Wunschanalyse Commerzbank AG

by on 3. April 2009

Herzlich Willkommen zur Wunschanalyse von Sharewise in Zusammenarbeit mit Stephan Heibel vom Heibel-Ticker.de Börsenbrief (www.heibel-ticker.de). Für die Chartanalyse haben wir Christian Kämmerer (www.TA4YOU.com) um seine Meinung gebeten. Unsere Mitglieder haben sich diese Woche eine Analyse der Commerzbank AG gewünscht.

Commerzbank AG Sharewise.com:

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Commerzbank AG (WKN 803 200, ISIN DE0008032004)


Firmenlogo Commerzbank

1.) Fundamentale Analyse

Die Commerzbank AG ist durch die Übernahme der Eurohypo AG, des größten europäischen Spezialinstituts für Immobilien- und Staatsfinanzierung, mit einer Konzernbilanzsumme von 1,12 Billionen Euro sowie 42.893 Mitarbeitern zum zweitgrößten Kreditinstitut Deutschlands hinter der Deutschen Bank AG aufgestiegen. Nach der kürzlich erfolgten Übernahme der Dresdner Bank von der Allianz SE hat sie aktuell ca. 11 Millionen Privatkunden. Der Sitz der Bank ist der Commerzbank Tower in Frankfurt am Main. Das Kreditinstitut ist als eine sogenannte Universalbank tätig und der aktuelle Vorstandssprecher ist Martin Blessing.

Geschichte der Commerzbank seit 1870

Die heutige Commerzbank geht dabei zurück auf die am 26. Februar 1870 vorwiegend von hanseatischen Kaufleuten, Merchant Bankern und Privatbankiers gegründete Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg. Diese wurde 1905 mit der Berliner Bank AG fusioniert und verlegte daraufhin ihren Sitz zunächst nach Berlin. Im Jahr 1920 fusionierte dann die damalige Commerzbank AG mit der Mitteldeutschen Privatbank AG in Magdeburg zur Commerz- und Privat-Bank AG, wodurch sie ein dichtes Filialnetz auf dem Gebiet der Provinz Sachsen, Sachsen und Thüringen hinzugewann. In den „goldenen“ 20er Jahren dann übernahm man viele kleinere Banken bis schließlich im Jahre 1929 die Fusion mit der Mitteldeutschen Creditbank in Frankfurt am Main folgte.

Im Jahr 1931, im Zuge der damaligen Weltwirtschaftskrise, gerieten dann mehrere Banken und darunter auch die Commerzbank, in eine schwierige Situation (Stichwort: Bankenkrise). Schließlich entschloss sich daher die damalige Reichsregierung unter Reichskanzler Brüning die Bank zu retten, indem man sie im Februar 1932 mit dem Barmer Bankverein fusionierte, der ein dichtes Filialnetz in Nord- und Westdeutschland besaß. Durch eine Kapitalerhöhung gelangte die Aktienmehrheit schon damals in den Besitz des Deutschen Reiches und der Reichsbank, bis schließlich im Jahre 1937 diese Aktien wieder an private Anteilseigner überführt wurden. Im Jahr 1940 schließlich wurde der bereits in der Öffentlichkeit verwendete Name Commerzbank AG angenommen sowie ein „C“ mit seitlichen Flügeln als Logo eingeführt, wobei das Logo auf den geflügelten Gott Merkur (römisch) bzw. Hermes (griechisch), den Schutzpatron der Reisenden, Kaufleute und Diebe, zurückgeführt wurde.

Da der damalige Aufsichtsratsvorsitzende und auch der damalige Vorstandssprecher des Kreditinstituts die sogenannte „Industrielleneingabe“, mit der Reichspräsident Paul von Hindenburg aufgefordert wurde, Adolf Hitler im Rahmen eines Präsidialkabinetts zum Reichskanzler zu ernennen, unterstützt hatten, unterhielt man beste Beziehungen zur Führung des Deutschen Reiches und konnte daher zwischen 1940 und 1944 mehrere Tochterinstitute in vom Deutschen Reich besetzten Ländern wie Belgien, Estland, Lettland oder den Niederlanden eröffnen.

