Digitales Vergessen und meine letzte Kolumne für das Wall Street Journal Deutschland

by Dirk Elsner on 22. Dezember 2014

Am Freitag hat der Verlag Dow Jones die deutsche Ausgabe des Wall Street Journals vom Netz genommen. Drei Jahre Journalismus sind in das digitale Nirwana geschickt worden, jedenfalls fast. Wer die Seite wsj.de besuchen will, der wird auf online.wsj.com/europe umgeleitet. Alle alten Links, die ich in meinem Blog auf verschiedenste Beiträge gesetzt habe, landen im digitalen Aus bzw. werden umgeleitet auf die Europaausgabe. Das ist für alle, die wie ich gern und viel verlinken, ein großes Ärgernis.

Immerhin, sind die nicht alle Beiträge gelöscht**, sondern unter einer geänderten URL noch auffindbar*. Das ist also nicht ganz so extrem, wie es der IDG-Verlag gemacht hat. Der hat tatsächlich alle Inhalte der CFO-Word, für die ich ebenfalls geschrieben habe, ausradiert. Mich schmerzt es, wenn digitale Inhalte einfach verschwinden, als hätten sie nie existiert.

Nach diesen Ärger, den ich hier einfach loswerden musste, folgt hier der Hinweis auf meine letzte Kolumne

Das Ende vom Anfang des digitalen Wandels in der Finanzwelt(Link sollte funktionieren).

 

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Ich schließe damit den Kreis zu meiner ersten Kolumne für das Wall Street Journal vor zweieinhalb Jahren. Sie erschien am 12. Juli 2012 unter dem Titel

Die Welt braucht Banken – Banken brauchen Wandel 

Ich schloss damals

“In nahezu allen Geschäftsfeldern, in denen die Banken aktiv sind, haben kreative Köpfe damit begonnen, ihre Ideen auszusähen (eine regelmäßig aktualisierte Übersicht gibt es hier). Heute wissen wir nicht, welche Saat davon aufblühen wird. Aber diese Kolumne wird das Wachstum begleiten und darüber berichten, welche Ideen sich durchsetzen.”

Zweieinhalb Jahre später ist das Bild deutlicher. Die Leser konnten in dieser Kolumne viele Ideen von Start-ups und etablierten Unternehmen kennenlernen. Die Branche selbst spricht mittlerweile von “financial technology” oder Fintech-Unternehmen. Unter den FinTech-Unternehmen sehen wir viele Ansätze, die so nur in der digitalen Welt entstehen können. Ein Beispiel dafür sind Finanzierungsplattformen, die Anleger und Finanzierung suchende Personen und Unternehmen zusammenbringen. Mit seinem Gang an die New York Stock Exchange hat das Unternehmen Lending Club Mitte Dezember gezeigt, dass auch FinTechs in die erste Börsenliga können. Für mich markiert das einen weiteren Meilenstein für den Wendepunkt des digitalen Wandels im Finanzsektor.

Ob “disruptive Technik” allerdings Banken töten wird, wie sich das einige Apologeten der digitalen Szene wünschen, bezweifele ich stark. Die etablierte Kreditwirtschaft hat trotz ihres digitalen Nachholbedarfs weiter einen enormen Vorsprung bei Erträgen und Geschäftsanteilen. Noch scheint es allerdings so, als wüssten sie diesen Vorsprung nicht auszuspielen. Viele Banken sind weiter auf ihre analogen Produkte fixiert und sehen die neue Technologien lediglich als Absatzkanäle, wie der britische Bankenexperte und Buchautor (“Digital Bank”) Chris Skinner kürzlich zurecht kritisierte.

Aber sie tasten sich heran. André M. Bajorat zählt in seiner Übersicht “Banken und Fin-Tech Kooperationen in GER” derzeit 25 Institute auf, die in verschiedenen Formen den Zusammenschluss proben. Banken kommentieren den digitalen Wandel nicht mehr nur skeptisch vom Spielfeldrand, sondern beginnen, ihre neue Position auf dem Platz zu suchen.

Welche Newcomer sich in den nächsten Jahren durchsetzen werden und welche Banken mithalten können, wird man nicht mehr im Wall Street Journal Deutschland lesen können. Diejenigen, die diese Kolumne vermissen, werden sie ab dem 8. Januar im gewohnt 14-tätigen Rhythmus auf der Webseite des Monatsmagazins Capital lesen können.

Ich habe die alten Links auf meiner Übersichtsseite meiner Kolumne korrigiert, so dass alle Beiträge weiter über die Seite

Digital Finance: Kolumne Bankenwandel für das Wall Street Journal

Im Rest meines Blog werden leider hunderte Links die Leser in die Irre führen. Ich habe zwar von Markus Sagebiel per Twitter einige Hinweise erhalten, wie ich über Plugins und/oder Datenbank-Operationen die alten Links korrigieren kann. Mir ist das aber zur riskant. Ich möchte nicht meinen Weihnachtsurlaub mit dem Wiederaufbau meines Blogs verbringen. Ich lasse die alten Links ins Leere laufen als weiteres Mahnmal dafür, wie große Verlage mit digitalen Content umgehen.

 


* Dow Jones hat durch eine Umstellung die URLs der Beiträge verändert.

WSJ URL Änderung

Die alten Links führen auf die Homepage des WSJ Europa, die neuen Links führen auf die alten Beiträge. Insofern ist der alte Content nicht gelöscht, sondern existiert noch. Er ist auch über Google zu finden.

Theoretisch kann man über diese URL suchen: http://www.wsj.de/search/search.html . Aber Dow Jones ist anscheinend technisch so beschlagen, dass es auch hier auf die alten URLs hinweist, womit diese Suche nutzlos ist. Es wirkt so, als sei der gesamte Content per Knopfdruck ausradiert.

** Stephan Dörner, bis vergangenen Freitag Tech-Redakteur und Start-up-Reporter für das Wall Street Journal, korrigierte diese Aussage. Er twitterte gestern.


Und zum Schluss der Kolumne durfte ich ein letztes Mal den ersten Platz in den Trends belegen. Danke

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