G - 20 = Null (+ Link auf Abschlussdokument und mehr):
Der Pittsburgher G-
20-Gipfel ist Geschichte und die Schlagzeilen dazu geschrieben. Die unmittelbaren
Wirkungen für die Finanzmärkte gehen gegen Null. Die bemerkenswerteste Schlagzeile
ist:
G 20 löst die G8 ab
(FAZ). Insbesondere die Maßnahmen, die sich an die Finanzwelt
richten, sind lediglich ein Framework, auf dessen Basis einzelne Länder oder
supranationale Gremien erst konkrete Maßnahmen ausarbeiten müssen.
Die G-20 beschlossen zwar, dass Banken mehr Eigenkapital vorhalten sollen. Aber erst
bis Ende 2010 sollen die Mitgliedsstaaten neue Regeln zu Qualität und Quantität von
Eigenkapital ausarbeiten. Und erst bis Ende 2012 sollen die neuen Anforderungen
umgesetzt werden. Offizielle Begründung: Den Banken müsse die Zeit zur Erholung
gegeben werden.
Auch bei den mit viel öffentlicher Aufmerksamkeit bedachten Vergütungsregeln gibt es
lange Fristen, bis die Details feststehen.
Dazu das Handelsblatt
:
Bei den Vergütungsprinzipien wurde zudem vereinbart, dass die nationalen
Aufsichtsgremien die Einhaltung der Regeln überwachen sollen. Dabei wird ihnen die
Möglichkeit eingeräumt, auf risikosteigernde Fehlanreize bei den Boni mit der
Durchsetzung höherer Eigenkapitalanforderungen zu reagieren. Die neuen
Vergütungsgrundsätze sollen bis 2012 umgesetzt werden. An das Financial Stability
Board (FSB) erging der Auftrag, bis 2011 Vorschläge auszuarbeiten, wie das Risiko
großer Banken mit systemischer Bedeutung auch zum Schutz der Staaten und
Steuerzahler begrenzt werden kann. Dabei soll die Leitlinie gelten, das die
Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung in Relation zu Größe und Risiko
überproportional steigen.
Die Staats- und Regierungschefs verpflichteten sich außerdem, eine Reform des
Internationalen Währungsfonds (IWF) einzuleiten. Wie diese aussehen soll, bleibt freilich
ebenfalls unklar.
Angesichts dieser Beschlüsse erhält die Überschrift in der New York Times zum Gipfel
eine ganz eigene Bedeutung:
Group of 20 Agrees on Far- Reaching Economic Plan
. Mit
“Far-Reaching” ist offensichtlich weit in der Zukunft liegende Umsetzung gemeint.
Die vielen Punkte des Abschlussdokuments
(siehe dazu hier
) verkaufen sich zwar gut, was
davon aber letztlich in welcher Form auch immer kodifiziert wird, steht in den Sternen.
Bedenkt man, dass die G-20 inklusiver ihrer jeweiligen Sherpas sowie diverse
Institutionen seit einem Jahr Ursachenanalyse betreiben, diskutieren und prüfen, ist das
Ergebnis ausgesprochen dünn, weil keine unmittelbaren Konsequenzen folgen.
Angesichts meiner persönlichen Skepsis gegenüber vielen Regulierungsmaßnahmen sollte
ich mich aber über diese Nullrunde freuen.
Warum die deutschen Privatbanken angesichts dieser Beschlüsse sofort das Kriegsbeil
ausgraben und über den Präsidenten des Bundesverbands deutscher Banken, Andreas
Schmitz, gegen die Beschlüsse hacken (siehe dazu
Welt: Deutsche Banken wettern gegen
G-20-Ergebnisse) und mit einer neuen Kreditklemme drohen, bleibt unklar. Dies
verwundert sogar um so mehr, als sich weder Banken noch Verband durch ein
substantielle Alternativvorschläge oder gar Aufarbeitung der Finanzkrise ausgezeichnet
haben.
