Meine Blogphilosophie

Der Untertitel Notizen über Wirtschaft, Finanzen, Management und mehr ist bewusst gewählt. Ich bin weder Journalist (und habe nicht den Anspruch, journalistisch zu schreiben) noch Wissenschaftler trotz akademischer Ausbildung.

Meine Beiträge vermischen sehr stark Sachinformation und Meinungen. Und bei vielen Beiträgen lerne ich selbst dazu. Wer glaubt, etwas vollständig zu verstehen, hört auf, etwas zu lernen. Bloggen hilft auch dem Wirtschaftspraktiker sein Wissen zu erweitern aber auch die Begrenztheit des eigenen Wissens zu erfahren.

Kein Aufklärungsauftrag

Ich verstehe mich nicht als gesellschaftlicher Aufklärer, weil ich diesen hohen Anspruch gar nicht dauernd und widerspruchsfrei erfüllen kann. Ich schreibe also nicht, um die Welt besser zu machen, sondern weil ich Lust auf die Themen meines Blogs habe. Manch einer mag meine Texte vielleicht als Aufklärungsarbeit in Wirtschafts- und Finanzdingen interpretieren. Das freut mich, ich kann aber versichern, dass das nicht meine Zielsetzung ist, sondern eher ein Nebenprodukt meiner Freude an diesem Projekt. Ich helfe gern, Hintergründe gerade zu Themen aus dem Finanzbereich zu vermitteln und freue mich, wenn jemand mit den Inhalten etwas anfangen kann. Aber ich bin kein Erklärbär, der mit jedem Beitrag ein längeres Hintergrundstück liefert oder sie so verfasst, dass ihn jede Zielgruppe versteht. Ich gehe davon aus, dass sich die Leser hier für wirtschaftliche Zusammenhänge interessieren und im Zweifel selbst den Links zu vertiefenden und erklärenden Informationen folgen.

Ich folge damit der üblichen Blogphilosophie, insbesondere auch die der angelsächsischen Blogs, die nicht Ersatz für populäre Medien sein wollen, sondern die allgemeinen Medieninformationen ergänzen, vertiefen, kritisch beleuchten oder neue Aspekte ins Spiel bringen. Auch ich habe nur ein begrenztes und beschränktes Wissen der (Wirtschafts-)Welt (wer das Gegenteil behauptet, dem misstraue ich grundsätzlich). Ich habe als Ankerpunkt eine bestimmte ökonomische Philosophie, die ich in den “Grundlagen meiner ökonomischen Denke” offen lege und ebenfalls auch durch Anregungen mit Lesern weiterentwickele.

Keine Objektivität und Interessensfreiheit

Es gibt für Lebewesen keine unabhängige Objektivität. Die Evolution hat uns Mensch so weit kommen lassen, weil wir unseren eigenen Bedürfnissen folgen und die Interessen und Werte der Gruppen (Nationen, Familien, Freunde, Vereine, Kollegen etc.), in die wir eingebettet sind, vertreten und verteidigen wollen. Ich bemühe mich zwar um eine ausgewogene Darstellung, aber wirklich frei von Interessen kann mein Blog nicht sein.

Ich arbeite für die DZ BANK AG als Senior Manager Innovation und Digitalisierung. Davor habe ich für die Beratungsgesellschaft INNOVECS GmbH gearbeitet und Banken und  Unternehmen beraten.

Keine Lust auf Banken-Bashing

Ein Schwerpunkt dieses Blogs sind ausgewählte Entwicklungen im Finanzsektor in allen möglichen Facetten. Dabei hilft mir, dass ich lange im Bankensektor gearbeitet habe und durch meine Zeit für mittelständische Unternehmen auch die Kundenseite kenne. In vielen Beiträgen habe ich die Kommunikations- und Geschäftspolitik im Finanzsektor kritisiert. Ich habe aber keine Lust am Banking-Bashing. Ich wünsche mir aber, dass Mitarbeiter und Führungskräfte aus dem klassischen Finanzsektor stärker ihre Vorbehalte gegenüber den neuen Medien ablegen, noch mehr den Dialog auch über Social Media suchen und sich so in die öffentliche Debatte um ihren Wirtschaftsbereich einmischen und Positionen beziehen. Diese Debatte findet nämlich statt, in der Vergangenheit allerdings oft ohne Vertreter aus dem Finanzsektor.

Keine Konkurrenz zu Medien

Ich sehe Blogs nicht als Konkurrenz zu etablierten Medien. Es wäre gerade zu vermessen mit dem geringen Zeitaufwand und Budget gegen Wirtschaftsklassiker wie Handelsblatt, Wall Street Journal, Wirtschaftswoche oder FAZ antreten zu wollen. Blogs haben dort ihre Berechtigung, wo es gilt ein tieferes Bild von Ereignissen und Sachverhalten zu vermitteln. Ich vergleiche dies gern mit meinem wegen des Bloggens aufgegebenem Hobby, dem Fotografieren. Es gibt unzählige Möglichkeiten, ein bestimmtes Motiv abzubilden. Das beginnt bei den Lichtverhältnissen, der Aufnahmeposition, der Wahl der Ausrüstung, den Belichtungseinstellungen, dem Filmmaterial usw. Und nach der Belichtung geht es weiter über das Beschneiden des Fotos und dem Postprocessing. Am Ende steht stets eine Abbildung von einer Realität, die so ist, wie der Fotograf sie darstellen will. Kein Foto bildet aber die Realität so ab, wie sie wirklich ist. Der Fotograf trifft eine bewusste und häufig eine unbewusste Auswahl.

Etwa so ist das mit Berichten aus der Wirtschaftswelt. Traditionelle Medien präsentieren uns das, was sie für relevant halten. Objektiv ist das nie und kann es nicht sein. Während die klassischen Medien letztlich auf etwas zoomen, was ihrer Meinung den Kern dessen trifft, was die Leser konsumieren wollen, versuchen Blogs die gleichen Sachverhalte anders zu belichten, einen anderen Aufnahmestandpunkt oder eine andere Tiefenschärfe zu wählen. Genau das macht es so spannend und interessant.

Blogger-Relations mit Unternehmen

Blogger sind keine PR-Muppets, die sich zu Lasten ihrer privaten und erst recht beruflichen Zeit für die Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen und Organisationen einspannen zu lassen. Wenn ein Unternehmen aus kommerziellen Gründen meine Zeit in Anspruch nehmen möchte, sollte es darüber nachdenken, was ihm das wert ist. Firmen- und PR-Veranstaltungen besuche ich nur, wenn der Termin zu meinen beruflichen Interessen passt, denn meine Firma muss mir dafür entsprechende Zeit genehmigen und daher darin ebenfalls einen Wert erkennen.

Sabrina Dezember 4, 2014 um 22:59 Uhr

Der Vergleich mit dem Fotografieren bringt das Bild des Bloggens voll auf den Punkt.
Blogger sollten unbedingt ihre persönliche Meinung einbringen, um dem Blog Lebendigkeit zu verleihen. Gerade Subjektivität und eigene Erfahrungen sind für den Leser interessant.

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