpräsidenten Ben  Bernankes in Dillon (US Bundesstaat South Carolina), die  Michael Phillips im Wall Street  Journal erzählte.
WSJ: Delinquent Mortgages Hit Record Level (5.3.09):  The recent housing bust has  reignited  interest in psychological theories of speculative excess (Shiller, 2007). I  investigate this issue  by identifying a segment of the U.S. population—evangelical  protestants—that may be less  prone to speculative motives, and uncover a significant  negative relationship between their  population share and house price volatility.
Agency Probleme
7. US-Konsum
Konsum auf Kredit
Handelsdefizit
finanziert durch Überschussländer
Ersparnisse Überschussländer
8. Finanzsystem
Unter den weniger vorhersehbaren Auswirkungen  niedriger Zinsen ist das  Anreizgefüge  zu nennen, das  sich in der Vermögensverwaltungsbranche  herausgebildet hat.  Finanzinstitute müssen relativ hohe  Nominalrenditen erzielen, weil sie sich mit ihren  Produkten oftmals langfristig binden. Wenn die Zinsen  auf ein ungewöhnlich niedriges  Niveau sinken, kann es  schwieriger werden, die zugesagten Renditen zu  erwirtschaften.  Dann werden die Finanzinstitute  entsprechend höhere Risiken eingehen,  um ihre  Rendite- und Gewinnvorgaben trotzdem  erreichen zu können. Dies gilt im  Prinzip auch für die  Vermögensverwalter, von denen die Anleger  hohe  Nominalrenditen erwarten. Auch hier ist die   Strategie, höhere Risiken einzugehen  (ohne dies  explizit zu machen), ein Weg, um die Kundenansprüche  zu erfüllen. Kurz  zusammengefasst: Bei niedrigen Zinsen  werden also höhere Risiken eingegangen.
Rating-Gesellschaften
Zur mangelhaften Kontrolle seitens der  Kunden und zu  den Schwachstellen im  Vergütungssystem kamen noch  die  verzerrten Anreize für die Ratingagenturen  hinzu.  Zweck dieser  Einrichtungen ist es, die schwerwiegenden  Informationsprobleme bei der  Fremdfinanzierung zu mildern, indem  sie die  Wahrscheinlichkeit, dass ein  Schuldner  einen  Kredit oder eine  Anleihe  zurückzahlen  wird,  unabhängig beurteilen. Doch es gibt  eine  Reihe  von  Schwierigkeiten.  Ratings sind teuer und schwer zu erstellen, und sie  lassen sich  nicht  geheim halten.  Sobald Informationen öffentlich zugänglich sind,  können  sie  ohne  Kosten reproduziert werden. In  Kenntnis dessen lassen sich die  Ratingagenturen ihre  Beurteilungen von denen bezahlen, die sie am  meisten  benötigen,  nämlich den  Anleiheemittenten selbst. 
Auch wenn dieses Konzept weder neu  noch einzigartig  ist – die Anleiheemittenten  bezahlen  die  Ratingagenturen schon seit  Jahrzehnten, genauso  wie  die  Buchprüfer von  den Firmen  bezahlt  werden, die sie prüfen –, hat diese  Regelung die Anreizstrukturen  verzerrt. Des  Weiteren haben sowohl  die höhere  Komplexität von  Finanzinstrumenten  als auch die  gestiegene Emissionshäufigkeit  – in  den vergangenen  zehn Jahren ist eine  Fülle von  forderungsunterlegten  Wertpapieren und strukturierten Finanzprodukten  begeben worden –  das  Ratinggeschäft zwar schwieriger, zugleich aber auch rentabler  gemacht.  Und  wegen der  Komplexität der Finanzinstrumente haben sich selbst  die  erfahrensten  institutionellen  Anleger stärker auf die  Ratings  verlassen. Im Endeffekt  waren die Ratingagenturen mit der  Aufgabe, die  Risiken  festverzinslicher Wertpapiere  zu   bewerten und damit die  kollektive  Sicherheit zu schützen, überfordert  und  trugen durch  die Vergabe  unrealistisch hoher  Ratings ungewollt  zum Aufbau  systemweiter Risiken bei.
Vox: The origin of bias in credit ratings (27.3.09):  Understanding the origins of the crisis  requires understanding the failures of the market for ratings. This column explains how  conflicts of interest and shopping for the best rating produced biased assessments of  complex assets, whereas these bad incentives had not plagued ratings of simpler assets.  We  need to rethink how ratings are provided, lest the next bout of financial innovation  trigger  another round of ratings inflation and subsequent financial market turmoil.
Juli 2007: Die Rating-Agenturen  stufen eine große Anzahl von Wertpapieren,  die mit  Forderungen  aus Hypothekenkrediten besichert sind, herab. Daraufhin  verlieren diese,  aber  auch andere Vermögenstitel, die  auf Kreditforderungen  beruhen,  deutlich an Wert,  und  zwar sowohl in  den USA als auch in Europa.  Der  Handel mit einigen  kreditbesicherten  Wertpapieren kommt sogar nahezu  zum Erliegen. In der Folge geraten  insbesondere  Finanzinstitute, die sich  kurzfristig auf den internationalen  Geldmärkten  refinanzieren  müssen  und auf   asset backed securities (also  durch Vermögenswerte  besicherte  Finanzinstrumente) als Sicherheiten  angewiesen sind, in Liquiditätsprobleme.
Fehleinschätzungen
Bonität Banken
Risiken Kreditderivate
Verzerrungen
Investment-Banken
Kreditderivatetransaktionen
fristeninkongruente Refinanzierung
Leveraging
Hinzu kommt, dass die Manager von Finanzinstituten  sich bemüßigt sahen, im Interesse  der Aktionäre die  Eigenkapitalrendite zu erhöhen – weshalb sie ihr  Fremdfinanzierungsvolumen drastisch ausbauten.
Aus dem Anliegen, sich gegen einen Zusammenbruch zu  schützen, entsteht für die Bank  ein Zielkonflikt: Hohe  Eigenkapitalausstattung, hohe Rücklagen, ein hoher  Bestand an  sicheren Wertpapieren und eine konservativ- vorsichtige, hochbesicherte Kreditgewährung  schmälern  die Rendite der Bank. Für Banken ist es finanziell  attraktiv, Kassenbestände  möglichst klein zu halten, das  Eigenkapital zu reduzieren, riskantere Wertpapiere zu  kaufen und höherverzinsliche, aber auch riskantere  Kredite zu vergeben. Die Banken  stehen damit vor einem  klassischen Dilemma: Treffen sie intensive Vorsorge  gegen die  banktypischen Risiken, droht eine geringe  Eigenkapitalrendite. Arbeiten sie mit einer  hohen  Fremdkapitalquote und aggressiver Kreditvergabe, droht  die Insolvenz. Verkürzt  gesagt hat eine Bank die Wahl  zwischen Sicherheit und Rendite, zwischen Vorsicht und  bis zur Gier entartetem Risikoappetit.
Kreditkaskadierung
Inkaufnahme systemischer Risiken
Hedge-Fonds
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Hedge-Fonds: Ausrisse aus einer Dissertation
Ich “reisse” aus dieser 258 Seiten umfassenden Arbeit einige Ausschnitte raus, die  ich für  geeignet halte um den Charakter und die Wirkungen von Hedgefonds besser  zu verstehen. Über  die von mir hier zusammengefügten Fragmente hinaus befasst  sich die Arbeit mit verschiedensten  Anlagestrategien von Hedgefonds, den  Auswirkungen von Hedgefonds auf die Stabilität der  Finanzmärkte und  Regulierungsansätze für die Instrumente.
So erfährt man, dass Hedge-Fonds äußerst schwierig zu charakterisieren sind,
“weil die meisten Hedge-Fonds Manager auf Marktveränderungen opportunistisch  mit  Strategiewechseln reagieren. Daher ist auch eine exakte Definition von Hedge-  Fonds nahezu  unmöglich. Hedge-Fonds Manager lassen sich in ihrem  Investmentansatz von der Maxime der  expliziten Verlustvermeidung leiten. In  diesem Kontext ist es für den Hedge-Fonds Manager dann  von nachgeordneter  Bedeutung, welche Anlagen – klassische oder alternative – dem zugrunde  liegen.”
Zur historischen Entwicklung von Hedge-Fonds erfährt man u.a.