Mit Ende des Zweiten Weltkrieges jedoch wurden die deutschen Großbanken zerschlagen und ihre Geschäftstätigkeit auf die jeweilige Besatzungszone beschränkt. So musste die Commerzbank ihren Geschäftsbetrieb in der sowjetischen Besatzungszone komplett einstellen und die Gebäude und Betriebseinrichtungen wurden entschädigungslos enteignet. So entstanden aufgrund von Gesetzen der Militärregierung zwischen 1945 und 1948 die Nachfolgeinstitute Mitteldeutsche Creditbank in Frankfurt am Main, der Bankverein für Württemberg-Baden in Stuttgart, die Bayerische Disconto-Bank in Nürnberg, die Bremer Handels-Bank in Bremen, die Mittelrheinische Bank in Mainz, der Bankverein Westdeutschland in Düsseldorf, die Hansa-Bank in Hamburg, die Merkur-Bank in Hannover sowie die Holsten-Bank in Kiel mit jeweils eigener Organisation und Geschäftsführung. Mit Erlass des Großbankengesetzes 1952 wurden dann diese einzelnen Nachfolgeinstitute zusammengeführt zum Bankverein Westdeutschland in Düsseldorf, der Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg sowie der Commerz- und Credit-Bank in Frankfurt am Main, wobei die Anteilseigner der Altinstitute jeweils anteilig Aktien an den drei neuen Instituten erhielten. Am 24. Dezember 1956 schließlich wurde dann das Gesetz zur Aufhebung der Beschränkung des Niederlassungsbereiches von Kreditinstituten verkündet und das Düsseldorfer Institut erwarb jeweils Mehrheitsbeteiligungen an den anderen beiden Instituten.

Im Jahr 1958 dann fusionierten die Institute vollständig und benannten sich in Commerzbank AG um. Der juristische Sitz wurde nach Düsseldorf verlegt und die Altbank, deren Vermögen praktisch nur noch aus Ersatzansprüchen aus der Enteignung des Vermögens in der sowjetischen Besatzungszone bestand und bis heute besteht wurde schließlich in Commerzbank von 1870 umbenannt. 1969 dann eröffnete man die Commerzbank International S.A. in Luxembourg, bevor im Jahre 1970 die Zeit der Europartners-Gruppe – einer Kooperation zwischen der deutschen Commerzbank AG, der französischen Crédit Lyonnais und der italienischen Banco di Roma. 1972 wurde dann das „Quatre Vents“-Logo eingeführt, das sie bis heute noch trägt, wohingegen die Crédit Lyonnais dieses Logo im Jahre 2004 ablegte. 1971 gründete die Commerzbank als erstes deutsches Kreditinstitut eine Filiale in New York City, New York, USA. 1991 wurde der juristische Sitz der Commerzbank AG dann von Düsseldorf nach Frankfurt am Main verlegt und 1994 die comdirect bank GmbH, die 1999 zur comdirect bank AG umfirmiert wurde, gegründet. 1998 hatte die Commerzbank AG dann eine Bilanzsumme von 638 Milliarden DM (326,2 Milliarden Euro) und verfügte über 32.470 Mitarbeiter.

Im Herbst 2003 nahm die Commerzbank AG eine Neubewertung von Wertpapieren und Beteiligungen vor, was zu Abschreibungen in Höhe von 2,3 Milliarden Euro führte. Deshalb musste die Commerzbank AG eine letzten Endes aber erfolgreiche Kapitalerhöhung vornehmen. Im Jahr 2004 übernahm die Commerzbank Teile der im oberfränkischen Hof beheimateten, finanziell angeschlagenen SchmidtBank. Am 31. März 2006 dann übernahm die Commerzbank schließlich die Eurohypo-Anteile von Allianz und Deutscher Bank und baute ihren Anteil an der Eurohypo AG mittlerweile auf 100% aus.

