Wunschanalyse PSI AG

by on 21. August 2009

Herzlich Willkommen zur Wunschanalyse von Sharewise in Zusammenarbeit mit Stephan Heibel vom Heibel-Ticker.de Börsenbrief (www.heibel-ticker.de). Unsere Mitglieder haben sich diese Woche eine Analyse der PSI AG gewünscht.

PSI AG laut Sharewise.com:

Prognositiertes Kursziel kaufen halten verkaufen
1 Mitglied Ø 18,75 € 1 0
0 Analysten Ø kein 0 0 0

PSI AG (WKN A0Z 1JH, ISIN DE000A0Z1JH9)


Firmenlogo PSI AG

Heute soll es also gemäß dem Wunsch der Sharewise Mitglieder eine Wunschanalyse der PSI AG für Produkte und Systeme der Informationstechnologie, wie die Gesellschaft mit vollständigem Namen heißt, werden. Und dabei handelt es sich um eine Company, die immerhin schon am 12. Mai des Jahres 1969 von Herrn Dietrich Jaeschke, der damals bei der AEG am Institut für Automation arbeitete, gegründet wurde. Obwohl das Unternehmen also mittlerweile schon seit mehr als 40 Jahren besteht, ging die PSI AG aber erst am 31. August 1998 an den damaligen Neuen Markt der Frankfurter Wertpapierbörse.

Begleitet wurde der Börsengang damals durch ein Bankenkonsortium, bestehend aus der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG sowie der DZ Bank AG als Konsortialführer sowie den weiteren Konsortiumsmitgliedern Dresdner Bank AG, Gontard & MetallBank (inzwischen in Insolvenz), Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA sowie der Société Générale. Die Bookbuildingspanne lag zwischen 19,17 Euro und 23,78 Euro (damals 37,50 DM und 46,50 DM) und der Ausgabepreis der Aktien lag schließlich, wie am Neuen Markt üblich, am oberen Ende der Bookbuildingspanne und somit bei 23,78 Euro (respektive 46,50 DM) je Aktie. Somit verzeichneten Anleger, die die Aktie im Rahmen des Börsengangs zugeteilt bekamen, einen Buchgewinn von 18,25%, denn der erste Börsenkurs wurde am 31. August 2008 mit 28,12 Euro festgestellt.

Danach legte die Aktie jedoch eine rasante Berg- und Talfahrt auf das Börsenparkett. Im Zuge der damaligen Euphorie am Neuen Markt stieg die Aktie nämlich im Allzeithoch Anfang des Jahres 1999 bis auf sagenhafte 102,00 Euro, also eine Kurssteigerung gegenüber dem Ausgabepreis von 328,93%. In der Folge platzte dann die „Bubble“ der „New Economy“ und die Aktie fiel auf ein Allzeittief von 0,92 Euro im Mitte/Ende des Jahres 2002. Es folgte dann wieder ein Kursanstieg bis auf 6,18 Euro Anfang 2004. Doch wieder folgte ein heftiger Kursrückgang bis auf 2,10 Euro Mitte/Ende des Jahres 2004. Und die Achterbahnfahrt war damit noch lange nicht zu Ende, denn bis Mitte 2007 erfolgte dann wieder ein Kursanstieg bis auf 6,90 Euro, bevor es im Zuge der „Finanzkrise“ bis Ende 2008 wieder hinunter auf 2,82 Euro. Bis März 2009 stieg die Aktie dann, gegen den da noch schwachen Gesamtmarkt, auf etwas über 4,00 Euro an, bevor die Aktie dann ab März 2009 richtig durchstartete und mittlerweile knapp unter ihrem Mehrjahreshoch von 9,60 Euro, nämlich bei aktuell 9,50 Euro, notiert.

Wie Sie schon an dieser Achterbahnfahrt erkennen können, also in jedem Fall eine sehr volatile und damit sicherlich auch spekulative Aktie. Doch warum dieser Kursanstiet zuletzt überhaupt? Nun, das sagt uns die fundamentale Analyse der Aktie, zu der wir sodann kommen wollen.


