Wunschanalyse Commerzbank AG

by on 5. August 2011

Herzlich Willkommen zur Wunschanalyse von sharewise in Zusammenarbeit mit Stephan Heibel vom Heibel-Ticker.de Börsenbrief (www.heibel-ticker.de) und Terrell Trowbridge von LRT-Finanzresearch.de. Unsere Mitglieder haben sich diese Woche eine Analyse der deutschen Commerzbank AG gewünscht.

Commerzbank AG laut sharewise.com:

Prognostiziertes Kursziel kaufen halten verkaufen
250 Mitglieder Ø 5,13 € 236 14
20 Analysten Ø 4,05 € 12 7 1

Commerzbank AG (WKN 803 200, ISIN DE0008032004, Marktkapitalisierung: ca. 11,8 Mrd. )

 


                        Firmenlogo Commerzbank AG

Die heutige sharewise Wunschanalyse beschäftigt sich in mit der Aktie der deutschen Commerzbank AG. Diese scheint eine der deutschen Aktien zu sein, die mit am meisten im Fokus der (deutschen) Anleger zu stehen scheint. Denn mit der heutigen sharewise Wunschanalyse ist die Aktie der Commerzbank AG die erste Aktie, die bereits zum dritten Mal Gegenstand der sharewise Wunschanalyse ist. Nachdem mein verehrter Kollege Stephan Heibel die Aktie im März 2008 erstmals im Rahmen der sharewise Wunschanalyse unter die Lupe nahm, folgte eine weitere sharewise Wunschanalyse der Commerzbank durch mich selbst am 1. April 2009 (KEIN Aprilscherz!!). Schauen wir uns hiermit also zum insgesamt dritten Mal die Aktie des zweitgrößten deutschen Geldinstituts an!

 

1.) Fundamentale Analyse

Kurzes Unternehmensprofil

Dank der Anfang des Jahres 2009 vollzogenen Übernahme der Dresdner Bank AG wurde die Commerzbank AG eigenen Angaben zufolge zur führenden Bank für Privat- und Firmenkunden in Deutschland und zählt damit natürlich zugleich auch zu den bedeutendsten Geldinstituten Europas. Denn dank dieser Übernahme betreut sie ca. 14 Mio. Privatkunden sowie eine Mio. Firmen- und Geschäftskunden weltweit und ist mit über 60 Standorten in 50 verschiedenen Ländern auch international gut aufgestellt. Im Heimatmarkt Deutschland verfügt das Kreditinstitut mit 1.200 Filialen über eines der dichtesten Filialnetze deutscher Privatbanken überhaupt. Zum Kerngeschäft der Bank zählen dabei die vier operativen Segmente Privatkunden, Mittelstandsbank, Corporates & Markets sowie Mittel- und Osteuropa (CEE). Die beiden übrigen Segmente Asset Based Finance sowie Portfolio Restructuring Unit wurden hingegen erst im Zuge der Restrukturierung 2009 erschaffen und sollen sukzessive abgewickelt werden. Wenn man so will, stellen diese daher eine Art interne „Bad Bank“ dar. Im Zuge der fast zu einer Weltwirtschaftskrise mutierten Finanzkrise stieg die Bundesrepublik Deutschland als Großaktionär bei der Commerzbank AG ein und hält daher bis heute 25% plus eine Aktie am Aktienkapital der Commerzbank AG.

Hintergrund dieses Einstiegs des Bundes war, dass die Commerzbank AG im Zuge der Auswirkungen der globalen Finanzkrise 2008/2009 starke Verluste hinnehmen musste. Nach dem Einstieg des Bundes gelang es der Commerzbank AG jedoch, schon im Geschäftsjahr 2010 mit einem Nettojahresüberschuss in Höhe von ca. 1,4 Mrd. Euro wieder in die Gewinnzone zurückzukehren. Beflügelt wurden die Geschäfte dabei in erster Linie vom sehr erfolgreichen Segment Mittelstandsbank, welches alleine ca. 1,5 Mrd. Euro zum Vorsteuergewinn beitrug, was für eine gelungene Integration der erst im Jahr 2009 von der Allianz übernommenen Dresdner Bank AG spricht.

 

„Roadmap 2012“ – die Geschäftsstrategie der Commerzbank AG

Die Geschäftspolitik der Bank orientiert sich dabei auch weiterhin an der „Roadmap 2012“, mit der man sich bereits im Jahr 2009 strategisch, operativ und auch personell neu aufgestellt hat. Gemäß dieser Strategie will das Geldinstitut seine Position als Marktführer im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland nicht nur behaupten, sondern weiter ausbauen. Dazu will man sich auf die vier Kernsegmente Privatkunden, Mittelstandsbank, Corporates & Markets sowie Mittel- und Osteuropa (CEE) konzentrieren. Darüber hinaus soll das Asset-basierte Kreditgeschäft im Bereich Immobilien und Staatsfinanzierungen optimiert und zurückgefahren werden. Zu guter Letzt soll dann auch noch der Abbau des nicht mehr zum Kerngeschäft gehörenden Portfolios der Bank vollzogen werden. Alles in allem zielt die „Roadmap 2012“ genannte Strategie damit auf Kostenoptimierungen durch die Hebung von Synergie-Effekten und damit letzten Endes einer Steigerung der Gewinne bei einem gleichzeitigen Abbau der eingegangenen Risiken. Aus Sicht des Managements erzielte die Bank dabei im Geschäftsjahr 2010 bereits bedeutende Fortschritte, wobei man sich jedoch andererseits zu Recht noch längst nicht am Ziel angekommen sieht.

