Von Karl-Heinz Goedeckemeyer*
Aufgrund der starken Nachfrage nach Wohnimmobilien und des vergleichsweise hohen Bevölkerungswachstums sind die Preise in den innerstädtischen Bezirken Frankfurts sowie in den begehrten Wohnlagen des Vordertaunus vor allem für Neubauten kräftig angezogen. Wegen der begrenzten Verfügbarkeit von neuen Objekten, der eingeschränkten Verkaufsbereitschaft der bisherigen Eigentümer sowie der wachenden Käuferschicht aus dem Ausland – und hierbei vor allem aus dem asiatischen Raum dürften die Preise vor allem im höheren Segment weiter zulegen. Da insbesondere im mittleren und unteren Preissegment zu wenig gebaut wurde, steigen die Mieten und Preise seit dem Jahr 2010 in nahezu allen Lagen. Vor allem im Segment für Eigentumswohnungen (ETW) zeigt sich die außergewöhnliche Marktdynamik der letzten Jahre. Aufgrund der ungebrochenen Nachfrage nach neuen bzw. gebrauchten ETW`s sind die Verkaufspreise – nicht nur in den zentrumsnahen Toplagen – überproportional angezogen.
Wenngleich die Hauspreise in den bevorzugten Lagen weiterhin schneller steigen dürften als die Mieten, bleibt abzuwarten, ob sich die dynamische Entwicklung bei den Neubauten vor dem Hintergrund des hohen Preisniveaus in den bevorzugten Bezirken fortsetzen wird. Die unterdurchschnittliche Preisentwicklung im zweiten Halbjahr 2013 könnte zumindest ein Indiz dafür sein, dass der Spielraum für weitere (deutliche) Preisavancen begrenzt zu sein scheint, zumal die Karawane der Investoren in Richtung Mittelstädte weitergezogen ist, da hier größere Renditen zu erwarten sind. Im Kontrast dazu nähern sich die (noch günstigen) Preise der Nachkriegsbauten seit dem letzten Jahr an die Kaufpreisentwicklung der Neubauten an.
Des Weiteren findet der Neubau nur noch in bestimmten Bereichen statt, und zwar in jenen Gebieten, wo Bauträger und Investoren die höchsten Gewinne erwarten. Ferner ist zu beachten, dass Neubau-Eigentumswohnungen in der letzten Zeit im Durchschnitt zu 3.500 Euro/m² auf dem Markt kommen, was vor 10 Jahren eher die Ausnahme war. Da das große Gebiet um das Europaviertel inzwischen im Bau bzw. in der Vermarktung ist, ist davon auszugehen, dass die Neubautätigkeit allmählich nachlassen wird. Als Nächstes entsteht auf dem ehemaligen Gelände der Henninger Brauerei ein 140 m hoher Wohnturm der rund 200 Eigentumswohnungen beherbergen soll. Daneben entstehen auf dem 70.000 m² großen ehemaligen Henninger Areal rund 1.000 neue Wohnungen.
Überhaupt scheint Wohnen im Turm angesichts der zahlreich leer stehenden Büroetagen derzeit einen Boom zu erleben. Neben dem Henninger Turm befinden sich mehrere Bauprojekte im Europaviertel in der Realisierung. So errichtet die Nassauische Heimstätte-Tochter ProjektStadt derzeit einen 66 Meter hohen Turm mit dem Namen Praedium an der Europaallee. Nach Fertigstellung Ende 2016 verfügt der Turm über 242 ETW. Daneben ist neben dem Einkaufszentrum Skyline Plaza ein 160 m hohes Wohnhaus für rund 340 Wohnungen vorgesehen – es wäre das höchste seiner Art in Deutschland.
Obwohl die Stadt viele neue Wohngebiete ausgewiesen hat, stillen die Neubaumaßnahmen als Nachverdichtungen oder Konversionen nicht den Bedarf. Da aktuell jährlich 15.000 neue Einwohner hinzukommen, ist der Markt für Wohnimmobilien faktisch leer gefegt. Laut dem Bürgermeister und Planungsdezernenten Olaf Cunitz ist Frankfurt in den vergangenen zehn Jahren um 70.000 Einwohner gewachsen. Wenn sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen sollte, könnte die Zahl der Einwohnerzahl auf deutlich über 700.000 steigen. Per Ende 2013 lag der Bevölkerungsstand in der Mainmetropole bei 693.300 Menschen.
Gemäß des vom Gutachterausschuss veröffentlichten Immobilienmarktbericht 2014 sind die Preise für Neubauten durchschnittlich um 5 % auf 3.710 Euro/m² gestiegen. Die mit Abstand teuersten Neubauwohnungen wurden 2013 mit Ø rund 8.700 Euro/m² im Westend veräußert. Im Vergleich zu 2012 stieg der durchschnittliche Preis in dieser Lage um knapp 22 %, allerdings wurden 2013 hier nur 5 Neubauwohnungen verkauft (rund 90 % weniger als 2012). Im gleichen Stadtteil sollen zum Frühjahr 2014 in einem ehemaligen Bürohochhaus 30 bis 40 Eigentumswohnungen entstehen. Für die Wohnungen im Bauprojekt "Onyx" müssen Anleger bis zu 18.000 Euro pro Quadratmeter für eine Penthouse-Wohnung hinlegen – ein Rekordwert in Frankfurt.
Im Nordend/Ostend wurde für Neubau-Wohnungen 2013 sogar 40% mehr gezahlt als 2012, wobei auch hier die Zahl der Verkäufe um rund 80 % gesunken ist. Während im Nordend und Ostend je nach Bezirk zwischen 3.560 Euro und 4.940 Euro/m² gezahlt wurden, wurden in Sachsenhausen/Westhafen Wohnungen von rund 4.000 Euro/m² veräußert. Das vergleichsweise niedrige Preisniveau im Westhafen ist darauf zurückzuführen, dass dort keine Neubauten entstanden sind, sondern als Bestandsimmobilien betrachtet werden.
Wie dynamisch sich die Preise für Eigentumswohnungen im Zeitablauf 2006 – 2013 entwickelten, zeigt die Abbildung 1. Während die Preise für Neubauten deutlich schneller anstiegen, konnten Bestands-ETW in den letzten zwei Jahren den Rückstand allmählich aufholen.
Fortsetzung am 24.07.2014
* Der Beitrag ist eine aktualisierte Fassung eines Aufsatzes aus der aktuellen Ausgabe des Newsletters "Mit ruhiger Hand" Nr. 27 vom 7. Juli 2014 und wird hier mit Genehmigung des Verfassers und des Herausgebers veröffentlicht.
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