Übernahme der Dresdner Bank von der Allianz

Nach monatelangen zähen Verhandlungen wurde am 31. August 2008 bekanntgegeben, dass die Commerzbank AG die Allianz-Tochter Dresdner Bank für 8,8 Milliarden Euro übernehme. In einem ersten Schritt sollte die Commerzbank AG dabei 60,2% der Anteile an der Dresdner Bank erwerben, welche dafür 163,5 Millionen neu emittierte Commerzbank Aktien im damaligen Wert von 3,4 Milliarden Euro erhalten sollte. Darüber hinaus sollte die Commerzbank 2,5 Milliarden Euro in bar an die Allianz zahlen, wovon maximal 975 Millionen Euro jedoch nur als vorsorgliche Deckung für einen Trust zur Risikoabdeckung spezieller forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset-Backed Securities, ABS) dienten. Des Weiteren sollte die mit 0,7 Milliarden Euro bewertete Commerzbank-Fondstochter cominvest an die Allianz übertragen werden. In einem zweiten Schritt sollte die Dresdner Bank dann vollständig durch die Commerzbank AG übernommen werden, in dem diese die restlichen Dresdner-Bank-Anteile von der Allianz erwerbe. Die Allianz sollte dafür dann im Gegenzug Commerzbank-Aktien im Wert von 3,2 Milliarden Euro erhalten; wobei das Ziel eine Beteiligungsquote der Allianz an der Commerzbank AG von knapp 30% war. Nach einer Mitteilung der Commerzbank sollten im Zuge der Übernahme bis zu 9.000 Stellen abgebaut werden, davon etwa 2.500 im Ausland. Die Commerzbank werde zudem ab dem Jahr 2010 Allianz-Produkte anbieten.

Nachverhandlungen im November 2008

Bei einer Nachverhandlung Ende November 2008 wurde der gesamte Übernahmepreis schließlich auf 5,5 Milliarden Euro gesenkt und die Übernahme um mehr als sechs Monate auf Januar 2009 vorverlegt – ursprünglich war die Übernahme nämlich erst für das zweite Halbjahr 2009 anberaunt worden. Die geplante außerordentliche Hauptversammlung entfiel daher. Betroffen von der Änderung waren der Zeitplan und die Aktienübertragung – die Fondstochter cominvest wurde wie geplant übertragen. Der günstigere Kaufpreis ergab sich durch die Festlegung der Bedingungen der Übernahme Ende August 2008: Der Anteil der Allianz an der neuen Commerzbank wurde durch den Erwerb einer bestimmten Anzahl von Aktien festgelegt und nicht etwa durch einen Gesamtpreis, der wegen des inzwischen stark gesunkenen Aktienkurses der Commerzbank somit ebenfalls stark sank. Darüber hinaus werden nun insgesamt deutlich weniger Aktien emittiert: Insgesamt lediglich 163,5 Millionen, welches nach ursprünglichen Plänen lediglich die Zahl für 60,2% der gesamten für die Übernahme zu emittierenden Aktien war.

Erstmalige Inanspruchnahme von SoFFin-Mitteln

Im Dezember 2008 musste die Commerzbank darüber hinaus wegen der in diesem Monat offensichtlich gewordenen höheren Kreditrisiken der Dresdner Bank den staatlichen Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) in Anspruch nehmen: Das Kreditinstitut erhielt 8,2 Milliarden Euro an stillen Einlagen, die jährlich mit einem Kupon zu 9% verzinst werden. Die Dividende für 2009 und 2010 wird ausgesetzt und in Jahren mit Dividendenausschüttung erhöht sich der Kupon je ca. 4,4 Millionen Euro Bardividende um 0,01%. Die stille Einlage wird 100%ig als Kernkapital angerechnet, womit die Eigenkapitalquote (Tier 1) auf ca. 10% der Bank gestärkt wird. Die Rückzahlung der stillen Einlage erfolgt zum Nominalwert. Diese Konditionen wurden erst nach Verhandlungen der Bundesregierung mit der Europäischen Kommission festgelegt, da die anfangs vereinbarten Konditionen des SoFFin mit der Commerzbank in den Augen der Europäischen Kommission zu günstig waren.

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen müssen die Vorstandsgehälter auf maximal 500.000 Euro pro Jahr gekürzt sowie zusätzliche Kredite in Höhe von 2,5 Milliarden Euro zu marktüblichen Zinsen für den deutschen Mittelstand bereit gestellt werden. Die Bank erhält darüber hinaus staatliche Garantien für Schuldverschreibungen mit maximal 36 Monaten Laufzeit in Höhe von 15 Milliarden Euro. Der Zinssatz hierfür ist je nach Laufzeit und Gebrauch gestaffelt und bewegt sich zwischen 0,1% und 0,95% pro Jahr.

