Krise der wissenschaftlichen Ökonomie
Die Ökonomie als Wissenschaft steht nicht abseits der Wirtschaft, sondern nimmt durch ihre Aktivitäten Einfluss auf die Meinungsbildung und Wirtschaftspraxis. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat eine angeregte Debatte zum Umdenken in der ökonomischen Wissenschaft angestoßen. Auf dieser Seite eine Sammlung mit Beiträgen dazu. Ergänzt wird dies durch Beiträge, die die Rolle der Ökonomie im Umgang mit der Wirtschaftspraxis und der Politik betrachten.
WSJ: „Korrekt, präzise und absolut nutzlos“ – das Elend der Ökonomen (19.11.14): Ökonomen sind Ideologen, die sich als Wissenschaftler verkleidet haben. Das Erstaunliche ist nicht, dass sie auf den Gedanken gekommen sind, sich als Wissenschaftler auszugeben. Das Erstaunliche ist, dass es von der breiten Öffentlichkeit geglaubt wird.
Wiwo: Die Hybris der Ökonomen (7.12.14): Wirtschaftswissenschaftler wissen: Man muss heute nicht überzeugend sein, sondern überzeugt. Deshalb bleiben Ökonomen, was sie sind: selbstgewiss und systemblind. Eine Anklage.
SZ: Sie sind wie Spürhunde (1.11.14): Von Hans-Werner Sinn: Ob aus Missverständnis oder Unkenntnis: All jene, die Ökonomen kritisieren, haben sie in Wahrheit nicht verstanden. Denn Volkswirte glauben nicht an den perfekten Markt. Im Gegenteil: Sie suchen ständig nach dessen Fehlern
Project Syndicate: Post-Crash-Ökonomie (18.06.14): Von Robert Skidelsky. Von besonderer Bedeutung ist die wachsende Unzufriedenheit der Ökonomie-Studenten mit ihrem Lehrplan. Diese Unzufriedenheit spielt deshalb eine Rolle, weil die Ökonomie lange Zeit als der politische Leitstern des Westens galt.
NMTM: Der andere Adam Smith (30.04.14): Will die Grundannahmen der Volkswirtschaftlehre, die sich noch auf Adam Smith (1723-1790) beziehen, überdenken: Andrew Haldane, ab Juni Chefökonom der Bank of England.
Project Syndicate: Mikroökonomie für alle (5.12.13): Im letzten halben Jahrhundert haben die weltweit führenden Universitäten Mikroökonomie durch den Filter des Arrow-Debreu-Modells des allgemeinen Wettbewerbsgleichgewichts gelehrt. Das Modell formalisiert eine zentrale Einsicht aus Wohlstand der Nationen von Adam Smith und verkörpert Schönheit, Einfachheit und mangelnden Realismus der beiden grundlegenden Theoreme des Wettbewerbsgleichgewichts. Dies steht in deutlichem Kontrast zur Unordnung und Komplexität der Änderungen, die Ökonomen vorgenommen haben, um besser wiedergeben zu können, wie die Welt tatsächlich funktioniert. Mit anderen Worten: Während Forscher versuchen, komplexe Situationen des täglichen Lebens in den Griff zu bekommen, lernen Studenten unrealistische Hypothesen.
Robert Shiller: Ist die Ökonomie eine Wissenschaft? (6.11.13)
Finanz- und Wirtschaft: Der paranoide Stil in der Wirtschaftslehre (12.8.13): Paul Krugmans Kritik an Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff lässt befürchten: Eine respektvolle Debatte in den Wirtschaftswissenschaften ist nur im akademischen Umfeld möglich. Ein Kommentar von Raghuram Rajan.
NYT: What Killed Theory? (Wonkish) (5.8.13): Noah Smith has an interesting note on the “death of theory” in economics. Obviously that’s an exaggeration, but there has been a measurable decline in the number of papers that offer theoretical innovations as opposed to empirical analysis, and also a harder to measure but unmistakable shift in the profession’s value structure, with empiricists reaping greater rewards and theorists valued less.
NYT: The Atlantic: Should We Trust Economists? (4.6.13): They’re fractious, frequently wrong, and have lost much of the public’s faith. But their insights are still valuable — as long as you don’t expect them to predict the future.
IMS Bulletin: Rick’s Ramblings: Why Prove Theorems? (17.5.13)
Die Presse: Taghizadegan: „Je mehr Ökonomen, desto schlechter“ (27.04.2013): Die „Experimente der Volkswirte“ hätten unglaublichen Schaden angerichtet, sagt Philosoph Rahim Taghizadegan. Die Krise sei erst vorbei, wenn die Menschen erkennen, dass sie nicht so wohlhabend sind, wie sie glauben.
Economist: Economics after the crisis – New model army (19.1.13): Efforts are under way to improve macroeconomic models. THE models that dismal scientists use to represent the way the economy works are sometimes found wanting. The Depression of the 1930s and the “stagflation” of the 1970s both forced rethinks. The financial crisis has sparked another
WSJ: Das peinliche Versagen der Ökonomen (12.1.13)
AciLogs: Von der Unterschiedlichkeit wissenschaftlicher „Revolutionen“ (15.12.12): Ich muss endlich meine Meinung zu den Thesen von Thomas Kuhn darlegen, die er in seinem Buch „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ [1a] veröffentlicht hat. Ich habe dieses Buch in meinen jungen Jahren einmal gelesen und kopfschüttelnd weg gelegt, nicht wissend, welch eine Verbreitung…
Economist: Economics – Micro stars, macro effects (24.11.12): Meet the economists who are making markets work better
HB: Ökonomie neu denken Vom Kopf auf die Füße gestellt (27.10.12): Die Krise der Wirtschaft ist auch eine Krise der Wirtschaftswissenschaft. Die klassischen Modelle passen nicht zur Realität. Doch die Disziplin steht nicht still. Im Gegenteil. Junge Ökonomen revolutionieren das Fach
FAZ: Wirtschaftswissenschaften Der Homo oeconomicus lebt (25.10.12): Die Finanzkrise hat auch das Theoriegebäude der Wirtschaftswissenschaften ins Wanken gebracht. In den Hörsälen wird der Ruf nach einem Neuanfang lauter. Ob sich in der Ökonomie ein Paradigmenwechsel vollzieht, ist aber längst nicht ausgemacht.
HB: WirtschaftswissenschaftenÖkonomen unbelehrbar (13.10.12): Seit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise wird an allen Stellen reformiert – nur nicht bei den Ökonomen. Immer mehr Vertreter des Fachs rufen jetzt nach einer Reform überholter Ausbildungsinhalte. Aber was gehört dazu?
Zero Hedge: The Mathematicization Of Economics (11.10.12): If one thing has changed in the last one hundred years in economics it has been the huge outgrowth in the usage of mathematics:
HB: Die Krise der Volkswirtschaftslehre Was nun, Herr Smith? (30.9.12): Die Finanzkrise stellt alte Dogmen der Volkswirtschaftslehre in Frage. Der Glaube an die Selbstheilungskräfte der Märkte ist verflogen. Das Fach von Adam Smith steht vor seiner größten Herausforderung seit Jahrzehnten.
Wiwo: Essay – Ökonomen verstehen nichts von Wirtschaft (12.8.12): Die Volkswirtschaftslehre hat sich mit Modell-Mathematik und Alltagspsychologie von der Wirklichkeit entkoppelt. Sie braucht stattdessen ein neues Selbstverständnis und muss sich den Geisteswissenschaften öffnen.
Wirtschaftliche Freiheit: Die Entdeckung der Ökonomie – Warum die Feuilletons sich für Wirtschaft interessieren (7.8.12)
WSJ: “Korrekt, präzise und absolut nutzlos” – Das Elend der Ökonomen (18.7.12)
Lumpenökonom: So-called Top Economists (12.6.12): I hate it when the popular press calls figures like Nouriel Roubini and Niall Ferguson “top economists”. They are not. Proof – statements like this …
Inet Blog: Economics Is Not Math (21.5.12): Mathematician Michael Edesess has a dose of reality for economists. “Economics pretends to be mathematics, but it is not mathematics,” he says. “There is a major difference. No mathematician uses a term in a formula, or a statement of a theorem …
HB: „Viele Ökonomen nehmen ihre simplen Modelle zu ernst“ (12.4.12): Vor dem Ökonomengipfel in Berlin geht der an der US-Eliteuni Harvard lehrende Ökonomieprofessor mit der Wirtschaftspolitik hart ins Gericht. Im Interview fordert er, mehr auf die Schwachen zu blicken.
HB: Treffen der Top-Ökonomen – Wie George Soros die VWL revolutionieren will (12.4.12): Ab heute trifft sich das von der Investment-Legende gegründete Institute for New Economic Thinking zu seiner Jahrestagung in Berlin. Welche Ziele hat die Denkfabrik? Wie will sie sie erreichen?
DRadio Kultur: Soziologe: Marktgläubigkeit in der deutschen Wirtschaftswissenschaft (11.4.12): Michael Hartmann kritisiert Mainstream in Lehre und Forschung. Nachwuchswissenschaftler könnten sich abweichende Meinungen nicht leisten, sagt der Elite- und Organisationssoziologen Michael Hartmann (TU Darmstadt). Er ist einer der Unterzeichner des Memorandums für die Erneuerung der Wirtschaftswissenschaft.
Cicero Online: Vom Fug und Unfug öffentlicher Politikberatung (10.4.12): Politikberatung, die unter Beteiligung der Öffentlichkeit stattfindet, ist entweder wirkungslos oder ein von der Politik strategisch genutztes Instrument der Legitimationsbeschaffung, argumentiert Dr. Christoph Egle. Seine These: damit eine wissenschaftliche Beratung der Politik gleichzeitig unabhängig und wirksam sein kann, muss sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden
Scholar Kitchen: The Emergence of a Citation Cartel (10.4.12):
Tagesanzeiger: Aufstand der Wirtschaftsethiker (6.4.12): Der Wirtschaftsethiker Ulrich Thielemann will der dominanten ökonomischen Lehre den Garaus machen. Über hundert Professoren aus Deutschland und der Schweiz haben sich ihm angeschlossen.
