1. Bankenstabilisierung 1. Welle
Die im Juli 2007 erstmals aufgetretenen Erschütterungen im globalen  Finanzsystem haben  im September 2008 eine neue Dimension erreicht. Die  überraschende Insolvenz von  Lehman Brothers hat das Vertrauen in die  Stabilität von Banken und Versicherungen so  massiv beschädigt, dass die  Kreditbeziehungen zwischen den Finanzinstituten nahezu  zum Erliegen  gekommen sind. Ohne staatliche Interventionen hätte die systemische Krise  zu einem Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems geführt. Nicht nur  die  Kreditvergabe zwischen den Banken, sondern auch die an Unternehmen  und private  Haushalte wäre zum Stillstand gekommen. Es hätte die Gefahr  bestanden, dass Sparer  versuchen, ihre Einlagen in großem Stil aufzulösen. Da  Kredite eine deutlich längere  Laufzeit aufweisen als Einlagen, sind Banken  grundsätzlich nicht in der Lage, einem  flächendeckenden Einlagenabzug  nachzukommen. Unternehmen und private Haushalte  könnten dann nicht  mehr frei über Bankguthaben und Ersparnisse verfügen. Das  Vertrauen in das  Bankensystem wäre zerstört worden und die Finanzierung  realwirtschaftlicher  Aktivitäten zusammengebrochen.
Es gab deshalb keine Alternative zu den koordinierten, umfassenden und  teilweise sehr  unorthodoxen Maßnahmen von Notenbanken und Regierungen.  Durch weitreichende  Liquiditätshilfen und Zinssenkungen haben die  Zentralbanken dafür gesorgt, dass die  Banken auch unter den extremen  Bedingungen der letzten Wochen stets ihren  Zahlungsverpflichtungen  uneingeschränkt nachkommen konnten. Die Aufgabe der  Regierungen  bestand darin, Lösungen für die teilweise gravierenden Solvenzprobleme der  Banken zu finden, insbesondere durch die Zuführung von Eigenkapital. Durch  die  staatlichen Rettungsschirme und die umfassende Bereitschaft der  Notenbanken, als  Lender of last Resort zu agieren, ist es mittlerweile  gelungen, einen stabilen Boden für die  Finanzsysteme in den wichtigsten  Volkswirtschaften einzuziehen. Dadurch ist die Gefahr  eines  Zusammenbruchs des Finanzsystems gebannt. Dies schließt nicht aus, dass  es  noch bei einzelnen Banken zu gravierenden Schieflagen kommen kann.