Im Januar 2009 gab die Commerzbank als erste Bank in Deutschland eine staatlich garantierte Benchmark-Anleihe in einer Höhe von letztendlich fünf Milliarden Euro aus.

Rettungsplan vom 8. Januar 2009 – geplante Teilverstaatlichung

Am 8. Januar 2009 wurde bekannt, dass der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung von der Commerzbank kurz vor dem Vollzug der Dresdner-Bank-Übernahme für 1,8 Milliarden Euro 25% + eine Aktie an der Commerzbank übernimmt (Teilverstaatlichung) und zusätzliche 8,2 Milliarden Euro an stillen Einlagen zu denselben Konditionen wie bei der ersten Inanspruchnahme des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung der Bank zur Verfügung stellt. Die extra dafür neu emittierten 295 Millionen Aktien zu je sechs Euro sollen dabei nicht dauerhaft gehalten, sondern nach einigen Jahren möglichst mit Gewinn wieder verkauft werden. Der Anteil der stillen Einlagen des Bundes an der Commerzbank verdoppelte sich somit auf 16,4 Milliarden Euro.

Eine nicht erfolgte Teilverstaatlichung hätte die Übernahme platzen lassen und die beiden Banken zu extrem günstigen Übernahmekandidaten – besonders für ausländische Banken – gemacht. Da von der Bundesregierung eine innerdeutsche Lösung einer grundsätzlichen Neuordnung der deutschen Bankenlandschaft präferiert wurde, wurde die Stützung der Commerzbank AG über die Teilverstaatlichung gewählt. Der Anteil der Allianz SE an der Commerzbank AG sinkt somit auf nur noch 14% anstatt der anfangs noch geplanten 30%. Effektiv hält die Allianz SE derzeit 18,30% der Stimmrechte.

Übernahme der Dresdner Bank am 12. Januar 2009

Seit dem 12. Januar 2009 ist die Commerzbank alleiniger Eigentümer der Dresdner Bank und hält 100% der Aktien. Die Dresdner Bank wird in der Folge der Transaktion in der sogenannten neuen Commerzbank AG aufgehen. Schon im Frühjahr 2009 soll diese Änderung im Filialnetz sichtbar werden, die nach dem kompletten Umbau einen Abbau von 9.000 Stellen, davon 6.500 im Inland, zur Folge hat. Das Erscheinungsbild der Dresdner Bank wird sich allerdings erst 2010 in das der Commerzbank ändern. Bankleitzahlen und Kontonummern der Dresdner Bank bleiben zudem aus Vereinfachungsgründen für die Kunden weiterhin gültig.

Einstieg der Bundesrepublik Deutschland mit 25% beabsichtigt

Wie am 18. März 2009 bekannt wurde, hat der Kommissar für Wettbewerb der EU-Kommission erhebliche Bedenken gegen die zweite staatliche Beihilfe aus dem Januar 2009 (8,2 Milliarden Euro + 1,8 Milliarden Euro aus SoFFin Mitteln) und den Einstieg des Staates mit einem Anteil von 25% + eine Aktie. Die staatliche Beihilfe sei demnach noch nicht an die Commerzbank AG geflossen. Die Bundesregierung will sich auch erst auf der Hauptversammlung der Commerzbank AG am 15. Mai 2009 die ordentliche Zustimmung der Aktionäre zum Einstieg des Bundes holen. Daher drohen Klagen von Aktionären gegen diese Kapitalerhöhung.

Bildung einer internen „Bad Bank

Ende März 2009 bildete die Commerzbank eine eigene interne Bad Bank, in die schlechte Wertpapiere von 15,5 Mrd. Euro der Commerzbank und von 39,9 Mrd. Euro der Dresdner Bank ausgelagert wurden.

Integrationskonzept

Die Commerzbank AG hat ihr Integrationskonzept am 30. März 2009 von den Arbeitnehmervertretungen absegnen lassen. Danach sollen bei einer Zusammenlegung der Zentralverwaltungen der Commerzbank und der Dresdner Bank in Frankfurt am Main von 11.400 auf rund 9.200 Stellen sinken. Die neue Organisationsstruktur soll im 4. Quartal 2009 umgesetzt werden. Darüber hinaus sollen ca. 4.300 weitere Stellen in Deutschland und weitere 2.500 weitere Stellen international eingespart werden.