PSI AG, Gründer Dietrich Jaeschke
(gestorben im Alter von nur 66
Jahren am 10. November 2005)

1.) Fundamentale Analyse

Nun, das Zauberwort hinter dem Kursanstieg seit März lautet „Smart Grid“. Doch was verbirgt sich dahinter? Nun, die einfach deutsche Übersetzung des Begriffs „Smart Grid“ lautet „intelligente Netze“ und diese Übersetzung deutet schon darauf hin, um was es hier geht. Fakt ist nämlich, dass die Menschheit mittlerweile erkannt hat, dass man in Zukunft nicht mehr nur auf die „alten“ Energieträger wie Erdöl oder Erdgas setzen kann. So wurden Alternativen entwickelt wie z.B. die Kernenergie, die jedoch große Gefahren birgt (ich meine dabei weniger die Gefahr eines GAU durch Fehler in einem Kernkraftwerk, wenngleich auch diese bei gewissen Kernkraftwerken in weniger entwickelten Staaten nicht von der Hand zu weisen sind, sondern sehe die Gefahr eher in „externen“ Terroranschlägen; denn was wäre wohl passiert, wenn die Terroristen des 11. September 2001 die Flugzeuge nicht ins „World Trade Center“, sondern eben auf ein Kernkraftwerk gelenkt hätten? Das will ich mir gar nicht ausmalen!). Und schließlich gibt es dann noch die Alternative der „regenerativen Energien“, sprich Geothermie, Photovoltaik/Solarthermie, Wasserkraft und Windkraft).

Doch diese „regenerativen Energien“ bergen auch gewisse Probleme. So scheint die Sonne nicht jeden Tag gleich stark und nachts überhaupt nicht und auch der Wind bläst nicht immer gleich, selbst nicht auf hoher See (Stichwort: Offshore Windparks). Daher genügt es nicht den so gewonnenen Strom einfach ins Stromnetz einzuspeisen, denn zu manchen Zeiten wird eben mehr Energie verbraucht und zu manchen Zeiten weniger Energie. Und um dies zu steuern braucht man eben sogenannte „intelligente Stromnetze“ oder eben auf englisch ein „Smart Grid“.

Neben amerikanischen Firmen wie Echelon Corp. oder auch PowerSecure ist nun die PSI AG ein Anbieter von Software, mit denen man aus dem heute bestehenden Stromnetz ein „Smart Grid“ machen kann. Und dies wird in Zukunft, geht man von einem Niedergang der Ölwirtschaft und einem Boom der „regenerativen Energien“ aus, natürlich ein sehr großer, ja ein MultiMilliardenmarkt. Denn solche „Smart Grid“ werden ja nicht nur in Deutschland benötigt, sondern auf der ganzen Welt und damit auch in riesigen Staaten wie den USA, China oder auch Indien. Nicht umsonst wollen daher schon heute viele Weltfirmen wie Cisco Systems, General Electric, IBM oder auch Siemens in diesen Markt einsteigen, ganz zu schweigen von Energiekonzernen wie E.ON oder RWE.

Und daher hat sich die RWE Energy AG, eine Tochter der RWE AG, mit knapp 8% bei der PSI AG eingekauft und auch der umtriebige Dr. Karl-Josef (KaJo) Neukirchen ist inzwischen mit 21,68% als Großaktionär bei der PSI AG an Bord. Und der Einstieg dieser Investoren war und ist sicherlich ein Grund für den starken Kursanstieg der Aktie zuletzt, wie gesagt insbesondere seit März 2009.


PSI AG, CEO Dr. Harald Schrimpf

Doch wie sieht es fundamental aus? Ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau vielleicht zu teuer? Schauen mir doch mal! Im Geschäftsjahr 2008 lag der Umsatz der PSI AG bei 128,85 Mio. Euro, das Ergebnis vor Steuern (EBT) bei 5,3 Mio. Euro und das Konzernjahresergebnis bei 4,1 Mio. Euro (oder 0,26 Euro je Aktie). Auf Basis der bisher vorliegenden Halbjahreszahlen schätzen wir den Umsatz in 2009 konservativ auf 150 Mio. Euro (wobei es nicht ausgeschlossen erscheint, dass es sogar mehr als 150 Mio. Euro werden könnten). Beim EBIT rechnen wir hingegen damit, dass die Gesellschaft mindestens am oberen Ende ihrer kürzlich angehobenen Prognose von 7,5 Mio. Euro bis 8,5 Mio. Euro liegen dürfte. Demzufolge sollte das Konzernjahresergebnis bei mindestens 6,9 Mio. Euro (0,44 Euro je Aktie) liegen, woraus sich bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von 149,12 Mio. Euro ein KUV von etwa 1 sowie ein KGV von 21,58 errechnen würde.

Auf Basis unserer Umsatz- und Gewinnschätzung erscheint dies auf den ersten Blick nicht ganz billig, denn ein Umsatz von 150 Mio. Euro impliziert ein Umsatzwachstum von „nur“ 16,4%. Beim Gewinnwachstums sieht dies jedoch schon, wenn auch aufgrund des Basiseffektes, schon besser aus, denn hier errechnet sich ein Gewinnwachstum von über 68%, woraus sich ein Price/Earnings Growth Ratio von etwa 0,32, was auf eine deutliche Unterbewertung hindeutet. Zudem sollte man die gesamtwirtschaftliche Situation berücksichtigen, sprich das Unternehmen weist ein hohes Umsatz- und Gewinnwachstum inmitten der größten Weltwirtschaftskrise seit 1929 auf.

Insofern mag das KGV von fast 22 auf den ersten Blick teuer erscheinen, die Aktie ist aber aus unserer Sicht sogar eher zu billig. Denn selbst wenn nur das untere Ende der kürzlich vom Unternehmen angehobenen Prognosen erreicht würden, würde sich ein Price/Earnings Growth Ratio von 0,6 errechnen. Dies würde schon ein Aufwärtspotenzial von rund 66% (das faire PEG liegt in der Theorie bei 1) implizieren. Und es ist eher davon auszugehen, dass das die PSI AG zumindest die Gewinnprognosen noch übertreffen wird, da das Unternehmen im Zuge der kürzlichen Prognoseanhebung eine weitere Anhebung der Gewinnprognosen im 3. Quartal andeutete.

Aufgrund des aktuellen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes wollen wir jedoch beim Kursziel nicht zu hoch greifen. Obwohl wir daher eigentlich ein fundamental begründetes Mindest-Kursziel von 15 Euro nennen müssten, nehmen wir einen gewissen Risikoabschlag vor und bleiben auch hier mit einem Kursziel von 13 Euro vorsichtig.

2.) Charttechnische Analyse

PSI AG – Chartbild extrem, aber wenig hilfreich!

Ich habe Ihnen heute nur den 1-Jahres-Chart der Aktie der PSI AG mitgebracht. Denn wenngleich ich normalerweise aus „Timing-Gesichtspunkten“ immer gerne auf die Chartanalyse zurückgreife, macht eine Chartanalyse im Fall der PSI AG wenig Sinn und Sie werden auch gleich sehen warum!

PSI AG, Chart, 1 Jahr


Wie Sie sehen können, stieg die Aktie zwischen Mitte Dezember 2008 und Ende Dezember 2008 von 2,80 Euro auf ca. 4,00 Euro. Nach einem kleinen Rücksetzer Anfang des Jahres 2009 ging es wieder zurück auf rund 4,00 Euro und dieses Niveau konnte die Aktie dann auch im „Sell Off“ bis März 2009 verteidigen. Seit etwa Mitte/Ende April 2009 stieg die Aktie dann wie an der Schnur gezogen bis auf über 8,00 Euro. Es folgte eine minimale Korrektur in etwa auf den GD38 bevor die nächste „Rallystufe“ zündete, die die Aktie auf das aktuelle Niveau 9,50 Euro/9,60 Euro führte.

Der Aufwärtstrend, der dabei ausgebildet wurde, ist so extrem steil, dass quasi jede kleinste Korrektur zum Bruch dieses Trends führen würde, was zuletzt im Prinzip trotz der Bildung neuer Mehrjahreshochs auch passiert ist. Somit stehen sich nun positive Signale und negative Signale gegenüber. Positiv zu erwähnen ist sicherlich die Ausbildung eines neuen Mehrjahreshochs, also quasi ein charttechnischer Ausbruch. Auf der anderen Seite hingegen ist der extrem steile Aufwärtstrend gebrochen worden und der Relative-Stärke Indikator RSI zeigt eine deutlich überkaufte Situation an.

Da die negativen Signale jedoch leicht überwiegen, gehen wir aus charttechnischer Sicht von kurzfristig noch etwas fallenden Kursen aus. Einen Rücksetzer knapp unter die 9 Euro Marke, im „Worst Case“ sogar nochmal in Richtung der 8 Euro Marke, halten wir kurzfristig für durchaus denkbar. Aus „Timing-Gesichtspunkten“ – und nur zu diesen nutze ich wie gesagt die Chartanalyse – drängt sich daher kurzfristig aktuell noch kein Kauf der Aktie auf, wenngleich es wie gesagt auch positive Signale gibt.

Zusammenfassend muss man daher konstantieren: Wer langfristig in die PSI AG investieren möchte, kann – um auf Nummer sicher zu gehen – eine Anfangsposition der Aktie kaufen. Aber aufgrund der überwiegend negativen Signale sollten kurzfristig orientierte Anleger ganz klar noch nicht zugreifen und auch langfristig orientierte Anleger wie gesagt bestenfalls eine Anfangsposition kaufen.

3.) Sentimenttechnische Analyse

War die Chartanalyse heute schon wenig ergiebig, so ist es die Sentimentanalyse noch viel weniger. Denn aktuell gibt es nur eine einzige Empfehlung in der Sharewise Datenbank, eine BUY Empfehlung mit Kursziel 18,75 Euro. Und selbst diese BUY Empfehlung halte ich für ein wenig kritikwürdig, denn wer einer Aktie ein Kurspotenzial von annähernd 100% zubilligt, müsste wohl eher ein STRONG BUY vergeben. Insofern erscheint die BUY Empfehlung „taktisch“, denn bei einer BUY Empfehlung kann man keine „Minuspunkte“ in der Sharewise Statistik erhalten.

Bei meiner weiteren Recherche im Internet habe ich doch noch einige Empfehlungen gefunden. Diese stammen alle von diversen, mehr oder minder seriösen, Börsenbriefen und sind allesamt positiv. Insofern muss man das Sentiment im Falle der PSI als leicht positiv bezeichnen, was kontraindikativ leicht negativ zu werten wäre und damit sehr gut zum Ergebnis der vorherigen Analysen passen würde.

4.) Zusammenfassung

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die vorangegangenen Analysen ein sehr diffuses Bild für die Aktie der PSI AG ergeben. Fundamental eher zu billig mahnt der Chart zur Vorsicht, was durch die Sentimentanalyse dann sogar noch leicht unterstrichen wird. Aber meines Erachtens – und auf dieser Basis handele ich seit vielen Jahren erfolgreich an der Börse – setzen sich mittel- bis langfristig immer die Fundamentaldaten durch, wohingegen man kurzfristig besser auf die Ergebnisse der Chartanalyse und der Sentimentanalyse vertrauen sollte.

Daher ist das heutige Gesamtergebnis der Wunschanalyse der PSI AG eindeutig, nämlich das man die Aktie der PSI AG kurzfristig noch nicht unbedingt kaufen muss, die Aktie jedoch mittel- bis langfristig über ein enormes Aufwärtspotenzial verfügt. Unsere Empfehlung lautet daher auf kurzfristig bestenfalls HOLD, mittel- bis langfristig jedoch STRONG BUY. Das Kursziel sehen wir bei konservativ 13 Euro, in einem sich aufhellenden Wirtschafts- und/oder Börsenumfeld sogar bis zu 18 Euro.

Da derzeit etwas unklar ist, wie die Aktie der PSI AG kurzfristig laufen wird (Korrektur bis auf 9 Euro oder sogar bis auf 8 Euro), würden wir mit gestaffelten Kauflimits arbeiten. Dies bedeutet, dass wir eine kleine Anfangsposition von ca. 10% der geplanten Gesamtinvestitionssumme sofort tätigen würden, um so einen „Fuß in die Tür zu stellen“. Sollte es zu einer Korrektur auf bzw. etwas unter die 9 Euro Marke kommen, würden wir dann eine zweite Tranche von 45% der geplanten Gesamtinvestitionssumme tätigen. Und sollte sich die Korrektur bis auf die 8 Euro Marke fortsetzen, würden wir dann den Rest investieren. So hätte man einen Einstiegspreis zwischen 8,60 Euro und 9,50 Euro (letzteres jedoch nur für den Fall, dass die Aktie sofort weiter steigt) und damit langfristig mehr als eine Verdopplungschance.

Absichern kann man seine Position dabei mit einem Stoppkurs im Bereich 7,70 Euro, so dass man das Risiko im Worst Case auf ca. 11% begrenzt. Ein Kurspotenzial von mindestens 50% (für das konservative Kursziel 13 Euro) bis maximal sogar 110% (falls die genannten 18 Euro erreicht werden sollten) bei einem maximalen Risiko von ca. 11%, viel besser geht es wohl nicht. Womit sich das mittel- bis langfristig vergebene STRONG BUY erklären dürfte…

Über den Autor

Sascha Huber, Jahrgang 1978 und wohnhaft in Trier, ist schon seit Zeiten des damaligen Neuen Marktes als intimer Kenner der Hightechbranche bekannt. Er betrieb in den Jahren 1998 bis 2001 zusammen mit einem Partner eine der damals führenden Börsenhotlines sowie eines der damals führenden Börsenportale und gehörte damit zu den Ersten, die das Potential von Aktien wie Amazon.com, eBay oder Intershop Communications erkannten. Im Gegensatz zu vielen anderen Experten riet er allerdings rechtzeitig im März 2000 zum Ausstieg aus dem Neuen Markt und warnte sehr frühzeitig vor Luftnummern wie ComROAD, Gigabell oder Infomatec. Mittlerweile gehört er zu den aktivsten Sharewise Mitgliedern und zeichnet sich dabei durch exzellentes Börsen Know How aus. Dabei liegt seine Spezialität unverändert im Hightechsektor, den er aufgrund eines Informatikstudiums auch bestens einschätzen kann.

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