 

Commerzbank AG – das Segment Privatkunden

Im Segment Privatkunden sind die Aktivitäten der drei Geschäftsbereiche Privatkunden, Geschäftskunden und Wealth-Management-Kunden, sowie darüber hinaus Direct Banking und Kredit gebündelt.
Mit zuletzt ca. 14 Mio. Privatkunden nimmt die „neue“ Commerzbank AG die Spitzenposition unter den privaten Banken im deutschen Markt ein. Dabei wurde das Geschäftsjahr 2010 maßgeblich von der Integration der 2009 von der Allianz übernommenen Dresdner Bank AG geprägt.
So sank des Zinsüberschuss dieses Segments von zuletzt noch 2,22 Mrd. Euro auf nun nur noch 1,98 Mrd. Euro. Die Risikovorsorge blieb dagegen mit 246 Mio. Euro in etwa konstant auf dem Niveau des Vorjahres. Der Provisionsüberschuss sank von 2,15 Mrd. Euro auf 1,94 Mrd. Euro und das trotz einer deutlichen Reduzierung der Verwaltungskosten von zuletzt 3,86 Mrd. Euro auf nur noch 3,55 Mrd. Euro. Aufgrund der Kosten für die Integration der Dresdner Bank AG fiel das Ergebnis dieses Segments insgesamt jedoch deutlich. Allerdings erzielte man, aller Integrationskosten zum Trotz, immer noch einen operativen Gewinn in Höhe von 48 Mio. Euro (nach 170 Mio. Euro im Vorjahr) in diesem Segment. Mit Beginn des laufenden Geschäftsjahres 2011 hat die Bank die Geschäftsbereiche Privatkunden, Geschäftskunden sowie das Wealth Management zusammengeführt.

 

Commerzbank AG – das Segement Mittelstandsbank

Das Segment Mittelstandsbank ist das absolute Rückgrat der Commerzbank AG und umfasst die Geschäftsbereiche Corporate Banking und Financial Institutions.
Im Geschäftsbereich Corporate Banking betreut das Kreditinstitut Großkunden, internationale Kunden, Mittelstandskunden sowie darüber hinaus auch institutionelle Kunden sowie den öffentlichen Sektor. Kunden aus dem Bereich der sogenannten Erneuerbaren Energien (Renewable Energies) steht zudem ein spezielles Kompetenzzentrum der Bank zur Verfügung. Das Leistungsangebot in diesem Segment umfasst dabei neben dem Zahlungsverkehr auch flexible Finanzierungslösungen, Produkte zum Zins- und Währungsmanagement, professionelle Anlageberatung sowie last but not least Investmentbanking-Lösungen. Aufgrund ihrer Präsenz im Ausland sieht sich die Commerzbank AG im Segment Mittelstandsbank darüber hinaus auch als strategischer Partner für international aktive deutsche Firmen sowie umgekehrt auch für in Deutschland aktive internationale Unternehmen.
Der Geschäftsbereich Financial Institutions verantwortet dagegen die Beziehungen zu sowohl in- als auch ausländischen Banken und Finanzinstitutionen sowie den Zentralbanken. Durch ein dichtes Netz von über 7.000 Korrespondenzbanken sowie über Geschäftsverbindungen mit Schwellenländern fördert die Commerzbank AG im Geschäftsbereich Financial Institutions die Finanzierung und Abwicklung der weltweiten Außenhandelsaktivitäten aller Commerzbank-Kunden und unterstützt andere Konzernbereiche in deren internationalen Strategien.
Alles in allem wuchs der Provisionsüberschuss dieses Segments im Geschäftsjahr 2010 von zuvor 880 Mio. Euro auf nunmehr 983 Mio. Euro. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft konnte hingegen deutlich, von zuvor 954 Mio. Euro auf nunmehr nur noch 729 Mio. Euro reduziert werden. Allerdings ging zugleich auch der Zinsüberschuss leicht, von zuvor 2,14 Mrd. Euro auf nur noch 2,08 Mrd. Euro zurück. Hier stiegen jedoch die Verwaltungskosten von zuvor 1,33 Mrd. Euro auf zuletzt 1,44 Mrd. Euro. Nichtsdestotrotz konnte die Bank das operative Ergebnis in diesem Segment im Vergleich zum Vorjahr von 584 Mio. Euro auf 1,60 Mrd. Euro nahezu verdreifachen. Somit steuerte das Segment Mittelstandsbank im Geschäftsjahr 2010 den Löwenanteil zum Gesamtgewinn des Konzerns bei. Insofern verwundert es nicht, dass die Commerzbank AG in diesem Segment ihren Marktanteil, insbesondere auch bei kleineren Unternehmen, zukünftig weiter deutlich ausbauen möchte.