FTD: Wirtschaftsweiser im Interview Bofinger geißelt „Mickymaus-Modelle“ der Ökonomen (5.4.12): Als „Zerrbilder der Realität“ bezeichnet der streitbare Volkswirtschaftsprofessor Peter Bofinger die Modelle seiner Zunft. Damit sich das ändert, empfiehlt er den Universitäten im FTD-Interview einen ökonomischen Trick.
FTW-Wirtschaftswunder: Radikalkur fürs Establishment (5.4.12): Bis vor Kurzem schien Deutschland eine Insel der glückseligen Ökonomie. Überall auf der Welt kämpft die Zunft seit Ausbruch der Finanzkrise mit argen Selbstzweifeln. Nur im Land des neuen Wirtschaftswunders schien die Welt in Ordnung. Zumindest im Inneren des Berufsstands.
FTD: Reaktionen auf FTD-Interview Volkswirte streiten über Straubhaars Radikalkritik (19.3.12): Der Hamburger Ökonom Thomas Straubhaar hat mit seinem Interview heftige Debatten über die deutsche Wirtschaftswissenschaft ausgelöst. Die FTD hat die teils heftigen Reaktionen prominenter Kollegen gesammelt.
- Straubhaar-Debatte: Reaktion von Bert Rürup
- Straubhaar-Debatte: Reaktionen von Rüdiger Bachmann, Peter Bofinger, Clemens Fuest
- Straubhaar Debatte Teil 2: Joachim Goldberg, Christoph Schmidt und Gert Wagner
FTD: Ökonomie als Wissenschaft Volkswirte müssen endlich dazulernen (17.3.12): Die Volkswirtschaftslehre hat in der Krise versagt. Dennoch hält sie an überholten theoretischen Modellen fest – und an ihrem Glauben an Stabilität. Höchste Zeit für ein Umdenken
HB: Die Wirtschaftswissenschaft braucht Werte (16.3.12): Die Ökonomik kann nach der Krise nicht einfach zur Tagesordnung zurückkehren. Sie muss sich für neue Methoden und Fachbereiche öffnen und zugleich Farbe bekennen, wo sie stehen. von Michael Hüther
FAZ: Wissenschaftlicher Zitatindex Lasst Euch nicht erpressen! (10.03.12): Der „Impact Factor“ zeigt an, wie oft Aufsätze zitiert werden. Doch Zeitschriften blasen damit ihre Bedeutung auf und Wissenschaftler mogeln sich in Rankings nach oben.
FTD: Interview mit Thomas Straubhaar „Schluss mit dem Imperialismus der Ökonomen“ (5.3.12): Er ist einer der renommiertesten Wirtschaftswissenschaftler. Jetzt rechnet HWWI-Chef Straubhaar radikal mit seiner Zunft ab
FTD: Ökonomie Uns fehlen die Querdenker (29.2.12): Die meisten deutschen Volkswirtschaftler hängen uralten Lehren an. Das muss sich ändern.
NZZ: Ökonomische Auslauf-Modelle (28.2.12): Wirtschaftswissenschaften zwischen Selbstkritik und Mainstream. Die Finanzkrise stellt die Modelle der klassischen Ökonomie in Frage. An den Hochschulen werden sie munter weitergelehrt. Dieser Beitrag stammt aus dem aktuellen Magazin von NZZ Campus, das am Mittwoch, 29. Februar, erscheint und dem Thema «Geld» gewidmet ist.
ZEIT: Ökonomie Angriff auf den Elfenbeinturm (17.2.12): Sind Volkswirte für die Finanzkrise mitverantwortlich? Die Kritik an den Wissenschaftlern wächst – und manche organisieren schon einen Wandel.
- ZEIT: Ökonomie in der Krise „Man wollte auf die Warner gar nicht hören!“ (17.2.12): Deutschlands prominentester Ökonom verteidigt seine Zunft.
- ZEIT: Finanzkrise – Was besser werden muss (16.2.12): In welche Richtung muss die Ökonomie sich weiterentwickeln, so dass künftig mehr Wohlstand und weniger Krisen entstehen
- ZEIT: Ökonom Thomas Straubhaar „Keine Chance gegen den Mainstream“ (15.2.12): Zu lange folgte die Ökonomie dem „angelsächsischen Herdentrieb“ und ließ kaum Raum für Kritik, sagt HWWI-Direktor Straubhaar. Er fordert mehr Mut zu unabhängiger Analyse.
- ZEIT: Ökonomie „Viele sind geblendet worden“ (14.2.12):Die Grundsatzkritik an den Ökonomen ist falsch, sagt der Chef des Vereins für Socialpolitik, Michael Burda. Die Mehrheit habe vor der Krise aber kaum Kritik zugelassen.
Golem: Joseph Weizenbaum Welche Rolle spielt Wissenschaft? (3.2.12): Die Wissenschaft mache zwar immense Fortschritte, aber sie agiere planlos, teilweise an der Realität vorbei und grenze sich gegen andere ab, kritisierte Joseph Weizenbaum. Drei Denkanstöße des bekannten Informatikers.
BL: Vor einem Paradigmenwechsel der Wirtschaftswissenschaft? Zur Tagung “Ökonomie Neu Denken” in Frankfurt (26.1.12) Das waren zwei äußerst interessante Tage in Frankfurt. Der Stifterverband der Deutschen Wissenschaft und das Handelsblatt hatten Wissenschaftler, Unternehmen, Studenten und Wirtschaftsblogger zur Tagung Ökonomie Neu Denken eingeladen (siehe dazu Vorbericht vom Montag). Um es gleich vorwegzunehmen: Die Ökonomie wurde auch in Frankfurt nicht neu erfunden. Das hatte aber auch niemand erwartet. Hier meine Impressionen von der Veranstaltungen (nebst Presseschau).
Storified: Ökonomie Neu Denken (25.1.12): Vorberichte, Dokumentation, Tweets vom Kongress in Frankfurt
Diane Coyle: Do economic crises reflect crises in economics? (23.1.12): Keynote address, ‘Rethinking Economics’ conference, Stiftverband für die Deutsche Wissenschaft/Handelsblatt, Frankfurt am Main, 23 January 2012.
Time: Economists: A Profession at Sea (19.1.12): How to keep economists from missing the next financial crisis.
Wirtschaftsphilosoph: Erklärung von Prostitution und Krise der Ökonomik (20.1.12): Mathias Binswanger hat eine hervorragende Antwort auf den Beitrag „Haben die Uni-Ökonomen versagt?“ von Rüdiger Bachmann (siehe auch ‘Zur ökonomischen Lehre’) geschrieben: „Wie die Uni-Ökonomen versagen – die Theorie der Prostitution als Mahnmal“. Entgegen Bachmann leisten die Ökonomen nicht nur „tolle Arbeit“. Herr Binswanger zeigt an einem Beispiel, „wie banale und unsinnige Ideen zu Publikationen in Topjournals führen, wenn sie nur in einem formalen Gleichgewichtsmodell dargestellt werden“. Siehe dazu auch Egghats Blog: Warum sind Nutten so teuer? Ökonomen erklären (19.1.12):
Theatrum Mundi: Die verstummte Elite (19.1.12): ein Gastbeitrag von Julius Lerchenfeld. Die Finanzkrise ist nicht nur eine ökonomische Krise, eine Krise der Volkswirtschaften oder der Finanzmärkte oder der Währungen. Sie ist viel mehr. Die Finanzkrise ist eine intellektuelle Krise. Symbol des Versagens der ökonomischen Elite, die die Krise nicht zu kontrollieren, nicht zu beenden, eine entscheidende Lösung nicht zu nennen weiß. Die ihre Ratlosigkeit mit der Beispiellosigkeit der Krise zu begründen und zu entschuldigen versucht.
Ökonomenstimme: Wie die Uni-Ökonomen versagen – die Theorie der Prostitution als Mahnmal (19.1.12): Vor kurzem ist hier ein Beitrag von Rüdiger Bachmann unter dem Titel „Haben die Uni-Ökonomen versagt?“ erschienen. In dem Artikel sollte aufgezeigt werden, welch tolle Arbeit Ökonomen heute leisten und wie ungerechtfertigt Angriffe auf die Mainstreamökonomie seien. Dieses sich selbst auf die Schulter klopfen war offenbar notwendig, da sich die ökonomische Wissenschaft in letzter Zeit vor allem in Zusammenhang mit der letzten Finanzkrise Angriffen ausgesetzt sah, sie würde die heutige Realität der Finanzmärkte in ihren Modellen ignorieren und von realitätsfremden Annahmen ausgehen.
Wirtschaftswurm: Zum Versagen der Uni-Ökonomen (19.1.12): Mit seiner Frage “Haben die Uni-Ökonomen versagt?” hat Rüdiger Bachmann, Ökonom an der RWTH Aachen, die Diskussion um Sinn und Zweck der Volkswirtschaftslehre in Zeiten der Wirtschaftskrise neu entfacht. Ein Blick in eine Spitzenzeitschrift für ökonomische Forschung widerlegt aber seine Rechtfertigung der Ökonomik.
FTD: Ökonomie in der Kritik „Wir stehen am Anfang einer Revolution“ (16.1.12): Durch die Schuldenkrise bröckelt das Fundament der Wirtschaftswissenschaften. IfW-Chef Dennis Snower sieht die Ökonomie vor einem neuen Zeitalter.
HB: Wirtschaftswissenschaften – Geschmierte Ökonomen (14.01.12): Wenn wissenschaftliche Experten sich räuspern, dann tun sie das nicht immer unabhängig. Auch bei Ökonomen ist so manche Aussage gekauft. In den USA wurden nun erstmals Ethikrichtlinien für Volkswirte beschlossen.
Tagesanzeiger: Wer die Ökonomie versteht, kann die Welt verändern» (10.1.12): Darf nur über Volkswirtschaft reden, wer sie studiert hat? Diese Forderung stellt der deutsche Wirtschaftsdozent Rüdiger Bachmann. Sein Schweizer Kollege Reiner Eichenberger sieht das anders.
FAZ: Wirtschaftswissenschaften Amerikas Ökonomen geben sich Ethikregeln (10.1.12): Viele Ökonomen verdienen neben ihrer Tätigkeit an der Universität zusätzlich Geld mit lukrativen Gutachten. Jetzt reagiert die führende Ökonomen-Vereinigung Amerikas auf den Vorwurf der Käuflichkeit: Autoren müssen in ihren wissenschaftlichen Zeitschriften künftig größere Geldgeber offenbaren
Ökonomenstimme: Haben die Uni-Ökonomen versagt? (10.1.12): Keine Frage, die PR Situation der VWL ist mies. Jetzt also auch der Spiegel: die Uni-Ökonomen hätten versagt, in den VWL-Vorlesungen würden nur Effizienzdenken, Marktgläubigkeit und Staatsferne gepredigt; der Homo Oeconomics angebetet und in Mathematik gepresst, was angeblich nicht zu formalisieren sei. Gefühlte hundertmal habe ich das in der deutschen Presse so oder so ähnlich gelesen, oft garniert mit ein paar sound bites sogenannter Postautisten, die so an ihrem VWL-Studium leiden, dass sie sich ihre eigenen Ringvorlesungen mit Praktikern, Ethikern und unterdrückten Privatdozenten, die außerhalb des bösen Mainstream forschen und publizieren und deshalb ob des neoklassischen Kartells an den Unis niemals einen Lehrstuhl erhalten würden, basteln.
Handelsblog: Freiburger Schule, Lars Feld, Methodenstreit – Hat die Ordnungsökonomik noch eine Zukunft? (9.1.12): Der Wirtschaftsweise Lars Feld diskutiert in einem neuen Positionspapier, wie es mit der Freiburger Schule weitergehen soll.
Freitag: Ökonomiekritik – okay, aber nicht so! (6.1.12): Man kann an der heutigen VWL einiges kritisieren. Mancher mag etwa kritisieren, dass sie nicht die richtigen Schwerpunkte setzt; andere meinen, dass ihre Methodik aus diesen oder jenen Gründen dem Gegenstand unangemessen ist.[1] Mich selbst ärgert am meisten – nun, nicht „die“ VWL, sondern vor allem nerven mich Professoren, die ihre eigene politische Position Erstsemestern nicht nur predigen, sondern als logische Konsequenz wissenschaftlicher VWL aussehen lassen. Solche Professoren gibt es immer noch. Da nervt es ein wenig, wenn manch aktuelle Ökonomiekritik nur zu fordern scheint, andere Meinungen als Wahrheit darzustellen.
Spon: Versagen der Uni-Ökonomen – Warum bringt uns keiner Krise bei? (28.12.11): Der Markt wird’s schon richten: Während ganze Staaten taumeln, lehren die Volkswirtschaftler unverdrossen ihre überkommenen Theorien. Jetzt rütteln Studenten die alte Professorengarde wach – und organisieren sich ihre Seminare zu Krise und Wirtschaftsethik selbst.
Spiegelfechter: Ökonomenkritik (Gastartikel von Thomas Trares) (27.10.11): Spätestens seit Ausbruch der Finanzkrise ist die Ökonomenzunft in Verruf geraten. Die Liste der Vorwürfe ist lang. Realitätsferne Annahmen, falsche Prognosen, Modellfixiertheit und ein naiver Marktglaube sind nur einige davon. Auf „Spiegel Online“ hat der Ökonom Hanno Beck auf die Kritik reagiert. Seine Apologetik ist allerdings recht kurios ausgefallen. Er wehrt sich darin gegen die Vorwürfe, dass Märkte nie funktionierten und dass Prognosen immer exakt sein müssten. Tatsächlich
Spon: Konjunkturprognosen – Kritik an Ökonomen: Die Mär von der Zauberkugeller? (13.10.11):Blindgänger, Geschichtenerzähler, Schaumschläger: In Zeiten von Wirtschaftskrisen müssen Ökonomen als Sündenböcke herhalten. Volkswirt Hanno Beck erwidert den Kritikern: Der weit verbreitete Glaube an Zaubersprüche und Kristalkugeln zeuge von Naivität.
FTD: Fragwürdige Auszeichnung: Weg mit dem Wirtschaftnobelpreis (10.10.11): Die Nobelpreisträger für Wirtschaft sind raus. Hoffentlich zum letzten Mal. Das Problem der Auszeichnung liegt in einer merkwürdigen Fehldeutung.
HB: VWL-Studium Krise? Welche Krise? (29.09.11): Das Finanzchaos erschüttert die VWL in ihren Grundfesten. Aber in der Lehre machen viele Professoren weiter wie bisher – und enttäuschen ihre Studenten.
Eastern Economic Journal: The Profession and the Crisis (8/2011): von Paul Krugmana So we’re having an economic crisis. I say “having,” not “had,” because we have by no means recovered. Financial panic may have subsided, stocks may be up, but employment remains far below pre-crisis levels, and unemployment — especially long-term unemployment — remains disastrously high. And while you can make the case that the economy is slowly on the mend, slowly is the operative word. We have already been through two years of economic purgatory, and there’s no end in sight.
HB: World Economics AssociationAngriff auf das Establishment (26.5.11): Ökonomen in aller Welt wollen ihr Fach erneuern, für andere Analyseansätze öffnen und die Dominanz der Amerikaner brechen. Dafür haben die World Economics Association gegründet – und werden von Mitgliedern überrannt.
PS: Die Wirtschaftswissenschaften in der Krise – J. Bradford DeLong (29.4.11): In Bretton Woods – dem Ort, an dem 1945 die globale Wirtschaftsarchitektur der Gegenwart konzipiert wurde – fand jüngst eine Konferenz statt. Der interessanteste Moment kam, als der Financial Times-Kolumnist Martin Wolf den früheren US-Finanzminister und Wirtschaftsberater Präsident Barack Obamas, Larry Summers, befragte. „Deuten die Ereignisse der letzten Jahre nicht darauf hin“, fragte Wolf, „dass die [akademischen] Ökonomen einfach nicht verstanden haben, was vor sich ging?”
BL: Tierisch! Animal Spirits finden Eingang in ökonomische Modelle (29.4.11): Es ist ja außerhalb der Zunft der professionellen Mainstream-Ökonomen bekannt, dass die neoklassischen Modelle der Wirtschaftstheorie zwar gut geeignet sind für Examensklausuren, jedoch so gut wie kein Phänomen der ökonomischen Praxis erklären können. Die Liste der (vorwiegend nichtakademischen) Beiträge, die mit der Lehrbuchökonomie abrechnen, ist lang (siehe Auswahl hier). Zu den prominenten Kritikern gehören Robert Shiller und George Akerlof, die mit ihrem Buch “Animal Spirits – Wie Wirtschaft wirklich funktioniert” einen gut zu lesenden Gegenentwurf vorlegten, dem freilich noch die wissenschaftliche Tiefe fehlte. Sie erhoben aber mit dem Buch nicht den Anspruch, ein vollständiges wissenschaftliches Paradigma vorzulegen, sondern wollten die Diskussion anstoßen
Handelsblog: Krise der VWL – Noch ein schlechter Ökonomen-Aufruf (6.4.11): Von Olaf Storbeck: Ökonomenaufrufe haben derzeit Hochkonjunktur. Mitte Februar veröffentlichte das “Plenum der Ökonomen” eine “Stellungname zur EU-Schuldenkrise” , die die Kollegen der “Financial Times Deutschland” herrlich – und vollkommen zu Recht – komplett auseinandergenommen haben. (Die Ökonomen, die selbst gerne alle Welt kritisieren, wo sie nur gehen und stehen, reagierten übrigens erstaunlich dünnhäutig auf diese Kritik.)
Spiegel: Die Brandstifter – Im Namen des Volkes (28.2.11): Die „Bild“-Zeitung, Springers Boulevardblatt, eilte in der vergangenen Woche täglich dem wankenden Verteidigungsminister zu Hilfe, in dieser Form beispiellos. Die Zeitung teilt sich die Rolle eines deutschen Leitmediums zu, tatsächlich übernimmt sie immer wieder die Rolle einer rechtspopulistischen Partei, die im deutschen Politikbetrieb fehlt.
HB: Wirtschaft und Politik: Die heimlichen Lobbyisten (28.2.11): Schon lange steht die Frage im Raum, warum so viele Ökonomen bei der Krisenpräsentation kläglich versagten. Eine US-Studie offenbart die massiven Interessenkonflikte der Zunft. Braucht sie einen Verhaltenskodex?
HB: 100 Jahre American Economic Review: Die 20 wichtigsten Aufsätze der VWL (15.2.11): Der „American Economic Review“ (AER) gehört zu den mit Abstand renommiertesten VWL-Fachmagazinen der Welt. Zum 100. Geburtstag des Fachmagazins hat eine Forschergruppe die 20 wichtigsten Artikel ausgewählt, die dort jemals veröffentlicht wurden.
Project Syndicate: Allgemeinverständliche Wirtschaftswissenschaften (20.1.11): Von Robert J. Shiller: Wir erleben gerade einen Boom der populärwissenschaftlichen Wirtschaftslehre: Bücher, Artikel, Blogs, öffentliche Vorträge, die von der Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt werden. Vor kurzem nahm ich beim Jahrestreffen der American Economic Association in Denver an einem Podiumsgespräch über dieses Phänomen teil. Bei der Diskussion trat ein augenscheinliches Paradox zutage: Der Boom in der populärwissenschaftlichen Wirtschaftslehre findet zu einem Zeitpunkt statt, zu dem die Allgemeinheit ihren Glauben an die professionellen Wirtschaftswissenschaftler verloren zu haben scheint, weil fast alle von uns daran gescheitert sind, die aktuelle Wirtschaftskrise – die größte seit der Großen Depression – vorherzusagen, ja noch nicht einmal davor gewarnt haben.
2010
Spon: Forscherposse beim DIW – Was nicht passt, wird passend gemacht (18.11.10): So unfrei kann Forschung sein: Ein Arbeitsmarktexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung bezeichnet den Fachkräftemangel als „Fata Morgana“. Weil das nicht zu Aussagen des Präsidenten passt, verschiebt das DIW die Veröffentlichung der Studie – und trimmt sie auf Hauslinie.
