Finanzhilfen der US-Notenbank während der Finanzkrise 2007 bis 2010: Auch an Deutsche Banken, Unternehmen und Hedge Fonds (+ Dokumentation)

by on 3. Dezember 2010

Die US-Notenbank hat am Mittwoch umfangreiches Datenmaterial zur Finanzkrise veröffentlicht. Die unten verlinkten Dokumente enthalten detaillierte Daten über die Transaktionen der verschiedenen Programme zur Liquidität- und Kreditversorgung sowie weiterer Maßnahmen zur Geldpolitik der Federal Reserve in Reaktion auf die Finanzkrise. 

 In den Übersichten sind auch diverse deutsche Großbanken zu finden, die US-Hilfen bekommen haben, darunter die Commerzbank AG, WestLB, HSH Nordbank AG, DZ Bank und andere. Die Daten zeigen außerdem, dass daneben Unternehmen, die nicht zum Finanzsektor gehören, Programme zum Ankauf von Wertpapieren nutzten, um sich Liquidität zu beschaffen, wie etwa Harley-Davidson und McDonald’s. Interessant auch, dass die Deutsche Post AG von einer Maßnahme profitiert hat (hier das Excel dazu).

Die BusinessWeek zerstört außerdem eine von Goldman Sachs gern beschworene Legende. Sie zitiert CEO, Lloyd Blankfein, der in einem Interview gesagt hatte, Goldman Sachs hätte die Krise auch ohne staatliche Hilfe überstanden. Tatsächlich hat sich die Investmentbank 2008 und 2009 regelmäßig Geld von der Fed leihen müssen. Insgesamt hätte Goldman Sachs in den Wochen nach dem Untergang von Lehman Brothers 24,2 Milliarden Dollar von der Primary Dealer Credit Facility der Fed bezogen. Der US-Finanzminister Timothy Geithner bezweifele daher auch die Stärkebeteuerungen der Bankiers und sage: „Keine der Banken hätte überlebt.“ (zitiert gem. Ecolot).

Das Handelsblatt schreibt außerdem, dass die US-Notenbank als Sicherheiten oft Schrottanleihen erhielt und daneben viele Milliarden Dollar an unregulierte Hedge-Fonds gingen. Das wird sehr kritische gesehen, weil der Erhalt öffentlicher Gelder nicht zu der Freistellung von der Regulierung passt.

Presseerklärung der US-Fed: Usage of Federal Reserve Credit and Liquidity Facilities

Die folgenden Links enthalten detaillierte Informationen zu den Programmen, die in Reaktion auf die Krise eingerichtet wurden. Details zu den einzelnen Darlehen sind: Kreditnehmer, Datum, an dem Kredit verlängert wurde, Zinssatz, Informationen über die Sicherheiten, sowie andere einschlägige Bestimmungen. Hinter jedem Link verbergen sich zunächst Erläuterungen und Links auf umfassende Excel-Dateien mit den Detailinformationen.

Außerdem Überblick: Credit and Liquidity Programs and the Balance Sheet

Pressemeldungen

HB: Presseschau: Die Fed als Retterin der Banker und Lenker (2.12.10): Die internationale Wirtschaftspresse staunt über den Umfang der Stützungskredite der Fed in der Krise. Die Washington Post erläutert Obamas umstrittene Sparpläne, Australiens Business Spectator diskutiert Optionen für den Euro und Les Echos sieht Google eine moralische Grenze überschreiten. Fundstück: Jeder zahlt so viel Steuern, wie er mag.

Egghat: Zahl des Tages (01.12.10): 3.300.000.000.000

Zero Hedge: Meet The 35 Foreign Banks That Got Bailed Out By The Fed (And This Is Just The CPFF Banks)

HB: Details zur Finanzhilfe: Auch deutsche Banken hingen in der Krise am Fed-Tropf (2.12.10): Die US-Notenbank hat erstmals Einzelheiten ihrer gigantischen Nothilfen für Banken und Unternehmen während der Finanzkrise vorgelegt. Demnach gewährte die Federal Reserve über ihre insgesamt zehn eigens aufgelegten Darlehensprogramme bei mehr als 21 000 Transaktionen Kredite über insgesamt 3,3 Billionen Dollar (2,51 Billionen Euro), wie die Notenbank nun mitteilte. Empfänger waren nicht nur notleidende amerikanische Geldhäuser.

WSJ: Fed Data Show Firms on the Brink

Bloomberg Businessweek: Goldman Sachs Fed Loans Topped $24 Billion in Crisis

Comments on this entry are closed.

Previous post:

Next post: