PayPal-Präsident Marcus zur Veränderung des Bezahlen

by Dirk Elsner on 22. Februar 2013

Aktuell werden auf Konferenzen und Fachblogs 1001 These zur Veränderung uns Bezahlverhaltens gehandelt. Es ist fast unmöglich da den Überblick zu behalten. Mobile Payment ist weiter das heißeste Schlagwort, auch wenn uns von den vielen Ansätzen bisher nur ganz wenige in unserem Zahlungsalltag erreichen. 

Wem man aber mal zuhören sollte ist PayPal, der Zahlungsverkehrstochter von eBay. In meiner Artikelserie im vergangenen Jahr habe ich getippt, dass PayPal zu den großen Gewinnern im Spiel um das Mobile Payment gehören wird.

In einem Interview mit der FAZ Netzwirtschaft hat er seine Vision skizziert. Er sagte u.a.:

“Kurz bevor vor fünf Jahren Apple das iPhone einführte, konnte sich auch noch kein Mensch vorstellen, was dieses Gerät auslösen wird. Und die Schönheit an Technik und Innovation ist, dass sie sich immer schneller entwickelt: Die Innovationsrate ist exponentiell. Ich glaube daher, dass wir in den nächsten fünf Jahren am Ort des Einkaufs mehr Neuerungen sehen werden als in den vergangenen 30 Jahren zusammen. Etwa an einer Tankstelle: Dort können Kunden bald einchecken, über das Mobiltelefon eine Zapfsäule auswählen und darüber auch bezahlen. Wenn es kalt ist, kann man so die Zeit, die man außerhalb des Autos verbringt, minimieren. Diese Erfahrungen werden schrittweise so viel besser sein, als das, was wir bei Barbezahlung sehen, sodass die Menschen anfangen werden, ihr Verhalten zu ändern. Das wird auch für die Konsumenten gut sein, weil etwa unangenehme Dinge wie Schlangestehen verschwinden werden.”

Die mobilen Transaktionen von PayPal sind 2012 von 3,9 auf 14 Milliarden Dollar gestiegen. Für 2013 erwarten das Unternehmen einen Anstieg auf 20 Milliarden Dollar. In Deutschland sollen bereits 12 Millionen Menschen PayPal für das Bezahlen im Netz nutzen (Quelle WinFuture).

PayPal hat übrigens schon 2007 eine Banklizenz von der luxemburgische Aufsichtsbehörde für Finanzdienstleistungen (Commission de Surveillance du Secteur Financier, CSSF) erhalten.

Nathan O Februar 22, 2013 um 14:10 Uhr

Wie Bill Gates schon schön gesagt hat: „banking is important, banks are not“. Sehr spannend wie sich die ganze Geschichte entwickelt. Sicherlich habe die herkömlichen Banken auch weiterhin eine Berechtigung aber sie müssen sich bewegen. Die Schwierigkeit hier ist leider nur, dass die Finanzbranche nicht wahnsinnig innovativ ist.

Nicolai Müller Februar 22, 2013 um 10:23 Uhr

Ein weitere Aspekt ist mit Gewiss auch die Sicherheit vieler Nutzer – nutze ich mein Paypalkonto wie ein Prepaidkonto, so kann ich maximal den auf mein KOnto aufgeladenen Betrag verlieren. Beim Onlinebanking mit meinem Bankkonto sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.

Johannes Cremer Februar 22, 2013 um 07:44 Uhr

Spannend ist die Frage, was klassische Banken von Paypal lernen können: Insgesamt haben mehr Menschen in D ein Paypal-Konto als Menschen Online-Banking-Zugänge bei Sparkassen haben. Woran liegts? Ein Paypal-Konto kann ich online eröffnen, man sendet mir eine email und einen Betrag oder Key auf ein bestehendes Konto. Damit bedient paypal sich „frech“ – so der eine oder andere Banker – dem was andere Banken aufgebaut haben. Der private Kunde denkt sich hingegen: „Cool, ich kann das Konto vom Sofa aus zwischen Shopping und Bezahlen eröffnen!“ Von der Bank seines Vertrauens kam der gleiche Kunde mit 4 Seiten Papier zurück, die notwendig waren, seine bereits bestehenden Konten onlinefähig zu machen. Dazu musste der Kunde seinen Chef bitten, ihm eine Stunde frei zu geben, damit er vor 17 Uhr die Hausbank seines Vertrauens erreichen kann. Der Berater seines Vertrauens freute sich, endlich einen seiner Kunden zu sehen, und denkt sich: „Chance!“. 20 Minuten später, nachdem der Onlinevertrag im System erfasst, ausgedruckt und unterschrieben ist, spricht er den Kunden, der wieder zurück zu seiner Arbeitsstelle möchte an: „Lieber Kunde: ich wollte Sie ja schon immer einmal ganzeitlich beraten, wollen wir heute einmal etc.“

Wer kann da schon widerstehen – als Kunde… Bankprozesse sind einfach verdammt komplex (gemacht worden, von wem auch immer) wohl niemand hat wirklich Lust, die Mühe des Bankbesuchs auf sich zu nehmen.

Wir bei moneymeets sprachen gestern mit einer Bank, die sich genau dieses Themas annehmen möchte, Kontoeröffnungsprozesse vollständig zu digitalisieren. Ein Problem scheint wohl noch die Vielfalt der möglichen Orderwege zu sein – verflixt, wie das im 19. Jahrhundert erfundene Fax Modernität verhindert. Genau deswegen braucht Bank Unterschriften als biometrisches Kennzeichen.

Dem (Online-)Kunden ist es gleich: Bank ist heute zu kompliziert – schon die Eintrittsschwelle, ein Konto (online oder offline) zu eröffnen ist enorm. Es geht noch nicht vom Sofa aus. Man kann deswegen gespannt sein, wie simpel es werden kann. Wann also wird die erste Geschäftsbank einen Kontoeröffnungsprozess anbieten, der so einfach wie der Eröffnungsprozess bei Paypal ist? Und wer braucht schon ein Faxgerät?

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