FTD: David Colander – Besser simuliert (26.10.10): Die Suche nach dem einen richtigen Modell der Ökonomie hält US-Ökonom David Colander für einen fatalen Irrweg
FTD: Neue Denker – Thomas Lux und die Physik der Ökonomie (12.10.10): Thomas Lux sucht in Milliarden verfügbarer Finanzdaten nach sichtbaren statistischen Mustern – und erklärt so die Ökonomie.
HB: Nobelpreisträger Reinhard Selten: „Ökonomen wissen weniger, als man denkt“ (4.10.10): In einer Woche wird der Nobelpreis für Ökonomie vergeben. Klar scheint, dass Reinhard Selten einziger deutscher Nobelpreisträger bleibt. Im Gespräch mit dem Handelsblatt äußert sich der Preisträger von 1994 darüber, was einen guten Wirtschaftswissenschaftler ausmacht und warum nur wenige Ökonomen die verrückten Märkte kritisieren. Dabei geht er mit seiner Zunft hart ins Gericht.
HB: Ökonomie: Leben in der Scheinwelt (30.9.10): Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist auch eine Krise der Wirtschaftswissenschaften. Die Disziplin muss einschneidende Konsequenzen aus ihrem Versagen ziehen. Sie muss ihre geistige Monokultur überwinden und mehr intellektuelle Vielfalt wagen.
FTD: Neue Denker (27) – Amartya Sen und der Wert der Freiheit (28.9.10): Gängige volkswirtschaftliche Maßstäbe für Wohlstand sind in die Kritik geraten. Als einer der Ersten hat Amartya Sen neuen Faktoren gesucht. Die Uno leitet aus seinen Arbeiten bereits einen modernen Index für Lebensqualität ab.
HB: Ökonomie: Leben in der Scheinwelt (24.9.10): Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist auch eine Krise der Wirtschaftswissenschaften. Die Disziplin muss einschneidende Konsequenzen aus ihrem Versagen ziehen. Sie muss ihre geistige Monokultur überwinden und mehr intellektuelle Vielfalt wagen.
Zeit: Warum sich Ökonomen für Macht interessieren sollten (23.9.10): Norbert Häring erklärt in seinem neuen Buch, warum Macht zwar die Wirtschaft, nicht aber den Diskurs bestimmt. Ein lesenswertes Buch, bloggt Lucas Zeise im Herdentrieb.
HB: Schwere Versäumnisse: Warum ein Ökonom seine Zunft aufmischt (13.9.10): Dieses Mal war alles anders: Bei der Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik nutzte der renommierte Ökonom Martin Hellwig seinen Thünen-Vortrag nicht für eine langweilige Rede, sondern für eine Fundamentalkritik an der Volkswirtschaftslehre. Dabei forderte er seine Fachkollegen zu einer grundlegenden Neubesinnung auf.
Telepolis: „Modern Monetary Economics“ auf dem Weg zum ökonomischen Mainstream? (09.09.10). Nachdem die neoklassische Nationalökonomie weitgehend diskreditiert wurde, überholen die „Modern Monetary Economics“ derzeit die libertären „Austrian Economics“ in der Frage, wer die Krise zutreffender vorausgesagt hat und die bessere Kur anbietet. Die in Europa als eigene ökonomische Denkschule noch kaum etablierte und unter anderem von Bill Mitchell, Professor of Economics, University of Newcastle (Australien), sowie James K. „Jamie“ Galbraith, dem Sohn des berühmten US-Ökonom John Kenneth, sowie von Randall Wray vertretene „Modern Monetary Economics“ (kurz „MME“ – oft auch als „Chartalists“ bezeichnet) hat den Vorteil, sich weitgehend auf die Arbeiten des Ökonomen Hyman P. Minsky stützen zu können, der schon frühzeitig die Realitätsferne der neoklassischen Ökonomie thematisiert und den enormen Einfluss der Finanzmärkte auf die Ökonomie festgestellt und analysiert hatte. Darüber hinaus neigt auch Ives Smith, die derzeit vielleicht einflussreichste Ökonomie-Bloggerin, diesem Ansatz zu und bietet zudem den MME-Ökonomen Marshall Auerback und Rob Parenteau in ihrem Blog Naked Capitalism eine ständige Plattform.
Simoleon Sense: Are Economists Human?(2.9.10): Abstract (Via Howard Margolis): A controversy among economists and others interested in the limits of rational choice analysis, still running after an onset at least two decades ago, concerns whether intelligent people, and especially experts, can be subject to cognitive illusions. This note provides a striking illustration supporting that disconcerting conjecture. It analyzes the apparent inability of professional economists to give a better than chance response to a very elementary question about consumer surplus.
HB: Abschied vom Gleichgewicht: Warum Charles Darwin ein Segen für die Ökonomie ist (16.8.10): Immer mehr Ökonomen sind überzeugt: Ihr Fach braucht grundlegend neue Methoden. Charles Darwin könnte helfen. Der Naturforscher war Fachmann für Wandel und Anpassung – und liefert mit seiner Evolutionstheorie der Wirtschaft frische Ansätze.
HB: Krise mit sieben Leben: Warum die Weltrezession immer noch unterschätzt wird (11.8.10): Bankenkrisen gehören zu dem Schlimmsten, was hoch entwickelten Industrieländern passieren kann. Sie führen zu tiefen Rezessionen, auf die häufig eine staatliche Schuldenkrise folgt. Dennoch unterschätzen Experten bis heute systematisch die Weltrezession, die heute vor genau drei Jahren ihren Lauf nahm. Warum?
FTD: Neue Denker (21): Armin Falk und die experimentelle Ökonomie (10.8.10): Das Modell des Homo oeconomicus musste zuletzt viele Angriffe ertragen. Armin Falk geht einen Schritt weiter. Er will die ganze Vielseitigkeit des Menschen so gut wie möglich berücksichtigen.
FTD: Neue Denker (16) – Anatole Kaletsky und der Neue Kapitalismus (13.7.10): Ökonomie 4.0: Die Wirtschaftswissenschaften stehen heute zum vierten Mal in ihrer Geschichte vor einem großen Wandel, sagt Anatole Kaletsk.
FAZ: Im Porträt: Raghuram Rajan – Der neue Chicago-Boy (10.7.10): Der Ökonom Rajan will den Kapitalismus vor den Kapitalisten retten. Die Finanzkrise hat er so gut verstanden wie kaum ein anderer. Jetzt ist er überall gefragt.
FTD: Bei Wirtschaftsexperten tut sich was (25.6.10): In der Krise haben die Ökonomen viel Spott einstecken müssen für fehlende Prognosen und Ratlosigkeit. Jetzt gibt es zarte Signale, dass auch bei uns eine neue Generation heranwächst.
HB: Mainstream-Makroökonomie: Das Ancien Régime schweigt (14.6.10): Die Finanzkrise hat die moderne Makroökonomie in Verruf gebracht. Theorien die den Mensch als rational und die Finanzmärkte als effizient ansahen, dominierten für Jahrzehnte das Fach, sind aber jetzt gescheitert. Kritiker stoßen jedoch bei führenden Vertreter des Fachs auf taube Ohren.
FAZ: Wirtschaftswissenschaften – Wie politisch soll der Ökonom sein? (29.4.10): Die Finanzkrise hat auch die Ökonomen ins Grübeln gebracht. Stellt sich das Fach die richtigen Fragen? Verwenden die Wissenschaftler angemessene Methoden? Ein Jahr haben die Ökonomen nun um ihre Spezialgebiete gestritten. Eine Bilanz.
WF: Finanz-Theorie-Herden? (3.3.10): Die gegenwärtige Finanzkrise, die hoffentlich ihren Höhepunkt überschritten hat, stellt der Theorie effizienter Märkte anscheinend ein schlechtes Zeugnis aus. Zumindest waren die Finanzmärkte nicht robust gegenüber Herdenverhalten. Irrationale Übertreibungen haben zunächst zu einer übertriebenen Sorglosigkeit und dann einer übertriebenen Scheu gegenüber Risiken beigetragen. Das scheint recht klar und wird allenthalben zum Besten gegeben. Weniger klar ist jedoch, ob wir uns in unserer theoretischen Verarbeitung des Geschehens nicht auch wie eine Art Herde verhalten. Doch sei es drum, hier ein paar weitere Bemerkungen zum Thema, das uns auch in 2010 begleiten wird.
New Yorker: Interview with Eugene Fama (13.1.10): This is the second in a series of interviews with Chicago School economists. Read “After the Blowup,” John Cassidy’s story on Chicago economists and the financial crisis. (Subscribers only.)
Read more: http://www.newyorker.com/online/blogs/johncassidy/2010/01/interview-with-eugene-fama.html#ixzz0qqtX3hRe
HB: George Soros: Millionenangriff auf die etablierte Ökonomie (12.1.10): Investorlegende George Soros ist überzeugt, die etablierte Volkswirtschaftslehre braucht eine radikale Runderneuerung. Mit viel Geld fördert er deshalb eine neue VWL – mit erstem Erfolg: Noch nie ging die Zunft so hart mit sich ins Gericht wie auf der ersten Tagung seines Instituts.
HB: Tagung: Volkswirte überdenken ihre Theorien (1.4.10): Welche Lehren muss die Ökonomie aus der Krise ziehen? Auf der Tagung der Royal Economic Society zeichnet sich die VWL der Zukunft ab, denn Experten halten ein Umdenken in der Makroökonomie für unausweichlich. Analytischen Modelle sollen realitätsnäher und komplexer werden.
BL: Schwache Ökonomen und Finanzkrisen (1.4.10): Ist die Finanzkrise eigentlich bereits überwunden. Politiker und Notenbanker lassen sich dafür jedenfalls gern feiern und haben irgendwie vergessen, dass sie der verunsicherten Weltöffentlichkeit vor 18 Monaten eine neue Finanzordnung versprochen hatten. Aber hier soll es gar nicht wieder um die verkorkste neue Finanzordnung gehen, sondern um die Rolle der Ökonomen. Auffällig ist, dass von Ökonomen ob ihrer Analysen und Empfehlungen vergleichsweise wenig Selbstkritik kommt und sie im Gegenteil schon wieder so tun, als sei ganz klar, wo es langgehen solle und was zu tun ist.
