4.2.3 Pittsburgh September 2009
G - 20 = Null (+ Link auf  Abschlussdokument und mehr):  Der  Pittsburgher G- 20-Gipfel ist Geschichte und die  Schlagzeilen dazu geschrieben. Die  unmittelbaren  Wirkungen für die Finanzmärkte gehen gegen Null.  Die bemerkenswerteste  Schlagzeile  ist:  G 20 löst  die  G8 ab  (FAZ). Insbesondere die Maßnahmen, die  sich an die Finanzwelt  richten, sind lediglich ein  Framework, auf dessen Basis einzelne Länder oder  supranationale  Gremien erst konkrete Maßnahmen  ausarbeiten müssen. 
Die G-20 beschlossen zwar, dass Banken mehr  Eigenkapital vorhalten sollen. Aber erst  bis Ende  2010  sollen die Mitgliedsstaaten neue Regeln zu  Qualität und Quantität von  Eigenkapital  ausarbeiten. Und erst  bis Ende 2012 sollen die  neuen Anforderungen  umgesetzt werden. Offizielle  Begründung: Den Banken  müsse die Zeit zur  Erholung  gegeben werden. 
Auch bei den mit viel öffentlicher Aufmerksamkeit  bedachten Vergütungsregeln gibt es  lange  Fristen,  bis  die Details feststehen.  Dazu das Handelsblatt :
Bei den Vergütungsprinzipien wurde zudem  vereinbart, dass die nationalen  Aufsichtsgremien  die Einhaltung der Regeln  überwachen sollen. Dabei wird ihnen die  Möglichkeit eingeräumt,  auf  risikosteigernde  Fehlanreize bei den Boni mit der  Durchsetzung  höherer  Eigenkapitalanforderungen zu  reagieren. Die neuen  Vergütungsgrundsätze  sollen bis 2012  umgesetzt werden. An das  Financial Stability  Board (FSB) erging der  Auftrag, bis 2011  Vorschläge auszuarbeiten,  wie das Risiko  großer Banken mit systemischer  Bedeutung auch  zum Schutz der Staaten und  Steuerzahler begrenzt werden kann. Dabei soll  die Leitlinie  gelten,  das die  Anforderungen an  die Eigenkapitalausstattung in Relation zu  Größe und  Risiko  überproportional steigen.
Die Staats- und Regierungschefs verpflichteten  sich außerdem, eine Reform des  Internationalen  Währungsfonds (IWF) einzuleiten. Wie diese  aussehen soll, bleibt freilich  ebenfalls unklar. 
Angesichts dieser Beschlüsse erhält die Überschrift  in der New York Times zum Gipfel  eine ganz  eigene  Bedeutung:  Group of 20 Agrees on Far- Reaching Economic Plan . Mit  “Far-Reaching” ist  offensichtlich  weit in der Zukunft liegende  Umsetzung gemeint. 
Die vielen Punkte des Abschlussdokuments  (siehe  dazu hier ) verkaufen sich zwar gut, was  davon  aber  letztlich in welcher Form auch immer kodifiziert  wird, steht in den Sternen.  Bedenkt man,  dass die  G-20  inklusiver ihrer jeweiligen Sherpas sowie  diverse  Institutionen seit einem Jahr  Ursachenanalyse betreiben,  diskutieren und  prüfen, ist das  Ergebnis ausgesprochen dünn, weil  keine unmittelbaren Konsequenzen  folgen.  Angesichts meiner persönlichen Skepsis gegenüber  vielen Regulierungsmaßnahmen sollte  ich mich  aber über diese Nullrunde freuen. 
Warum die deutschen Privatbanken angesichts  dieser Beschlüsse sofort das Kriegsbeil  ausgraben  und  über den Präsidenten des Bundesverbands  deutscher Banken, Andreas  Schmitz, gegen die  Beschlüsse  hacken (siehe dazu  Welt: Deutsche  Banken wettern gegen  G-20-Ergebnisse) und mit  einer neuen  Kreditklemme drohen, bleibt unklar.  Dies  verwundert sogar um so mehr, als sich  weder  Banken noch  Verband durch ein  substantielle  Alternativvorschläge oder gar Aufarbeitung  der  Finanzkrise  ausgezeichnet  haben. 
Schlagzeilen
NZZ: Zwischen Hoffnung und Skepsis - Nach dem  G-20-Gipfel in Pittsburgh : Die am G- 20-Gipfel  vereinbarte wirtschaftliche Zusammenarbeit ist  überwiegend begrüsst worden.  Das Fehlen von  Durchsetzungsmechanismen findet aber Kritik.  Vage bleibt auch die  Frage der Boni. In  Bankenkreisen  wurden die Ergebnisse begrüsst. 
Wiwo: Gipfel zum Finanzmarkt G20-Beschlüsse  sind Experten nicht streng genug:  Die  Fachwelt hat  mit  Zustimmung, aber auch mit Kritik auf den  Ausgang des G20-Gipfels in  Pittsburgh reagiert.  Vielen  Experten gingen die Ergebnisse zur  strengeren Regulierung  der Finanzmärkte nicht weit   genug. 
