Mit der Finanzkrise tief in den Abgrund geblickt

by Dirk Elsner on 28. Dezember 2009

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Google Trend für Finanzkrise

Das öffentliche Interesse an der Finanzkrise hat längst nachgelassen (siehe Grafik aus Google Trend). Das ist vor allem deswegen bedauerlich, weil eigentlich erst jetzt die interessanten Erkenntnisse über den Herbst 2008 auf den Informationsmarkt gelangen. Vielen Ad-hoc-Beschreibungen und Erklärungen, die uns insbesondere in den Tagen und Wochen nach dem Lehman-Desaster erreicht haben, mangelte es nämlich an ausreichender Substanz.

Nun hat Olaf Storbeck für das Handelsblatt wieder ein interessantes Arbeitspapier vorgestellt. In diesem Paper der Universität Berkeley schreibt ein Forschertema über das Risiko, dass die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise noch schlimmer als die Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren hätte ausgehen können. Nur der aggressiven Geld- und Fiskalpolitik sei “es zu verdanken, dass uns anders als vor 80 Jahren die totale ökonomische Kernschmelze erspart geblieben ist. „Aus globaler Perspektive betrachtet hat die derzeitige Krise die Dimension einer Depression“, lautet das Fazit.” Der Kollaps an den Aktienmärkte und der Einbruch des Welthandels waren diesmal schlimmer als 1929/30.

Das Paper ist unter dem Titel “From Great Depression to Great Credit Crisis: Similarities, Differences and Lessons” und kann hier als pdf (58 Seiten) heruntergeladen werden.

Warum es diesmal nicht so schlimm endete wie in den 30er Jahren, fasst Storbeck so zusammen:

“Dass die zweite Weltwirtschaftskrise nicht in einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale mündete, ist laut Studie den Notenbanken und Regierungen zu verdanken. Diese reagierten diesmal deutlich entschlossener auf die Krise als damals. So senkten vor allem die Zentralbanken in den USA und Großbritannien früh und drastisch die Leitzinsen. Vor 80 Jahren erhöhten die Notenbanken im Abschwung die Zinsen – in der „perversen Absicht, ihre Währungen zu verteidigen“, wie es in der Studie heißt. Auch die Entwicklung der Geldmenge war diesmal deutlich expansiver – unter anderem, weil es der Goldstandard damals unmöglich machte, die Wirtschaft mit Liquidität zu überschwemmen. Je früher ein Land in den 30er-Jahren den Goldstandard aufgab, desto schneller überwand es die Krise, stellen die Ökonomen fest.”

Die Studie bzw. Storbecks Zusammenfassung vermitteln den Eindruck, es sei bereits alles überstanden. Ob dem wirklich so ist, weiß tatsächlich niemand. Wer es richtig düster mag, der schaue in diesen Artikel von Jörg Hackhausen und Christian Panster, die in dem Beitrag “Düstere Untergangsfantasien: Wenn die Finanzwelt zusammenbricht …” zusammengetragen haben, wie einige “Experten” die Zukunft sehen. Danach soll das, was die Börsen nach dem Kollaps von Lehman Brothers erlebt haben, nur ein Mückenstich gegen das [sein], was noch kommen wird. Ein leichtes Grollen vor dem Vulkanausbruch, nicht mehr. Die Finanzwelt ist in größter Gefahr, sagen die Crash-Gurus.”

Die Crash-Gurus werden sicher als Propheten angebetet werden, wenn es tatsächlich so kommen sollte. Ansonsten wird man ihre Prognosen vergessen. Ich prognostiziere hier, dass niemand exakt weiß, wie sich die Weltwirtschaft genau entwickeln wird. Und im Nachhinein gibt es stets jemanden, der Recht hatte. Man wird sich dann wieder fragen, warum keiner auf ihn gehört hat. Auf diese Frage werde ich heute aber keine Antwort finden.

Wer sich tiefer für die Finanzkrise, ihre Ursachen und Folgen interessiert, der wird sicher reichhaltig fündig über diese Einstiegsseite zur Finanz- und Wirtschaftskrise.

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