Maßnahmen gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 - 2009 by www.blicklog.com Status 3.04.2010
Bankenstabilisierung 1. Welle Notenbanken Bankenstabilisierung 2. Welle Regierungsmaßnahmen Wirkungen Finanzsektor Krisenmanagement in Unternehmen Neue Finanzordnung Navigation
Die Weltwirtschaft stand nach der Lehman-Pleite viel dichter vor einer  zweiten Großen  Depression als bisher angenommen. Das zeigt eine neue  Studie. Bislang war der Vergleich  zu 1929 unter vielen Ökonomen ein Tabu.  Die hier besprochene Studie lautet “From Great  Depression to Great Credit  Crisis: Similarities, Differences and Lessons” und  kann hier als  pdf (58  Seiten) geladen werden.
Im Kampf gegen die systemische Krise haben Zentralbanken  und Regierungen  weitreichende Notmaßnahmen ergriffen. Die  Zentralbanken weiteten zur Sicherung der  Liquidität ihre  Bilanzen rapide aus und die Politik stellte umfangreiche  Mittel für  Garantien und zur Rekapitalisierung der Banken  bereit. Die Wirkung der ergriffenen  Stützungsmaßnahmen war  zunächst verhalten, spätestens seit dem zweiten Quartal 2009  aber deutlich erkennbar. Gerade die Aktienkurse von  Finanztiteln haben in den letzten  Monaten erhebliche  Wertzuwächse erzielt.
Man sollte sich jedoch nicht täuschen lassen: Noch immer  verbleiben erhebliche  Bilanzrisiken, sowohl in Form von  Altlasten bei toxischen Wertpapieren als auch infolge  der  Abschreibungen und Wertberichtigungen, die aufgrund der  Verschlechterung der  Kreditqualität im Zuge der  realwirtschaftlichen Krise zu erwarten sind. 
Die verbleibenden Risiken sind das eine, die noch immer  ungelöste Frage, wie Krisen  dieses Ausmaßes verhindert  werden können, das andere Problem, dem sich die  Wirtschaftspolitik  stellen muss. Eine der fundamentalen Ursachen der Krise war, dass die  implizite Garantie des Steuerzahlers, den Gläubigern der Banken im Fall der  Fälle zur Seite  zu stehen, extrem verzerrte Anreize zur übermäßigen  Ausweitung der Bilanzsummen und  Bilanzrisiken mit sich brachte. Durch  die expliziten und impliziten Stützungsmaßnahmen  im Zuge des  Krisenmanagements ist diese Garantie ausgeprägter denn je: Noch nie in  der  Geschichte finanzieller Unternehmungen hatten „so wenige so vielen so  viel Geld zu  verdanken“ (King, 2009).
Erforderlich ist nun ein Exit, der mindestens ebenso heikel ist wie der  Rückzug aus den  expansiven geld- und finanzpolitischen Maßnahmen zur  Stützung der Realwirtschaft. Die  große Herausforderung besteht nämlich  nicht in der an sich schon schwierigen  Rückführung der expliziten  Stützungsmaßnahmen, die ohnehin Jahre in Anspruch nehmen  wird. Die  wirkliche Herausforderung besteht im  Rückzug aus der impliziten  Absicherung privater Risiken durch die Allgemeinheit. Die Parallelen zur  Finanzpolitik  sind offensichtlich. Wie bei der Finanzpolitik muss zunächst  mit Bedacht vorgegangen  werden, da die erforderlichen Maßnahmen mit  höheren Eigenkapitalanforderungen und  deshalb mit einem geringeren  Kreditvergabepotenzial einhergehen werden. Eine zu rasche  Verschärfung  der Regulierung könnte deshalb den noch fragilen Aufschwung gefährden.  Wie bei der Finanzpolitik muss nach Festigung der Realwirtschaft umso  resoluter  vorgegangen werden, da nicht nur eine Rückkehr zum Status quo  ante, sondern die  Durchsetzung einer grundsätzlich reformierten  Finanzmarktordnung das Ziel sein muss.  Wie bei der Finanzpolitik werden  die Widerstände der Partikularinteressen erheblich und  mit an Sicherheit  grenzender Wahrscheinlichkeit sogar besser organisiert sein. Auch vor  diesem Hintergrund sollten die hohen Wertzuwächse bei Finanztiteln zu  denken geben.  Die Erwartung, dass die von der internationalen  Gemeinschaft vorangetriebenen  Reformen, deren Stoßrichtung zu begrüßen  ist, tatsächlich zu höheren Kapitalpuffern und  damit geringeren  Ertragspotenzialen führen, ist augenscheinlich wenig ausgeprägt.