 

Commerzbank AG – das Segment Corporates & Markets

Das Segment Corporates & Markets umfasst in erster Linie die drei Geschäftsbereiche Equity Markets & Commodities, Fixed Income & Currencies sowie Corporate Finance.
Im Geschäftsbereich Equity Markets & Commodities sind der Handel mit Aktien, Aktienderivaten sowie Rohstoffprodukten inklusive deren Vertrieb angesiedelt. Im Geschäftsbereich Fixed Income & Currencies befasst man sich hingegen mit dem Handel und Vertrieb von Währungs- und Zinsinstrumenten sowie entsprechender Derivate. Der Geschäftsbereich Corporate Finance umfasst dagegen Beratungs- und Finanzierungsleistungen für Eigen- und Fremdkapitalinstrumente sowie das zentrale Kreditportfoliomanagement des entsprechenden Segments.
Darüber hinaus verantwortet das Segment jedoch auch noch das Client Relationship Management, bei dem sich das Geldinstitut jedoch auf die 100 größten deutschen Firmenkunden sowie sowohl in- als auch ausländische Versicherungen.
Im Geschäftsjahr 2010 stieg der Zinsüberschuss dieses Segments kräftig von zuvor 0,78 Mrd. Euro auf 1,16 Mrd. Euro. Der Provisionsüberschuss entwickelte sich dagegen rückläufig und fiel von zuvor 351 Mio. Euro auf 254 Mio. Euro. Die Risikovorsorge stieg zugleich von zuvor 289 Mio. Euro auf nun 361 Mio. Euro, während das Handelsergebnis von 0,67 Mrd. Euro auf 1,16 Mrd. Euro erfreulicherweise deutlich zulegen konnte. Dabei gelang es dem Kreditinstitut die Verwaltungskosten von zuvor 1,98 Mrd. Euro auf zuletzt nur noch 1,63 Mrd. Euro erheblich zu reduzieren, so dass das operative Ergebnis von -420 Mio. Euro auf +786 Mio. Euro nachdrücklich in die Gewinnzone drehte. Somit trug neben dem Segment Mittelstandsbank zuletzt auch das Segment Corporates & Markets wieder erheblich zum Gesamtgewinn des Konzerns bei.
Nach Angaben des Managements war dabei insbesondere der Geschäftsbereich Corporate Finance für das gute Ergebnis des Segments verantwortlich, da hier die Zahl der Mandatierungen und Transaktionen zuletzt stetig zugenommen habe. Allerdings darf man nicht übersehen, dass dieses Geschäft ein sehr zyklisches Geschäft ist, so dass hier auch in Zukunft große Schwankungen zu erwarten sind.

 

Commerzbank AG – das Segment Central & Eastern Europe (CEE)

Im Segment Central & Eastern Europe, kurz CEE, hat die Commerzbank die Aktivitäten von Beteiligungen, Filialen und Tochtergesellschaften in Mittel- und Osteuropa unter dem Dach einer Management-Holding zusammengefasst, die somit zugleich als Kompetenzzentrum und Steuerungseinheit fungiert. Zu den wichtigsten Auslandstöchtern des Konzerns zählen dabei die BRE Bank in Polen, die Bank Forum in der Ukraine sowie die Commerzbank Eurasija in Russland. Dabei trägt alleine die polnische BRE Bank ca. 2/3 zu den Erträgen dieses Segments bei. Das Geschäft ist auf Privat- und Firmenkunden einschließlich Investmentbanking ausgerichtet und entwickelte sich zuletzt wieder sehr erfreulich.
So stieg der Provisionsüberschuss in diesem Segment im Geschäftsjahr 2010 von zuvor 174 Mio. Euro auf nunmehr 208 Mio. Euro, während zugleich die Risikovorsorge von zuvor 812 Mio. Euro auf zuletzt nur noch 361 Mio. Euro stark reduziert werden konnte. Der Zinsüberschuss blieb hingegen mit 674 Mio. Euro (nach 681 Mio. Euro im Jahr zuvor) relativ konstant auf Vorjahresniveau. Allerdings erhöhten sich die Verwaltungskosten in diesem Segment von 486 Mio. Euro auf 565 Mio. Euro. Nichtsdestotrotz drehte letztendlich aber auch hier das operative Ergebnis von zuvor -374 Mio. Euro auf +53 Mio. Euro deutlich. Die alles in allem damit sehr erfreuliche Geschäftsentwicklung des Segments wurde laut Angaben des Management von erfolgreichen Restrukturierungsmaßnahmen sowie der deutlichen konjunkturellen Erholung der Märkte in Mittel- und Osteuropa getragen.

 

Commerzbank AG – das Segmente Sonstige und Konsolidierungen

Das Segment Sonstige und Konsolidierung enthält neben Erträgen und Aufwendungen, die nicht in die Verantwortungsbereiche der anderen Segmente fallen, die verbliebenen internationalen Asset Management-Aktivitäten sowie das Group Treasury. Im Geschäftsjahr 2010 fiel das operative Ergebnis dieses Segments mit -541 Mio. Euro (nach +71 Mio. Euro im Vorjahr) deutlich negativ aus.

 

Commerzbank AG – die Segmente Asset Based Finance und Portfolio Restructuring Unit als interne „Bad Bank“

Die beiden folgenden, erst 2009 neu geschaffenen, Segmente fungieren als interne „Bad Bank“ der Commerzbank AG und werden daher langsam, aber sicher abgewickelt. Hier werden also in erster Linie sogenannte „toxische“ Wertpapierbestände gesammelt, von denen sich die Bank zukünftig sukzessive trennen will und wird.