Schlagzeilen
HB: G20: Sie lassen schon wieder nach:
Die Stimmung unter den führenden Politikern
dieser Welt hat sich von panikgetriebener Entschlossenheit in eine verfrühte
Selbstgefälligkeit verwandelt. Das Schlusskommunique des G20-Gipfels von vor einer
Woche in Pittsburgh hebt mit einem Lob auf ihre “machtvolle Reaktion” auf die Krise an
und scheut auch nicht vor der pathetischen Behauptung zurück: “Es hat funktioniert.”
HB:
Tricksenden Bankern drohen Strafen:
Der G20- Gipfel in Pittsburgh hat sich die
Vergütung von Bankmanagern vorgenommen. Für Bonuszahlungen wurden strengere
Regeln aufgestellt. Für den Fall, dass Bankhäuser die Richtlinien umgehen, sind auch
Strafen vorgesehen.
HB: Banker können mit G20-Bonusschwindel gut leben:
Die Staatenlenker sind sich einig.
Gegen die Gehaltsexzesse in den Banken muss etwas getan werden. Aber nach zwei G20-
Meetings können die Banker stärker als je zuvor darauf vertrauen, in diesem Jahr wieder
einen großen Bonus einzustreichen.
FAZ: Wird jetzt alles gut?
All jene, die den Glauben an die Allmacht transnationaler
Regulierungen übertreiben, sollten allerdings die Warnung des Princeton-Ökonomen
Harold James hören: „Das Design einer neuen Finanzarchitektur ist komplex und
zeitraubend und eignet sich schlecht für globale Konferenzen.“ Die Welt wird sich darauf
einstellen müssen, dass es auch künftig Krisen gibt, in denen große Vermögen
dahinschmelzen. Doch insgesamt ist der Kapitalismus ein bisschen stabiler geworden.
Economist: Regaining their balance
: A new chapter for the world economy, maybe, as G20
leaders pledge to co-ordinate their exit from stimulus measures and try to reduce global
imbalances
HB: Weltregierung etabliert sich selbst:
Zunächst überwog die Skepsis, ob der Gipfel in
Pittsburgh substanzielle Ergebnisse produzieren würde. Doch am Ende enthielt das
Abschlusskommuniqué mehr Übereinstimmung als gedacht. Für die Zukunft führt an
dem Format der G20 nun kein Weg mehr vorbei. Die internationale Wirtschaftspolitik
bekommt eine neue zentrale Instanz.
Zeit: -20-Gipfel –
Danke, Barack!
: Der G-20-Gipfel ist ein Erfolg – aber das Lob gebührt
den Amerikanern, nicht den Deutschen. Diese legen den Fokus auf die falschen Themen.
Mark Schieritz kommentiert
[weiter…]
Wiwo:
G20-Weltfinanzgipfel Wirtschaftskrise führt zu globaler Machtverschiebung
: Asien
und Lateinamerika sind die Gewinner der ausgestandenen Weltwirtschaftskrise.
Aufstrebende Nationen wie China, Indien, Brasilien und Mexiko steuern künftig in der
Gruppe der 20 führenden Wirtschaftsnationen (G20) die globale Handels-, Konjunktur-
und Währungspolitik entscheidend mit.
FTD: Weltwirtschaftsregierung
G20 muss sich erst beweisen
:Die Staats- und
Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sparen nicht mit
Selbstlob nach dem Gipfel von Pittsburgh. Fraglich ist aber, ob sie auch künftige Krisen
verhindern können.
Vom Weißen Haus veröffentlichte Factsheets zum Gipfel:
The Pittsburgh Summit: Key Accomplishments
LINK
Creating a 21st Century International Economic Architecture
LINK
Framework for Strong, Sustainable, and Balanced Growth
LINK
Bold and Coordinated Actions from Crisis to Recovery
LINK
Partnering on Food Security
LINK
Acting on our Global Energy and Climate Change Challenges
LINK
Support for the Most Vulnerable
LINK
Von der Gipfel-Website veröffentliche Reports