“Als geistiger Vater der Hedge-Fonds Idee gilt Karl Karsten. Er war der erste, der  auf  wissenschaftlichen
Methoden basierte Handelsstrategien entwickelte und an der Börse umsetzte.  Allgemein wird der  Beginn der modernen Hedge-Fonds Industrie jedoch auf das  Jahr 1949 datiert, als der Australier  Alfred Winslow Jones (1901-1989) den ersten  bekanntgewordenen Long-Short-Equity Fonds  gründete. Das Anlagekonzept  seines Fonds sah vor, daß vielversprechende Aktien gekauft und  gleichzeitig  wenigversprechende Aktien verkauft werden sollten.”
Warum sind Hedge-Fonds so beliebt geworden?
Diese Frage versuchen verschiedene Autoren zu beantworten. Einige kommen zu  dem Schluß,  daß der Hauptgrund für die gestiegene Nachfrage nach Hedge-Fonds  in der Verlustaversion der  Investoren zu finden ist. Hierbei greifen sie auf die von  Kahnemann/Tversky (1979) entwickelte  Prospekttheorie zurück, in der gezeigt  wird, daß Investoren einen Verlust mit einer doppelt so  hohen Intensität  wahrnehmen wie einen Gewinn. Eine weitere Bestätigung dafür kann auch bei  Heissmann (2004) gefunden werden, die in einer unter institutionellen Investoren  durchgeführten  Umfrage eine beachtliche Bedeutung von Total- und Absolute-  Return-Konzepten für die Befragten  feststellten. So antworteten rund 53% der  Befragten, gewichtet nach Höhe der verwalteten Gelder,  daß sie einen solchen  Ansatz verfolgten. Hingegen sprechen sich nur 8,4% der Befragten für einen   indexiertes bzw. passives Management der Kapitalanlagen aus.
Der Grund für diese Entwicklung sieht Heissmann in den schlechten Erfahrungen  der Jahre 2000  bis 2003: “Mit diesen Konzepten wird nun versucht, sich von der  Entwicklung der Aktienindizes in  gewissem Maße abzukoppeln. Im Gegensatz zu  einem passiven Management, bei dem eine  Negativbewertung der Märkte in vollem  Umfang nachvollzogen wird, ist es Ziel der Total- und  Absolute-Return-Konzepte,  genau dieses zu vermeiden und grösseren Wertverlusten im Portfolio  vorzubeugen.  Zur Umsetzung der Konzepte steht eine Reihe von Strategien zur Verfügung:  angefangen von Constant Proportion Portfolio Insurance (CPPI) über Collar-  Techniken bis hin zu  Optimierungen und ausgefeilten Wertsicherungsstrategien.
Ein Blick hinter die Kulissen
Auf der Angebotsseite wurde die Entwicklung des Hedge-Fonds Marktes  insbesondere von Seiten  der Prime Broker gefördert, die eine Schnittstellenfunktion  zwischen Hedge-Fonds und  Kapitalmärkten haben. Sie übernehmen dabei  Transaktionsaufgaben wie  Wertpapierorderausführungan Börsen und Handel in  OTC-Produkten. Graphisch läßt sich die  Einbettung der Prime Brokerin das das  “Ökosystem” der Hedge-Fonds Industrie folgendermaßen  darstellen:
Ökosystem der Hedge-Fonds Industrie
    Ökosystem der Hedge-Fonds Industrie
Deutlich wird, daß die Prime Broker im Zentrum der von Hedge-Fonds  ausgehenden Aktivitäten
stehen. Dabei organisieren sie nicht nur die eigentliche Durchführung von  Handelstransaktionen  sondern zusätzlich periphere Dienstleistungen. Eine  wichtige Funktion des Prime Brokers findet  sich auch in seiner Eigenschaft als  Financier des Hedge-Fonds, entweder als Fremdkapitalgeber  via Kredite oder als  Eigenkapitalgeber via Beteiligungen. Das Prime Brokerage umfaßt  tpyischerweise  auch die Notwendigkeit, für die Bank als Gegenvertragspartei bei OTC-Geschäften  zu fungieren. Damit profitieren sie mehrfach am Erfolg der Hedge-Fonds.
VanSteenis/Hamilton (2004) schätzen, daß der Anteil der mit Hedge-Fonds  erwirtschafteten  Gebühren etwa 26-27% des gesamten Gebührenaufkommens im  weltweiten institutionellen  Brokerage-Geschäft ausmacht. Nach Berechnungen von  Greenwich (2004c) vereinen Hedge-Fonds  82% des Handelsvolumens in  notleidenden Schuldtiteln (distressed debt) und fast 30% des  Handelsvolumens in  Anleihen unterhalb Investmentgrade und Kreditderivaten auf sich. Ein Drittel  des  Handels in Future-Kontrakten in den USA entfiel 2004 auf Hedge-Fonds.68 Im  Bereich  Wandelanleihenarbitrage ermittelt Greenwich (2000b) einen Anteil von über  70%. Nach  Schätzungen von Prime Brokern entfielen 2004 zwischen 30-50% des  Aktienhandelsvolumens in  Europa auf Hedge-Fonds.  Ein wichtiger Aspekt stellt in  diesem Zusammenhang die hohe  Konzentration im Prime Broker Geschäft dar. Die  fünf größten Prime Broker kommen in Europa  beispielsweise auf einen Marktanteil  von insgesamt fast zwei Dritteln.
Die hohen Gebühren, die Hedge-Fonds den Prime Brokern vergüten, müssen im  Rahmen  profitabler Handelsstrategien wieder erwirtschaftet werden. Jedoch kommt  den Hedge-Fonds  hierbei zugute, daß sie im Vergleich zu traditionellen  Investmentfonds über einen deutlich höheren  Spielraum bei der  Gebührengestaltung verfügen. Die Entlohnung der Hedge-Fonds Manager  besteht  aus einer Kombination von einer fixen Management-Fee und einer  erfolgsabhängigen  Vergütung, der so genanten Performance-Fee. Weit verbreitete  Anwendung findet die sogenannte  1,5/20-Regel. Der Hedge-Fonds Manager stellt  hierbei seinen Investoren eine jährliche  Verwaltungsgebühr (Management-Fee) von  1,5% in Rechnung. Zusätzlich läßt sich der Manager  20% der erwirtschafteten  Renditen (Performance-Fee) abtreten.
Diese Form der Gebührenstruktur birgt allerdings eine Prinzipal-Agenten-  Problematik in sich. Der  Hedge-Fonds Manager hat einen Anreiz, hohe  Performance-Ergebnisse zu realisieren, wenn er  nicht nur mit der Management-  Fee auskommen will. Das aus der Anreizgestaltung resultierende  moralische  Risiko wird oftmals dadurch abgeschwächt, daß die Hedge-Fonds Manager selbst  hohe Teile ihres Privatvermögens im Fonds investiert haben.72 Hinzu kommt, daß  Investoren  üblicherweise einen Anspruch am Gewinn erhalten, der einen Ausgleich  für zuvor erlittene Verluste  vorsieht.
Die Anreizgestaltung eröffnet dem Hedge-Fonds Manager ein optionsähnliches  Auszahlungsprofil:
Im Falle einer schlechten Jahresperformance von beispielsweise minus 20% erhält  der Hedge- Fonds Manager keine Auszahlung aus der performanceabhängigen  Gebührenstruktur, sondern nur  die Management-Fee von 1%. Im Falle einer guten  Performance hingegen wird der Fondsmanager  überproportional belohnt. Neben der  vertraglich fixierten Management-Fee von 1% erhält er  zusätzlich 20% der erzielten  Performance. Bei einer Performance von plus 20% würde dies  weitere 4%  Gebühreneinkommen auf die verwalteten Anlagen bedeuten.
Optionsähnliches Auszahlungsprofil der Gebühreneinnahmen eines Hedge-Fonds  Managers
    Optionsähnliches Auszahlungsprofil der Gebühreneinnahmen eines Hedge-  Fonds Managers
Generieren Hedge-Fonds einen Mehrwert?
Die Hypothese eines Mehrwerts von Hedge-Fonds im Kontext der Asset Allocation  kann auf Basis  der vorliegenden Literatur weder eindeutig bestätigt noch verworfen  werden. Um dennoch  dieWirkung und ggf. Vorteilhaftigkeit von Hedge-Fonds  Strategien evaluieren zu können, soll  daherein anderer Weg gewählt werden.