Im Segment Asset Based Finance ist dabei das Immobilien-, Leasing- sowie Schiffsfinanzierungsgeschäft der Bank gebündelt. Dabei liegen die Bereiche Commercial Real Estate (CRE) Germany, Commercial Real Estate (CRE) International sowie Public Finance nahezu vollständig bei der Tochtergesellschaft Eurohypo AG. Der Bereich Asset Management & Leasing enthält die Aktivitäten der Tochtergesellschaft Commerz Real AG, und der Bereich Ship Finance verantwortet über die Tochtergesellschaft Deutsche Schiffsbank AG die Schiffsfinanzierungen der Commerzbank AG. Im März 2011 gab die Commerzbank AG bekannt, dass die Deutsche Schiffsbank AG zukünftig auf die Konzernmutter verschmolzen werden soll.
Im Geschäftsjahr 2010 wuchs der Provisionsüberschuss des Segments von zuvor 297 Mio. Euro auf 377 Mio. Euro. Der Zinsüberschuss konnte ebenfalls moderat, von zuvor 1,10 Mrd. Euro auf 1,16 Mrd. Euro gesteigert werden. Dagegen fiel das Handelsergebnis in diesem Segment mit -78 Mio. Euro (nach +197 Mio. Euro im Vorjahr) enttäuschend aus. Die anhaltend hohe Risikovorsorge von 1,58 Mrd. Euro (nach 1,59 Mrd. Euro im Jahr zuvor) sowie darüber hinaus ein deutlich angestiegener Verlust aus Finanzanlagen in Höhe von -352 Mio. Euro (nach -87 Mio. Euro im Vorjahr) trieben das operative Ergebnis dieses Segments zuletzt deutlich in den negativen Bereich. So verzeichnete die Commerzbank AG am Ende in diesem Segment einen operativen Verlust in Höhe von -1,27 Mrd. Euro (nach -0,81 Mrd. Euro im Vorjahr). Daher verwundert es auch nur wenig, dass laut Management der Abbau dieses Segments in Zukunft forciert vorangetrieben werden soll.

Das Mitte 2009 in Reaktion auf die Finanzkrise neu geschaffene Segment Portfolio Restructuring Unit (PRU) bündelt hingegen Anlagen, von denen sich die Commerzbank AG trennen möchte. Die hier verwalteten Positionen enthalten nicht staatlich gesicherte Asset-Backed Securities (ABS), weitere strukturierte Kreditprodukte, Eigenhandelspositionen in Firmen- und Finanzanleihen sowie exotische Kreditderivate. Die operativen Einheiten des Segments sitzen in London und New York.
Dank eines belebten Interesses von Investoren und einer wachsenden Liquidität in den Bereichen Structured Credit und Credit Trading verzeichnete die interne „Bad Bank“ auf operativer Ebene im Geschäftsjahr 2010 einen Gewinn in Höhe von +675 Mio. Euro. Im Vorjahr war hier noch ein Verlust in Höhe von -1,46 Mrd. Euro verzeichnet worden. Gleichzeitig wurden, wie im jüngsten Geschäftsbericht erläutert, vor allem die gefährlichen strukturierten Portfolien weiter abgebaut.

 

Die „neue“ Commerzbank AG – nach der Finanzkrise

Die Commerzbank AG hat nach der weltweiten Finanzkrise mit einem Jahresüberschuss 2010 in Höhe von 1,43 Mrd. Euro (nach -4,54 Mrd. Euro im Vorjahr) endlich wieder Tritt gefasst und sowohl strategisch als auch operativ deutliche Fortschritte erzielen können. Laut Angaben des Managements war das Ergebnis im Geschäftsjahr 2010, trotz der Integrationskosten für die Dresdner Bank AG, in jedem einzelnen Quartal positiv und das bei einer deutlichen Reduzierung der Risiken.
Zwar schrumpften sowohl der Provisionsüberschuss (im Vergleich zum Vorjahr zuletzt um -2% von zuvor 3,72 Mrd. Euro auf 3,65 Mrd. Euro) als auch der Zinsüberschuss (von zuvor 7,17 Mrd. Euro auf zuletzt 7,05 Mrd. Euro), allerdings konnte die Commerzbank AG zugleich auch die Risikovorsorge im Kreditgeschäft um -41% von zuvor 4,21 Mrd. Euro auf zuletzt nur noch 2,50 Mrd. Euro senken. Ferner legte das Handelsergebnis von zuvor -0,36 Mrd. Euro deutlich auf +2,05 Mrd. Euro zu. Zu guter Letzt gelang es der Commerzbank AG auch noch, die Verwaltungskosten um immerhin -2,4% von zuvor 9,00 Mrd. Euro auf zuletzt „nur“ noch 8,79 Mrd. Euro zu senken. Somit verbesserte sich alles in allem das operative Ergebnis zuletzt deutlich von -2,27 Mrd. Euro auf +1,39 Mrd. Euro. Da darüber hinaus auch die Restrukturierungsaufwendungen von 1,62 Mrd. Euro auf nur noch 0,33 Mrd. Euro zurückgingen, blieb somit vor Steuern ein Gewinn in Höhe von 1,35 Mrd. Euro (nach einem Verlust in Höhe von 4,66 Mrd. Euro im Vorjahr). Ferner trug auch noch eine Steuergutschrift in Höhe von 136 Mio. Euro (nach einer Steuergutschrift in Höhe von 26 Mio. Euro im Vorjahr) positiv zum Nettoergebnis bei, das somit nach Ergebnisanteilen Konzernfremder von -59 Mio. Euro (nach +96 Mio. Euro im Vorjahr) auf +1,43 Mrd. Euro (nach -4,54 Mrd. Euro) anzog. Somit erzielte die Commerzbank in 2010 einen Gewinn je Aktie in Höhe von 1,21 Euro nach einem Verlust je Aktie in Höhe von -4,40 Euro im Vorjahr. Aufgrund der Inanspruchnahme des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung, kurz SoFFin) im Dezember 2008 durfte die Commerzbank AG jedoch trotzdem keinerlei Dividende an ihre Aktionäre ausschütten.