Aktionärsstruktur

Die Aktionärsstruktur der Commerzbank wird nach dem Einstieg der Bundesrepublik Deutschland wie folgt aussehen, welcher jedoch noch der Genehmigung des Kommissars für Wettbewerb der EU-Kommission und einem Beschluss der Hauptversammlung am 15. Mai 2009 unterliegt. Größter Anteilseigner wäre demnach die Bundesrepublik Deutschland (über die KfW Bankengruppe) mit 25% + eine Aktie. 14% hielte die Allianz SE, 8,80% die Assicurazioni Generali S.p.A., 6,32% die Volksfürsorge Deutsche Lebensversicherung AG, 2,85% Credit Suisse Asset Management, 2,74% Capital Research Global Investors, 2,35% UBS Global Asset Management (Switzerland), 1,92% Northern Cross Investments Limited.

Fundamentale Bewertung – schwierig, schwierig!

Nachdem wir nun die Geschichte der Commerzbank ausführlich beleuchtet haben, schauen wir uns die fundamentale Bewertung des Unternehmens einmal an. Dies ist jedoch nicht ganz so einfach wie man auf den ersten Blick annehmen mag, denn dazu bedürfte es einer belastbaren Gewinnschätzung für das Jahr 2009, ja eigentlich sogar fast schon für das Jahr 2010.

Und da die Commerzbank höchstselbst keine derartigen Prognosen mehr wagt, bewegt sich eine Schätzung durch uns natürlich auf sehr dünnem Eis. Da wir jedoch ohne eine solche Gewinnschätzung keine fundamenalte Bewertung der Aktie vornehmen können, wagen wir uns trotz allem mal an eine solche Schätzung heran. Um dabei nicht ganz ins Blaue hinein schätzen zu müssen, haben wir uns zunächst einmal die Schätzungen der professionellen Analysten angesehen, wobei diese aufgrund der großen Diskrepanz auch keine wirkliche Hilfe darstellen. So hat erst heute die Citigroup die Gewinnerwartung für 2009 auf 0,58 Euro je Aktie angehoben, zugleich jedoch die Gewinnschätzung für 2010 deutlich gesenkt. Der Konsens der Analystenschätzungen hingegen liegt derzeit bei -0,18 Euro je Aktie. Nachdem zuletzt aber mehrere Banken, wie die Bank of America, die Citigroup, JP Morgan oder auch die Deutsche Bank von sehr guten Geschäften in den ersten beiden Monaten des Jahres 2009 berichtet haben, rechnen wir mit einem Gewinn je Aktie in Höhe von 0,25 Euro. Für 2010 sollte dann eine Gewinnsteigerung auf 0,65 Euro je Aktie möglich sein bevor es in 2011 dann auf 1,50 Euro je Aktie gehen sollte, da die Finanzkrise spätestens bis dahin ausgestanden sein sollte. Dabei ist der Bank ein KGV von 10 zuzugestehen, woraus sich – da die Börse die Zukunft vorwegnimmt – ein fairer Wert von 15 Euro bis Ende 2010 errechnen würde. Selbst wenn man aufgrund der hohen Unsicherheiten der Gewinnschätzungen einen Risikoabschlag von 40% vornehmen würde, läge der faire Wert der Aktie bis Ende 2010 noch immer bei 9 Euro und damit mehr als 100% über dem aktuellen Kursniveau.

Aus fundamentaler Sicht ist die Commerzbank Aktie daher selbst zu den aktuellen Kursen um 4 Euro als klarer Kauf zu bezeichnen. Da die Aktie jedoch zuletzt bereits stark zulegen konnte, könnte es kurzfristig durchaus auch noch einmal zu einer Korrekturbewegung in Richtung 3 Euro kommen. Langfristige Anleger könnten daher auf dem aktuellen Niveau schon erste Positionen aufbauen, jedoch sollte man durchaus noch etwas Cash zurückhalten um bei einer nochmaligen Korrektur zu Kursen unter 3,50 Euro nachlegen zu können. Sollte es wider Erwarten doch nicht mehr zu einer solchen Korrekturbewegung kommen, so könnte man sicherlich immer noch einmal zu den aktuellen Kursen einsteigen, da die Aktie wohl nicht schnurstracks in Richtung zweistelliger Kurse steigen wird.


