Der Klimagipfel ist vorbei und die ursprünglich angestrebten Ergebnisse sind in einer chaotischen Struktur ertrunken. Eine offenbar erst in Kopenhagen konstituierte Kerngruppe hat sich auf ein Schlussdokument geeinigt (Dokumentation von Spon hier), dass als kleinster gemeinsamer Nenner angesehen wird. Vermutlich lohnt sich nicht einmal die Lektüre dieses Schriftstücks. Einige Umweltschützer sagen sogar: „Es wäre besser, wenn es keine Einigung gibt“
Dieser Gipfel wird sicher als historisch bezeichnet werden. Historisch vor allem deswegen, weil die Staatenwelt den Schluss daraus ziehen wird, dass man in dieser Form nicht zu einem völkerrechtlich bindenden Vertrag kommen kann. Selbst Barack Obama räumte ein: „Ich weiß nicht, wie die protokollarischen Bestimmungen hier sind“, sagte er auf die Frage, wie es nach seinem Vorschlag nun weitergehe.
Mir waren von Anfang an die Verhandlungs-, Entscheidungs- und Ratifizierungsstrukturen dieser Veranstaltung nicht klar. Offensichtlich den Delegationen der Staaten ebenfalls nicht, obwohl sie sich Jahre für die Vorbereitung Zeit genommen hatten. Das Verhandlungsverhalten wirkte auf mich ausgesprochen chaotisch. Das gilt übrigens besonders für die großen Staaten, die etwa auf den G20-Gipfeln im Vergleich zum Klimagipfel sehr organisiert verhandeln (freilich auch nicht mit verbindlichen Ergebnissen aufwarten konnten). Kein Wunder also, dass die kleinen Staaten gegen Klimakompromiss der Großmächte revoltiert haben.
Auch Barack Obama enttäuschte, weil er allein durch seine späte Anreise die nachgeordnete Priorität dieser Veranstaltung signalisierte. Sein Aufruf zum Handeln wirkt so ausgesprochen unglaubwürdig (Dokumentation: Obamas Klima-Appell in Auszügen).
Ob wir nach dem gescheiterter Gipfel tatsächlich mit Vollgas ins Treibhaus rasen, wie das Spiegel Online kommentiert, bezweifele ich. Bereits gestern habe ich in einem Beitrag meine Auffassung dargelegt, dass die potentiellen Wirkungen selbst eines positiv verlaufenen Gipfels überschätzt werde.
Hier weitere Schlagzeilen:
Spon: Kopenhagen-Bilanz – Egoisten allerorten
FTD: Gescheiterter Gipfel Klimakompromiss enttäuscht die Welt
Zeit: Das klägliche Ende einer großen Hoffnung
TAZ: Große Ernüchterung in Kopenhagen Mega-Gipfel mit Mini-Ergebnis
HB: Stimmungsbild: „Eine reine Farce“
FTD: Klimagipfel China präsentiert sich als neue Weltmacht
Spon: Obamas Taktik gefällt den Amerikanern
SZ: Das Desaster von Kopenhagen
HB: Kopenhagen: Klimagipfel endet im Desaster
SZ: Blamage der Klimakanzlerin
Spon: Eskalation beim Gipfel: So lief die Chaosnacht von Kopenhagen
SZ: Kleine Staaten rebellieren gegen Minimalkonsens
Zeit: Die Klimakonferenz steht vor dem Scheitern
SZ Klimagipfel Kopenhagen – Wut nach dem Klima-Kompromiss
NYT: Many Goals Remain Unmet in 5 Nations’ Climate Deal
Dass der Klimagipfel nichts bringen konnte, war doch von Anfang an klar. Wenn man bedenkt wieviele ergebnislose Job-Gipfel zwischen nur zwei Parteien es in Deutschland gegeben hat, dann war es eine Illusion zu erwarten, dass Hunderte beteiligte Parteien so auf die Schnelle einen Kompromiß werden finden können. Vieles wird letztendlich davon abhängen, wie schnell die Stromautos kommen werden und wie lange es dauern wird, bis die alten Benzinschlucker zu einem großen Teil ersetzt werden. Wenn die Massenproduktion anläuft, kann es meiner Meinung nach sehr schnell gehen. Die Nachfrage nach Fossilen Treibstoffen wird rapide sinken und der CO2-Ausstoß dramatisch reduziert.
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