Gegenstand der Überlegungen ist die Frage nach der Wahl der Asset Allocation,  wenn das Risiko  nicht mit der Standardabweichung der Rendite einzelner Anlagen  oder Portfolios, sondern mit der  Verlustgefahr für das Unternehmen gemessen  wird. Während in der Praxis die Verlustgefahr  oftmals durch die Wahrscheinlichkeit  gemessen wird, einen bestimmten Zielwert (Target) nicht zu  erreichen, wird in dem  Modell Verlustgefahr mit Insolvenzgefahr gleichgesetzt. Insolvenzgefahr tritt  dann  ein, wenn die Marktwerte der Aktiva aufgrund unvorteilhafter Entwicklung unter die  Passiva  fallen. Wie bereits in Kapitel 2 konstatiert, liegt die Funktion des Surplus  darin, das Ausfallrisiko  auf ein akzeptabel niedriges Niveau zu senken. Im Fokus  der Betrachtung liegt damit die Surplus- Entwicklung. Die optimale Asset Allocation  ist damit im Ergebnis  diejenige, die auf die  Entwicklung des Surplus abzielt, um  das Risiko der Insolvenz zu minimieren.
Bei der Umsetzung der Asset Allocation unterscheidet man zwischen statischen  und  dynamischen Strategien. Bei einer statischen Asset Allocation werden  Portfoliomischungen bis  zum nächsten Überprüfungstermin unverändert gelassen –  entweder durch eine Kaufen-und-Halten  Strategie oder durch permanente  Anpassungen zur Aufrechterhaltung einmal fixierter  Portfoliogewichtungen. Der  Vorteil statischer Strategien liegt in der Einfachheit ihrer Umsetzung.  Der  wesentliche Nachteil ist aber, daß sie Informationen über Veränderungen der  ökonomischen  Rahmenbedingungen unberücksichtigt lassen.
Bei der dynamischen Asset Allocation Strategie werden regelbasierte Verfahren  auf Basis  quantitativer
Methoden angewandt, die darauf abzielen, eine wünschenswerte Renditeverteilung  im Portfolio zu  erzeugen. Das bekannteste Verfahren ist die so genannte  Portfolioinsurance Strategie, die durch  systematische Veränderung der  Gewichtungen zwischen einzelnen Anlage-Klassen eine  bestimmte  Renditeverteilung des Portfolios anstrebt. Hierbei werden im Wert gefallene  Anlagen  veräußert und im Gegenzug im Wert gestiegene Anlagen erworben.  Demgegenüber steht die  Strategie des Rebalancing, die auf die Umsetzung einer  sogenannten konkaven Portfoliostrategie  setzt. Hierbei werden im Wert gestiegene  Anlagen veräußert und im Gegenzug im Wert gefallene  Anlagen erworben. Im  nachfolgenden soll überprüft werden, wie Informationen über wirtschaftliche  Rahmenbedingungen, die die Solvenz des Unternehmens eventuell  beeinträchtigen, bei Asset  Allocation Entscheidungen berücksichtigt werden  können.
Die Gegenüberstellung bestätigt die Hypothese, daß aktive Rebalancierung  zwischen Anlagen  bzw. Hedge-Fonds Strategien mit positiver und negativer  Schiefe das Insolvenzrisiko senken kann.  Es steigt die Insolvenzgefahr für beide  Asset Allocation Strategien zunächst steil an, flacht mit  zunehmendem  Zeithorizont für die Alternative Asset Allocation jedoch deutlich schneller ab. Die  Erklärung dafür lautet: Anlagen und Hedge-Fonds Strategien, die positive Schiefe  aufweisen, üben  in schwierigen Börsenphasen eine gewisse  Wertsicherungsfunktion aus und stützen den Surplus.  Auf der anderen Seite  eröffnet die Beimischung von Anlagen und Strategien mit negativer Schiefe  ein  höheres Renditepotential. In günstigen Börsenphasen unterstützt dies den Aufbau  des  Surplus, was sich ebenfalls günstig auf die Entwicklung der  Insolvenzwahrscheinlichkeit auswirkt.  Demgegenüber berücksichtigt die (starre)  Klassische Asset Allocation keine Informationen über  die veränderten  ökonomischen Rahmenbedingungen151 des Unternehmens. Die Alternative Asset  Allocation, bei der Hedge-Fonds Strategien bewußt zur Senkung der  Insolvenzwahrscheinlichkeit  eingesetzt werden, wird die Klassische Asset  Allocation mit Hedge-Fonds Strategien vor allem in  schwierigen Börsenphasen  schlagen können.
Zum Nutzen von Hedgetfonds für die Kapitalmärkte
Hedge-Fonds Manager werben mit dem Argument, daß sie opportun auf  Marktveränderungen  reagieren und Marktineffizienzen durch Arbitragegeschäfte zu  ihrem Vorteil nutzen können. Diese  Ansicht basiert auf dem Grundgedanken der  Effizienzmarkthypothese, in der rationales,  spekulatives Verhalten risikolose  Arbitragemöglichkeiten erkennt und Fehlbewertungen sofort  korrigiert.
Wenn Arbitrage dazu führt, daß das Kapitalmarktgleichgewicht wieder hergestellt  wird, könnte es  sein, daß der Spekulation eine zumindest kurzfristig  stabilisierende Wirkung zugestanden werden  kann. In den letzten Jahren wurde die  traditionelle Ansicht, daß in effizienten Märkten die Gesetze  der Arbitrage dazu  führen, daß Anlagepreise mit ihren ökonomischen Fundamentalwerten  übereinstimmen, mehrfach durch selbsterfüllende Erwartungen, Herdenverhalten  und andere  vermeintliche irrationale Einflüsse auf die Wertpapierpreisbildung  herausgefordert.
Immer häufiger wichen Wertpapierpreise von ihren fundamental gerechtfertigten  Werten ab, ohne  daß die korrektive Kraft von Spekulanten zu einer Stabilisierung  des Gleichgewichts beitragen  konnte. Im Gegenteil, immer häufiger waren  Spekulanten dem Verdacht ausgesetzt, selbst  Auslöser von übertriebenen  Entwicklungen zu sein.
Aufgrund ihrer Kurzfristorientierung stellen Hedge-Fonds Manager in der  öffentlichen Meinung die  wichtigste Gruppe der Spekulanten dar. Allerdings stehen  sie wegen dieser kurzfristigen  Orientierung auch in der Kritik, ungewünschte  Entwicklungen zu verstärken oder gar auszulösen.  Hedge-Fonds Manager gelten  aufgrund ihrer besonderen Begabung als prädestiniert, komplexe  Arbitrage-  Strategien gewinnbringend durchzuführen.  Ihre Existenzberechtigung steht dabei  allerdings im krassen Widerspruch zur Effizienzmarkthypothese von Fama, gemäß  dieser der  langfristig zu erwartende Gewinn eines Hedge-Fonds Managers auf  informationseffizienten Märkten  null beträgt.
Die zu Beginn der Arbeit aufgeworfene Forschungsfrage lautete: “Gefährden die  dynamischen  Handelsstrategien der Hedge-Fonds die Finanzmarktstabilität?”.  Hierzu wurde die Hypothese  aufgestellt, daß die Neuorientierung im institutionellen  Investmentgeschäft zu einem Anstieg  konvexer Handelsstrategien und damit zu  potentieller Finanzmarktinstabilität geführt hat.
Hedge-Fonds reagieren opportun auf Marktveränderungen und wenden entweder  konkave oder  konvexe Handelsstrategien an, wobei letztere, wie gezeigt, zu  unerwünschtem positivem  Feedback-Verhalten beitragen können. Demgegenüber  sind institutionelle Investoren oftmals an  ihre traditionellen Anlageprozesse  gebunden, die auf den Grundlagen der Kapitalmarkttheorie  basieren. Ihr  Investmenthorizont gilt als langfristig, wodurch sich eine eher träge  Verhaltensweise  vermuten ließe, die keine Quelle positiven Feedback-Verhalten  darstellen sollte. Dennoch lassen  sich in der Realität auch hier Verhaltensweisen  erkennen, die deutliche Anzeichen positiven  Feedback-Verhaltens beinhalten.
So läßt sich beispielsweise feststellen, daß Investoren solche Anlagen bevorzugt  nachfragen, die  sich in der Vergangenheit durch eine auffallend gute Performance  ausgezeichnet haben.  Patel/Zeckhauser/Hendricks (1990), Ippolito (1992), Gruber  (1996) oder Sirri/Tufano (1998) zeigen,  daß Gelder an solche Fondsmanager  verteilt werden, die im abgelaufenen Jahr eine gute  Performance vorweisen  konnten. Demgegenüber steht die Tendenz, daß Manager, die eine  schlechte  Performance aufweisen, Geldabflüsse riskieren. Cabot (1998) konstatiert, daß eine  “Underperformance” Investmentberater dazu veranlaßt, die Empfehlung  auszusprechen, solche  Manager auszuwechseln.