Voxeu: Rent capture through financial innovation (25.3.10): How does economic theory need to adjust in light of the global financial crisis? This column presents a new insight on how innovation leads to rent capture, which in turn is a sign of a potential crisis. This stems from asymmetric information in the financial sector. To avoid a repeat of the crisis, policymakers need to increase transparency.
Voxeu: Macroeconomics for the 21st century: Part 2, Policy (28.2.10): What are the implications of combining Keynesian ideas with Walrasian general equilibrium theory in a way that does not assume sticky prices? This column presents the second in a two-part outline of a new paradigm for macroeconomics in the 21st century, focusing on policy. It argues that fiscal policy is not the right response to a financial crisis.
Voxeu: Macroeconomics for the 21st century: Part 1, Theory (27.02.10): What are the implications of combining Keynesian ideas with Walrasian general equilibrium theory in a way that does not assume sticky prices? This column presents the first of a two-part outline of a new macroeconomics paradigm for the 21st century, starting with the theory.
HB: Erfindungen: Die späten Früchte der Forschung (22.2.10): Das historische Beispiel der Großen Depression zeigt: Nicht die Erfindungen selbst, wohl aber ihre Umsetzung in Produkte wurde durch die Krise forciert. Wissenschaft hilft nicht akut gegen Wirtschaftskrisen, warum es sich dennoch lohnt, an ihr nicht zu sparen.
HB: Volkswirtschaftslehre: Streit geschlichtet, Tauziehen bleibt (22.2.10): Das Treffen bot viel Konfliktpotenzial, doch auf dem Podium im Frankfurter IG-Farben-Haus auf dem Campus Westend zeigten sich die Kontrahenten handzahmer als erwartet: Monatelang lieferten sich Volkswirte einen erbitterten Streit über zu wenig Relevanz und zu viel Mathematik. Nun diskutieren sie wieder miteinander.
FTD: Kontrolle für Wirtschaftauguren – Ökonomen von Gottes Gnaden (25.1.10): Im Streit um das Berliner DIW will keiner die Verantwortung übernehmen. Das wirft die grundsätzliche Frage auf: Wer kontrolliert Deutschlands Topökonomen? Transparenz ist an den Höfen der Wirtschaftsauguren jedenfalls ein Fremdwort.
FAZ: Zukunft des Kapitalismus – Wie man den Korken aus der Flasche bekommt (23.1.10): 23. Januar 2010 Wo bleibt die fundierte Kritik an der Wissenschaft der politischen Ökonomie, deren Lehrbücher doch die Drehbücher der gegenwärtigen Krise sind? Wie berechtigt diese Frage ist, wird im widersprüchlichen Echo offenbar, das sie bei führenden Vertretern der Ökonomenzunft auslöst: Es reicht von selbstgerechter Zurückweisung bis zum demütigen Eingeständnis, dass sich die Makroökonomik tatsächlich in einem Erklärungsnotstand befinde. …
WSP: Academic vs. Wall Street Economists (14.1.10): The WSJ recently asked a number of economists whether they thought the Fed’s low interest rates in the early-to-mid 2000s were an important contributor to the credit and housing boom. What the WSJ found was interesting: most business and Wall Street economists (78%) answered yes while just less than half of the academic economists (48%) said yes. One way to interpret this difference is that economists who are closer to the actual financial system may sometimes see better how the low rates actually influence it. Take, for example, the difference between the academic economist Ricardo Caballero and the Wall Street economist Barry Ritholtz on what drove the demand for the riskier assets during the boom. Ricardo Caballero’s story is a structural one dealing with a shortage of safe assets relative to the global demand for them:
HB: Fundamentalkritik: Wie die Finanzkrise die VWL auf den Kopf stellt (11.1.10): Auf der weltweit wichtigsten Tagung für Volkswirte haben selbstkritische Ökonomen eine Runderneuerung ihres Fachs gefordert. Nicht ohne Grund: Kaum ein Ökonom hat die Krise kommen sehen, und die gängigen Modelle können das Geschehen weder abbilden noch erklären.
HB: Wissenswert: Den Finanzsektor haben Makroökonomen in ihren Modellen bislang nahezu vollständig ignoriert (11.1.10, Achtung Paid Content). Dabei übersehen sie Entscheidendes, zeigt eine neue Arbeit.
HB: Ökonomie: Nobelpreisträger Krugman will alte VWL-Weisheiten tot sehen (11.1.10): Der Nobelpreisträger Paul Krugman ist ein scharfer Kritiker der Mainstream-Ökonomie. Moderne Wirtschaftswissenschaft müsse auf einer realistischen Beschreibung menschlichen Verhaltens basieren, forderte Krugman im Handelsblatt-Interview.
HB: Nutzlose Prognosen: Die hohe Kunst des Weghörens (2.1.10): Alle Welt starrt auf Prognosen zur Konjunktur- und Börsenentwicklung – obwohl sie alle wenig taugen. Selbst richtige Prognosen sind mitunter nicht viel wert, dafür sorgen extreme Ereignisse wie die momentane Wirtschaftskrise. Warum sich es nicht lohnt, zuzuhören – selbst bei Forschern, die in der Vergangenheit richtig lagen.
2009
HB: Wenn die Ökonomie strategisch in die Irre führt (7.12.09): Die einfachen Annahmen der wirtschaftlichen Theorie erfassen die Realität heutiger Unternehmen nicht mehr zutreffend.
Wirtschaftsdienst: Arne Heise – Toxische Wissenschaft? – Zur Verantwortung der Ökonomen für die gegenwärtige Krise (12/2009): Die Welt durchlebt die tiefste Depression seit den 1930er Jahren. Wieso war die Wirtschaftswissenschaft so schlecht auf dieses Ereignis vorbereitet? Welche Verantwortung muss die akademische Profession übernehmen und welche Konsequenzen muss eine wissenschaftliche Disziplin tragen, die scheinbar so weit neben der Realität liegt wie der ökonomische Mainstream gegenwärtig?
HB: Ökonomen: Auf der Jagd nach Zahlen-Fälschern (30.11.09): Mit einem lange vergessenen mathematischen Gesetz wollen Ökonomen Kollegen überführen, die in wissenschaftlichen Studien Daten manipuliert haben. Denn längst nicht alle Wirtschaftswissenschaftler sind ehrlich – und die Anreize für Betrüger sind groß.
Voxeu: Do academic scientists share information with their colleagues? Not necessarily (25.11.09): Sharing of information is critical to scientific progress, but scientists have private incentive to avoid disclosing research. This column analyses the benefits and costs of sharing, both one-to-one and with the general scientific community, and assesses how government funding and scholarly competition shape sharing decisions.
James K. Galbraith: Who Are These Economists, Anyway? (10.11.09): The financial crisis revealed the fundamental failure of mainstream economics, but it is simply not true that no one had foreseen the crisis. In response to Paul Krugman’s famous article published in the New York Times, James K. Galbraith presents here a series of scholars who had been largely ignored by regulators as well as by mainstream economists. Their research offers today the theoretical framework of a new financial regulation.
HB: Warum wir eine postautistische Wirtschaftswissenschaft brauchen (19.10.09): Die Volkswirtschaftslehre muss sich gründlich reformieren – ansonsten droht das Abgleiten in die Bedeutungslosigkeit. In einem Gastbeitrag fordert Christoph Gran, Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Postautistische Ökonomie, mehr Pluralismus und Verantwortungsbewusstsein für seine Zunft.
HB: Keynes-Comeback fällt aus (19.10.09): Staatsverschuldung gehört verboten, Kapitalmärkte sollen in Ruhe gelassen werden. Die Mehrheitsmeinung der Ökonomen ist durch die Krise stark in die Kritik geraten. An eine dauerhafte Renaissance der Gegenseite mögen deutsche Keynesianer allerdings nicht so recht glauben. Zu mächtig scheinen die Netzwerke des „Mainstream“.
HB: Das systemische Versagen der Ökonomen (5.10.09): Schonungslos hat die Finanzkrise eine Reihe von Problemen und Schwächen der modernen Volkswirtschaftslehre offengelegt. In einer neuen Streitschrift bemängeln acht Ökonomen die einseitige Ausrichtung auf die Mikroebene – und fordern eine Neubestimmung ihes Faches.
Voxeu: Capital market theory after the efficient market hypothesis (5.10.09): Have capital market booms and crashes discredited the efficient market hypothesis? This column says yes and suggests a new model that explains asset pricing in terms of a battle between fair value and momentum driven by principal-agent issues. Investment agents’ rational profit seeking gives rise to mispricing and volatility.
Voxeu: ‚No one saw this coming‘ – or did they? (30.09.09): Did economists not see this crisis coming? This column says that analysts who used models featuring a distinct financial sector issued fairly detailed, well reasoned, and public warnings of imminent finance turmoil. It argues that mainstream models missed the crisis because they use a “reflective finance” view in which financial variables are wholly determined by the real sector. “Flow of funds” models may be the way forward for anticipating finance-induced recessions.
FAZ: Die „Irrelevanztheoreme“ der Ökonomen – Ist doch alles ganz egal (17.9.09): In der ökonomischen Theorie existiert seit rund 50 Jahren das berühmt-berüchtigte „Modigliani-Miller-Theorem“ – benannt nach den beiden späteren Nobelpreisträgern. Danach ist es unter bestimmten Annahmen völlig irrelevant, ob ein Unternehmen viel oder wenig Eigenkapital hat. Ist das weltfremd?
SZ: Das Fiasko der Ökonomie Ein Jahr nach dem Lehman-Crash (15.09.09) Wozu noch Ökonomen? Genau vor einem Jahr brach die größte Finanzkrise seit achtzig Jahren aus, und niemand hatte sie kommen sehen. Was dies für die Wissenschaft heute bedeutet.