In Folge einer Abschreibung auf den Buchwert der Commerzbank-Tochter Eurohypo in Höhe von 1,9 Mrd. Euro, musste die Commerzbank im Einzelabschluss nach Handelsgesetzbuch (HGB) 2010 einen Fehlbetrag ausweisen. Ausschüttungen auf gewinnabhängige Eigenkapitalinstrumente waren und sind aufgrund des Jahresfehlbetrags im Einzelabschluss nicht möglich. Dies gilt auch für die Stillen Einlagen des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin).

 

Commerzbank AG – der (positive) Ausblick des Managements

Wenngleich die Lage in einigen Ländern der Eurozone nach wie vor schwer kalkulierbar sei, so sieht das Management den kommdenden beiden Geschäftsjahren zuversichtlich entgegen. Daher soll das operative Ergebnis sowohl 2011 als auch 2012 jeweils deutlich gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Insgesamt könne das operative Ergebnis bereits im Jahr 2012 wieder bei über 4,0 Mrd. Euro liegen, teilte das Management im jüngsten Geschäftsbericht dazu mit. Eingeschränkt wurde diese positive Prognose jedoch sogleich insofern, als das derzeit noch nicht vollständig absehbar sei, in wie fern sich Belastungen aus den neuen regulatorischen Erfordernissen für das Kapital- und Liquiditätsmanagement, die auf der Agenda der Politik stünden, ergeben könnten.

 

Commerzbank AG – schwache Aktienkursentwicklung aufgrund umfangreicher Kapitalerhöhung

Zuletzt stand die Aktie der Commezbank AG jedoch unter erheblichem Angabedruck. Zunächst war dabei eine umfangreiche Kapitalerhöhung in zwei Schritten dafür verantwortlich, durch die sich die Bank aus den „Klauen“ des staatlichen Rettungsfonds SoFFin größtenteils befreien wollte und letztendlich auch konnte. So gelang es der Commerzbank AG dank dieser großen Kapitalerhöhung die Stille Einlage des Bundes größtenteils zurückzuzahlen, wodurch die Zinsbelastung des Kreditinstituts zukünftig deutlich sinken wird und somit den Gewinn je Aktie positiv beeinflussen dürfte. Allerdings wurden diese positiven Effekte durch die typischen Verwässerungseffekte im Rahmen einer Kapitalerhöhung durchaus teuer erkauft. Zuletzt prasselte dann auch noch die europäische Staatsschuldenkrise („Eurokrise“) auf die Commerzbank AG ein, zumal insbesondere die deutsche Bundesregierung auf eine „freiwillige Beteiligung“ der privaten Banken zur Lösung dieser Krise bestand und letzten Endes, wenn auch in einem sehr überschaubaren Rahmen, durchsetzte.

 

Commerzbank AG – mit hoher Unsicherheit behaftete Gewinnprognosen

Alles in allem ist die weitere Geschäftsentwicklung der Bank derzeit zumindest in großen Teilen kaum seriös prognostizierbar. Denn sollte es zu einer „Rückkehr“ der Finanzkrise in Form einer globalen Staatsschuldenkrise kommen, so würden darunter die Geschäfte der Commerzbank AG wohl massiv leiden. Wenngleich die zweitgrößte deutsche Bank inzwischen die entsprechenden Risiken deutlich reduzieren konnte, so schlummern immer noch genug „toxische“ Wertpapiere in ihrer Bilanz, die das Ergebnis in erheblichen Umfang negativ belasten könnten. Insofern stehen unsere Gewinnprognosen immer unter dem Vorbehalt, dass es nicht zu einer „Rückkehr“ der Finanzkrise kommt. Unter diesem Vorbehalt glauben wir, dass sich insbesondere das Kerngeschäft der Commerzbank AG, die sogenannte Mittelstandsbank, auch weiterhin positiv entwickeln kann und wird. Ausgehend von der Mittelstandsbank als Rückgrat des Konzerns schätzen wir daher den Gewinn je Aktie für das laufende Geschäftsjahr 2011e auf 0,32 Euro je Aktie, was leicht unter den Konsensprognosen in Höhe von 0,34 Euro je Aktie liegt. Auch was die zukünftige Geschäftsentwicklung angeht, sind wir deutlich zurückhaltender als der Durchschnitt der Analysten sowie das Management der Bank. So erwarten wir für das kommende Geschäftsjahr 2012e nur einen Gewinn je Aktie in Höhe von 0,45 Euro und nicht etwa in Höhe von 0,51 Euro, wie der Durchschnitt der Analysten. Für das Geschäftsjahr 2013e sehen wir dann eine Steigerung des Gewinns je Aktie auf 0,60 Euro.