HB: G20: Sie lassen schon wieder nach:  Die  Stimmung unter den führenden Politikern  dieser  Welt  hat  sich von panikgetriebener  Entschlossenheit in eine verfrühte  Selbstgefälligkeit verwandelt. Das  Schlusskommunique des G20-Gipfels von vor einer  Woche in Pittsburgh hebt mit einem Lob auf  ihre  “machtvolle Reaktion” auf die Krise an  und scheut  auch nicht vor der pathetischen Behauptung  zurück:  “Es hat funktioniert.” 
HB:  Tricksenden Bankern drohen Strafen:  Der G20- Gipfel in Pittsburgh hat sich die  Vergütung von  Bankmanagern vorgenommen. Für Bonuszahlungen  wurden strengere  Regeln aufgestellt. Für den  Fall,  dass Bankhäuser die Richtlinien umgehen, sind  auch  Strafen vorgesehen. 
Zeit: G-20-Gipfel – Die Boni-Regeln sind bloße  Kosmetik : Es wurde als wichtiges Ergebnis  des G-  20- Gipfels verkündet: Boni sollen international  begrenzt werden. Blasen werden  dadurch nicht  verhindert,  schreibt Conrad Mattern. 
HB: Banker können mit G20-Bonusschwindel gut  leben:  Die Staatenlenker sind sich einig.  Gegen  die  Gehaltsexzesse in den Banken muss etwas getan  werden. Aber nach zwei G20- Meetings  können die  Banker stärker als je zuvor darauf vertrauen, in  diesem Jahr wieder  einen großen Bonus  einzustreichen. 
FAZ: Wird jetzt alles gut?  All jene, die den Glauben  an die Allmacht transnationaler  Regulierungen  übertreiben, sollten allerdings die Warnung des  Princeton-Ökonomen  Harold James hören: „Das  Design  einer neuen Finanzarchitektur ist komplex  und  zeitraubend und eignet sich schlecht für  globale  Konferenzen.“ Die Welt wird sich darauf  einstellen müssen, dass es auch künftig Krisen  gibt, in denen  große Vermögen  dahinschmelzen.  Doch insgesamt ist der Kapitalismus ein bisschen  stabiler geworden. 
Economist: Regaining their balance : A new chapter  for the world economy, maybe, as G20  leaders  pledge to co-ordinate their exit from stimulus  measures and try to reduce global  imbalances 
NZZ:  Neue Regeln für Finanzbranche beschlossen  -   Die Gruppe der G-20 wird zu  Weltwirtschaftsregierung aufgewertet : Die  führenden Wirtschaftsmächte (G-20) haben  sich auf  strengere  Regeln für Banken geeinigt.  Managerboni sollen künftig begrenzt  werden. Die  Bestimmungen blieben  aber vage. Die Runde der G- 20 soll in Zukunft zu  einer Art  Weltwirtschaftsregierung werden. 
HB: Weltregierung etabliert sich selbst:  Zunächst  überwog die Skepsis, ob der Gipfel in  Pittsburgh  substanzielle Ergebnisse produzieren würde. Doch  am Ende enthielt das  Abschlusskommuniqué  mehr  Übereinstimmung als gedacht. Für die Zukunft  führt an  dem Format der G20 nun kein Weg  mehr  vorbei.  Die internationale Wirtschaftspolitik  bekommt eine neue zentrale Instanz. 
Zeit: -20-Gipfel –  Danke, Barack! : Der G-20-Gipfel  ist ein Erfolg – aber das Lob gebührt  den  Amerikanern, nicht den Deutschen. Diese legen den  Fokus auf die falschen Themen.  Mark Schieritz  kommentiert  [weiter…]  
Wiwo:  G20-Weltfinanzgipfel Wirtschaftskrise führt  zu globaler Machtverschiebung : Asien  und  Lateinamerika sind die Gewinner der  ausgestandenen Weltwirtschaftskrise.  Aufstrebende  Nationen  wie  China, Indien, Brasilien und Mexiko  steuern künftig in der  Gruppe der 20 führenden  Wirtschaftsnationen  (G20) die globale Handels-,  Konjunktur-  und Währungspolitik entscheidend  mit. 
FTD: Weltwirtschaftsregierung  G20 muss sich erst  beweisen  :Die Staats- und  Regierungschefs der  20  wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sparen  nicht mit  Selbstlob nach dem Gipfel von  Pittsburgh.  Fraglich ist aber, ob sie auch künftige  Krisen  verhindern können. 
NZZ: Beschlüsse der G-20 in der Übersicht:  Die  Staats- und Regierungschefs der G-20  haben zu  einer  Reihe von Themen grundlegende Beschlüsse  gefällt. Hier eine Übersicht  über wichtige  Fragen: 
Vom Weißen Haus veröffentlichte Factsheets  zum Gipfel:
The Pittsburgh Summit: Key Accomplishments  LINK 
Creating a 21st Century International Economic  Architecture  LINK 
Framework for Strong, Sustainable, and Balanced  Growth  LINK 
Bold and Coordinated Actions from Crisis to  Recovery  LINK 
Partnering on Food Security  LINK 
Acting on our Global Energy and Climate Change  Challenges  LINK 
Support for the Most Vulnerable  LINK 
Von der Gipfel-Website veröffentliche  Reports