FAZ: Wirtschaftswissenschaften Natural born Economists (3.9.09): Sind Ökonomen schon Egoisten, bevor sie beginnen, zu studieren? Oder studieren Egoisten am liebsten Ökonomie? Drei Wissenschaftler haben versucht herauszufinden, inwieweit das Wirtschaftsstudium die Werte der Studenten prägt.
NYT: PAUL KRUGMAN How Did Economists Get It So Wrong? (2.9.09): The Great Recession was the result not only of lax regulation in Washington and reckless risk-taking on Wall Street but also of faulty theorizing in academia
CEPR: Economists and economics: What does the crisis tell us? (August 2009, pdf)
Welt: Das Geheimnis verlässlicher Wirtschaftsprognosen (24.7.09): In diesen krisenhaften Zeiten sind verlässliche Wirtschaftsprognosen von besonderer Bedeutung. Einigen wenigen Experten gelang es, im Vorfeld der Krise die Entwicklungen präzise zu prognostizieren. Die Zukunft ist demnach wesentlich berechenbarer, als es scheint. Trotzdem bleibt eine große Herausforderung.
Newsweek: The Most Misunderstood Man in America (18.7.09): Joseph Stiglitz predicted the global financial meltdown. So why can’t he get any respect here at home?
Time: Why Are Economists So Bad at Forecasting? (17.7.09)
Economist: The state of economics The other-worldly philosophers (16.7.09): Although the crisis has exposed bitter divisions among economists, it could still be good for economics. Our first article looks at the turmoil among macroeconomists. Our second (see article) examines the foundations of financial economics
Economist: Financial economics Efficiency and beyond (16.7.09): The efficient-markets hypothesis has underpinned many of the financial industry’s models for years. After the crash, what remains of it?
WF: Ordnungsökonomik ist Institutionenökonomik Der gegenwärtige Ökonomenstreit (2.7.09): Die medial ausgetragene Ökonomen-Kontroverse „Ordnungspolitik versus formal-theoretische Ökonomik“ ist so, wie sie in den letzten Wochen aufgebrochen ist, nicht sehr zielführend. Sie erscheint als eine künstlich erzeugte Blase und entspricht im Übrigen nicht dem wettbewerbsorientierten Postulat der Methodenvielfalt. Auch der Vorwurf gegen deutsche ordnungspolitisch orientierte Ökonomen, …
Carta: Methodenstreit in der Ökonomie: Was kann die Volkswirtschaftslehre für die Gesellschaft leisten? (22.6.09): Unter deutschsprachigen Ökonomen ist eine Debatte über die Ausrichtung der Volkswirtschaftslehre ausgebrochen. Auf beiden Seiten dominieren bisweilen Wortführer, die mehr oder minder freimütig zugeben, die jeweils andere Forschungs- und Lehrausrichtung gar nicht zu kennen. Es fehlt ein gemeinsamer Bewertungsmaßstab.
FAZ: Ökonomik-Debatte –Der richtige Dreiklang der VWL (22.6.09): Wie wichtig sind Mathe und Statistik für die Volkswirtschaftslehre? Wie wichtig ist die Ordnungsökonomik? Die hitzige Debatte darüber reißt nicht ab. Jetzt äußert sich Ifo-Chef Hans-Werner Sinn zum aktuellen Methodenstreit.
FAZ: Wissenschaftsdebatte Was ist und was kann Ordnungsökonomik? (18.6.09): Für den deutschen Begriff der „Ordnungsökonomik“ gibt es im Englischen keine überzeugende Übersetzung. Dies bedeute nicht, dass die Forschungsinhalte international nicht anschlussfähig seien, argumentieren die Wissenschaftler.
HB: Baut die deutsche VWL nach internationalen Standards um! (8.6.09):Der folgende Aufruf erschien am Montag, den 8. Juni 2009 im Handelsblatt:Ein Aufruf von 188 Professoren und Forschern der Volkswirtschaftslehre: Nicht wettbewerbsfähige Strukturen in den deutschen Ökonomie-Fakultäten nicht zementieren.
FAZ: Dogmenstreit der Ökonomen – Die Lehren der Anderen (24.5.09): Spezial Die deutschen Ökonomen streiten, ob ihr Fach noch genug Praxisbezug hat. Der Vorwurf ist nicht neu, er stößt nach der Finanzkrise aber auf deutlich mehr Resonanz als früher. Viele tonangebende Ökonomen reagieren bissig auf die Kritik. Sie sollten lieber daraus lernen.
FAZ: Quo vadis, Ökonomik? (22.5.09): Die zur Weltrezession ausgeweitete amerikanische Finanzmarktkrise setzt im öffentlichen Diskurs auch die Wirtschaftswissenschaften unter Legitimationsdruck. In Deutschland hat diese Selbstvergewisserung über Grundannahmen, Forschungsfragen und die zu ihrer Beantwortung eingesetzten Methoden jedoch einen merkwürdigen Sonderweg eingeschlagen: Unter dem Slogan „Austrocknung der Ordnungspolitik“ ist ein Streit über die angemessene Behandlung von Fragen der Wirtschaftspolitik ausgebrochen.
DIW Konjunkturelle Frühindikatoren in der Krise (20.5.09): Weiche Fakten stärker als harte Ausführliche Modelluntersuchungen mit verschiedenen Methoden zeigen, dass der gegenwärtige Konjunktureinbruch mit den verfügbaren Frühindikatoren nicht vorausberechnet werden konnte. Lediglich Befragungsergebnisse konnten darauf Hinweise geben. Diese wiederum taugen aber nichts in „normalen“ Konjunkturlagen.
FAZ: Ökonomik in der Vertrauenskrise (13.5.09): Das öffentliche Ansehen der Ökonomen ist in der aktuellen Krise stark gesunken. Kaum einer der bekannten Prognostiker hat den Absturz der Weltwirtschaft seit 2008 vorhergesehen, weder sein erschreckendes Ausmaß noch seine zerstörerische Dynamik. In den Jahren, als sich das Unheil der Kredit- und Häuserpreisblase in Amerika zusammenbraute, waren kaum kritische Stimmen zu hören. Zwar gab es vereinzelte Warnungen, etwa von Robert Shiller. Auch einige ordnungspolitisch ausgerichtete Ökonomen, die aus Sicht der österreichischen Konjunkturtheorie argumentierten, haben die Fehlallokationen durch zu viel billiges Geld kritisiert. Aber das blieben Außenseiterstimmen. Der Mainstream wollte die Risiken nicht wahrhaben.
FAZ: Schadet es, wenn Ökonomen rechnen können? (11.5.09) Ist die moderne Wirtschaftswissenschaft zu stark formalisiert? Nein, sagt der Freiburger Ökonom Thomas P. Gehrig. Der neue Methodenstreit untergrabe die Glaubwürdigkeit der Volkswirtschaftslehre.
HB: Deutsche Ökonomen zerfleischen sich (4.5.09): 83 überwiegend ältere deutsche Wirtschaftswissenschaftler rechnen in einem Manifest mit der modernen VWL ab. Diese sei zu theoretisch und liefere keine praktisch verwertbaren Ergebnisse. Die Angegriffenen wehren sich: Die Kritik sei povinzell, von gerstern und inhaltlich falsch. Deutsche Fakultäten könnten durch die Debatte im weltweiten Wettbewerb um die klügsten Köpfe des Fachs zurückfallen.
HB: Ökonomenstreit Christian Dustmann: „Deutsche VWL ist verknöchert“ (4.5.09): Christian Dustmann, Professor für Volkswirtschaftslehre (VWL) am University College London, widerspricht der Kritik von 83 seiner deutschen Kollegen, die die moderne VWL für zu theoretisch und abstrakt halten. An weiten Teilen der deutschen VWL, so Dustmann, sei die „globale Entwicklung unserer Disziplin leider etwas vorbeigegangen“.
HB: Ökonomenaufruf: Warum wir nicht dabei sind (4.5.09): Vier prominente deutsche Ökonomen erklären im Interview mit Handelsblatt.com, warum sie den Aufruf „Rettet die Wirtschaftspolitik an deutschen Universitäten“ nicht unterschrieben haben, und was sie von den wichtigsten Argumenten halten. Lesen Sie, wie Hans Peter Grüner, Justus Haucap, Martin Hellwig und Klaus F. Zimmermann zu der Debatte stehen.
Wirtschaftliche Freiheit: Kein Grund für ein mea culpa: Die Finanzkrise ist keine Krise der Ökonomen (4.5.09):Es gibt angenehmere Zeiten für Ökonomen als Krisenzeiten. Soweit ich mich zurückerinnere, gingen konjunkturelle Abschwungsphasen meistens mit einem gleichzeitigen, temporären Ansehensverlust der Ökonomen einher. Auf zwei Vorwürfe kann man sich in jeder Rezession gefasst machen: Ihr habt diese Krise nicht rechtzeitig vorhergesehen! ist der eine, Ihr habt uns mit Euren Politikempfehlungen erst in diesen Schlamassel gebracht! ist der andere.
FTD: Die abgedrehte Wissenschaft (27.4.09): Die Ökonomen sind mit ihrem großen Forschungsprojekt gescheitert. Im Bemühen, eine perfekte Theorie zu entwickeln, haben sie die Wirklichkeit allzu weit aus dem Auge verloren.
Zeit: Konjunktur-Prognose Ruhe bitte! (23.4.09): Einen Wirtschaftseinbruch von sechs Prozent erwarten führende Ökonomen. Doch damit nähren sie die Krise. Deshalb sollte die Regierung besser keine Prognose nennen
HB: Der neue Keynes (21.4.09): In deutschen Ökonomen-Kreisen ist der Keynesianismus bis heute verpönt. International jedoch erlebt er seit Mitte der 90er Jahre eine Wiedergeburt – aber in ganz neuem Gewand. Lesen Sie, was sich hinter dem Neu-Keynesianismus verbirgt und warum er mit Oskar Lafontaine nichts am Hut hat. Teil vier unserer großen Keynes-Serie. Dazu gehört Stammbaum der Makroökonomie
Welt: Die Krise macht die Wirtschaftsforscher ratlos (20.4.09): In der Wirtschaftskrise erscheinen die Forscher sind ratlos wie selten. Wie daneben die Wirtschaftsexperten zuletzt lagen, zeigen die Korrekturen ihrer Prognosen: 2008 sagten die Fachleute noch 0,2 Prozent Wachstum voraus. Jetzt müssen die Ökonomen die peinliche Fehleinschätzung eingestehen.