Shortsales gegen Finanzinstitute
Druck auf Vermögenswerte durch Verkauf Abzug von Mitteln
Investoren
Renditeforderungen
Renditewettlauf
Kapitalbeschaffung
Herdentrieb
asymmetrische Karriere- und Entlohnungssysteme
Die Vergütungsmodelle boten Managern einen Anreiz  mehr, auf kurzfristige Erträge zu  setzen und die  langfristige Entwicklung außer Acht zu lassen. Die  Bonuszahlungen  richteten sich zum Teil nach  komplizierten Modellberechnungen mit  Vermögenswerten,  die mangels Markt gar nicht verkauft  werden konnten. Riskante Strategien zahlten sich für   Aktieninhaber (wegen der beschränkten Haftung) und  Portfoliomanager (wegen der  Vergütungsmodelle)  übermäßig stark aus: Sie partizipierten am Gewinn,  während Verluste  allein Sache der Gläubiger (oder des  Staates!) waren. Zudem wurden Portfoliomanager für  eine überdurchschnittliche Performance ihrer Anlagen  gemessen an den Referenzindizes  der jeweiligen  Anlagekategorie belohnt.
Deshalb konnten sie, selbst wenn sie  Vermögenspreisblasen als solche erkannten, gar  keine  entsprechenden Short-Positionen eingehen, ohne zu  riskieren, dass die Anleger  Finanzmittel abziehen. So  entstand ein Herdenverhalten, das Arbitrage verhinderte.  Am  Ende verleitete die generelle Schwierigkeit, bei  Portfoliomanagern mit guter Performance  Glück von  Können zu unterscheiden, zusammen mit einer  Vergütungsstruktur, die  zumindest teilweise vom  Geschäftsvolumen abhing, Manager und Händler zur  Anhäufung  enormer Risiken.
zielen auf kurzfristigen Erfolg
vernachlässigen Risiko
benachteiligen mahnende Mitarbeiter
Fehler in Anreizsystemen
Exzesse
riskante Refinanzierungsstrukturen
Die OECD fragte sich , warum einzelne der großen Universalbanken  so gut, andere  wiederum so katastrophal durch die Krise gesegelt  sind, obwohl sie doch alle den  gleichen, weitgehend  übereinstimmenden Regeln unterworfen waren. Wie sie feststellen,  waren es ganz eindeutig Banken mit einer "Kreditkultur" wie die  spanische Santander und  die australische Westpac, welche vor  allem traditionelle Bankgeschäfte wie Kreditvergaben  an  Unternehmen und Konsumenten gemacht hatten, die ohne  staatliche Hilfen auskamen.  Demgegenüber hatten allein fünf  "innovative" Banken wie City Group, Bank of America,  Deutsche  Bank, Barclays und UBS, die ihre Bilanzen mit Derivate-gestützten  Verbriefungen aufgeblasen hatten, zusammen rund 46 Prozent  aller bisher  eingestandenen krisenbedingten Verluste verzeichnet.  Bei ersteren stehen auf der  Finanzierungsseite zudem vor allem  Kundeneinlagen und langfristige Anleihen stehen.  Diese stabilen  Finanzquellen waren bei letzteren deutlich weniger vertreten,  während ihre  Aktiva zu viel größeren Teilen zu Marktpreisen  bewertet werden mussten und daher in der  Krise extremen  Schwankungen unterworfen waren. Dementsprechend ähnelten sie  weniger traditionellen Banken, sondern viel mehr gigantischen  Hedge-Fonds, wobei sich  die Experten aber nicht vorstellen  können, dass ein Hedge-Fonds, der diese Art an  strukturierten  Produkten hält, es wagen würde, wie die Deutsche Bank ein  Leverage von  50 zu fahren, also Anlagen im 50fachen Volumen  ihres Eigenkapitals zu halten. 
modelliert durch "Quants"
Dazu lesen im Wall Street Journal":
The Minds Behind the Meltdown:  How a swashbuckling breed of  mathematicians and computer  scientists nearly destroyed Wall  Street
siehe auch: Zero Hedge:  Open Letter To Quant Funds
Risikomanagement
Die zweite mikroökonomische Ursache der Krise hängt  mit der Risikomessung  zusammen.  Messung,  Bepreisung und Kontrolle von Risiken erfordern allesamt  moderne  statistische  Instrumente, wobei größtenteils  historische Daten  ausgewertet werden.  Selbst wenn  lange  Datenreihen vorhanden sind, wird weiter  zurückliegenden Werten in  dem Bewusstsein, dass  sich  die Welt langsam, aber  stetig weiterentwickelt,  tendenziell  weniger Bedeutung  beigemessen.  Entsprechend führt eine lange Phase relativer Stabilität  zu der Einschätzung,  dass die Risiken  dauerhaft  abgenommen hätten, wodurch auch die  Risikopreise  sinken.
Telepolis: Banking ohne Sicherung (15.8.09):  Josef Ackermann kletterte vor dem  Absturz  mit  seiner Vorstandscrew seit Jahren ohne Seil, um spektakuläre 25 %  Gewinne  einzusammeln.  Von  Extrembergsteigern wissen wir, dass sie sich jenseits  der Sargzone  befinden, wenn sie  eine  senkrechte Wand ohne Sicherung  hochklettern. Ein Absturz ist  absolut tödlich. Von  Bankern  wussten wir dies bisher  nicht, bis sie sich auf den Weg  machten, senkrechte  Derivateberge  anzuhäufen, dort  ohne Seil hochzuklettern und ihre  spekulativen  Absturzrisiken außerhalb der  Bilanz zu  positionieren. Josef Ackermann  kletterte mit seiner  Vorstandscrew seit Jahren ohne  Seil,  um spektakuläre 25 % Gewinne  einzusammeln, bevor  sie kollektiv abstürzten.
Standard: Pr[TA<1, T B<1] = Φ2-1(F A(1)), Φ-1(FB(1)),γ) (11.08.09) : Wie der  Mathematiker  David  X. Li  mit seiner verhängnisvollen Formel zur großen Finanzkrise  beitrug
Alphaville: Marking to Markowitz (11.2.09) : Harry Markowitz – nobel laureate and father of  Modern  Portfolio Theory – has outlined a proposal for remedying the current financial  crisis  – a chief cause  of which, he says, is a lack of transparency
NYT: Risk Mismanagement, Ausführlicher Beitrag zur Rolle des Risikomanagement in der  Finanzkrise (2.1.09): THERE AREN’T MANY widely told anecdotes about the current  financial  crisis ,  at least not yet, but there’s one that made the rounds in 2007, back when  the big  investment  banks were first starting to write down billions of dollars in  mortgage-backed   derivatives  and  other so-called toxic securities. This was well before  Bear Stearns  collapsed,  before  Fannie Mae   and  Freddie Mac  were taken over by the federal  government, before   Lehman fell and  Merrill Lynch   was sold and A.I.G. saved, before the  $700 billion bailout bill   was rushed into law. Before, that is,  it became obvious that the  risks taken by the largest  banks and investment firms in the United  States — and,  indeed, in much of the Western  world — were so excessive and foolhardy that they  threatened to bring down the financial  system itself. On the contrary: this was back when  the  major investment firms were still  assuring investors that all was well, these little  speed bumps  notwithstanding — assurances  based, in part, on their fantastically  complex mathematical models  for measuring the risk in  their various portfolios.
iwh: Berücksichtigung von Schätzunsicherheit bei der Kreditrisikobewertung (01/2009,  pdf):  Vergleich des Value at Risk der Verlustverteilung des Kreditrisikos bei Verwendung  von  Bootstrapping und einem asymptotischen Ansatz.
HB: Risikomanagement: Ringen mit den Risiken (2.2.09):  Die Banken suchen nach neuen  Geschäftsmodellen. Schon jetzt zeichnet sich ab: Auch mit einem deutlich verbesserten  Risikomanagement und höheren Kapitalpolstern wird es keine Rückkehr in die goldene  Bankenära  geben. Banken werden künftig sehr viel vorsichtiger operieren – zulasten des  Profits.
