Sehr bedauerlich: Wirtschaftsblog Zeitenwende verabschiedet sich

Das ist eine sehr überraschende Nachricht für die Blogwelt. Nach dem medienwirksamen Verkauf von Basic Thinking hat sich nun ohne Vorwarnung der Blog Zeitenwende verabschiedet. Wie zu erwarten, gibt es hier zwar nicht den Rummel, gleichwohl finde ich die Nachricht bedauerlicher als den Verkauf von Roberts Blog.

Zeitenwende gehört für mich zu den Top Wirtschaftsblogs mit erstklassigen Hintergrundinformationen und einer Qualität, an die viele deutschsprachige Wirtschaftsmedien nicht heranreichen. Sein Credo, die „Informationen nach vorne zu holen, die in den Medien nicht oder zu wenig thematisiert wurden“ hat er in bester Blogmanier erfüllt und war damit ein wichtiger Qualitätsmaßstab auch für den Blick Log.

Hansruedi Ramsauer stellt den Blog letztlich ein, weil sich seine damit verbundenen wirtschaftlichen Erwartungen nicht erfüllt haben. Das Interesse an Hintergrundinformationen zu Finanz- und Wirtschaftsthemen reichte ihm damit wohl nicht aus, um wirtschaftlich von einem Blogprojekt leben zu können.

Ich finde die Entscheidung auch deswegen sehr schade, weil gerade in diese Zeiten Wirtschaftsblogs an Bedeutung gewinnen. Es ist viel Unsinn über die Finanz- und Wirtschaftswelt zu lesen. Wirtschaftsblogs, hinter denen ja häufig erfahrene Wirtschaftspraktiker stecken, können hier mit ihrem Wissen einen erfrischenden Kontrapunkt setzen. Dies geht auch ohne den Anspruch, Texte besser als Journalisten formulieren zu können.

Wirtschaftsblogs konkurrieren nicht mit Handelsblatt, FTD oder FAZ, sondern ergänzen diese. Da wo Wirtschaftsmedien an der Oberfläche kratzen, können Blogs in die Tiefe gehen. Sie können Themen abdecken, die die dünnen Wirtschaftsteile der Tageszeitungen aussparen und ergänzende Informationen liefern.

Wohl kennzeichnend für die Wirtschaftsblogs ist, dass bisher (lt. Rivva und auch beim Durchsehen der Standardblogs) kein Kommentar zum Abschied von Zeitenwende erschienen ist. Während IT-, Medien- und Politikblogs untereinander gut vernetzt sind, spielt der Austausch (übrigens auch über gegenseitige Links) überhaupt keine Rolle. Es hat so fast den Anschein, als belauerten sich die Wirtschaftsblogs gegenseitig und neiden den anderen Blogs die Leser. Dabei könnte gerade eine bessere Vernetzung auf Beitragsebene die Wirtschaftsblogs deutlich stärken.

Schade ist, dass nicht wesentlich mehr Wirtschaftler in die Tasten hauen und mehr von ihrem Wissen preis geben. Dabei höre ich immer wieder das Klagen über unzureichende Informationen zu wirtschaftlichen Themen. Schade ist auch, dass die klassischen Medien die Wirtschaftsblogs konsequent ignorieren  und nicht die Chancen für sich selbst aus einer Zusammenarbeit suchen.

Ich wünsche Hansrüdi Ramsauer und seiner Mitschreibern alles Gute für die Zukunft. Wenn er ihr mal einen Platz sucht, um etwas zu schreiben, der Blick Log bietet ihn Euch gern an.

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