Commerzbank Tower in Frankfurt am Main

Quellenverzeichnis: Die Unternehmensgeschichte der Commerzbank AG wurde auszugsweise entnommen bei: http://de.wikipedia.org/wiki/Commerzbank

Aber schauen wir uns doch mal an, was uns der Chart dazu sagt.

2.) Charttechnische Analyse

Die Chartanalyse wird in Zusammenarbeit mit Christian Kämmerer (www.TA4YOU.com) erstellt:

Commerzbank – ein gefallener Engel?

Einleitung:
Wie aus den letzten Analysen bekannt, möchte ich heute wieder mit einem so bezeichneten „Big Picture“ starten. Im Fall der heutigen Commerzbank AG nutze ich dafür den klassischen 10-Jahres-Chart um mögliche Widerstandszonen im Falle einer evtl. Erholung definieren zu können. In Sachen Unterstützungen befindet sich die Aktie wahrlich im charttechnischen Niemandsland. Dem 10-Jahres-Chart folgend ergänze ich die Analyse mit einem 2-Jahres-Chart um Ableitungen zur zukünftigen Entwicklung anhand zweier Szenarien zu skizzieren. Hintergrund der Szenarien ist die Tatsache, dass die Technische Analyse nicht statisch ist und es sich zudem um eine Momentaufnahme der Aktie handelt. Im Grunde müsste jedes Verhalten der Aktie fortlaufend kommentiert und analysiert werden. Um dies zu vermeiden gebe ich dem Chart selbst die Chance sich zu entwickeln und folglich entsprechende Szenarien abzuarbeiten.

Commerzbank AG, Chart, 10 Jahre

(Quelle: Der dargestellte Chart wurde mit TradeSignal -Webedition- erstellt.)
Zum 10-Jahres-Chart:
Die Titelworte zu Beginn der Analyse finden mit kurzem Blick auf den 10-Jahres-Chart rasch ihre Begründung, denn ein wahrliches Kursdesaster eröffnet sich einem jeden Investor. In diesem Sinne kann ich nur hoffen, dass jedem Anleger der Sinn und Zweck von StopLoss-Marken bekannt war und insbesondere auch noch ist. Denn sollte man oberhalb von 20 Euro bei der Commerzbank eingestiegen sein, so bedarf es zumindest aktuell einer Performance von rund 400% um wenigstens wieder bis in die Nähe des damaligen Einstandes zu gelangen. Ob dies der Commerzbank überhaupt während der kommenden Monate – wenn nicht gar Jahre – gelingt, darf zunächst bezweifelt werden. Ausgehend von den Allzeithochs bei rund 50 Euro zu Beginn des neuen Jahrtausends verlor die Aktie in der Spitze bisher mehr als 95% an Wert und „dümpelt“ noch immer tief abgeschlagen im einstelligen Kursbereich umher. Zugegebenermaßen könnte sich, sofern keine neuen Tiefs markiert werden, eine Bodenbildung bei der Commerzbank abzeichnen, um mittelfristig wieder zweistellige Kursniveaus zu erklimmen. Doch noch ist kein generell grünes Licht für eine solche Bewegung gegeben. Auch wenn sich eine kleine umgekehrte S-K-S Formation (Schulter-Kopf-Schulter) andeutet – bleibt im Falle eines Rücklaufs abzuwarten wo dieser exakt stoppt.

Commerzbank AG, Chart, 2 Jahre

(Quelle: Der dargestellte Chart wurde mit TradeSignal -Webedition- erstellt.)
Zum 2-Jahres-Chart:
Chance-Risiko-Verhältnis: 40/60 – rückblickend zu den vergangenen Analysen ergibt sich auch bei der Commerzbank ein ähnliches Bild. Optisch laden die aktuellen Kurse förmlich für Käufe ein. Die charttechnische Ausgangslage ist jedoch nach wie vor sehr unsicher und die primären Abwärtstrends weiterhin existent! Insofern kommen aktuell Trader mehr als auf ihre Kosten. Doch aus Sicht eines langfristig orientierter Anleger fehlen noch klare Umkehrsignale. Auch wenn im Falle eines temporären Rücklaufs bis zur 3-Euro-Marke spekulative Käufe getätigt werden können, ist für den Fall eines Investments die Stop-Loss-Order bei 2,25 Euro zwingend einzuhalten um größere Verluste zu vermeiden.

