Gedenkfeier für Michael Jackson erinnert uns daran, an Menschen zu denken (incl. Video )

by Dirk Elsner on 8. Juli 2009

Die Gedenkfeier für Michael Jackson gestern in Los Angeles wird sicher zu den Veranstaltungen gehören, die jenen, die sie gesehen haben, lange in Erinnerung bleiben wird. Ich war kein Fan von Jackson und habe nicht eine einzige seiner Platten gekauft, aber diese Veranstaltung hat mich beeindruckt. Sie war gerade nicht schrill, laut und voller Specialeffekte, sondern stiller und bedächtiger, als ich das vermutet hätte.

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Selbst wenn man den typischen amerikanischen Pathos, den das US-Showgeschäft beherrscht wie sonst niemand auf dieser Welt, ausblendet, dann nehme ich aus der Veranstaltung eine Botschaft mit, die uns gerade in diesen Zeiten im Wirtschaftsleben mehr helfen würde, als viele der fruchtlosen Apelle und Debatten der letzten Monate.

“Denkt an die Menschen, die Euch umgeben. An die Menschen denken heißt, egal welcher ethnischen Herkunft, aus welchen Land sie kommen oder welchen Beruf sie ausüben, – sie als Menschen wahr- und ernstzunehmen. Wir sollten Menschen in ihrem Anderssein als Menschen und Persönlichkeiten akzeptieren und sie nicht in Nutzenkalküle kategorisieren. Und wenn wir spüren, ein Mensch braucht unsere Unterstützung, dann sollten wir viel öfter über unsere Schatten springen und ihm zumindest erst einmal zuhören.”

Ich weiß nicht, ob das Gedanken sind, die die Veranstaltung vermitteln wollte. Das sind jedenfalls Gedanken, die mir nach den bewegenden Bilder durch den Kopf gingen. Im Staples Center, das in Los Angeles in einer armen Gegend liegt, haben enge Freunde und Familienangehörige von Jackson in ihren Reden gelacht und geweint. Sie haben große und kleine Geschichten erzählt und damit ein für mich neues Bild von dem Superstar gezeichnet, den ich noch vor zwei Tagen auf ein paar wenige ökonomische Aussagen reduziert habe. Es war das Bild eines Menschen, der immer versucht hat, möglichst vielen Menschen viel zu geben. Lassen wir hier einmal unberücksichtigt, dass er dabei möglicherweise zu weit gegangen war. Dennoch wirkten die Aussagen sehr authentisch und lassen Michael Jackson nach seinem Tod größer werden, als er es je zu Lebzeiten war.

Sollte das Video sich hier nicht abspielen lassen, dann kann es direkt über diesen Link aufgerufen werden.

Weitere Berichte zu der Gedenkfeier

Spon: ABSCHIED VON MICHAEL JACKSON: Nach Hause!

NYT: Funeral of a Superstar as a Media Moment

Spon: Tränen, Trauer und Tamtam

Time: Michael’s Tribute: A Strange, Gaudy, Moving Farewell. And here you find photos from Time Magazine

HB: Trauerfeier für einen „Giganten“

Focus: Abschied in Los Angeles

Spon: Fans, Freunde und Familie feiern Jackson als Idol

Zeit: Millionen Fans nehmen Abschied – Die Welt schaut nach Los Angeles »

Focus: Michael-Jackson-Memorial „Ein Held, ein König, ein Idol“

Zeit: Jackson hätte es gefallen

Joss Juli 8, 2009 um 15:01 Uhr

Was vielleicht im weitestem Sinne zum Thema passen könnte:
Die britische Zeitung Guardian verglich vor einiger Zeit mal die britischen Zeitungen
von 1984 mit jenen der Gegenwart. Der Unterschied zu damals ist bemerkenswert.
Es war eine Zeit in der kaum Meinungsmacher oder Kommentatoren am Werk waren,
ebenso wenig gab es celebrity news – da gab es m. W. Musikzeitschriften und so was -,
ansonsten nur Nachrichten. Jene Medienrummel wie in den letzten Jahren üblich gab es
einfach nicht. – Und damit offensichtlich auch ein anderes Verständnis und Wahrnehmung
der Schauspieler und Musiker.
http://www.guardian.co.uk/media/2009/may/18/newspaper-industry

yestr Juli 8, 2009 um 11:11 Uhr

Es ist interessant, dass du Michael Jackson zuvor nur als Wirtschaftsfaktor gesehen hast. Hättest du dich früher mit Michael Jackson auseinandergesetzt so hättest du die Erkenntnisse auch Jahre zuvor erlangen können. Aber wie sagt man so schön besser spät als nie.

dels Juli 8, 2009 um 12:53 Uhr

Ich habe mich vorher gar nicht mit ihm befasst, natürlich aber seine Musik in meiner Jugend gehört. Mit dem Wirtschaftsfaktor habe ich mich nur hier im Blog gefasst, weil dies einfach zu diesem Blog passt.

Man sollte trotz der Feier gestern nicht vergessen, dass für viele Menschen, die gestern getrauert haben, durch den Tod von Jackson das große Geschäftemachen erst beginnt, auch für Teile seiner Familie.

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