FTD: Angriff auf die herrschende Wirtschaftslehre (15.4.09): Die weltweite Krise hat den jüngsten Umbruch in der Wirtschaftswissenschaft beschleunigt: Der Glaube an freie Märkte schwindet, der Ruf nach funktionierenden Ordnungsrahmen wird lauter.
FAZ: Die Ökonomik ist keine zweite Physik (13.4.09): Die Auseinandersetzung um die Rolle der Wirtschaftspolitik, speziell der Ordnungspolitik, an deutschen Universitäten spiegelt eine Entwicklung wider, die sich seit langem in der Ökonomik vollzieht. Sie wird von nicht wenigen, innerhalb und außerhalb des Faches, als Fehlentwicklung gesehen. Im Kern geht es um die Frage, worauf der wissenschaftliche Anspruch des Fachs zu gründen ist. Dominant geworden ist die Vorstellung, die Wissenschaftlichkeit ökonomischer Beiträge sei an den darin zur Anwendung kommenden mathematischen und statistischen Fertigkeiten zu messen. Dies bestimmt die Veröffentlichungspraxis der „führenden“ Fachzeitschriften und die Berufungspraxis an den Universitäten.
NZZ: Die trostlose Wirtschaftswissenschaft (11.4.09): Eine Diskussion über die Verantwortlichkeiten in der Krise ist durchaus sinnvoll, und man sollte das Feld dabei nicht den «terribles simplificateurs» überlassen, die mit der «masslosen Gier» und dem «ungezähmten Markt» für sich die Sündenböcke längst gefunden haben. Was also ist wo in der Ökonomie schiefgelaufen und mitverantwortlich an der Krise?
FAZ: In Krisen gehen auch Doktrinen unter (7.4.09): In Wirtschaftkrisen gerät immer auch die herrschende Lehrmeinung der Ökonomen ins Wanken. So war es in den dreißiger Jahren und auch in den Siebzigern. Welche neuen Theorien können sich stattdessen durchsetzen? Zu revolutionär dürfen sie nicht sein. Aber kompliziert. Das verschafft Respekt beim akademischen Nachwuchs.
Spon: Fehlprognosen zur Finanzkrise: Wird schon gutgehen! (7.4.09): Politiker, Ökonomen, Wirtschaftsbosse – fast alle haben die Finanzkrise dramatisch unterschätzt. Ein Blick auf Prognosen vor einem Jahr macht klar: Viele Experten ignorierten Warnsignale. Doch einige waren wahre Propheten. SPIEGEL ONLINE zeigt, wer falsch lag und wer richtig.
HB: Krise setzt Ökonomen unter Zugzwang (6.4.09): „Knapp vorbei ist auch daneben“, heißt eine alte Fußballweisheit. Für Konjunkturforscher wäre „knapp daneben“ dagegen ein riesiger Erfolg. Denn weder Sachverständigenrat, noch Forschungsinstitute oder Konjunkturreferate in Ministerien und Banken haben das Unheil aufziehen sehen, dass sich im Herbst über Deutschland zusammengebraut hat. Die Weltrezession wurde zum Desaster für die gesamte Makroökonomie
FAZ: Die Ökonomen in der Sinnkrise (5.4.09): Den Crash der Weltwirtschaft hat kaum ein Volkswirt vorhergesehen. Wozu brauchen wir diese Wissenschaft noch? Das Fach sucht nach einem neuen Selbstverständnis.
FAZ: Methoden in der Ökonomie Die Welt ist nicht schwarz oder weiß (29.3.09): Es gibt wichtige und spannende Auseinandersetzungen in der volkswirtschaftlichen Forschung. Was erklärt den Umfang der Bewegungen auf den Finanzmärkten? Sind fiskalische Eingriffe in einer Rezession – und wo und in welchem Umfang – vernünftig, und mit welcher Begründung? Welche Maßnahmen helfen gegen Arbeitslosigkeit? Erfahren wir mehr über Arbeitsmärkte mit strukturellen Modellen oder aus „natürlichen“ Experimenten? Welche Auswirkungen haben geldpolitische Schocks? Was genau beeinflusst das langfristige Wirtschaftswachstum?
TP: Inflation versus Deflation (15.3.09): In der Beurteilung der weltweiten Finanzkrise haben fast alle Ökonomen völlig versagt. Die gesamte Zunft ist in einer Identitätskrise, da sie Ihre linearen Analysen auf absoluten Zahlen beruhen. Auf die wichtigsten Fragen unserer Zeit haben die Volkswirtschaftler keine Antworten mehr. Die tatsächlichen Ursachen der Weltwirtschaftskrise sowie deren Wechselwirkungen erfordern völlig neue Berechnungsverfahren.
David Colander et. al Working Paper: The Financial Crisis and the Systemic Failure of Academic Economics (9.3.09): The economics profession appears to have been unaware of the long build-up to the current worldwide financial crisis and to have significantly underestimated its dimensions once it started to unfold. In our view, this lack of understanding is due to a misallocation of research efforts in economics. We trace the deeper roots of this failure to the profession’s focus on models that, by design, disregard key elements driving outcomes in real-world markets. The economics profession has failed in communicating the limitations, weaknesses, and even dangers of its preferred models to the public. This state of affairs makes clear the need for a major reorientation of focus in the research economists undertake, as well as for the establishment of an ethical code that would ask economists to understand and communicate the limitations and potential misuses of their models.
Wiso: Walter Ötsch: Wirtschaftskrise und Wirtschaftstheorie (3/2009, pdf)
- Einleitung
- Wie Theorien der Wirtschaft auf die Wirtschaft einwirken 68
- Der neoklassische Glaube an „den Markt“ 72
- Die Krise des neoklassischen Denkens
HWWI: Zwischen Historismus und Neoklassik: Alexander Rüstow und die Krise in der deutschen Volkswirtschaftslehre (03/2009, pdf): Das Unbehagen in der deutschen Nationalökonomie führte zu dem von Alexander Rüstow ab 1926 intensiv betriebenen, am Ende gescheiterten Versuch, eine „geschlossene Front“ aller deutschen Theoretiker aufzubauen, um, wie er im Januar 1927 an Eucken schrieb, zur Attacke auf die „Ruinen der Historischen Schule“ übergehen zu können. Diese Vorgänge sind lange unbeachtet geblieben oder in ihrer theoriegeschichtlichen Bedeutung nicht richtig gewürdigt worden.
Vox: The macroeconomics debate: A guided tour (26.2.09): This column provides a tour of the main ideas discussed in the Macroeconomic theme of the Global Crisis Debate on VoxEU.org. Bottom line: fighting the current crisis and preventing future crises requires a holistic approach that tackles both short-term macroeconomic policy imperatives and longer-term institutional reforms. It is a false choice to argue that the upcoming summit should focus on one or the other. Fixing this crisis without redressing global imbalances may be setting the stage for the next crisis – a dollar collapse.
WF: Die Ökonomik ist keine zweite Physik Zur Auseinandersetzung um das Fach Wirtschaftspolitik (26.3.09):DieKontroverse, die um das Schicksal des Faches Wirtschaftspolitik an der Universität zu Köln entstanden ist, spiegelt eine Entwicklung wider, die in der Ökonomik seit langem im Gange ist, die sich aber in jüngerer Zeit durch die Etablierung standardisierter Beurteilungsverfahren, insbesondere bei Berufungen, beschleunigt hat. Wissenschaftliche Exzellenz bemisst sich danach fast ausschließlich nach Zahl und Rang der Veröffentlichungen in ausgewählten Zeitschriften, die nach ihrer Prominenz im Fach (gemessen an Zitationen) gewichtet werden.
HB: Konjunkturforschung unter Beschuss (24.2.09): Soviel Selbstkritik ist selten: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), wegen zu optimistischer Konjunkturvorhersagen selbst in die Kritik geraten, geht in die Offensive und zieht gegen das Prognosewesen der Ökonomen zu Felde. Dazu ließ das Institut eigens eine Studie erstellen mit dem vernichtenden Ergebnis: die Prognostiker haben versagt – nicht einmal, sondern eigentlich schon immer.
HB: „Alle Ökonomen haben die Krise unterschätzt“ (23.2.09): Banken und Institute überbieten sich mit düsteren Szenarien für die deutsche Wirtschaft. Die Commerzbank setzte sich am Montag mit einem prognostizierten Einbruch der Wirtschaftsleistung von sieben Prozent an die Spitze der Konjunkturpessimisten. Kommt es noch schlimmer? Ausgeschlossen ist das nicht, haben die Ökonomen das Ausmaß der Krise doch schon vor Wochen unterschätzt, wie jetzt das Ifo-Institut einräumte.
FAZ: Wie viel Mathe braucht die Wirtschaftswissenschaft? (21.3.09): Wirtschaftswissenschaftler wären gerne auch so exakt wie Naturwissenschaftler. Nur die Fachrichtung der Ordnungsökonomik setzt lieber auf verbale Erklärung statt auf Formeln. Ist ein solches Vorgehen noch zeitgemäß? Zwei Ökonomen debattieren. Machen Sie mit!
HB: Heftiger Ökonomenstreit über Horrorprognosen (20.3.09): Die Schwarzmalerei bei den Schätzungen zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland geht inzwischen nicht nur der Bundesregierung auf die Nerven. Auch in der Ökonomenzunft regt sich Widerstand gegen die ständigen Horroszenarien: Der DIW-Chef Zimmermann liest seinen Kollegen ordentlich die Leviten und kassiert dafür heftige Prügel.
