Wunschanalyse Fielmann AG

by on 22. Juli 2011

Herzlich Willkommen zur Wunschanalyse von sharewise in Zusammenarbeit mit Stephan Heibel vom Heibel-Ticker.de Börsenbrief (www.heibel-ticker.de) und Terrell Trowbridge von LRT-Finanzresearch.de (www.lrt-finanzresearch.de). Unsere Mitglieder haben sich diese Woche eine Analyse der Stammaktie des deutschen Optikers Fielmann AG gewünscht.

Fielmann AG laut sharewise.com:

Prognostiziertes Kursziel kaufen halten verkaufen
7 Mitglieder 79,54  6 1
 7 Analysten 72,51 1 5 1

 

Fielmann AG (WKN 577220, ISIN DE0005772206, Marktkapitalisierung: ca. 3,1 Mrd. Euro)


               Firmenlogo Fielmann AG

BRILLE? – FIELMANN

Mit diesem denkbar einfachen Slogan hat sich das Unternehmen in Deutschland die Führungsposition im Bereich der Augenoptik gesichert. Nicht durch den Slogan selbst, sondern durch das, was der Slogan sehr gut übermittelt: Schnörkellose Zielstrebigkeit.

Dieser einfache Grundsatz findet sich überall im Unternehmen wieder. Das Unternehmen verzettelt sich nicht, sondern beschränkt sich auf das erfolgreiche Bearbeiten eines Marktes nach dem anderen. Für die Kunden gibt es keinen unnötigen Schnickschnack, sondern einfach nur die Brille und die Gläser, die der Kunde haben möchte.

Dank der in Deutschland modernsten Technologie in den Fielmann-Geschäften sowie dank der durch die Größe des Unternehmens günstigen Einkaufskonditionen kann das Unternehmen seinen Kunden hohe Qualität zu günstigen Preisen bieten. Engpass ist nach Unternehmensangaben das qualifizierte Personal. Gerne würde man schneller wachsen, doch es gebe nicht ausreichend qualifiziertes Personal, um mehr als 20 neue Filialen pro Jahr zu besetzen. Ihr Autor möchte diese Aussage spezifizieren: Vermutlich meint das Unternehmen qualifiziertes Personal auf günstigem Lohnniveau. Doch das ist legitim, das Unternehmen sucht die Preis- und Qualitätsführerschaft durch den Einsatz teurer Technologien, nicht durch Professoren auf den Verkaufsflächen.

WACHSTUMSPOTENTIAL AUF ALLEN EBENEN

Mit einem Jahresumsatz von knapp einer Milliarde Euro gehört Fielmann sicherlich schon zu den großen Mittelständlern. Und auch der Bekanntheitsgrad lässt fürchten, dass so viel Wachstum gar nicht mehr möglich sein könnte. Doch der Blick ins Detail offenbart ein anderes Bild:

Derzeit unterhält Fielmann 559 Filialen (Stand April 2011). Dabei wird eine Filiale je 100.000 Einwohner aufgestellt. Allein in Deutschland gibt es dadurch noch Platz für weitere 150 Filialen, insbesondere im süddeutschen Raum. 20 neue Filialen pro Jahr entsprechen einem Wachstum von derzeit 3,3%.

In Deutschland ist Fielmann die Nummer eins, in der Schweiz und in Österreich hingegen jeweils nur die Nummer zwei. Dort möchte das Unternehmen auf den Thron. Die Wachstumsmöglichkeiten im deutschsprachigen Ausland sind also größer als im Inland. Dennoch verzettelt sich Fielmann nicht mit einer überhasteten Expansion ins Ausland, sondern bearbeitet nach wie vor sorgfältig eine Region nach der anderen.

Doch nicht nur durch neue Filialen und die Ausweitung des Marktanteils kann Fielmann künftig den Umsatz steigern. Auch die Demographie spielt dem Unternehmen in die Hände und sorgt für einen Absatzanstieg bei teureren Produkten, die eine höhere Gewinnmarge haben.
Die Entwicklung zeigt, dass Menschen immer früher zu einer Brille greifen. Gleichzeitig werden die Menschen immer älter, so dass das Kundenpotential sich trotz schrumpfender Bevölkerungszahl immer weiter ausweitet.

Der steigende Wohlstand führt zur Abnahme immer teurerer Brillen: Gleitsichtbrillen (derzeit nur 18% vom Umsatz) werden verstärkt nachgefragt. Kontaktlinsen machen bei deutschen Brillenträgern nur 4% aus, in den USA sind es 15%. Randlosbrillen, entspiegelte Gläser, geschliffene Sonnenbrillen, UV-Schutz… es gibt viele Möglichkeiten, wo Kunden für etwas mehr Komfort tiefer in die Tasche greifen.

Neuester Zweig des Unternehmens ist der Hörgerätemarkt. Fielmann möchte auch diesen bislang durch unzählige kleine Hörgeräteakustiker bestimmten Markt erobern und weist auf die strukturell ähnlichen Ausgangsbedingungen hin wie im Markt der Optiker vor zwanzig Jahren.

STETES WACHSTUM UND ATTRAKTIVE DIVIDENDE

Schauen wir uns einmal das Zahlenwerk von Fielmann an. Der Umsatz wächst mit 6% bis 7% p.a. an, der Gewinn entwickelt sich leicht überproportional. Das KGV auf Basis der Schätzungen für 2011 steht bei stolzen 23. Damit ist das Bewertungsniveau in meinen Augen schon recht hoch.

