Aktivierung des „Rettungsmechanismus“ für Griechenland lässt Märkte kalt (+Presseschau)

by Dirk Elsner on 24. April 2010

Nun ist es also offiziell. Griechenland hat die EU-Staaten und den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Finanzhilfen gebeten. Mit bis zu 30 Mrd. € soll die EU und bis zu 15 Mrd. € der IWF aushelfen. Nachdem dem die Finanzmärkte dem Land mit geforderten Zinsen von 11% faktisch den Geldhahn zugedreht haben, greift Griechenland nun offiziell nach der europäischen Milliardenhilfe. Ich wundere mich ein wenig, wie gelassen die Finanzmärkte auf die freilich nicht unerwartete Verschärfung in den letzten Tagen reagiert haben. Folgt jetzt irgendwann der Kater oder sehen wir gar den Anfang einer “Inflationshausse”?

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Gefühlt sehe ich keinen wirklichen Grund für den anhaltenden Optimismus der letzten Wochen. Kann sein, dass ich mich dabei von der gerade begonnenen Lektüre des Buches “Dieses Mal ist alles anders. Acht Jahrhunderte Finanzkrisen” von Reinhart und Rogoff (Rezension von acemaxx-analytics hier) anstecken lasse. Aber ein Blick auf andere Länder lässt nichts Gutes erahnen, wenn man etwa auf die Risikoprämien von Portugal schaut, wie das Alphaville macht. Die Zinsdifferenzen (Spreads) zu den besten Schuldnern haben sich im Gleichklang mit Griechenland nach oben bewegt (siehe auch Zero Hedge). Der Euro selbst hat sich vorläufig auf niedrigem Niveau stabilisiert. Überraschend ist außerdem, dass es in Deutschland kaum Proteste gibt, immerhin haben wir die hohen Benzinpreise auch dem gefallenen Euro zu verdanken.

Medien- und Blogberichte zu Griechenland

HB: Vorwurf der Verschleppung von Griechenland-Hilfe

FTD: Fahrplan: Wie den Griechen geholfen wird

Spiegelfechter: Deutsche Ökonomen und die Griechenlandkrise

HB: Nach Hilferuf: Merkel und Schäuble lassen Griechen zappeln

NZZ: Jetzt braucht Griechenland die Finanzspritze

Spon: Milliardenhilfen für Athen Ist die Hellas-Krise jetzt vorbei?

FTD: Athen ruft um Hilfe, Berlin bremst

Welt: Griechen wollen schon am 19. Mai Hilfe abgreifen

HB: Nothilfe: Wie die Griechen Europa bluten lassen

FTD: Die griechische Zeitbombe

Spon: Hilferuf aus Athen Merkel steckt in der Griechenland-Falle

Zerohedge: The European „Subprime“ Contagion Arrives: Portuguese, Belgian And Spanish Bank CDS Rout

Zerohedge: Templeton’s Mark Mobius: „Let Greece Fail“

VIG: Heute beginnt die griechische Finanz- und Wirtschaftskrise

Infokrieger: Giechenland: Bonds Crash, Benzin ins Griechische Feuer

Joss April 25, 2010 um 01:07 Uhr

Zur Medienkritik von Eric Schreyer nochweitere:
im Fall Griechlands weiss man dass es Probleme aber nicht warum, wie diese
zustande gekommen sind und so weiter. Mir ist bisher kein einziger brauchbarer
Artikel in dem dies ordentlich dargestellt wuerde, untergekommen.
Das ist m. E. schon eine Meisterleistung der Medien.
Im Fall Lettland, das auch allerhand Probleme hat, konnte man dies anhand eines
„nebenbei“ – Artikels irgendwie erahnen. Aus Lettland werden Autos exportiert,
Luxusautos obendrein! Die dort gar nicht hergestellt werden. Weil die
Banken bei saeumigen Schuldnern von Autokrediten dann eben die Autos pfaenden
und ins Ausland weiterkaufen. Finanzsoziologie pur also:
http://diepresse.com/home/wirtschaft/eastconomist/535383/index.do?from=simarchiv

Eric Schreyer April 24, 2010 um 10:29 Uhr

Hallo Dirk,

herzlichen Dank für Deine brandaktuelle Berichterstattung zur Finanz- und Wirtschaftskrise Griechenlands.

Besonders erfreulich ist die von Dir eingangs verwendete Formulierung „… die Finanzmärkte dem Land mit GEFORDERTEN Zinsen von 11 %…“ . Viele Journalisten der Printmedien können gar nicht schnell genug im Mainstream mitschwimmen und den vermeintlichen Sensationshunger der Leser stillen. Genauigkeit und Klarheit der Ausdrucksweise bleiben dabei immer öfter auf der Strecke. Im HANDELSBLATT war gestern erneut zu lesen, dass der griechische Staat nunmehr Zinsen in zweistelliger Höhe zu ZAHLEN hat. Dies ist – freundlich ausgedrückt – eine höchst ungenaue Aussage. Denn gestern und heute begab bzw. begibt Griechenland keine Anleihen zu diesem Zinssatz. Gemeint ist die RENDITE, nicht der Zins. Also muss man das auch so sagen, jedenfalls in einer Zeitung, die sich zur etablierten Wirtschaftspresse zählt.

Als Wirtschafts- Blogger sollten wir uns darum bemühen, dieser Trivialisierung der Wirtschaftsberichterstattung entgegen zu wirken.

An Deinen Posts sieht man gut, dass Schnelligkeit und Genauigkeit durchaus miteinander vereinbar sind; trotz eines „Brotberufs“!!!

LG
Eric

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