Modellfehler
Risknet – Volker Bieta und Hellmuth Milde: Denkfehler im Risikomanagement  (14.8.09): In  dem Beitrag “ 6 Ways Companies Mismanage Ri sk” (Harvard Business Review, March 2009]  wird erklärt, was die Risikomanager in jüngerer Zeit falsch gemacht haben. Insgesamt  werden sechs typische Fehler diskutiert. Dem Autor geht es aber eindeutig “nur” um  praktische Umsetzungsfehler. Die implizite Annahme bei seiner Diskussion lautet: Im  “Prinzip” ist die Grundstruktur der heutigen Risikomodelle richtig; es geht also lediglich  um  fehlerhafte Anwendungen. Im vorliegenden Beitrag wird diese Sichtweise bestritten.  Wir  behaupten: Das Grundmodell hat eine falsche Struktur. Wenn das Grundmodell falsch  ist,  warum ging es bis zum Sommer 2007 dann gut? Warum funktionierte das  Grundmodell  danach nicht mehr? Die Antwort ist einfach: Selbst eine Fehlkonstruktion  kann  funktionieren, wenn sie nicht extremen Belastungen ausgesetzt ist. Die extreme  Belastung  setzte im Jahr 2007 mit dem Zusammenbruch des Subprime-Marktes ein. Erst  zu diesem  Zeitpunkt wurden die konzeptionellen Fehler im Risikomanagement  offensichtlich.
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Die Finanz-Alchemie hat enorme Tücken, zeigen  Coval, Jurek  und Stafford in ihrer Studie ,  die in der neuen Ausgabe des  "Journal of Economic Perspectives" erschienen ist. So führen   schon kleinste Fehler bei der Bewertung der einzelnen  Kreditrisiken dazu, dass die  Ausfallwahrscheinlichkeiten der  CDOs drastisch unterschätzt werden. Das Gleiche gilt für  die  Frage, wie stark die Ausfallrisiken der einzelnen Kredite  miteinander korrelieren. Auch   hier potenzieren sich schon  kleine Ungenauigkeiten enorm, zeigen Modellrechnungen der   Forscher. Besonders stark sind diese Multiplikator-Effekte bei  den vermeintlich sehr  sicheren "quadratischen CDOs".
Selbst wenn es bei der Risikobewertung nicht zu Fehlern  käme, gibt es ein zweites  fundamentales Problem. Denn mit  dem Strukturieren lässt sich nur eine Art von Risiko  verkleinern. Zum Beispiel wird es unwahrscheinlicher, dass  man als Investor zufällig an  einen Schuldner gerät, der seinen  Kredit platzen lässt. Anders sieht es aus, wenn durch  Schocks von außen insgesamt der Anteil der säumigen Zahler  steigt - zum Beispiel durch  fallende Immobilienpreise oder  steigende Zinsen.
Heftig diskutiert wird in der Branche über die internen  Risikosysteme der Banken. Als  Messgröße hat sich der  sogenannte Value-at-Risk (VaR) durchgesetzt. Das Konzept  wurde  Mitte der Neunzigerjahre von der Investmentbank JP  Morgan entwickelt und basiert  auf  verschiedenen  mathematischen Modellen. Sie geben Auskunft über  erwartbare  Verluste  einzelner Wertpapierportfolios oder eines  ganzen Instituts. Liegt der VaR einer  Bank bei 50  Millionen  Euro, heißt das, dass sie mit 99-prozentiger  Wahrscheinlichkeit in  einem  bestimmten Zeitraum höchstens  so viel Geld verlieren wird. Die Zahl sagt nichts  darüber,  wie  hoch der Verlust bei außerordentlichen unvorhersehbaren  Ereignissen  werden kann.
Vor allem deshalb steht das Konzept seit Ausbruch der Krise  unter Beschuss.  Prominentester  Kritiker ist der ehemalige  Börsenhändler Nassim Nicholas Taleb, der es  mit seinem  Buch  „Der Schwarze Schwan“ zum Finanzkrisenbestseller  gebracht hat. Der  Glaube an Modelle und  Statistiken wiege die  Banken in trügerischer Sicherheit, meint  Taleb. Historische  Erfahrungen würden einfach fortgeschrieben. Dabei kommen  ungewöhnliche Ereignisse auf  den Finanzmärkten regelmäßig  vor, wie die Börsencrashs  der vergangenen Jahrzehnte  zeigen.  Statistische Ansätze wie die Gaus’sche  Normalverteilung  seien deshalb für  Voraussagen völlig ungeeignet. In der Tat  erfassten  manche Modelle einen Zeitraum, in dem  die  Immobilienpreise in den USA nur gestiegen  waren.
menschliche Faktor
falsche Formel
Ein Kritiker ist der ehemalige Börsenhändler Nassim Nicholas  Taleb, der es mit seinem Buch „Der  Schwarze Schwan“ zum  Finanzkrisenbestseller gebracht hat. Der Glaube an Modelle und  Statistiken wiege die Banken in trügerischer Sicherheit, meint  Taleb. Historische Erfahrungen  würden einfach fortgeschrieben.  Dabei kommen ungewöhnliche Ereignisse auf den Finanzmärkten  regelmäßig vor, wie die Börsencrashs der vergangenen  Jahrzehnte zeigen. Statistische Ansätze  wie die Gaus’sche  Normalverteilung seien deshalb für Voraussagen völlig  ungeeignet. In der Tat  erfassten manche Modelle einen Zeitraum,  in dem die Immobilienpreise in den USA nur gestiegen  waren.
Neue Instrumente
Bei neuen Finanzinstrumenten ist es noch  schwieriger,  die Randbereiche der  Ergebnisverteilung  zu beurteilen.  Mangels verfügbarer historischer Werte  ist ihr  Risikogehalt statistisch gar nicht messbar. Das  Fehlen  von Erfahrungswerten war eines  der Probleme  im  Zusammenhang mit der Verbriefung von  Subprime- Hypotheken in den  USA. Das neue  Konzept, eine  große Anzahl von Krediten mit –  objektiv betrachtet –  geringer Qualität zu bündeln  und daraus eine Palette  von Wertpapieren mit teils  hoher,  teils niedriger  Bonität zu schaffen, die mit  diesem Kreditpool  garantiert werden,  verschaffte  völlig neuen  Schuldnerkategorien Zugang zu den  Schuldtitelmärkten. Die  größte Schwachstelle dieses  Konzepts aber war, dass die Originatoren das  Ausfallrisiko  in der Regel bis auf einen geringen Teil  weitergaben, sodass sich die Kreditqualität im  Zuge  des Booms immer weiter verschlechterte. Doch selbst  wenn die Originatoren  verpflichtet gewesen wären,  einen Großteil der First-Loss-Position zu behalten,  hätten  bei den verbrieften Pools von Subprime-  Hypotheken Schwierigkeiten auftreten können,  weil  Erfahrungswerte zu Ausfällen fehlten.
Problematisch an den Neuerungen der Finanzbranche  waren zwei Dinge: Erstens  existierten keine  Erfahrungswerte im Umgang mit den neuen Produkten,  weswegen es  keine hinreichenden Möglichkeiten gab,  deren Risiken angemessen zu bewerten. Zweitens  war  ein gehöriges Maß an Überheblichkeit im Spiel - die  Banken glaubten, mittels  mathematischer Methoden  und hochkomplexer Schätzverfahren Risiken  prognostizierbar  machen zu können. Für diese  Überheblichkeit hat die Branche teuer bezahlt. Dabei  waren  es weniger die Risiken aus dem Ausfall der  verkauften Kredite, die falsch eingeschätzt  wurden.  Vielmehr hat man das Risiko ignoriert, dass sich diese  Produkte nicht mehr  verkaufen lassen könnten - was  passiert ist, weil die Risikoaversion in ungeahntem  Ausmaß anstieg und Ansteckungseffekte quer durch  die gesamte Finanzbranche liefen.
Prognosen auf Daten der Vergangenheit
Prognosen auf Basis der historischen  Wertentwicklung
Das Vertrauen auf Erfahrungswerte für die Messung,  Bepreisung und Kontrolle von Risiken  bringt ein  weiteres Problem mit sich: Historische Daten können  zu falschen Schlüssen  über die Korrelationen  unterschiedlicher Risiken verleiten. Zwar lassen sich  Risiken  verringern, entweder durch Hedging  (basierend auf der Annahme, dass die Risiken  einander aufgrund negativ korrelierter  Zahlungsströme aufheben) oder durch  Diversifizierung (d.h. durch die Verteilung der Risiken  auf eine Palette von  Anlagekategorien, deren Erträge  nicht perfekt miteinander korrelieren). Problematisch  ist  jedoch, dass historische Korrelationen  möglicherweise nur wenig über zukünftige  Preisentwicklungen aussagen. 