LONG-Szenario:
Der Commerzbank gelingt es sich im Bereich von 3 Euro zu stabilisieren. Im Idealfall bildet die Aktie die bereits erwähnte umgekehrte S-K-S Formation aus und generiert mit einem Anstieg über 4,70 Euro per Wochenschlusskurs ein kurzfristiges Kaufsignal mit Zielen bis in den Bereich von 7,20 Euro sowie anschließend von 10,30 Euro. Im Falle einer nachhaltigen Etablierung oberhalb von 10 Euro mitsamt Überwindung des 200-Tage-Durchschnitts (aktuell bei 10,70 Euro), sollte sich langfristig der Bruch der primären und derzeit bei rund 17 Euro verlaufenden Abwärtstrendlinie andeuten. Wann jemals wieder die Hochs getestet werden, steht heute nicht zur Debatte und kann auch keinesfalls seriös beantwortet werden, doch oberhalb von 20 Euro besteht zumindest die Hoffnung wenigstens im neuen Jahrzehnt diese Niveaus anzuvisieren.

SHORT-Szenario:
Viel Spielraum eröffnet die Aktie nicht. Doch unterhalb von 3 Euro sollte sich die Commerzbank wieder zügig fangen, da ansonsten ein direkter Abverkauf bis zu den Tiefstkursen bei 2,22 Euro unvermeidbar erscheint. Im Zuge dieses Abverkaufs sollten auch neuen Tiefs markiert werden, denn durch die abermalige Schwäche rücken die Kursniveaus von 1,50 Euro sowie 1,00 Euro glatt auf die Agenda. Auch wenn man es nicht glauben mag, doch wer hätte gedacht, dass die einstmals größte Bank der Welt, die Citigroup, jemals zu einem Pennystock werden könnte. Also kann man dies auch und erst Recht für die Commerzbank nicht bzw. nie ausschließen.

Soweit also die Charttechnik von Christian Kämmerer (www.TA4YOU.com).

3.) Sentimenttechnische Analyse

Die heutige Sentimentanalyse, das gebe ich unumwunden zu, macht mir Spaß. Denn das Bild bei der Commerzbank AG ist ein sehr seltenes Bild. So sind die professionellen Analysten, die ja zumeist selbst in der derzeit so negativ im Fokus stehenden Bankenbranche arbeiten, sehr pessimistisch für die Commerzbank Aktie gestimmt. So gibt es, siehe die ganz zu Beginn stehende Tabelle, aktuell 10 Analystenempfehlungen, darunter jedoch nur eine einzige Kaufempfehlung, drei Halteempfehlungen und sechs Verkaufsempfehlungen mit einem durchschnittlichen Kursziel in Höhe von 2,89 Euro, was fast 30% unter dem aktuellen Kurs angesiedelt wäre.

Hingegen sind die Privatanleger hier bei Sharewise ganz im Gegensatz zu den professionellen Analysten ja geradezu euphorisch. So gibt es hier, siehe ebenfalls die weiter oben stehende Tabelle, 37 Kaufempfehlungen und nur gerade mal 15 Verkaufsempfehlungen mit einem durchschnittlichen Kursziel von 6,68 Euro, was immerhin fast 65% über dem aktuellen Kurs liegt.

Nun wissen Sie ja, dass ich grundsätzlich ein Fan antizyklischer Investments bin, doch es stellt sich natürlich die Frage, was denn hier antizyklisch bedeutet. Sollte man gegen die negativ gestimmten Analysten handeln oder eher gegen die positiv gestimmten Privatanleger. Schaut man sich die Sharewise Statistiken an, so stellt man fest, dass insbesondere die Profis generell und in den letzten Wochen besonders stark daneben lagen. So handeln die meisten Analysten in einer Art Herdentrieb, denn wenn man sich der Masse anschließt fällt eine falsche Prognose nicht ganz so auf – denn alle anderen lagen ja auch ähnlich weit daneben. Genau aus diesem Grund haben ja viele Analysten die Finanzkrise auch nicht vorhergesehen bzw. vorhersehen können.

