Aufstrebende Technologien im Banking machen allein noch keine neuen Produkte

by Dirk Elsner on 23. September 2019

Der aus der Tech-Branche kommende Boom an innovativen Entwicklungen ist einerseits wirklich faszinierend, andererseits lässt er selbst Technik-Enthusiasten atemlos fragen, wer da noch hinterher kommen kann. „Ständige Veränderungen sind das Mantra des modernen Lebens“, leitet der Evolutionsbiologe David Sloan Wilson den Abschnitt „Adaption to Change“ seines aktuellen Buches „The View of Life“ ein. Wilson plädiert darin für eine evolutionäre Sichtweise auf Veränderungen und bezeichnet das als „evolve“ und „adapt“. Das, so Wilson, gelte heute noch stärker, weil mittlerweile jedes Jahrzehnt transformierend zu sein scheine. Es gelte effektive Veränderungsmethoden zu entwickeln, damit Unternehmen anpassungsfähiger werden und damit länger überleben.

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Präsentation von Hans-Joachim Koeppen, Technical Leader von IBM, Between the Towers

Die Evolution der Innovationen wird in diesen Zeiten durch ständig variierende Technologien angetrieben. Dokumentiert wird dies von der US-Analysefirma Gartner in ihren bekannten Hype Cycle-Analysen. Der im vergangenen Jahr veröffentlichte Hype Cycle for Digital Banking Transformation enthält für viele heute noch exotisch klingende Technologien wie Blockchain, Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge (= Internet of Things kurz IoT). Allein hinter den Megatrends künstliche Intelligenz und Blockchain verbergen sich mittlerweile so viele Technologien und Mikrotrends, dass Gartner dafür jeweils eigene Hype Cycles veröffentlicht. Daneben werden Studie und Medien nicht müde neue Technologien anzupreisen nach dem Motto “Biggest Technology Trends In 2020 Everyone Must Get Ready For Now”.

Kein Unternehmen der Welt kann sich gleichzeitig mit allen neuen Technologien beschäftigen, nur weil Gartner das empfiehlt. Selbst die Top-Technologie-Unternehmen dürften damit überfordert sein. Stattdessen konzentrieren sich Unternehmen auf die Technologien, von denen sie vermuten, dass sie das eigene Geschäftsmodell verändern könnten.

Folgt man den einschlägigen Empfehlungen von Unternehmensberatungen und Fachpublikationen, dann müsste sich heute die Finanzbranche neben künstlicher Intelligenz und Blockchain mit dem Internet der Dinge, Quantum Computing und vielen weiteren Technologien befassen. Erfahrungen zeigen aber, dass an neue Technologien oft mit falschen Fragestellungen herangegangen wird. Also etwa, wie kann uns die Blockchain-Technologie helfen, unsere bestehenden Finanzprodukte und die im Hintergrund dafür notwendigen Abwicklungsprozesse zu verbessern? Ich halt dies für zu kurz gesprungen, denn dann suchen Unternehmen zu einer neuen Technologie ein Problem oder einen Optimierungsbedarf für die bestehenden Produkte. Für geeigneter halte ich die Fragestellung, welche praktischen Themen oder Anforderungen (potenzieller) Kunden lassen sich mit Hilfe welcher Technologie verbessern oder neu entwickeln lassen. Darum geht es in meiner September-Kolumne für Capital, die unter dem Titel erschienen ist:

Neue Technologien ergeben noch keine neuen Banking-Produkte

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