Vor der Krise zum Beispiel ging man davon aus, dass  global gestreute Kapitalanlagen die  Risiken  verringern, da sich die Preise nicht in allen Regionen  weltweit gleich entwickeln  würden. Doch dies erwies  sich als falsch – genau dann, als es besonders  wichtig gewesen  wäre, dass diese Annahme zutrifft.  Wenn die Preise von Vermögenswerten, die sich zuvor  voneinander unabhängig (Diversifizierung) bzw.  gegenläufig (Hedging) entwickelten, auf  einmal  parallel verlaufen, so entfalten risikomindernde  Strategien plötzlich eine  risikoerhöhende Wirkung.  Mit den schlechten Zeiten wurden die Korrelationen  eng und  positiv. Und aus Risikominderung wurde  Risikokonzentration.
Gegenparteirisiko nichts ausreichend gemessen (counterparty failure)
Unterschätzung seltener Ereignisse (=Schwarze Schwäne)
Die Hauptrisiken – deren Absicherung besonders  teuer ist – stellen Vorfälle dar, zu denen  es nur sehr  selten kommt, die sich dann aber massiv auswirken.  In der Sprache der  Statistiker: Wir benötigen eine  genaue Einschätzung, wie breit die Randbereiche der  Ergebnisverteilung sind. Derartige Einschätzungen  können jedoch nur aus  Erfahrungswerten abgeleitet  werden, und seltene Ereignisse sind nun einmal  selten.  Deshalb werden die statistischen Modelle, die  für die Messung, Bepreisung und Kontrolle  von  Risiken benötigt werden, schon allein aufgrund der  unzureichenden Datenlage  ungenau sein. Der  Einfachheit halber wird üblicherweise angenommen,  dass die Renditen  der unterschiedlichsten  Vermögenswerte normalverteilt sind (und deshalb  schmale  Randbereiche aufweisen). Und auch wenn  Extremereignisse selten sind, treten sie in  Wirklichkeit doch häufiger auf, als  Normalverteilungen anzeigen. Obwohl diese  Problematik wohlbekannt war, wurde an der Annahme  einer Normalverteilung festgehalten  – mit dem wenig  überraschenden Resultat, dass die Prämien zur  Absicherung gegen  seltene Katastrophen zu niedrig  angesetzt wurden.
persönliche Fehler
Betriebliche Kontrollinstanzen
Eine Schwierigkeit bestand schließlich auch im  Hinblick auf die unternehmensinternen  Risikokontrollinstanzen. Aus strukturellen und aus  verhaltenspsychologischen Gründen  haben das  mittlere und das oberste Management weder die  richtigen Fragen gestellt noch  auf die richtigen  Personen gehört. Das strukturelle Problem war, dass  die Risikomanager  nicht regelmäßig genug mit den  Hauptentscheidungsträgern in Kontakt kamen, weil  sie  dafür in der Unternehmenshierarchie häufig zu  weit unten angesiedelt waren. Ohne die  Unterstützung der obersten Führungsebene hatten  die Aussagen der leitenden  Risikomanager aber wenig  Gewicht, und es spielte auch keine Rolle, wen sie  informierten.  Dieses strukturelle Problem wurde  durch die Reaktion auf Anweisungen der  Risikomanager noch verstärkt. Deren Aufgabe ist es,  andere aufzufordern, gewisse  Aktivitäten  einzuschränken oder einzustellen. Doch wenn es  dabei um profitable  Geschäfte geht, werden Manager  und Direktoren diesen Anweisungen schwerlich  Gehör  schenken.
Natürlich wurde das Risikomanagement der  Finanzinstitute mit der Zeit insofern  verbessert, als in  früheren Boomphasen aufgetretene Anreizprobleme  beseitigt wurden.  Aber es war nach wie vor auf ein  System ausgerichtet, in dem Fremdfinanzierung und  Risikoübernahme weniger bedeutend waren als im  jüngsten Boom.
unzureichende Fristentransformation
Die Einlagen der Kunden (das Fremdkapital der Bank) sind in  der Regel kleine Beträge, die  jederzeit oder nach kurzer Frist  wieder abgehoben werden können; die von der Bank  vergebenen  Kredite sind hingegen häufig dem Betrag nach  relativ groß und haben eine vergleichsweise lange  Laufzeit,  können also nicht kurzfristig zurückgefordert werden. Aus  dieser sogenannten  Fristentransformation folgt ein  banktypisches Risiko: Wenn alle Kunden ihre Einlagen  gleichzeitig  abziehen (bank run), ist die Bank zahlungsunfähig,  da das Geld ja langfristig als Kredit vergeben  ist. Dieses  Liquiditätsrisiko ist ein klassisches Dilemma, das jeder  Finanzintermediär hat: Wer  sich kurzfristig Geld leiht, um es  langfristig zu investieren, läuft Gefahr, illiquide zu werden,  wenn  die kurzfristige Refinanzierung nicht mehr gelingt.
verzerrte Bonitätsinformation
Jüngere Erfahrungen im US- Bankensektor deuten darauf  hin,  dass mit einer Ausweitung  der Geschäftsfelder ein  höheres  verhaltensspezifisches Risiko auf Seiten der  Banken  verbunden ist. Denn im Zuge von  Geschäftsfelderausweitungen erfolgt ein verstärkter  Einsatz  standardisierter bankinterner Kontroll- und  Steuerungsinstrumente (wie sie  beispielsweise bei der  Organisation von internen Kapitalmärkten verwendet  werden),  sodass sich die Anreize zur  Informationsbeschaffung über potenzielle Kreditkunden  verändern: Kredite werden nicht mehr auf der Grundlage  weicher Informationen, die im  Zuge langer  Kreditbeziehungen gewonnen werden und im  Allgemeinen  schlecht  nachprüfbar sind, sondern  aufgrund harter  Bonitätskennziffern vergeben, denn  Letztere  können leichter  in den Steuerungsinstrumenten  berücksichtigt werden.
Der Anreiz, zugunsten harter Bonitätskennziffern auf  weiche  Informationen zu verzichten,  wird durch den  Umstand  verstärkt, dass Kredite, die auf Basis harter  Bonitätsfaktoren  vergeben werden, grundsätzlich leichter  handelbar sind, die  Marktliquidität verbessern  und so  nochmals den Spielraum  zur Diversifikation erweitern.  Obwohl der Transfer von  Kreditrisiken als solcher nicht in  jedem Fall zu einer  Verschlechterung der Anreize für  Banken bei der Auswahl  und Überwachung von  Kreditnehmern führt, ist bei einer  Zunahme der  Marktliquidität mit derartigen negativen  Anreizeffekten  zu rechnen, und  die Transformationsleistung  der Banken  nimmt tendenziell ab. Die Fehlanreize können  von den  niedrigen Zinsen noch verstärkt worden sein, denn  die  Opportunitätskosten  eines durch ein Fehlverhalten der  Bank bedingten Kreditausfalls (und daher die zusätzlich  erzielbaren Gewinne durch Kreditüberwachung) sind bei  niedrigen Zinsen gering.
Unfähigkeit der Finanzmärkte zur effizienten Preisbildung beim Handel mit Risiken
Handelssysteme
Spon: Computer – Alpha-Physiker an der Börse (28.8.09):  Rechner übernehmen die Arbeit  der  Aktienhändler. Im Millisekundentakt feuern sie Kaufaufträge an die Börsen. Kann das  die Märkte  destabilisieren?
FAZ: Blitzhandel gerät in Amerika unter Beschuss (6.8.09):  An der Wall Street zeichnet sich  eine  Kontroverse um den superschnellen Aktienhandel auf Basis von  Computerprogrammen ab. Die  Börsenaufsicht will Vorabinformationen an ausgewählte  Investoren unterbinden. 
Economist: High-frequency trading – Rise of the machines (30.7.09):  Algorithmic trading  causes concern among investors and regulators. THE arrest of a former Goldman Sachs  employee in July for allegedly stealing the firm’s proprietary computer codes thrust the  arcane  world of high-frequency trading (HFT) into the spotlight. The glare of attention is  intensifying.  High-frequency traders are essential providers of liquidity—accounting for  roughly 50% of  trading volume on the New York Stock Exchange—and can claim to have  squashed bid-ask  spreads. But many claim HFT comes at the price of gouging other  investors.