Besonders attraktiv ist die Dividendenrendite des Unternehmens: Mit 3,5% (2011e) wird eine Auszahlquote von 85% des Gewinns umgesetzt, bis vor kurzem betrug die Auszahlungsquote nur 75%. Mit knapp 200 Mio. Euro liquiden Mitteln auf den Konten fühlt sich das Unternehmen stark genug, notwendige Akquisitionen vorzunehmen. Doch gleichzeitig signalisiert die Anhebung der Auszahlungsquote die Absicht, weniger durch Übernahmen als vielmehr durch organisches Wachstum zu wachsen. Aktionäre freuen sich über eine so solide Firmenpolitik, nicht nur über die hohe Dividende, sondern auch über das geringere Risiko, sich mit Übernahmen zu verheben.

Eine Anhebung der Dividende signalisiert gleichzeitig noch etwas anderes: Kein Unternehmen hebt die Dividende in einem Jahr aufgrund eines kurzfristigen Erfolges an, um sie ein oder zwei Jahre später wieder zu senken. Die Verminderung der Dividende ist fast schon eine Todsünde in der Finanzbranche. Die Dividende wird nur dann angehoben, wenn das Unternehmen der Überzeugung ist, diese erhöhte Dividende auch in schlechten Zeiten stemmen zu können. So signalisiert die Dividendenanhebung dem Anleger, dass das bisher Erreichte auf solidem Fundament steht.

SPÄTE NACHFOLGEREGELUNG FRÜHZEITIG EINGESTIELT

Günther Fielmann
          Günther Fielmann

71 Jahre ist Günther Fielmann alt. Zeit, sich um die Nachfolge im Konzern Gedanken zu machen. Das hat er, mit seinem Sohn Marc baut er nun seinen eigenen Nachfolger auf. Erst im Alter von 80 möchte er dann seinen Chefsessel für seinen Sohn frei machen, also viel Zeit, um den Sohn einzuarbeiten.

Und gut, dass dies schon so früh geregelt wird, sollte man meinen. Doch Marc ist gerade einmal 21 Jahre alt. Bevor Marc 30 ist, wird ihm niemand die Qualitäten und Erfahrung abnehmen, die man für die Führung eines Konzerns mit einer Milliarde Euro Jahresumsatz braucht. Es scheint, dass die Nachfolgeregelung eher ein Wunsch des Alten ist als eine geschäftliche Entscheidung.

Auf der einen Seite können sich Anleger beruhigt zurücklehnen, denn der alte Fielmann bleibt wohl noch viele Jahre an Bord. Auf der anderen Seite macht mich die offiziell verkündete Nachfolgepolitik skeptisch.

 

CHARTTECHNIK

Hier finden Sie eine ausführliche charttechnische Analyse des deutschen Optikers Fielmann AG von unserem Kooperationspartner in Sachen Charttechnik LRT-Finanzresearch.de.

 

FAZIT

Günther Fielmann hat einen hervorragenden Konzern aufgebaut. Mit einem KGV von 23 spiegelt sich das jedoch bereits im Aktienkurs wieder, und Anleger werden geduldig sein müssen, wenn sie große Kursgewinne sehen wollen. Attraktiv ist jedoch die Dividendenrendite, und vor dem Hintergrund der soliden Geschäftspolitik kann diese Aktie durchaus eine gute Dividendenposition in einem konservativen Portfolio darstellen.

So solide das Unternehmen jedoch aufgestellt ist, ich würde ein Auge auf die Nachfolgeregelung haben. Mit 71 Jahren mag Günther Fielmann noch sehr fit sein, doch ob dies bis zum 80. Geburtstag so bleibt, ist zumindest weniger wahrscheinlich als bei einem 50jährigen Vorstand, der noch 10 Jahre an der Unternehmensspitze bleiben möchte.

Unterm Strich würde ich also bei aller Sympathie für die Aktie heute nicht zum Kauf raten. Wer die Aktie bereits hat, kann sie jedoch getrost im Portfolio behalten.

 

Über den Autor

Stephan Heibel ist Autor und Herausgeber des Heibel-Ticker Börsenbriefes, der wöchentlich kostenfrei per E-Mail verschickt wird. Darin werden die Hintergründe zu Kursbewegungen an den Finanzmärkten aufgezeigt und erklärt. Interessante Tradingideen werden daraus abgeleitet. Sie können sich unter:

http://www.heibel-ticker.de

unverbindlich eintragen.

Take Share,
Stephan Heibel

nigecus Juli 22, 2011 um 22:12 Uhr

Fielmann war meine erste Kassenbrille, die mich gelehrt mein Taschengeld für eine echte Brille vom Fachgeschaft zu sparen. Das Argument mit Demographie stimmt und wird aufgehen. Aber nicht mit Leuten die schon als Kind/Jugendlicher sich Sehproblemen und schlechten Brillen herumargern mussten. Aber Fielmann ist halt Masse die mit Gut-Genug zufrieden ist. Also kann da hinsichtlich des Markttrends nichts schiefgehen. Außer halt die Nachfolgegeschichte. Ist nicht so eine schlaue Idee den Sohn in eine Herausforderung zu pressen, wofür viel Erfahrung und Respekt gesammelt wurden muss. Vielleicht sollte der alte Herr mal durch die Brille seines Filius gucken. Wenn er dasselbe sieht dann sollte er ihn Startgeld geben und vor die Tür setzen.

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