Was GM und Bayern München mit der Finanzkrise zu tun haben

by Dirk Elsner on 13. November 2009

Ein Aspekt, der im Rahmen der Finanzkrise wenig Beachtung gefunden hat, ist der Umgang mit den Kritikern in den Finanzinstitutionen, die rechtzeitig auf die besonderen Risiken in ihren Häusern hingewiesen haben. Nun gibt es jedoch kaum Berichte darüber, wie Banken mit Warnern der eigenen Geschäftspolitik umgegangen sind. Wie es aber um die Kritikkultur insgesamt aussieht, haben in der vergangenen Woche GM und Bayern München gezeigt.

So hat GM den Europachef Forster abgelöst, weil diese die Entscheidung des GM-Verwaltungsrates wagte zu kritisieren. Ebenfalls abgelöst wurde der Vertreter der Bundesländer in der Opel-Treuhand, der hessische FDP-Landespolitiker Dirk Pfeil. Er wurde abberufen, weil öffentliche Äußerungen Pfeils eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit unmöglich machten, schrieben die Ministerpräsidenten an Pfeil. Pfeil hatte von Bund und Ländern gewünschten Verkauf von Opel an Magna abgelehnt und den Verbleib bei GM gutgeheißen. Man hätte sich die Abberufung Pfeils sparen können, weil die Treuhand ohnehin ihre Funktion verliert, wollte aber wohl noch einmal zeigen, was passiert, wenn man sich gegen seine Dienstherren auflehnt.

Prominenter als Forster und Pfeil ist in Deutschland Phillipp Lahm sein, der sich in einem Interview mit der Süddeutschen kritisch über seinen Arbeitgeber äußerte. Er kritisierte die Einkaufspolitik und fordert eine sportliche Identität. Bayern Manager Ulrich Hoeneß mokierte sich über die öffentlichen Äußerungen und stellte fest, dass Lahm mit seinen Äußerungen gegen die Regeln verstoßen hätte und mit ihm darüber reden werde.

Hoeneß Reaktion ist typisch, denn er fügte seinen Äußerungen hinzu: "Man kann mit uns über alles reden." Diesen Standardsatz werden sicher auch Pfeil und Forester gehört haben. Man brauche ja nicht gleich an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn man Kritik üben wolle. Viele Mitarbeiter in Banken und Unternehmen haben intern Kritik an riskanten Entscheidungen geübt. Genutzt hat es freilich wenig, denn meist wurden die Kritiker ignoriert, kalt gestellt und im schlimmsten Fall entlassen. Öffentlich bekannt sind solche Fälle kaum.

nixda November 16, 2009 um 10:54 Uhr

Die Menschen lieben den Verrat, aber sie hassen den Verräter.

Das Thema, dass Sie anschneiden ist ein sehr komplexes: Natürlich kann eine Führungskraft es nicht zulassen, dass jede einzelne Maßnahme und Entscheidung von jedem Mitarbeiter hinterfragt und öffentlich kritisiert wird. Wie stark eine solche Kakophonie in einer Organisation schädlich wirken kann, muss ja nur das politische Parteienleben beobachten.

Andererseits ist das Zulassen von Kritik auch immer Mittel zur Risikoidentifikation, dass sich als extrem nützlich erweisen kann. Als Führungskraft hat man die Aufgabe, Räume für sanktionsfreie Kritik zu schaffen, und gleichzeitig die zersetzende Wirkung von zu viel und an falscher Stelle vorgebrachter Kritik zu unterbinden.

In Firmen, in denen sich die Personen im C-Level Managment gottgleich als geniale Masters of the Universe verstehen, bestehen diese Kritikräume kaum. Die negative Korrelation zwischen Unternehmenserfolg und Managergehätern mag hier ihre Ursache haben.

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