Mängel im Liquiditätsrisikomanagement
During the early “liquidity phase” of the financial crisis, many  banks – despite adequate  capital levels – still experienced  difficulties because they did not manage their liquidity in  a  prudent manner. The crisis again drove home the importance  of liquidity to the  functioning of financial markets and the  banking sector. Prior to the crisis, asset markets  were  buoyant and funding was readily available at low cost. The  rapid reversal in market  conditions illustrated how quickly  liquidity can evaporate and that illiquidity can last for  an  extended period of time. The banking system came under  severe stress, which  necessitated central bank action to  support both the functioning of money markets and,  in some  cases, individual institutions. The difficulties experienced by  some banks were  due to lapses in basic principles of liquidity  risk management. In response, as the  foundation of its  liquidity framework, the Committee in 2008 published   Principles for  Sound Liquidity Risk Management and  Supervision.  The Sound Principles provide detailed  guidance  on the risk management and supervision of funding liquidity  risk and should  help promote better risk management in this  critical area, but only if there is full  implementation by banks  and supervisors. As such, the Committee will coordinate  rigorous follow up by supervisors to ensure that banks  adhere to these fundamental  principles.
operative Fehler
Fehler in der Bilanzierung
Zitronengeschäfte und mangelnde Kontrolle von ABS-Geschäften
In einem umfangreichen Arbeitspapier, hat sich Charles W.  Calomiris  unter dem Titel  The  Subprime Turmoil (pdf) sehr  intensiv mit  der Subprime Krise auseinandergesetzt und auch  historische  Vergleiche angestellt. In dem Papier stellt er auch  Vermutungen über die  ursprünglichen Annahmen für  Kreditausfälle auf in Asset Backed Securities (und ihren  Tochter  und Schwesterinstrumenten) verbrieften  Hypothekenpakete geäußert. Danach basierten viele  Kalkulationen in 2004 auf Verluste bei Subprime-Krediten von  etwa 4,5% und 2006 auf etwa 6%  (S. 21). Im Klartext: Auch  damals wurden Verluste in den Bewertungsmodellen  berücksichtigt,  allerdings auf Basis viel zu positiver  Annahmen.
Noch interessanter ist aber die Vermutung von Calomiris,  dass viele Banken, die Subprime-Kredite  vergaben, die  “guten”  Subprimes” in ihren eigenen Beständen behielten und  die  “schlechten”  verbrieften und an Investoren und andere  Banken  verkauften (S. 26). Dies wäre dann ein echter  Zitronenmarkt.  Aufgrund der asymmetrischen Informationen  hatten die  Erwerber jedoch kaum die  Möglichkeit (und haben  dies wohl  auch nicht verlangt), in die einzelnen Kredite zu  schauen und  haben einfach ihren Berechnungsmodellen mit  zu positiven  Annahmen vertraut. Sie haben dabei  nicht  differenziert, dass  die Subprime-Klasse weiter in  verschiedene Ausfallstufen zu  differenzieren sind.
Daraus lässt sich aber auch der Rückschluss ziehen, dass  sich einige Banken in Deutschland,  darunter wohl auch  Landesbanken, haben über den Tisch ziehen lassen. Man  könnte vielleicht  sogar so weit gehen, dass die Initiatoren  solcher Geschäfte in den Banken ihre banküblichen  Sorgfaltspflichten vernachlässigt haben, weil sie die Qualität  der in den toxischen Wertpapieren  verbrieften  Ursprungsforderungen nur unzureichend oder gar nicht geprüft  haben. Mag sein, dass  das jetzt eine Binsenweisheit ist, aber  so deutlich wie Calomiris hat das bisher niemand formuliert.
Integration des Weltfinanzsystems
Systemrisiken
Systemische Risiken stellen eine  negative Externalität dar und  können ähnlich wie in  der Umweltökonomie als eine Art von  Verschmutzung oder negativer Beeinträchtigung  anderer verstanden  werden: So wie ein Autofahrer die negativen Effekte des Gebrauchs  seines Fahrzeugs auf die Umwelt zu wenig berücksichtigt, lässt ein  Finanzinstitut die  Auswirkungen seiner Geschäftspolitik auf die  Stabilität des Finanzsystems außer Acht. Bei  dieser Externalität stellt  sich das Problem, dass die möglichen externen Kosten mit der  Größe  einer Bank zunehmen. Finanzmarktakteure haben sogar einen Anreiz,  besonders  groß und damit systemisch zu werden, da so die  Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass im  Schadensfall ein Teil der privaten  Kosten von der Allgemeinheit getragen wird.
Mängel bei Dienstleistern
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften
Rechtsanwaltskanzleien
9. Regulierung
Eine mikroökonomische Ursache der Krise wird darin  gesehen, dass es für die  Finanzinstitute  relativ leicht  war, bestimmte Geschäfte der Kontrolle der Aufsicht  zu  entziehen. Im Rahmen der  Finanzaufsicht müssen  Banken risikobehaftete Geschäfte  entsprechend mit  Eigenkapital  unterlegen. Rückblickend ist zu sagen,  dass der Anstieg  des Fremdfinanzierungsanteils in  den  Bankbilanzen aufgrund der  Eigenkapitalvorschriften tatsächlich begrenzt werden  konnte – auch  wenn dies schwer  vorstellbar  erscheinen mag. Da ein niedrigerer  Fremdfinanzierungsanteil aber  gleichbedeutend mit  geringeren Erträgen war, fanden Bankmanager Mittel  und Wege,  höhere  Risiken einzugehen, ohne die  Eigenkapitalquote hinaufsetzen zu müssen –  nämlich  über die  Errichtung strukturierter Anlagevehikel. Ganz  allgemein hat die Krise  gezeigt, dass der  Finanzsektor  im weiteren Sinne – die traditionellen Banken 
und das immer wichtigere parallele Finanzsystem mit  Nichtbanken und außerbilanziellen  Gesellschaften –  weitaus risikoanfälliger geworden ist.
Die Regierungen waren in zweierlei Hinsicht an der  Entstehung der Krise beteiligt: als  Regulierer  und als  Manipulierer. Die notwendige Regulierung der  Finanzmärkte ist eine  Aufgabe, die komplex  und fern  vom Alltag des Wählers ist, so dass sie bei Politikern  in  normalen Zeiten auf wenig  Interesse stößt.  Verbesserungen der internationalen  Bankenregulierung  und -aufsicht sind zudem  ein schwieriges Geschäft,  weil stärkere  Regulierungen zum Teil mit  Wettbewerbsnachteilen  verbunden sind, so dass für  Regierungen Anreize bestehen, Abkommen zu  torpedieren. Auch  deswegen halten die  Veränderungen  bei der Bankenaufsicht häufig mit dem Tempo der  Finanzmarktveränderungen nicht Schritt - in der  aktuellen Krise war das besonders  ausgeprägt der  Fall. 
RM: Wirtschaftskrise: Falsch reguliert (14.5.09):  Tiemo Kracht fahndet nach den Ursachen  der  Rezession. Er findet sie bei der amerikanischen Politik – und fordert mehr Markt.  Kaum ein  Wirtschaftszweig sei so massiv reguliert und überwacht wie das Bankensystem.
TP: “Die Europäische Kommission hat aktiv zur Krise beigetragen”  (1.4.09):Wirtschaftswissenschaftler kritisieren die Deregulierungspolitik der EU und  fordern einen  Kurswechsel.
FTD: Wie die Märkte gezähmt werden sollen (31.3.09):  Eine neue Architektur für die Welt  der  Banken, Hedge-Fonds und Kreditderivate – so unbescheiden ist das Ziel der  wichtigsten Staaten  der Welt. Der Weg dorthin dürfte lang und steinig werden. FTD.de  zeigt, warum.
FAZ: Steiniger Weg zur neuen Finanzmarktarchitektur (31.3.09):  Auf dem G-20-Treffen  lasten hohe  Erwartungen. Mancher Politiker hat gar die Hoffnung auf ein Gewaltprogramm  fiskalpolitischer  Hilfe geweckt, um die Welt aus der Rezession zu reißen. Doch im Kern  geht es um die Reform der  Regulierung.  Bettina Schulz erklärt, welche Punkte im einzelnen  auf dem Tisch liegen.
FTD: Was sich ändern muss (31.3.09):  Neue Regulierungen können das Finanzsystem nur  retten,  wenn die grundlegenden Probleme angegangen werden: Verfehlte Anreize,  inkompetente Aufseher,  zu große Banken.
HB: Topökonomen fordern eine neue Finanzwelt (23.2.09):  Führende Ökonomen haben die  Regierungen der großen Industrienationen vor dem anstehenden G20-Gipfel zu einem  fundamentalen Umbau des Bankensystems aufgerufen. Mit den bisherigen Maßnahmen  stoße das  Krisenmanagement nicht bis zum Kern des Problems vor, mahnen sie. Ihre  Lösung sieht eine  Rückkehr zur Strategie des „Narrow Banking“, dem begrenzten Banking,  vor.