 

Commerzbank AG – fundamental faire Bewertung auf Basis unserer Gewinnschätzungen

Aufgrund der damit einhergehenden deutlichen Reduzierung der Risiken halten wir jedoch eine Bewertung mit einem KGV in Höhe von mindestens 8 bis maximal 10 mittelfristig wieder für möglich. Daraus errechnet sich dann ein Kursziel auf Sicht eines Jahres zwischen 4,80 Euro und 6,00 Euro. denn zur Bewertung der Aktie Mitte des kommenden Jahres 2012 halten wir eine Heranziehung der Gewinnprognosen für 2013e für maßgeblich. Aus fundamentaler Sicht ist die Aktie daher derzeit massiv unterbewertet, so dass wir insgesamt die Empfehlung STRONG BUY vergeben müssen. Denn welche andere Aktie aus dem DAX bietet schon ein Kurspotenzial auf Sicht eines Jahres von mehr als +100%? Die Risikoeinschätzung für die Aktie lautet dabei jedoch auf hoch bis sehr hoch, denn wie bereits angesprochen können selbst unsere vorsichtigen Gewinnprognosen bei einer Rückkehr der Finanzkrise schneller Makulatur sein als sich das heute manch einer vorstellen kann. Dennoch sind im aktuellen Aktienkurs bereits gewisse Risiken eingepreist, so dass das Abwärtspotenzial derzeit doch arg beschränkt erscheint. Doch dazu gleich mehr im Rahmen der Chartanalyse unserer Kollegen von LRT-Finanzresearch.de. Aus fundamentaler Sicht bleibt jedenfalls festzuhalten, dass die Commerzbank Aktie derzeit unterbewertet erscheint, so dass wir die Aktie mit einem Kursziel (auf Sicht von 12 Monaten) in Höhe von 5,00 Euro zum Kauf empfehlen.

 

2.) Charttechnische Analyse

Die charttechnische Analyse wird in Zusammenarbeit mit den Chartexperten von LRT-Finanzresearch.de erstellt.

Zum Vergrößern bitte einfach auf den entsprechenden Chart klicken!

Tageschart Commerzbank AG (WKN: 803 200) vs. DAX

Beim Vergleich von Aktie und Markt (anhand des DAX) fällt auf, dass die Aktie der Commerzbank AG sich fast im gesamten Jahr 2011 konträr zum Markt verhalten hat. Der Wert konsolidierte von Herbst 2010 bis ins Frühjahr 2011, während der DAX in gleichen Zeitraum eine sehr starke Marktphase und deutlich ansteigen konnte. Von dort an bewegte sich die Commerzbank Aktie seitwärts mit einer negativen Tendenz, während der Markt – zumindest zeitweise – positive Phasen verzeichnete.

Im Juli und auch in den letzten Tagen liefen dann sowohl der DAX als auch die Commerzbank Aktie ähnlich negativ. Die Commerzbank Aktie hat in diesem Jahr ca. -50% an Wert verloren und der DAX befindet sich nun knapp unter den Niveau auf dem er das Jahr begann. Insgesamt war die Commerzbank Aktie somit extrem schwach und sogar in den letzten Tagen bildete sie erneut ein tieferes Tief. Die Aktie befindet sich daher bereits seit dem Frühjahr 2011 in einem etablierten Abwärtstrend.

Die Aktie war signifikant schwächer als der Markt.

 

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Wochenchart Commerzbank AG (WKN: 803 200) vs. DAX

Auf dem Wochenchart sieht man, dass es nach der globalen Finanzkrise nie zu einer wirklich nachhaltigen Gegenbewegung der Aktie kam. Sie stürzte ab und lief dann einen Großteil der Zeit in der eingezeichneten Konsolidierungszone seitwärts. Zuletzt schwächte sie sich weiter ab und befindet sich nun wieder in der Nähe ihres Allzeittiefs (blaue Linie) vom Frühjahr 2009.

Dieses Level stellt daher nun eine wichtige Unterstützung dar. Sollte diese Unterstützung jedoch nachhaltig unterschritten werden, so wäre dies ein weiteres sehr negatives Signal. Der Markt hingegen konnte sich schnell und dynamisch von der Finanzkrise erholen, wenngleich der Aufwärtstrend diese Woche (zumindest vorübergehend) gebrochen wurde. Die Aktie ist auch mittelfristig viel schwächer als der Vergleichsmarkt.

 

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Monatschart Commerzbank AG (WKN: 803 200) vs. DAX

Schön erkennbar auf dem Monatschart ist das Ausmaß der negativen Entwicklung der Commerzbank Aktie. Sie notiert nun deutlich unter dem Tief, welches 2002/2003 gebildet wurde – beim Markt hingegen spricht die Entwicklung eine andere Sprache, der Markt notiert in etwa wieder auf dem Vorkrisen-Niveau. Auch auf Basis des Monatschart ist die Commerzbank Aktie also deutlich schwächer als der Markt.

Fazit & Ausblick

Die Commerzbank Aktie ist einer der schwächsten Werte aus dem DAX und charttechnisch gibt es wenig positives zu erwähnen. Ein Boden ist bereits einige Male von diversen „Experten“ ausgerufen worden und die Aktie notiert immer wieder tiefer. Die Möglichkeit eines Abprallen an der Unterstützung ist durchaus real, sollte diese Unterstützung jedoch nicht halten, gibt es aber durchaus noch weiter Luft nach unten.

