Blendet Google mit Chrome Medien und Webwelt?

by Dirk Elsner on 3. September 2008

Erstaunlich, wie es Google gelungen ist, innerhalb weniger Stunden einen enormen Hype um seinen Browser zu entfachen. Die riesigen Vorschusslorbeeren, mit denen der Start begleitet wird, sind mir suspekt. Ich vermisse die kritischen Untertöne insbesondere von Spiegel Online und heise.de. Der Code von Chrome ist entgegen der Ankündigungen gem. seinen Nutzungsbedingungen (Ziffer 10.2) Closed Source. Gleichwohl stellt Google die Sourcen zur Verfügung.

Das Google ihn für die eigenen Zwecke verwenden wird, ist klar, wenn man sich Ziffer 11.1 der Nutzungsbedingungen durchliest. Dort heißt es u.a.

„Durch das Übermitteln, Einstellen oder Anzeigen von Inhalten erteilen Sie Google eine unbefristete, unwiderrufliche, weltweit gültige, unentgeltliche und nicht exklusive Lizenz zum Vervielfältigen, Anpassen, Modifizieren, Übersetzen, Veröffentlichen, zum öffentlichen Darstellen und Anzeigen sowie zum Vertreiben sämtlicher mithilfe der Services übermittelten, eingestellten oder angezeigten Inhalte. Diese Lizenz dient einzig dem Zweck, Google das Anzeigen, Vertreiben und Bewerben der Services zu ermöglichen, und kann gemäß den sonstigen Bedingungen des jeweiligen Service jederzeit wieder entzogen werden.“ (Hervorhebungen durch Verfasser).

Zum Nachdenken Anlass gibt auch Ziffer 20.7 der Nutzungsbedingungen (dem A+media dev-Blog sei für die Herausstellung gedankt):“

Die Bedingungen sowie die Beziehung zwischen Ihnen und Google gemäß den Bedingungen unterliegen den Bestimmungen der englischen Gesetzgebung. Sie und Google stimmen zu, sich zum Zwecke der Klärung sämtlicher rechtlichen Angelegenheiten, die sich aus den Bedingungen ergeben, der ausschließlichen Zuständigkeit der englischen Rechtsprechung zu unterwerfen. Dessen ungeachtet stimmen Sie zu, dass es Google weiterhin freisteht, in einer beliebigen Gerichtsbarkeit eine einstweilige Verfügung (oder eine Verfügung ähnlicher Art) anzustreben.“

Ich hoffe, dass die Berichterstattung in den nächsten Tagen etwas mehr Distanz zu Google walten lassen wird. Andernfalls würde sich mein Unbehagen verstärken, dass Google aufgrund seines dominanten Einflusses auf den Besuch von Webseiten und damit auf die Werbeeinnahmen, inzwischen von vielen Medien unangetastet bleibt. Darin sähe ich übrigens eine viele größere Gefahr als durch einen neuen und technisch gut gemachten Browser, der sich anschickt das Web zu erobern.

Immerhin stellen die Blogger die richtigen Fragen, wie z.B. Jan Tißler am Ende seines Beitrags.

Comments on this entry are closed.

Previous post:

Next post: