Zum Finale des Klimagipfel: Was wenn der Klimawandel ganz anders läuft?

by on 18. Dezember 2009

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Heute endet der Klimagipfel in Kopenhagen (aktuelle News dazu hier). Den Ausgang am vorletzten Abend sehen Beobachter als offen an. Die Nachrichten am Donnerstag deuteten sogar ein Scheitern des Gipfels an (siehe: Kopenhagen verfällt in Klima-Krise). Ob das Krisengerede im Vorfeld zur PR-Taktik der großen Nationen gehört, ist noch unklar. Immerhin senken solche Meldungen die Erwartungen. So könnte man dann am heutigen Freitag mit einer Einigung überraschen, die zwar deutlich unter den ursprünglichen Erwartungen liegen, jedoch nicht als Scheitern interpretiert wird. Wir werden das sehen.

Ich will den Ringkampf der Nationen hier aber nicht weiter kommentieren, denn da gibt es berufenere Menschen. Mich irritiert aber mittlerweile die Berichterstattung über den Gipfel, die suggeriert, mit einer nachhaltigen CO2-Reduzierungsvereinbarung könne man den Treibhauseffekt quasi per Unterschrift aufhalten und die Umwelt schützen. Das halte ich für zu kurz gesprungen. Und was ist eigentlich, wenn sich der wie auch immer definierte Klimawandel trotz menschlicher CO2-Reduzierung fortsetzt?

Die Welt hatte vor einigen Tagen eine interessante Dokumentation unter dem Titel “Als uns vor 30 Jahren eine neue Eiszeit drohte”. Darin zitiert die Zeitung viele Meldungen aus den 70-Jahren, in denen es schon einmal eine intensive Debatte um die Zukunft des Weltklimas gab. Damals warnten uns die Wissenschaftler allerdings vor genau dem Gegenteil: einer neuen Eiszeit. Auch dies wurde damals mit vielen Forschungsergebnissen untermauert.

Nun hat sich die Klimaforschung in den vergangenen vier Jahrzehnten deutlich weiterentwickelt. Mainstream ist derzeit das Paradigma der Klimaerwärmung durch von Menschen verursachte CO2-Zunahme. Es gibt viele Forschungsergebnisse, die dieses Paradigma zu bestätigen scheinen. Alternative oder dem widersprechende Sichtweisen sind dabei allerdings derzeit nicht populär.

Bei mir läutet jedoch stets eine Alarmanlage an, wenn sich einer großen Herde gleichend alle in dieselbe Richtung bewegen und Gegenbewegungen ignoriert werden. Ein lesenswerter Beitrag auf Spektrum direkt von John Rennie, Wissenschaftsjournalist und bis Juni 2009 Chefredakteur von Scientific American, befasst sich mit einige kritischen Einwendungen der Klimaskeptiker und versucht diese zu wiederlegen. Der dabei z.T. verwendete polemische Unterton gefällt mir allerdings nicht.

Dennoch räumt dieser Beitrag nicht meine Zweifel weg. Vielleicht wollen wir ja kollektiv glauben, dass wir Menschen das Klima beeinflussen und mit entsprechender Regulierung dies rückgängig machen können. Persönlich glaube ich nur an den ersten Teil der These, nämlich, dass wir Menschen das Klima mit beeinflussen. Ich glaube nicht daran, dass wir die Macht haben, Klimaveränderungen nachhaltig aufzuhalten.

“Im Laufe der Erdgeschichte war die chemische Zusammensetzung der Erdatmosphäre niemals stabil,” lese ich auf der Seite des Geo Zentrums der Uni Erlangen. Weiter heißt es dort: “Stets bestimmten die Einflüsse mikrobiellen, pflanzlichen und tierischen Lebens die Zusammensetzung der Luftschicht; umgekehrt wurden auch die Lebensformen durch die Zusammensetzung der Atmosphäre beeinflusst. Unsere heutige Atmosphäre ist das Ergebnis eines ausbalancierten Gleichgewichtes, welches sich das Leben im Laufe seiner Evolution selbst geschaffen hat.” Dazu gibt es eine Grafik mit den vermuteten Temperatur- und CO”-Veränderungen in der Erdgeschichte:

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Mit wissenschaftlicher Vorsicht skizziert der Beitrag die Klimaveränderungen, die vom Menschen nicht beeinflusst sind, und die Schwierigkeiten der Klimamessung und -simulation.

Diese und zahlreiche andere Beiträge zeigen mir, dass die aktuellen Anstrengungen zur “Rettung des Weltklimas” zwar nicht falsch sind. Aber sie pflanzen erhebliche Zweifel daran ein, dass diese Konferenz in Kopenhagen mehr produziert als Nachdenken und PR für die Beteiligten. Die Konsequenz daraus ist nicht, dass wir mit gutem Gewissen zu alter Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung zurückkehren können. Es ist geboten, sich weiter umweltkonform zu verhalten. Es ist spricht aber viel dafür, nicht ausschließlich die CO2-Emission als maßgeblichen Klimafaktor anzusehen.