Zweifelsohne hat der Wert Potenzial nach oben, nachdem die Aktie aber in Phasen der Marktstärke nicht profitieren konnte, ist es fraglich woher diese Stärke in einem schwachen Markt (wie aktuell) denn kommen soll. Zusätzlich schätzen wir das Risiko in beide Richtungen als erhöht ein, da Bewegungen bei diesem Preisniveau prozentual sehr teuer werden können.

 

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3.) Sentimenttechnische Analyse

Kommen wir damit nun noch zu unserer Sentimentanalyse anhand der Empfehlungen zu der Aktie in unserer sharewise Datenbank. Heute macht die Sentimentanalyse dabei richtig Spaß denn die Aktie der Commerzbank AG zählt mit großem Abstand zu den am meisten empfohlenen Aktien bei sharewise.

So verzeichnet unsere sharewise Datenbank aktuell sage und schreibe 250 Empfehlungen unserer privaten sharewise Mitglieder sowie darüber hinaus auch noch 20 Empfehlungen durch professionelle Analysten. Die überwiegende Mehrheit der privaten sharewise Mitglieder, nämlich 236 von 250 oder umgerechnet 94,4% bewerten die Aktie dabei positiv und raten zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel der privaten sharewise Mitglieder liegt dabei bei 5,13 Euro und somit ca. +115% über dem aktuellen Kursniveau. Die Stimmung unter den Privatanlegern kann man daher schon als sehr optimistisch bezeichnen, wenngleich wir trotzdem noch nicht von Euphorie sprechen würden. Denn beim durchschnittlichen Kursziel muss man berücksichtigen, dass dort ja auch einige ältere Kaufempfehlungen aus Zeiten vor der Kapitalerhöhung mit berücksichtigt wurden. Bereinigt dürfte das durchschnittliche Kursziel der privaten sharewise Mitglieder daher durchaus etwas niedriger als 5,13 Euro liegen.

Nicht ganz so positiv, aber im Großen und Ganzen immerhin noch vorsichtig optimistisch sieht die Lage im Lager der professionellen Analysten aus. Derzeit gibt es insgesamt 20 Empfehlungen professioneller Analysten in der sharewise Datenbank. Darunter befinden sich aktuell 12 Kaufempfehlungen bei 7 Halteempfehlungen und nur einer einzigen Verkaufsempfehlung. Auch das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt mit aktuell 4,05 Euro noch ca. +70% über dem aktuellen Kursniveau. Wenngleich das Bild bei den Profis somit deutlich pessimistischer aussieht als bei den privaten sharewise Mitgliedern, so ist die Stimmung gegenüber der Aktie auch bei den Anlageprofis immer noch sehr gut.

Das Problem an der guten bis sehr guten Stimmung gegenüber der Aktie ist dabei leider nur, dass diese sehr optimistische Stimmung absolut nicht zum Kursverlauf der Aktie passt. Denn wenngleich man hier die Verwässerungseffekte im Rahmen der Kapitalerhöhung zum Teil herausrechnen müsste, so gehört die Aktie in den letzten Jahren zu den mit Abstand schlechtesten Aktien im DAX. Selbst Aktien direkter Konkurrenten wie das Papier der Deutschen Bank AG, das derzeit vom Markt sicherlich auch nicht gerade „geliebt“ wird, entwickelten sich in den letzten Jahren weitaus besser als die Aktie der Commerzbank AG. Einzig und allein die wegen der Energiewende in Deutschland unter Druck stehenden Energieversorger entwickelten sich zuletzt ähnlich schwach wie die Aktie der zweitgrößten deutschen Bank.

Insofern ist die sehr positive Stimmung gegenüber der Aktie, sowohl von Seiten der privaten sharewise Mitglieder als auch von Seiten der Analystenzunft, tendenziell eher kontraindikativ negativ zu werten. Denn bei der Aktie der Commerzbank AG steht eine sehr negative Entwicklung des Aktienkurses einem paradoxerweise sehr positiven Sentimentbild gegenüber und eine gefährlichere Situation gibt es in Sachen Sentimentanalyse eigentlich nicht. Aus sentimenttechnischer Sicht muss man die Aktie der Commerzbank AG daher eigentlich als STRONG SELL Kandidaten bewerten.

 

4.) Zusammenfassung

Ein konfuseres Bild als bei der Aktie der Commerzbank habe ich bisher noch nie erlebt. Aus fundamentaler Sicht ist die Aktie derzeit klar unterbewertet und müsste mit STRONG BUY und einem Kursziel in Höhe von 5,00 Euro auf Sicht eines Jahres zum Kauf empfohlen werden. Denn wenn wir nicht gerade eine komplette „Rückkehr“ der Finanzkrise sehen werden, so sind im aktuellen Kurs bereits erhebliche Risiken eingepreist. Denn um das aktuelle Kursniveau zu rechtfertigen, würde es ausreichen, wenn die Bank in den kommenden Geschäftsjahren stets einen Gewinn in Höhe von ca. 1,5 Mrd. Euro oder umgerechnet ca. 0,30 Euro je Aktie erzielen würde, was sie ja im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010 schon wieder geschafft hatte. Somit würden alleine die derzeit geplanten Maßnahmen zur Senkung der Kosten sowie eine konstante Entwicklung der Geschäfte schon ausreichen, um das gegenwärtige Kursniveau zu rechtfertigen.