NZZ: Finanzmarktaufsicht – eine Standortbestimmung (14.3.09):  Die Finanzkrise ist auch  eine  Regulierungskrise. Der Autor des folgenden Beitrags geht der Frage nach, warum die  Regulierung  versagt hat und wie wirksame gesetzliche Rahmenbedingungen  auszugestalten sind, um künftige  Krisen besser bewältigen zu können.
Basel II
HB: Basel II: Licht ins Dunkel (11.2.09 ): Die Eigenkapitalregeln für Banken haben die Krise  nicht  verhindert. Jetzt steht alles wieder auf dem Prüfstand. Wie würde sich eine Reform  auf den  Bankensektor auswirken, und wie lange würde es dauern, bis eine Reform greift?  Handelsblatt.com  beantwortet zentrale Fragen.
Defizite der Risikomodellierung
Eigenkapitalanforderungen
führt zu Risikoauslagerung
Zweckgesellschaften
auf nicht regulierte Kapitalsammelstellen
fördert prozyklische Kreditvergabe
So habe die aktuelle Krise  gezeigt, dass die  Eigenkapitalregeln für  Kreditinstitute (Basel II)  prozyklisch wirkten, also den  Abschwung noch weiter  verstärkten. Das liege vor allem  daran,  dass die Institute nach  Basel II einen Kredit an Schuldner  mit einer geringen Bonität mit viel  Eigenkapital unterlegen müssen.  Das schränke in ökonomisch  schwachen Phasen – in denen  sich die Bonität der Schuldner in  der Regel verschlechtere – die  Kreditvergabe ein.
Pro-Zyklik
Banca d’Italia: Financial sector pro-cyclicality (4/2009):  Die italienische Zentralbank  hat  aktuell eine umfangreiche Studie veröffentlicht, welche die ursächlichen Faktoren  für die  prozyklischen Tendenzen im Finanzsektor aufzeigt und untersucht.  Hinweis  über RMRG .
IFRS
FAZ: Raus aus der Bewertungskrise (25.1.09):  Die Finanzkrise ist entstanden, weil  Grundprinzipien der  Sozialen Marktwirtschaft verletzt worden sind. Man sollte jetzt nicht  versuchen, die Banken zu retten,  indem man die letzten Reste guter Ordnungspolitik über  Bord wirft. Gelockert gehören die  angelsächsischen Bilanz- und Aufsichtsregeln. Sie  wirken wie Brandbeschleuniger.
Fair-Value-Regeln
Wenngleich die Wurzeln der Krise  eindeutig am Finanzmarkt zu suchen sind,  kommt man doch  nicht um den Eindruck  herum, die Rechnungslegung hätte zu  ihrer Verschärfung beigetragen",  betont  Peter Leibfried, Professor für  Rechnungswesen an der Universität St.  Gallen.
Die bittere Ironie des Schicksals ist:  Etliche der problematischen Vorschriften  wurden erst wenige  Jahre zuvor eingeführt - in der Absicht, das System sicherer zu  machen. So waren Banken in  Europa ab  2005 gezwungen, Wertpapiere, die sie  besaßen, zum jeweils aktuellen  Marktpreis in  ihren Bilanzen zu verbuchen  ("mark to market") - und nicht, wie früher  üblich, zum  Anschaffungspreis.
Die sogenannte Fair-Value-Bilanzierung  führt dazu, dass der Zustand der  Bankbilanzen stark von  den aktuellen  Marktentwicklungen abhängt. Solange es  an den Börsen nach oben geht, sehen die   Bankbilanzen sehr gut aus - das erlaubt  es den Geldhäusern, viele neue Kredite zu  vergeben,  was den Boom weiter verschärft.
Als die Blase platzte, implodierten in  kürzester Zeit die Bilanzen der Banken -  der Kursverfall fraß  das Eigenkapital der  Institute auf und zwang zu Notverkäufen  von Wertpapieren. Dadurch wurde  der  Kursverfall auf den Finanzmärkten weiter  verschärft. Weil ihr Eigenkapital  schrumpfte, waren  die Banken zudem in  der Krise gezwungen, ihre Kreditvergabe  zurückzuführen.
Unterschätzte Verluste  Artikel in  Merkliste:  Eine  transatlantische  Arbeitsgruppe hochrangiger  Bilanzexperten ist bei ihrer Analyse der  Finanzkrise zu  einem verblüffenden  Ergebnis gekommen:  Die  Bilanzzierungsregeln hätten dazu geführt,  dass sich die  Krise nicht verschärft,  sondern die  Verluste der Banken  sogar  noch unterschätzt wurden, so das  Ergebnis der  internationale  Expertengruppe. Quelle: Handelsblatt v.  29.7.09
Wenn Fair-Value-Regeln zu unruhigen  Bilanzzahlen führen  und der Ruf nach  Alternativen lauter  wird: Die Debatte über  die Bilanzierung nach dem Fair-Value- Prinzip fördert  Zielkonflikte in der  Rechnungslegung zwischen  verlässlichen  und relevanten Informationen zutage. Der  Fair- Value- Ansatz gründet auf der These  effizienter Märkte und  bringt in der Praxis  Volatilität mit sich.
Mark-to-Market führt zu prozyklischer Bewertung
erhöht Gewinne
verstärkt Verluste
zentrale Annahme: Theorie effizienter Märkte
unregulierte Bereiche
Im großen Stil wurden vielmehr Regulierungslücken  ausgenutzt; Banken handelten gegen den  Geist der  bestehenden Regulierung, was sich in der Gründung von  außerbilanziellen  Zweckgesellschaften klar zeigt.
Kreditderivate
ABS und Co
CDS
unregulierte Regionen
Offshore
Irland
Hedge Fonds
unregulierte Risiken bei Versicherungen
Kreditderivate
Regulierungsarbitrage
Aufsichtsorgane
BaFin-Präsident Jochen Sanio hat schwere Fehler der  Finanzaufsicht eingeräumt. „In der  jetzigen  Finanzkrise hat  sich in dramatischer Weise gezeigt, welche gefährlichen  Lücken  und  Unzulänglichkeiten das Regulierungssystem  hat“, sagte Sanio. Den Schuldigen hat er  auch schon  ausgemacht. „Wir Aufseher haben nicht erkannt, welcher  Müll sich bei den  Banken rund um den  Globus aufgetürmt  hat“, sagte Sanio am Donnerstag auf einer  Branchenveranstaltung in Frankfurt.  „Wir haben uns mit  der Gier nicht ausreichend  beschäftigt.“ Allerdings habe  die Aufsicht, die in  Deutschland in der Verantwortung der  Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)  und  der Bundesbank liegt, auch  nicht ausreichend  Handlungsspielraum gehabt, weil die gesetzlichen  Regeln  unzureichend gewesen seien. 
unzureichende Kompetenzen
auf bestimmte Gesellschaften
auf bestimmte Regionen
fragmentierte Aufsicht
unzureichende internationale Koordination
unzureichendes Know how
Aufsichtsarbitrage
CDOs wurden durch in  Regulierungsoasen  ansässigen  Zweckgesellschaften  "Off  Shore"  aufgelegt.  Unreguliert und  außerhalb der Bilanz  geführt aber mit  Liquiditäts-  /Beistandszusagen  der  Banken  (Eigentümer)  ausgestattet, waren  diese "Töchter"  (Conduits) der  Lagerplatz  für  risikoreiche  Investitionen, für die  Banken kein  Eigenkapital vorhalten  mussten. Es kam zu  hohen  Abschreibungen,  als  die Banken die  Aktiva  der "Töchter" mit  Verlusten auf ihre  Bilanzen nehmen  mussten und ihre  Zusagen nicht mehr  erfüllen konnten.
siehe:
BaFin
brand eins: Alles ganz legal (11/2008):  Mit der Finanzkrise rückt eine Behörde in den  Blickpunkt, die  kaum jemand kennt: die BaFin. Sie soll die Finanzmärkte überwachen –  und hat kläglich versagt. Weil  die Juristen dort den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. 
10. weitere volkswirtschaftliche Ursachen
gesamtwirtschaftliche Produktivitätsverlangsamung
Vergleichsweise wenig wurde bislang eine volkswirtschaftliche Produktivitätsverlangsamung  als  vorgelagerte Ursache der Finanzkrise diskutiert.David Brackfield und Joaquim Oliveira  Martins  haben dies gemacht und ihre Erkenntnisse in einem Aufsatz auf Voxeu  veröffentlicht:  Productivity  and the crisis: Revisiting the fundamentals