Zudem ist die Commerzbank nach den staatlichen Hilfen auf mittlere bis lange Sicht wohl gerettet und auch diese Krise wird irgendwann einmal vorbeigehen und die Banken somit wieder starke Gewinne machen. Auch ist die Commerzbank Aktie zuletzt, entgegen aller Analystenprognosen, schon stark gestiegen und aus fundamentaler Sicht liegt der faire Wert, wie analysiert, bei mindestens 9 Euro.

Insofern fällt es mir nicht schwer, mich heute den eher „bullish“ gestimmten Privatanlegern anzuschließen und daher die Commerzbank Aktie, ähnlich wie diese, positiv einzuschätzen. Im Klartext: Ich halte das negative Sentiment unter den professionellen Analysten für kontraindikativ und schließe mich der Meinung der Privatanleger uneingeschränkt an…

Denn eines ist auch klar: Wenn die professionellen Analysten derzeit derart negativ gestimmt sind, so dürften wohl die institutionellen Investoren (mit Ausnahme der bereits bekannten Investoren wie die Allianz SE und Co.), sprich die Investmentfonds, eher unterinvestiert bzw. gar nicht investiert sein. Und wenn dem so ist, so dürften die Kurse bei einer Rückkehr eben jener institutioneller Investoren, stark steigen!


Commerzbank Filiale

4.) Zusammenfassung

Nach zuletzt ja leider oftmals negativen Fazits (ja, dies ist laut Duden genauso korrekt wie Fazite!), freut es mich sehr, heute ausgerechnet bei einer Bankaktie mal ein positives Fazit ziehen zu können. Und dieses ist bei der Commerzbank Aktie nahezu uneingeschränkt positiv. Aus fundamentaler Sicht sollte die Aktie bis Mitte/Ende 2010 bei mindestens 9 Euro notieren. Kurzfristig gibt es, das hat auch Herr Kämmerer in seiner Chartanalyse ja betont, durchaus nochmal ein gewisses Risiko nach unten nach den zuletzt starken Kursgewinnen. Aber im Worst Case sollte es hier auf 3 Euro nach unten gehen, so dass man aktuell schon erste Positionen auf- und diese unter 3,50 Euro sukzessive ausbauen sollte, natürlich unter strikter Einhaltung des von Herrn Kämmerer empfohlenen Stoppkurses. Und auch die Sentimentanalyse steht dem nicht entgegen, wenngleich es wohl den ein oder anderen Leser bzw. die eine oder andere Leserin vielleicht überraschen dürfte, dass ich mich heute zu 100% den positiv gestimmten Privatanlegern und nicht etwa den ja eher pessimistischen professionellen Analysten anschließe. Allerdings ist dies m.E. gerechtfertigt, zumal die Privatanleger hier bei Sharewise bewiesen haben, dass Sie meist ohnehin besser liegen als die oftmals lemminghaften Profis! Somit rate ich heute klar und eindeutig zum Kauf der Commerzbank Aktie mit einem Mindestkursziel von 9 Euro bis Mitte, allerspätestens Ende 2010. Wobei auch höhere Kurse, sprich Kurse bis zu 15 Euro, durchaus drin sein könnten…

Über den Autor

Sascha Huber, Jahrgang 1978 und wohnhaft in Trier, ist schon seit Zeiten des damaligen Neuen Marktes als intimer Kenner der Hightechbranche bekannt. Er betrieb in den Jahren 1998 bis 2001 zusammen mit einem Partner eine der damals führenden Börsenhotlines sowie eines der damals führenden Börsenportale und gehörte damit zu den Ersten, die das Potential von Aktien wie Amazon.com, eBay oder Intershop Communications erkannten. Im Gegensatz zu vielen anderen Experten riet er allerdings rechtzeitig im März 2000 zum Ausstieg aus dem Neuen Markt und warnte sehr frühzeitig vor Luftnummern wie ComROAD, Gigabell oder Infomatec. Mittlerweile gehört er zu den aktivsten Sharewise Mitgliedern und zeichnet sich dabei durch exzellentes Börsen Know How aus. Dabei liegt seine Spezialität unverändert im Hightechsektor, den er aufgrund eines Informatikstudiums auch bestens einschätzen kann.

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