Von der Inflation und Deflation beim Kaffee und dem Kapselwahn

by on 23. Juni 2014

Erinnert sich noch jemand an den Tchibo-Onkel? In einem Werbespottklassiker auf YouTube habe ich den noch entdeckt, wobei das nicht ganz der Spot war, den ich in Erinnerung hatte. Egal, jedenfalls musste ich an „Onkel“ des Hamburger Kaffeerösters Tchibo denken als mich jüngst jemand auf das brand eins Sonderheft Nr. 2 „Kaffee in Zahlen“ hinwies. Auf 104 Seiten haben Statista und brand eins ein Fülle an Informationen und noch mehr Daten zum Thema Kaffee zusammengetragen.

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An dem Tchibo-Logo auf der Rückseite und der Einleitung erkennt man, dass der Kaffeekonzern das Heft gesponsert hat, was mich nicht stört. Der Kaffeewacht´s Blog hält das Heft für die derzeit am besten aufbereitete deutschsprachige Basisliteratur zum Thema Kaffee. Ich kann das nicht abschließend beurteilen, denn das Trinken von viel Kaffee in verschiedensten Varianten befähigt mich nicht automatisch, alle Angaben auf einen Blick überprüfen zu können.

Jedenfalls kann man sich mit dem Sonderheft tief eingraben in die Kaffeekultur. So erfährt man etwa, wie Menschen in verschiedenen Ländern den Kaffee zubereiten und genießen. Man lernt, dass es in den USA die Filialen großer Ketten (gemeint ist wohl vor allem die Kaffeeapotheke Starbucks) zwar an jeder Ecke gibt, sie aber oft nur zweite Wahl für Touristen und Menschen in Eile sind. Für Genießer gibt es Alternativen:

Die Bucht von San Francisco gibt bei der „artisanal“, der handwerklich anspruchsvollen Kaffee-Kunst den Ton an. Hier, im milden Klima Kaliforniens, entstand schon in den Siebzigerjahren die Foodie-Bewegung, die sich frischen, möglichst wenig verarbeiteten Lebensmitteln von kleinen Herstellern verschrieben hat. Ihr Credo: Im Idealfall sollte der Verbraucher den Bauern kennen, der Gemüse oder Kaffeebohnen angebaut hat. Hier schlägt aber auch das Herz der ewig umtriebigen Tüftler und Gründer, die selbst am Boden einer Espressotasse noch eine Geschäftsidee entdecken.“

Aber dieses ist kein Blog für Kaffeehauskultur. Da sind andere versierter. Wie gewohnt erhält man von Produkten, auf denen statista steht, jede Menge Daten, etwa über die Preisschwankungen beim Kaffee (S. 94). Und die sind nicht unerheblich. Ich habe mal die Werte aus einer Grafik auf Seite 94 in eine Tabelle übertragen und die jeweiligen Veränderungen in Prozent im Vergleich zum Vorjahr dazu berechnet.

Jahr Preis* Delta
1999 1,2 in %
2000 1,23 2,50%
2001 0,89 -27,64%
2002 0,76 -14,61%
2003 0,64 -15,79%
2004 0,72 12,50%
2005 1,03 43,06%
2006 1,03 0,00%
2007 1,01 -1,94%
2008 1,08 6,93%
2009 1,41 30,56%
2010 1,88 33,33%
2011 2,25 19,68%
2012 1,74 -22,67%
Mittelw. 1,205
Varianz 0,203082
in Euro je 500 Gramm für Arabica Colombian Milds

 

Man sieht, dass die Preise hier erheblich schwanken. Nicht wirklich glauben mochte ich dagegen eine Tabelle (S. 95) über die durchschnittlichen Preise einer Tasse Röstkaffee im weltweiten Vergleich. Hier liegt Großbritannien mit 21,10 Cent an der Spitze und Deutschland ziemlich weit unten mit 5,66 Cent für 2011. Hier wäre es spannend, mehr über die Gründe für diese hohen Preisunterschiede zu erfahren.

Vermisst habe ich eine Tabelle über die Preisentwicklung in den Coffee-Bars. Hier haben wir sicher keiner Schwankungen nach unten, sondern ständig Korrekturen nach oben.

Spannend sind dafür aber die durchschnittlichen Preise pro Tasse Kaffee nach Zubereitungsart:

  • Filterkaffee; 5 Cent
  • Instantkaffee 9 Cent
  • Kaffeepads 16 Cent
  • Kaffeekapseln 31 Cent.

Die WELT hatte zum Hype um die Kaffeekapseln schon einmal geschrieben:

„Rechnet man den Inhalt der kleinen Portionsdöschen hoch, zahlen Kunden der Nestlé-Tochter Nespresso 30 Euro für ein Pfund Kaffee.“

Die FAZ schreibt gar vom „Kaffeekapsel-Wahnsinn“. In diesem Beitrag von Denis Kremer ist übrigens interessant, dass sich bei Einführung die Fachleute einige gewesen sein sollen, dass sich niemals mit diesen Kapseln Geld verdienen ließe.

Viel Spaß beim Genießen.

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