Ich denke, die Anstrengungen der letzten Jahrzehnte haben die Lebensqualität deutlich erhöht. Dennoch dürfen wir Menschen selbst bei einem sehr positiv bewerteten Ergebnis des Kopenhagener Gipfels nicht aufhören, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir mit den Konsequenzen des Klimawandels umgehen. Erst recht nicht sollten wir überrascht sein, wenn in einigen Jahren oder Jahrzehnten ein ganz anderes Paradigma uns eine neue Form des Klimawandels erklärt.

Ausgewählte Beiträge zur Klimadebatte

Freitag: Folgen von Schocks

HB: Quantensprung: Der Klimagipfel und die Lemminge

NYT: Climate Talks Near Deal to Save Forests

Readers Edition: Der CO2-Betrug, der größte Skandal der Wissenschaftsgeschichte der Neuzeit?

HB: Klimaforschung: Wie wäre es mit Sachargumenten?

Welt: Der Mann, der die Wolken ergründet

Aktuelle Meldungen zum Gipfel in Kopenhagen

Wiwo: Weltklimagipfel Nur noch 48 Stunden

Freitag: Zähe Demokratie im globalen Dorf

Spon: Klimakonferenz Staatschefs ringen um Gipfelrettung

Wiwo: Kopenhagen Letzter Anlauf beim Weltklimagipfel

Focus: Kopenhagen Merkel will aufrütteln

Spon: Klima-Aktivisten: Im Camp der jungen Wilden

Focus: Klimagipfel: Ende der Störmanöver

Joss Dezember 18, 2009 um 06:02 Uhr

Mir sagt diese Debatte, der ideologische Kampf ebenso wenig
wie die Phrasendrescherei auch nicht zu.
Die oesterr. Presse hielt vor einiger Zeit Rueckschau auf
das Waldsterben. Ein eigentlich recht interessanter Beitrag
der freilich weitaus besser gemacht haette werden koennen.
Daraus ergibt sich u.a. der Kampf der Gruenen gegen das
Waldsterben, wobei diese oft genug ohne die mindeste
Sach- und Fachkenntnisse agierten.
Und es gab dann eine Reduzierung des Schwefeldioxid-
ausstosses, das wurde erreicht.
So wie es aussieht kann es tatsaechlich sein das die
erreichte Reduzierung des Schwefeldioxid allerhand
damit verbundener Probleme zum Schwinden brachte.
Auf der linken Seite dieses Beitrags ist der Titel zu
einem anderen Artikel zu finden:
Tschechien: Boehmens Waelder immer noch schwer krank
http://diepresse.com/home/panorama/klimawandel/523352/index.do?from=suche.intern.portal

Als reichlich problematisch kommt mir die Reduzierung
aller Probleme auf die CO2 Emissionen vor, ebenso wie
die Forderungen, da schnell ein paar Gesetz darum herum
zu verabschieben und dann viel Geld fuer die Umwelt
ausgeben. Weil, das ist irgendwie die moralische
Forderung, kosten muss die Umwelt unbedingt was.

Was ueberhaupt nicht mehr zaehlt in diesem Kampf sind
andere Umweltprobleme wie auch etwa betriebswirtschaftliche
Aspekte.
Zum einen: von China weiss man, das ist schon anhand
von Fotos ersichtlich, dass es dort ziemlich Dreck-
schleudern gibt, Schlote die jede Menge von was immer
in die Luft blasen. Bekannt ist eigentlich auch, dass
es deswegen zu vielen gesundheitlichen Problemen
kommt. Liegt ja eigentlich auf der Hand, dafuer braucht
man keine grossen Expertisen.
Dieser Aspekt, einer von mehreren, faellt insgesamt
durch, zaehlt nicht.
Der andere ist der betriebswirtschaftliche Aspekte.
Von den einst kommunistischen Laendern weiss man seither
dass sie extrem ineffiziente Feuerungsanlagen hatten.
Es duerfte in der Praxis nicht schwer sein Betriebe,
Anlagen, zu finden, die nach 1989 z. B. neue Feuerungs-
anlagen erhielten. Aus Kostengruenden allein schon.
Eigentlich haetten Kostenrechner und Buchhalter da
mal Grund was zu sagen dazu. Aus der Buchhaltung, etwa
dem Billigproduzenten China, wo einzelne Faktoren die
Produktionskosten viel gravierender belasten, ergaebe
sich wegen der offensichtlich reichlich infeffizienten
Anlagen ja auch Grund fuer einen Aufschrei, da steckt
ja auch gewissermassen ein Skandal, wenn man
so will. Wegen den Kosten.
China hat m. E. aus vielen Gruenden Modernisierungs-
bedarf, sehr viele andere Gruende, das Umweltproblem
zu reduzieren.
Diese Debatten koennten, insgesamt gesehen, schon mal
um viel interessanter sein.

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