Am stärksten zu spüren bekamen die Anspannungen im Finanzsystem die zwei führenden,
staatlich unterstützten US- Wohnimmobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Angesichts
der andauernden Schwäche an den Wohnimmobilienmärkten wurde ein lang anhaltender
Rückgang der Immobilienpreise in den USA prognostiziert. Aus diesem Grund – und ungeachtet
von Bekundungen der zuständigen Aufsichtsinstanzen, dass Fannie Mae und Freddie Mac über
eine angemessene Eigenkapitalausstattung verfügten – stiegen die Spreads auf deren Schuldtitel
sowie auf den von ihnen emittierten hypothekarisch unterlegten Wertpapieren wieder auf das
zuletzt im März, rund um die Übernahme von Bear Stearns, beobachtete Niveau.
Die Aktienkurse der beiden Unternehmen fielen in der Folge um mehr als 70% gegenüber dem
Niveau von Ende Mai 2008. Da die verbliebene Hypothekarkreditvergabe weitgehend auf Garantien
von Fannie Mae und Freddie Mac angewiesen war, schritt die US-Regierung am Sonntag, dem
13. Juli, ein und ermöglichte dem Finanzministerium die Stützung der beiden Institute durch eine
Ausweitung der bereits gewährten Kreditlinie und eine direkte Beteiligung.
Die Hilfsmaßnahmen zugunsten der beiden Immobilienfinanzierer sorgten vorübergehend für eine
gewisse Entspannung an den Finanzmärkten. Die Bonitätsaufschläge (Credit- Spreads) gingen
zurück, und bei den Aktienkursen kam es ansatzweise zu einer Erholung. Zur weiteren
Entlastung trugen neue
Sofortmaßnahmen der US- Börsenaufsichtsbehörde SEC bei, die Leerverkäufe von Aktien der
größten Banken und Brokerhäuser unterband. Infolgedessen, und zugleich als Ausdruck der
allgemein rückläufigen Risikoprämien, sanken die impliziten Volatilitäten in allen
Anlagekategorien, blieben allerdings im Vergleich zum Beginn der ersten Phase der Krise Mitte
2007 erhöht.
Während die Übernahme einen Rückgang der Renditenaufschläge auf die von Fannie Mae und
Freddie Mac garantierten Hypothekenverbriefungen und Schuldtitel bewirkte, konnte sie die
generellen Bedenken hinsichtlich des Finanzsektors nicht zerstreuen. Vielmehr ließ sie erahnen,
dass auf die bis Ende August 2008 weltweit vorgenommenen Abschreibungen in der
Größenordnung von $ 500 Mrd. noch weitere Verluste folgen würden. Auch legte sie nahe, dass
die Bemühungen der Zentralbanken, Ersatz für Marktfinanzierungen zu bieten, wohl nicht länger
ausreichen würden, da sich die Aufmerksamkeit der Anleger zunehmend auf Solvenzfragen
konzentrierte