Wird die Blockchain an ihrem 10. Geburtstag erwachsen: 5 Thesen zur Blockchain-Technologie

by Dirk Elsner on 27. November 2018

Manche sagen, die Blockchain wird sämtliche Geschäftsprozesse verändern. Ich bin da etwas vorsichtiger und sage, sie hat zumindest das theoretische Potenzial viele Geschäftsprozesse zu verändern. Zum Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts konnten sich viele auch noch nicht vorstellen, dass die Elektrizität so viele Veränderungen nach sich zieht und sie erst so etwas wie Computer, Digitalisierung und damit auch Blockchain hervorbringen konnte.

Vorvergangene Woche war ich auf einer Panel-Diskussion auf der Euro Finance Week zu den Herausforderungen an die Blockchain in Financial Services. Zur Vorbereitung wurde ich gebeten, fünf Thesen zu der Anwendung der Technologie zu formulieren:

  1. Mit ihrem 10-jährigen Bestehen befindet sich die Blockchain-Technologie etwa im Vergleich der Dauer der Einführung von Elektrizität und der Computertechnologie noch im Säuglingsalter.
  2. Die breite Nutzung dieser Technologie setzt viel umfassendere Kooperationen zwischen Unternehmen voraus als wir sie bislang sehen. Bisher entstehen viele bilaterale Prototypen, die theoretisch sinnvoll sind. Effizienzvorteile ergeben sich daraus aber nur, wenn sie von möglichst vielen Teilnehmern eingesetzt wird.
  3. Die rechtlichen Rahmenbedungen müssen angepasst werden, wenn die Technologie breitere Verwendung finden soll. In einem Land, in dem Bargeld immer noch als gesetzliches Zahlungsmittel gilt und verschiedenste Transaktionen die Form physischer Dokumente mit eigenhändigen Unterschriften (z.B. bezeugt durch eine dritte Person wie einen Notar oder einen Standesbeamten) erfordern, besteht ein akuter rechtlicher Aktualisierungsbedarf.
  4. Die Robustheit der Technologie muss sich erst in der Praxis zeigen. Im Sinne von Nassim Nicholas Taleb könnte die Blockchainisierung der Wirtschaft auch die Fragilität erhöhen, also die Anfälligkeit gegen Störungen. Wie etwa verfügt man über Güter, wenn kein Strom oder kein Internet zur Verfügung steht. Was machen Inhaber von Verfügungsrechten, wenn sie ihren kryptografischen Schlüssel verlieren?
  5. Wer aus den Thesen 1. bis 4. ableitet, man müsse sich heute nicht mit dieser Technologie befassen, der liegt verkehrt. Wer als Unternehmen hier selbst Akzente setzen will und vorbereitet sein möchte, der sollte zumindest auf der Fachseite und der IT-Seite schrittweise Know how aufbauen und Erfahrungen sammeln.

Damit diese Thesen nicht einfach luftleer im Raum schweben, habe ich meine Gedanken in der aktuellen Kolumne für Capital zusammengefasst unter dem Titel

Wird die Blockchain an ihrem 10. Geburtstag erwachsen?

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