Video: So sieht die Deutsche Bank die Ursachen und Auswege aus der Schuldenkrise

by Dirk Elsner on 23. April 2012

Das Research der Deutschen Bank hat gestern ein Video veröffentlicht, in dem sie ihre Sicht der Schuldenkrise (sie nennt das übrigens Eurokrise) darstellt. Erstaunlich, die Bank versucht viele komplexe Aspekte in kurzer Zeit zu erklären. Es ist klar, dass dabei nicht alle Details beleuchtet werden können. An einigen Stellen ist mir das Video etwas zu monokausal, etwa dort wo die Erhöhung der Verschuldung der Peripherieländer auf unsolide Haushaltspolitik zurückgeführt wird und die Unterstützung etwa für die Banken nicht erwähnt wird.

Dennoch ein interessanter Ansatz für weitere Diskussionen. Die Vorschläge der Bank zur Eurokrise sind auf deutschen Regierungskurs. Unerwähnt bleibt die Spannbreite der diskutierten Vorschläge. Aber daraus ließe sich ein abendfüllender Spielfilm machen.

Weitere Informationen gibt es auf dieser Seite aus dem Research der Bank.

Wie sehen die Leser eine solches Video? Diskutiert mit mir über Google+ oder Twitter

Klaus Kastner April 24, 2012 um 13:08 Uhr

Dieses Video bringt sehr gut die Denke der Deutsche Bank (und vieler anderer Großbanken) zum Ausdruck: wenn es einem Schuldner schlecht geht, dann muss man seine Sicherheiten verstärken und den Cash Flow dahingehend organisieren, dass Kredite bedient werden.

Es gibt nur einen Weg, wie man seinen Kredit von einem schwachen Schuldner zurückbekommt: man muss schauen, dass er wieder stark wird! Wenn man seine Einkommensbasis zerstört, kann man noch so viel sparen – es wird nichts Nachhaltiges bringen.

Im Video geht es ausschließlich um das Budget Griechenlands. Das Budget ist wichtig, aber im Gesamtkontext nur von sekundärer Bedeutung. Das viel größere Problem ist die griechische Volkswirtschaft, die schon vor der Krise zu einer Zombie-Wirtschaft mutiert hatte: horrende Leistungsbilanzdefizite, 80% Dienstleistungen, etc. Nur wenn die Wertschöpfung in Griechenland wieder angekurbelt wird, darf man wieder Hoffnung haben. Solange der Norden Leistungsbilanzüberschüsse mit dem Süden fahren möchte, wird der Norden Transferzahlungen in den Süden machen müssen.

http://stefanleichnersblog.blogspot.com/2012/04/endspiel-um-griechenland.html

topperhopper April 24, 2012 um 10:22 Uhr

Das Video ist grafisch (natürlich) ansprechend. Gut finde ich auch, dass sie von einer Euro-Krise sprechen (auch wenn es im Grunde eine Euro-, Schulden- und Bankenkrise = Geldsystemkrise ist).
Was aber ganz gut anfängt, hört enttäuschend auf. Die Lösungvorschläge sind sehr mau.

Kein Wort darüber, dass eine Transferunion (und nichts anderes ist für den Erhalt des jetzigen Eurosystems notwendig) wohl am Ende den Bürgern kaum zu vermitteln sein wird. Im Umkehrschluss heißt das aber, dass ohne Transferunion sich am Euro-System irgendwas ändern muss…

Auch kein Wort darüber, dass wir in einer Schuldenfalle sind. Schuldenbremse heißt Rezession, keine Schuldenbremse bedeutet „der Tanz geht noch ein bißchen weiter“ (diesen Spagat versucht gerade die FDP mit „Konsolidieren UND Wachstum!“. Was also tun?

Na ja, der baldige Ex-Chefvolkswirt der DB und Chef von DB-Research Meyer ist mir trotz allem immer recht symphatisch gewesen…Er war – so mein Eindruck – nicht immer ganz „auf Linie“…

Andreas Bangemann April 24, 2012 um 06:41 Uhr

Das Video ist schlicht und einfach Volksverblödung. Nichts daran ist neu. Nichts davon beantwortet die wirklich drängenden Fragen. Natürlich ist auch nichts davon nur in der geringsten Weise kritisch gegenüber der Politik. Alles bekommen wir Tag für Tag von nahezu allen Medien und nicht zuletzt unseren Volksvertretern vorgeplappert. Von all jenen, die zu keiner Zeit etwas kommen sahen und dennoch bis heute gefragt werden.
Man muss das in aller Deutlichkeit sagen und nicht mehr ernsthaft erwägen, derlei Sichtweise als Grundlage für Diskussionen zu nehmen, die in eine bessere Zukunft führen soll.
Wir haben es mittlerweile mit 60 Jahre lang exponentiell gewachsenen Geldvermögen zu tun. Geldvermögen, so hoch wie niemals in der Geschichte Deutschlands und niemals in der Geschichte Europas und der Welt. Geldvermögen, die sich mit zunehmender Geschwindigkeit zum obersten 1% der Menschheit hinbewegen, nicht weil die so fleißig sind, sondern weil sie sich aufgrund des Systems nicht dagegen wehren können. So wenig, wie sich der Monopoly-Spieler mit der Schlossallee dagegen wehren kann, am Ende alles zu haben und seine Mitspieler im Schuldenturm sitzen.
Wir haben ein auf Zusammenbruch vorprogrammiertes Geldsystem, das die Schulden erzwingt, weil die Anhäufung von Geldvermögen über den Zinseszinseffekt nur Sinn macht, wenn diese Geldvermögen als Schulden wieder in den Kreislauf kommen.
Unter diesem Aspekt ist die Schuldenbremse Deutschlands im Grunde der Kompetenz-Offenbarungseid schlechthin. Dümmer geht es wirklich nimmer. Von wem, wenn nicht dem Staat erwartet man denn, dass er die weiter steigenden Geldvermögen als Schulden aufnimmt?
Schuldner sind alle Verlierer des Systems und das sind 90% der Menschen, denn die Zinsen in Steuern und Preisen liegen im Durchschnitt bei über 30%. 30% werden jedem von uns weggenommen. Bei jedem Zahlvorgang, den wir haben. 30% wandern systembedingt zu den Geldvermögensbesitzern, den „Monopoly-Gewinnern“.
Wir haben ein grundlegendes Problem der Ordnungsfragen und werden nur an leidvollen Erfahrungen vorbeikommen, wenn es uns gelingt, die Marktwirtschaft vom Kapitalismus zu befreien, damit jedem von uns weniger weggenommen wird.

Dirk Elsner April 24, 2012 um 13:44 Uhr

Als Volksverblödung würde ich das Video jetzt nicht bezeichnen. Ich sehe es eher als Möglichkeit an, die Sichtweise des Researchs der Deutschen Bank mal kurz zusammen zu fassen. Das kann natürlich nicht so ausdifferenziert erfolgen, wie in Studien. Davon abgesehen kenne ich bisher keine Gesamtdarstellung, die alle Aspekte beleuchtet.

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