Komplett anders sieht die Aktie jedoch aus, wenn man sich die Charttechnik oder auch das Sentiment einmal näher ansieht. Aus charttechnischer Sicht zählt die Aktie nämlich schon lange zu den absoluten Underperformern im DAX und ein Ende der Talfahrt scheint aktuell noch nicht in Sicht. Zwar rückte zuletzt die zentrale charttechnische Unterstützung (Support) im Bereich 2,20 Euro als möglicher charttechnischer Boden in den Fokus des Anlegerinteresses, aber derzeit ist keineswegs sicher, dass diese letzte Bastion auch tatsächlich gehalten werden kann. Sollte diese charttechnische Unterstützung (Support) jedoch fallen, so wird sofort ein weiteres massives charttechnisches Verkaufssignal mit Kursziel im Bereich 1,80 Euro ausgelöst. Damit würde die Aktie dann in Regionen zurückfallen, die letztmalig und bis dato auch einmalig im Zuge der Finanzkrise gesehen hat. Bei einem Rutsch unter die Marke von 1,80 Euro wären dann sogar neue absolute Allzeittiefs von 1,50 Euro und weniger denkbar. In diesem Fall könnte nicht mal mehr ausgeschlossen werden, dass die Aktie zu einem Pennystock mutiert und aus dem DAX herausfliegt. Charttechnisch war und ist die Aktie daher auch weiterhin angeschlagen und Anleger sollten ihre Positionen auf jeden Fall mit einem Stoppkurs knapp unter der Marke von 2,20 Euro, wir raten hier konkret zu einem Stoppkurs bei 2,08 Euro, absichern.

Die Sentimentanalyse unterstützt dieses negative charttechnische Bild dann auch noch. Denn obwohl die Aktie seit Wochen, Monaten, ja eigentlich seit Jahren fällt und fällt sind aktuell knapp 95% der privaten sharewise Mitglieder sowie immerhin 60% der professionellen Analysten positiv gestimmt. Die durchschnittlichen Kursziele liegen dabei weit über +100% sowie ca. +70% über dem aktuellen Kursniveau, was ebenfalls als sehr bullish bezeichnet werden muss. Die äußerst negative Kursentwicklung bei einer paradoxerweise extrem positiven Stimmung ist somit eine sehr gefährliche Mischung und spricht tendenziell eher für weiter stark fallende Kurse.

Zusammenfassend muss man daher konstatieren, dass wir aus fundamentaler Sicht eigentlich eine starke Kaufempfehlung (STRONG BUY) für die Commerzbank Aktie aussprechen müssten. Allerdings können wir dies derzeit nicht wirklich guten Gewissens tun, denn die negative charttechnische Verfassung der Aktie sowie das zu dieser negativen charttechnischen Verfassung passende tendenziell kontraindikativ negative Sentimentbild sprechen eine gänzlich andere Sprache. Schaut man sich den charttechnisch voll intakten Abwärtstrend, das sehr gefährliche positive Sentimentbild sowie den starken Einbruch des Gesamtmarktes zuletzt an, so steht zu befürchten, dass wir vielleicht in der Tat eine „Rückkehr“ der Finanzkrise in Form einer internationalen Staatsschuldenkrise sehen könnten, die unsere eigentlich schon vorsichtigen Gewinnprognosen zur Makulatur werden lassen könnten. Infolge dessen wäre dann auch die fundamental eigentlich sehr niedrige Bewertung Makulatur und weitere Kursverluste wären zu befürchten.

Daher haben wir uns entschlossen, die Aktie der Commerzbank heute mit keiner eindeutigen Empfehlung zu versehen. Angesichts der niedrigen fundamentalen Bewertung raten wir schlicht und einfach nur dazu, die Aktie derzeit zu beobachten. Wer die Aktie schon hat, sollte sie mit einem engen Stoppkurs knapp unter 2,20 Euro, wir raten konkret zu einem Stoppkurs bei 2,08 Euro, halten, aber weder in Kursschwäche noch an starken Tagen weitere Positionen aufbauen. Wer die Aktie noch nicht hat, der sollte den Titel derzeit ebenfalls noch nicht einsammeln, die Aktie aber mal beobachten. Sollte sich nämlich zumindest eine nachhaltige charttechnische Bodenbildung im Bereich 2,20 Euro abzeichnen, so kann man hier immer noch problemlos einsteigen…

 

 

Über den Autor

Sascha Huber, Jahrgang 1978 und wohnhaft in Trier, ist schon seit Zeiten des damaligen Neuen Marktes als intimer Kenner der Hightechbranche bekannt. Er betrieb in den Jahren 1998 bis 2001 zusammen mit einem Partner eine der damals führenden Börsenhotlines sowie eines der damals führenden Börsenportale und gehörte damit zu den Ersten, die das Potential von Aktien wie Amazon.com, eBay oder Intershop Communications erkannten. Im Gegensatz zu vielen anderen Experten riet er allerdings rechtzeitig im März 2000 zum Ausstieg aus dem Neuen Markt und warnte sehr frühzeitig vor Luftnummern wie ComROAD, Gigabell oder Infomatec. Mittlerweile gehört er zu den aktivsten sharewise Mitgliedern und zeichnet sich dabei durch exzellentes Börsen Know How aus. Dabei liegt seine Spezialität unverändert im Hightechsektor, den er aufgrund eines Informatikstudiums auch bestens einschätzen kann.

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