HB: Warum Prognosen die Krise verschärft haben (20.3.09): Die immer neuen Horrorprognosen der Forschungsinstitute, Bankanalysten und internationalen Organisationen können auch „brandgefährlich“ sein, räumt Klaus F. Zimmermann selbstkritisch ein. In einem Gastbeitrag mahnt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) seine Zunft zu mehr Zurückhaltung. Denn er ist sich sicher: Der Prognoseabwärtswettlauf hat die Schwere der Wirtschaftskrise noch verschärft.
FAZ: Wie viel Mathe braucht die Ökonomie? (18.3.09): Wirtschaftswissenschaftler wären gerne auch so exakt wie Naturwissenschaftler. Nur die Fachrichtung der Ordnungsökonomik setzt lieber auf verbale Erklärung statt auf Formeln. Ist ein solches Vorgehen noch zeitgemäß? Zwei Ökonomen debattieren.
TBP: Ivory Tower Economics (8.3.09)
Vox: Macroeconomics’ crisis of irrelevance (6.3.09): Standard macroeconomic theory did not help foresee the crisis, nor has it helped understand it or craft solutions. This columns argues that both the New Classical and New Keynesian complete markets macroeconomic theories not only did not allow the key questions about insolvency and illiquidity to be answered. They did not allow such questions to be asked. A new paradigm is needed.
FAZ: Volkswirtschaftslehre Angriff auf den Homo oeconomicus (2.3.09): Wie vernunftbegabt ist der Mensch, und was bedeutet dies für die Wirtschaftspolitik? Die neue Verhaltensökonomik verspricht viel, kann aber nicht alles halten.
Wired: Recipe for Disaster: The Formula That Killed Wall Street (23.2.09)
HB: Finanzkrise und Wirtschaftswissenschaft Der teure Irrtum der Makroökonomie (23.2.09): Die Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt das Versagen der modernen Volkswirtschaftslehre. Nicht irgendwelche Außenseiter stellen diese Thesen auf, sondern die Top-Ökonomen George Akerlof und Robert Shiller. In einem neuen Buch fordern sie einen Paradigmenwechsel-und eine Rückbesinnung auf einen bekannten Altmeister.
HB-Weblog: Die Weltfinanzkrise: wo sind die Volkswirte? (23.2.09) Die Weltfinanzkrise ist dramatisch. Die Regierungen suchen mit größter Intensität nach Lösungen. Oder vielleicht doch nicht? Es gibt einen Berufsstand, der sich mit den dabei relevanten Fragen beschäftigt: die Volkswirte.
RM: Finanzkrise: Michael C. Burda über die Verdienste der Ökonomen (26.2.09): Viele Volkswirte haben vor der Finanzkrise gewarnt. Leider hört niemand auf sie, sagt Makroökonom Michael C. Burda.
RM: VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE Vom Sockel gestoßen (19.2.09) Mathematik statt schlauer Worte, lautet der neue Grundsatz der Disziplin. Das ordnungspolitische Denken verliert an Bedeutung. Auch in Köln, der früheren Hochburg ordoliberalen Denkens.
FAZ: Wie wird ein Ökonom berühmt? (10.2.09): Wer in der Wissenschaft Karriere machen will, muss oft zitiert werden. Ob er gut ist, ist zweitrangig. Selbst Ökonomen die ganz oben in den Rankings stehen, bekommen Zweifel an dieser Praxis. Denn die Zahl der Zitate ist oft genug nur ein Spiegelbild des akademischen Herdentriebs: Zitiert wird, was andere auch zitieren.
Blick Log: Nichts los in Davos oder die Ökonomie der Untergangspropheten (2.2.09)
Weisgarnix: Pauli und das Dunkle Zeitalter der Ökonomie (28.1.09):
HB: Makroökonomie: Wir sind keine Supermänner: (26.1.09): Alle Menschen verhalten sich gleich und rational, unterstellen fast alle Makroökonomen in ihren Modellen Dies führt oft zu falschen Schlüssen. Situationen wie die derzeitige Finanzkrise lassen sich so gar nicht modellieren. Inzwischen wächst auch im Fach die Kritik am Postulat des „repräsentativen Agentens“. Aber welche Alternativen dazu gibt es?
FAZ: Der Volkswirt – Gefangen in der Formelwelt (20.1.09):
NYT: An Economist’s Mea Culpa (9.1.09): Ein Ökonom dazu, warum sein Berufsstand die Krise nicht richtig vorhergesehen hat.
FAZ: Der Volkswirt: Gefangen in der Formelwelt (5.1.09)
Humane Wirtschaft: Von den blinden Flecken der Volkswirtschaftslehre (1/2009) (pdf): Die durch Zinsen wachsenden Vermögen und Schulden sollten als schwerwiegendes volkswirtschaftliches Problem wahrgenommen werden.
Zeit: Kassandra-Komplex: Wo die Chefvolkswirte ihre Horrormeldungen hernehmen (31.12.2008)
FAZ: Wirtschaftsbildung in der Schule „Wer nichts von Ökonomie weiß, muss viel glauben“ (28.12.08)
FTD: Der blinde Fleck der Wissenschaft (23.12.08)
FAZ: Finanzkrise Irrtum der Endzeitpropheten (21.12.08)
Georg Erber: Prognosen sind schwierig, … besonders wenn sie die Zukunft betreffen
FAZ: Warum die Ökonomen versagt haben
louemol: ein menschlicher Faktor (29.11.08)
Blick Log: Dr. Doom – Nouriel Roubini, der dunkle Prophet? (18.12.2008)
brand eins Plus/minus ein Prozent (11/2008): Auf den Wetterbericht ist mehr Verlass als auf Konjunkturprognosen. Dennoch hält man sie für unentbehrlich.
ZFSÖ: Der Homo Oeconomicus – Eine Fiktion der Standardökonomie (10/2008)
HB: Finanzkrise und Wirtschaftswissenschaft Wissenschaft mit Motorschaden? (25.8.08): Die Finanzkrise trifft nicht nur Banken und Konjunktur, sondern auch die bisherige ökonomische Theorie. Das zumindest prophezeien eine ganze Reihe von Ökonomie-Nobelpreisträger, die sich jetzt in Lindau trafen. Der VWL-Gipfel machte deutlich: Der Glauben an das reibungslose Funktionieren freier Märkte ist tief erschüttert.
Brand eins: Plus/minus ein Prozent: Auf den Wetterbericht ist mehr Verlass als auf Konjunkturprognosen. Dennoch hält man sie für unentbehrlich (11/2008)
Freitag: Aufstand der Ökonomen und andere Revolten (11.5.07): Der Wille zum Bruch mit der etablierten „neoklassischen“ Wirtschaftslehre ist da – allein es fehlen die Alternativen.
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Das Geld zerlegt den Tausch in zwei Teile: Die eine Hälfte ist der Verkauf des eigenen Erzeugnisses gegen Geld, die zweite der Kauf eines fremden Erzeugnisses gegen Hingabe dieses Geldes. Nur wenn beide Teile, sowohl Verkauf als auch Kauf erfüllt sind, ist der Tausch vollendet, nur dann ist der “vollkommene Tausch” verwirklicht. Die Aufspaltung des Tausches durch das Geld ermöglicht es nun, dass Angebot und Nachfrage sich nicht mehr immer decken müssen. … Es ist vielmehr jetzt möglich, dass beide auseinanderklaffen. Dieser Fall muss ganz zwangsläufig dann eintreten, wenn manche Teilnehmer am Tauschverkehr wohl ihr eigenes Erzeugnis verkaufen, ohne indes für den erzielten Gelderlös in angemessener Frist ein fremdes Erzeugnis einzukaufen. Durch ein solches Verhalten der Tauschteilnehmer wird der “vollkommene Tausch” verhindert, es entsteht eine Tauschstörung und damit ungewollte Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise. … Unerheblich für den “vollkommenen Tausch” bleibt es, dass der Verkäufer mit dem empfangenen Geld selbst Nachfrage nach fremden Waren hält. Es genügt, wenn er das Geld auf dem Kreditweg (z. B. über eine Bank) einem Dritten zum Ankauf von Gütern zur Verfügung stellt. Entscheidend ist nicht, wer kauft, sondern dass gekauft wird. … Allgemeine Geldhortung (in bar oder auf Giro-Konten) in diesem Sinne muss daher notwendig zu einem Auseinanderklaffen von Gesamtangebot und Gesamtnachfrage und damit zu ungewollter Arbeitslosigkeit führen.
…
Wie ist dieses Auseinanderklaffen zu vermeiden? Wie schaffen wir eine Wirtschaft des “vollkommenen Tausches”, die keine ungewollte Arbeitslosigkeit kennt?
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Es ist nur erforderlich, dem Geld seine heutige Hortbarkeit zu nehmen, d. h. das Geldstreikmonopol zu brechen. Ein solches nicht hortbares Geld erfüllt die erste Forderung, die man an ein ideales Geld stellen muss: Es läuft um! Läuft es aber um, dann kommt es zu allen Arbeitswilligen. Die Gesamtnachfrage wird durch ein unhortbares Geld … dauernd dem Gesamtangebot angepasst, mit dem Ziel einer Vollbetriebswirtschaft. … Die Beseitigung des Geldstreikmonopols ist die erste Voraussetzung, um die Marktwirtschaft aus ihrem heutigen halbmonopolistischen Zustand zu befreien und in erstaunlicher Weise zu wandeln, ihr soziale Züge aufzuprägen und sie in eine echte Soziale Marktwirtschaft hinüberzuführen:
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2013/02/marktgerechtigkeit.html
Absolute Gerechtigkeit ist einfach. Nur wer die “Auferstehung aus dem geistigen Tod der Religion” noch nicht durchlaufen hat, wird sie bis zum Jüngsten Tag nicht verstehen:
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html
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Ich gehe davon aus, dass die wirtschaftswissenschaftliche Aufarbeitung des verhaltenswissenschaftlichen Defizits schon vor der Bankenkrise begonnen hat. Wer hätte sich vor 15 Jahren im Gabler Verlag schon getraut, den Homo Oeconomicus als eine „Retortenzüchtung aus dem Wunschdenken der Betriebswirtschaft“* zu bezeichnen?
*Saaman, Leistung aus Kultur, 2012, S. 68
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